Den ersten Tag haben unsere Live-Blogger Chris und Alex beim Swiss Epic geschafft. Gleich zum Auftakt warteten 86 Kilometer und 3.000 Höhenmeter auf die Jungs. Gemütlich Einrollen konnten die Beiden selbstverständlich nicht, denn auf dem ersten Teilstück ging‘s direkt zur Sache – und zwar in einer Dauerdusche. Gleichzeitig gibt’s die erste Liebeserklärung an eine Dropperpost! Viel Spaß beim Lesen!
Bevor wir mit Etappe 1 durchstarten wollen wir ein paar Worte zu den zwei Tagen zuvor verlieren:
Das „Packen“ für einen solchen Event hat uns mal wieder länger beschäftigt. Wie viele Hosen nehmen wir mit, wie viele Oberteile? Welche Kleidung benötige ich für den Extremfall? Wie viele Gels und Riegel muss ich einpacken (ja, Sponser versorgt komplett, doch unser Körper springt ganz gut auf die Koffein-Gels eines Tübinger Nahrungsergänzungsmittelherstellers an…), und vor allem was benötigen wir an Ersatzteilen für unsere Bikes? Unsere Packliste war lang, doch wir sind ja auch fünf Tage im Hochgebirge unterwegs. Man muss daher auf alles vorbereitet sein.
Die „Anfahrt“ war für Chris recht lange (ab Hamburg), für Alex hingegen entspannt. Etwas nervös wurden wir allerdings, als Christian am Montagmorgen feststellte, dass er seine Bikeschuhe in Hamburg liegengelassen hat. Im fahrrad.de Store in Stuttgart haben wir aber noch kurzerhand was Passendes bekommen.
Die „Registrierung“ vor Ort war extrem einfach und super vorbereitet: Jegliche Unterlagen (Startnummer, Streckenprofile, Zeitnahme) waren vorbereitet in einem Umschlag. Dieser beinhaltet auch ein Tracking-System, welches uns als Team im Notfall lokalisieren kann. Außerdem können Familie und Freunde das Rennen mithilfe der „Epic Series“-App online verfolgen. Die App ist übrigens auch ganz cool (unsere Startnummer, falls ihr uns folgen wollt: 184). Race-Updates werden direkt drauf gespielt, ebenso Ergebnislisten, Infos zur Strecke etc. Hier hat sich seit unserem letzten Start vor 5 Jahren wirklich Einiges verbessert! Super ist auch der SMS Service, der einem für den Folgetag den Startblock, abhängig von der Performance des Vortags, mitteilt. Die Blocks werden nämlich im Abstand von 5 Minuten ins Rennen geschickt.
Das „Ankommen“ im ersten Hotel in Davos lief wie am Schnürchen. Zimmer wurde bezogen, Auto für die 5 Tage auf dem Riders Parking an der Jakobshornbahn geparkt und dann ein kurzer Check der Bikes. Je fortgeschrittener der Tag, desto klarer wurde uns, dass wir uns auf der ersten Etappe auf einen Regentag einstellen müssen…
Und nun natürlich zum ersten Tag: Der Wecker klingelte um halb 6 morgens. Der erste Gang war auf den Balkon und dann die Gewissheit: Es gießt aus Kübeln ;-) Die Motivation konnte an so einem frühen Regentag nur durch motivierende Beats kommen. Das hat geklappt – doch wir haben uns nach dem Frühstück sicher dreimal umgezogen, bis alles passte. Oh ja, wir müssen uns erst mal einspielen. Am Ende haben wir mit einer Regenhose , einem wasserabweisenden Trikot und darüber mit wasserabweisender Windjacke plus Überschuhe das Hotel verlassen. Nicht zu vergessen: Über dem Helm trugen wir eine Duschhaube, unter den Handschuhen Einweghandschuhe. Den trockenen Kopf hatten wir sehr lange, trockene Hände sicher länger als ohne Einweghandschuhe!
„Heute regnet es sicher nur einmal“ hörten wir von einem der Teams, mit denen wir dann um 07.40 Uhr am Start standen. Es regnete zwar, doch der Moderator hat es geschafft, das Starterfeld ziemlich gut zu motivieren. „Zu Beginn nicht überpacen“ nahmen wir uns vor, also gingen wir locker an und hielten uns im hinteren Teil unserer Gruppe auf. Die nervösen, auf Platzierung fahrenden Teams waren direkt weg, das Feld in dem wir uns bewegten war cool drauf und fuhr vor allem bedacht und nicht aggressiv!
An dieser Stelle noch eine Beobachtung zum Starterfeld: Extrem international! Während die Transalp von deutschen Teilnehmern dominiert wird, gibt es hier recht wenige. Man verständigt sich in der Regel auf Englisch.
Chris hat auf dem ersten Trail einen kleinen harmlosen Abgang gemacht, den er damit rechtfertigte, dass er ja das erste Mal richtig auf seinem neuen Orbea Oiz sitzt. Ja, richtig gehört… Sein Orbea stand wochenlang in seiner Wohnung, wurde aber nur sehr selten gefahren. Begründung: In Hamburg gibt’s eh keine Berge ;-) Ja das ist mutig…. Alex möchte das auch nicht kommentieren. Im ersten Trail schoss uns zum ersten Mal Adrenalin durch den Körper. Nasse Wurzeln und steil bergab, doch Geschwindigkeit gibt ja bekanntlich Sicherheit. Chris entdeckt so langsam sein neues Bike und die Vorzüge seiner versenkbaren Sattelstütze!
Bei Kilometer 40 hatte war Chris‘ Pedal nicht mehr mit seiner Kurbel verschraubt, sondern hing lose an seinem Schuh. Entweder war die Wattzahl zu hoch oder das Pedal nicht fest genug. In Anbetracht der Umstände wohl eher letzteres – wobei: „In Hamburg hats doch gehalten, haha“. Das Pedal war schnell wieder drin und die kurze Pause dankte uns unser Körper auch. Wir kurbelten zielstrebig den Albula Pass hoch (oben hats dann aufgehört zu regnen), meist begleitet vom spanischen Team „Imparables 2“, die bergauf ebenso gesprächig waren wie Alex, der an diesem Pass wohl seine Tageshöchstform erreichte. Am Ende des Passes schoben wir kurz über ein Schneefeld bis wir uns in den Albula Trail 600 Tiefenmeter nach unten stürzen konnten. Feinste Trails, zwar etwas nass, aber ideal für unsere Fullys. Mit einem dicken Grinsen im Gesicht surften wir hinab ins Tal. Nicht nur einmal musste sich Alex anhören, wie „geil doch so eine versenkbare Sattelstütze ist“ und „warum die Marathonfahrer so lange darauf warten mussten“. Nach der Abfahrt schmerzten die Handgelenke, der Lockout unserer beiden Gabel funktionierte nicht mehr, doch wir waren mit Adrenalin so vollgepumpt, dass wir die Kilometer im Flachen bis kurz vor St. Moritz gerade so wegdrückten.
Doch dann: Wir hatten es uns ja schon fast gedacht… mussten wir nochmal eine Schleife um den Zielort fahren inklusive einiger giftiger kurzer Anstiege und einem Trail in den Zielort. Der letzte Kilometer dann auf Asphalt und schon waren wir auch im Ziel. Fahrtzeit 6:20 Stunden. Insgesamt kamen wir auf Position 147 von 300 Teams ins Ziel. Morgen um 08:15 Uhr geht es dann weiter aus Startblock C hier in St.Moritz. Natürlich ist auch wieder Regen für morgen angesagt…
Die italienischen Teams von Trek Selle San Marco holen sich zum Auftakt des Swiss Epic 2019 in Graubünden den Doppelsieg, während bei den Frauen die beiden Schweizerinnen Corina Gantenbein und Kathrin Stirnemann triumphieren.
Zum Start des ersten Swiss Epic in Graubünden führte das Rennen von Davos nach St. Moritz und die erste Etappe bot sogleich einen furiosen Auftakt ins fünftägige Etappenrennen. Bei den Männern musste das italienische Team Trek Selle San Marco mit Michele Casagrande und Fabian Rabensteiner ihr ganzes Repertoire für den Etappensieg abrufen und überquerte die Ziellinie 0.3 Sekunden vor ihren Teamkollegen Samuele Porro & Damiano Ferraro. Nicht minder interessant gestaltete sich das Rennen bei den Frauen, in dem die Schweizerinnen Corina Gantenbein und Kathrin Stirnemann vom Team S-Phyre trotz mehrmaligen Führungswechseln auf der 86 Kilometer langen Etappe als Erste in St. Moritz einfuhren.
Aufgrund von starken Regenfällen in der Nacht musste die Strecke der ersten Etappe leicht angepasst werden, was in Anbetracht der Bedingungen jedoch niemandem im Feld ein Dorn im Auge war. Nach wenigen Kilometern waren alle Fahrer voller Schlamm, die Brillen dienten ihrem Zweck nicht mehr und die Trikots wiederspiegelten die Bedingungen auf der Strecke eins zu eins. Das Wetter und das schwierige Terrain taten den hervorragenden Leistungen der Trek Selle San Marco Teams jedoch keinen Abbruch.
Auf den ersten 50 Kilometern führte eine Favoritengruppe um die beiden Trek Selle San Marco Teams, dem BiXS Pro Team sowie jb BRUNEX / FISCHER BMC, Devonbosch Stellenbosch, Texpa Simplon, Centurion Vaude und Buff SCOTT das Feld an und trieb sich gegenseitig zu Höchstleistungen. “Wir wollten von Beginn weg an der Spitze fahren um das Tempo zu kontrollieren, was zu Beginn hervorragend funktionierte, doch beim langen Aufstieg zum Albula Pass hinauf konnten wir nicht mehr mit den Trek Teams mithalten“, so Konny Looser vom BiXS Pro Team.
Als die Anstiege immer steiler wurden, reduzierte sich die ehemals große Führungsgruppe und einige Teams mussten aufgrund des horrenden Tempos des italienischen Quartetts von Trek Selle San Marco von der Spitze abreissen lassen. So konnte lediglich das junge jb BRUNEX / Fischer BMC Team mit Casey South und Noah Blöchlinger noch eine Weile mithalten. Das Tempo des Führungsquartetts war jedoch schlichtweg zu hoch und so verloren die Beiden schlussendlich den Anschluss. Der Trainingsblock von Trek Selle San Marco, welche sie vor dem Rennen in den Dolomiten auf 2312 Metern über Meer einlegten, erwies sich damit als äußerst wertvoll.
“Wir haben das Rennen heute voll und ganz genossen,“ meinte ein sichtlich vom Schlamm gezeichneter Samuele Porro an der Ziellinie. „Wir waren stärker bei den Anstiegen, doch wir wollten bei den Abfahrten aufgrund der schwierigen Bedingungen nicht zu viel Risiko eingehen. Dies war jedoch erst der Auftakt und uns steht noch eine lange Woche bevor – doch heute sind wir überaus zufrieden“, so Porro weiter.
Für das Management vom Team Trek Selle San Marco entwickelte sich die erste Etappe trotz der Unklarheit eines klaren Leaderteams ideal. Porro und Ferraro sowie Casagrande und Rabensteiner trieben sich gegenseitig an und überquerten die Ziellinie gemeinsam. Der weitere Verlauf des Rennens wird zeigen, wie sich diese Dynamik entwickeln wird. Sicher ist, dass das Quartett in dieser Zusammensetzung nur schwer zu schlagen sein wird, doch bei Unstimmigkeiten steht nicht zuletzt das Teams jb BRUNEX / Fischer BMC bereit, um das gelbe Leadertrikot anzugreifen. Mit rund 6 Minuten Rückstand nach der ersten Etappe auf Casagrande und Rabensteiner müssen Casey South und Noah Blöchlinger auf den restlichen 261 Kilometern jedoch alles in die Waagschale werfen.
Bei den Frauen bot das Rennen an der Spitze weniger Dynamik als bei den Männern, womit die Etappensieger Gantenbein und Stirnemann zwar einen komfortableren Vorsprung auf die Zweitplatzierten herausfahren konnten als bei den Männern, doch die Spitze ist weitaus enger beisammen.
“Das war ein richtiger anstrengender Tag mit dem Schlamm und dem Regen“, meinte Gantenbein an der Ziellinie in St. Moritz. „Es war super, dass wir uns auf der Abfahrt neu sammeln konnten und dann nochmals Zeit gut machen konnten“, so Gantenbein weiter. Auf die Frage, wie sie Alice Pirard und Stefanie Dohrn vom Team Centurion Vaude – welche bis über den Albulapass die Führung verteidigen konnten – ein- und überholen konnte, meinte Gantenbein: „Die letzten Kilometer waren richtig hart und ich hatte ein wenig mit Krämpfen zu kämpfen – vermutlich aufgrund des Wetters und der Kälte. Zum Glück erwische Kathrin Stirnemann einen hervorragenden Tag und konnte mich auf den letzten Kilometern anführen.“ Trotz Krämpfen zeigte sich Gantenbein wenig später bereits wieder bestens gelaunt und unterstrich damit, dass mit den Beiden auch weiterhin zu rechnen sein wird.
Pirard und Dohrn konnten trotz starkem Start am Ende nicht triumphieren. Als Führende auf dem Albulapass angekommen, wurden sie auf der sieben Kilometer langen Abfahrt von Gantenbein und Stirnemann überholt. Auf den letzten Metern musste das Centurion Vaude Team auch noch Ariane Lüthi und Samara Sheppard passieren lassen, welche beim Schlussspurt auf der Finish Line die besseren Sprintfähigkeiten besassen und sich eine Sekunde vor Pirard und Dorhn klassierten. Damit zeichnet sich bei den Frauen ein Kopf-an-Kopf Rennen im weiteren Verlauf der Woche ab, mit drei Teams klassiert innerhalb von 38 Sekunden.
Die zweite Etappe vom Swiss Epic in Graubünden führt die Fahrer 69 Kilometer rund um St. Moritz und beim Naturspeichersee Lej Alv zum höchsten Punkt der diesjährigen Etappe. Mit einigen kniffligen Anstiegen in den letzten 25 Kilometern ist ein spannendes Finale der Etappe vorprogrammiert. Aufgrund des heutigen Rennverlaufs dürfen speziell die Leistungen der Trek Selle San Marco Teams bei den Männern sowie dem Centurion Vaude Team bei den Frauen mit Spannung erwartet werden. Die Etappe startet um 08:00 Uhr im Race Village auf dem Plazza Rosatsch in St. Moritz.
Resultate
UCI Men | 1. Etappe:
1. Trek Selle San Marco A: Michele Casagrande & Fabian Rabensteiner (3:52:20,6)
2. Trek Selle San Marco: Samuele Porro & Damiano Ferraro (3:52:20,9 | +0,3)
3. jb BRUNEX / Fischer BMC: Casey South & Noah Blöchlinger (3:58:21,7 | +6.01,1)
4. BiXS Pro Team: Konny Looser & Oliver Zurbrügg (3:59:05,7 | +6.45,1)
5. Devonbosch Stellenbosch: Frans Claes & Sören Nissen (4:00:47,5 | +8.26,9)
UCI Women | 1. Etappe:
1. Shimano S-Phyre: Corina Gantenbein & Kathrin Stirnemann (4:59:23,1)
2. Wielka Orkiestra Świątecznej Pomocy: Ariane Lüthi & Samara Sheppard (5:00:00,4 | +37,3)
3. Centurion Vaude 2: Alice Pirard & Stefanie Dohrn (5:00:01,4 | +38,3)
4. Team ÅBRO / Fairtree: Jennie Stenerhag & Katie Lennard (5:13:31,0 | +14.07,9)
5. KS TREK – Sportograf: Adelheid Morath & Bettina Janas (5:16:38,8 | +17.15,7)
Alle Ergebnisse findet ihr hier.
Alle Artikel zum Swiss Epic 2019:
- Swiss Epic 2019 Live-Berichte: Unsere Fitness, unser Material – ein Fazit
- Swiss Epic 2019 – Rennbericht Tag 5: Heute geben wir mal so richtig Gas!
- Swiss Epic 2019 – Rennbericht Tag 4: Don’t limit your challenges – challenge your limits
- Swiss Epic 2019 – Rennbericht Tag 3: Manchmal läuft’s anders als geplant!
- Swiss Epic 2019 – Rennbericht Tag 2: Ride, Refuel, Rest, Repeat – wir kommen langsam in diesem Modus an!
- Swiss Epic 2019 – Rennbericht Tag 1: Gemütlich Einrollen können wir vergessen!
- Swiss Epic 2019 Live-Berichte: Chris & Alex stellen sich vor!
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