War es nun der spannendste Weltcup der Geschichte oder nicht? Die Experten streiten sich. Fakt ist, dass seit etlichen Jahren das MTB-Publikum nicht mehr in den Genuss solch packender Rennen kam. Am Ende siegten Pauline Ferrand-Prevot und Lars Forster – zudem überzeugten die deutschen Herren. Wir haben für euch die Fotostory zum Weltcupfinale in Snowshoe!
Damen: Ferrand-Prevot mit einem langen Atem
Eine Woche nach ihrem WM-Titel triumphierte Pauline Ferrand-Prevot auch beim Weltcupfinale in Snowshoe. In einem spannenden Rennen verwies die Französin Anne Terpstra auf Rang zwei. Den dritten Platz auf dem Podium sicherte sich Annie Last. In der Weltcupgesamtwertung gab es hingegen Dramatik pur: Jolanda Neff verlor, gesundheitlich angeschlagen, noch das Leaderjersey an Kate Courtney.
Der Kurs in West Virgina war speziell – ohne Zweifel. Verhältnismäßig flach, technisch keineswegs einfach, aber eben auch nicht sonderlich selektiv. Die Rundenlänge lag zwar bei 3,8 Kilometern, doch die Rundenzeiten mit etwas mehr als neun Minuten bei den Herren und grob elf Minuten bei den Damen deuteten auf einen High-Speed-Kurs hin. Dass sich Fahrerinnen oder Fahrer vom Rest des Feldes absetzen konnten, war praktisch kaum möglich. Einerseits gab es Experten, die diese Streckenführung nicht sonderlich gut hießen, andererseits sorgte sie auch für eines der spannendsten Weltcupwochenenden aller Zeiten.
Bei den Damen war recht früh eine siebenköpfige Spitzengruppe gemeinsam unterwegs. Etwas überraschend fehlte darin die Vizeweltmeisterin Jolanda Neff, die im Kampf um die Weltcupgesamtwertung mit einer Erkältung deutlich gehandicapt war. Während vorne die Gruppe unaufhaltsam ihre Kreise zog, kämpfe Neff mit aller Kraft um den Anschluss. Ihre Rivalin im Kampf um den Overallsieg, Kate Courtney, befand sich währenddessen in der eben erwähnten Spitzengruppe, musste vor ihrem Heimpublikum allerdings ebenfalls an ihr körperliches Limit gehen. Die US-Amerikanerin musste zeitweise immer wieder um den Anschluss kämpfen, doch sie biss sich fest und kam Ende auf Rang fünf ins Ziel. Für Neff war nicht mehr möglich als Platz elf, sodass sie den Gesamtsieg an Courtney abgeben musste.
Im Kampf um den Tagessieg wurde es hingegen äußerst spannend. Jenny Rissveds hinterließ zunächst einen starken Eindruck, fiel dann allerdings aufgrund eines Defekts zurück und konnte im Kampf um den Sieg nicht mehr eingreifen. Anne Terpstra versuchte in der vorletzten Runde den Verfolgerinnen mit einem kraftvollen Antritt zu entkommen, doch im letzten Umlauf wurde sie von Pauline Ferrand-Prevot wieder gestellt. Die Französin ging direkt an der Ghost-Fahrerin vorbei und fuhr ihrem fünften Weltcupsieg entgegen. Terpstra sicherte sich Rang zwei vor der überraschend starken Britin Annie Last.
Elisabeth Brandau konnte nach einem verkorksten WM-Rennen auch in Snowshoe nicht an ihr gewohntes Leistungsniveau anknüpfen. Ihr angebrochenes Steißbein machte der deutschen Meisterin mehr zu schaffen als gehofft. Nach einer langen Saison scheint bei der zweifachen Mutter der Akku allmählich leer zu sein – wer mag es ihr verdenken. Sie wurde am Ende 35. und fiel in der Gesamtwertung noch von Rang acht auf elf zurück. Adelheid Morath zeigte einen soliden Aufritt in den USA. Zwar ist Platz 37 nicht ganz das erhoffte Ergebnis, doch mit einem Start aus der letzten Startreihe kann sie mit ihrer Leistung allemal zufrieden sein.
Fotostory Damen
Herren: Lars Forster holt sich den Premierensieg
Lars Forster hat sich seinen ersten Weltcupsieg gesichert. Der Schweizer distanzierte auf den letzten Metern seinen Lehrmeister und Teamkollegen Nino Schurter. Dritter wurde Maxime Marotte vor Henrique Avancini. Der Gesamtweltcup war schon vor dem Finale zugunsten von Nino Schurter entschieden.
Wie eingangs des Berichts erwähnt, bot auch das Herrenrennen jede Menge Spannung. Natürlich hatte auch dies mit der besonderen Streckencharakteristik in Snowshoe zu tun, doch es wäre vermessen die guten Leistungen einiger Akteure lediglich auf das Streckenprofil zu reduzieren. Da wäre zunächst einmal Manuel Fumic, der das beste Weltcuprennen dieser Saison fuhr. Der Cannondale-Profi hielt sich das ganze Rennen in der Spitzengruppe auf und war neben Lars Forster der einzige Fahrer, der Nino Schurter nach dessen Hinterraddefekts folgen konnte, um die Lücke zu Henrique Avancini wieder zu schließen. Eingangs der letzten Runde attackierte Fumic sogar, setzte sich an die Spitze und rutschte unglücklich weg. Damit war einerseits ein Podiumsresultat zunichte und vor allem die Tür offen für Nino Schurter und Lars Forster, die das Malheur von Fumic nutzten und sich vom Rest des Feldes absetzen konnten.
Und damit wären wir beim zweiten Akteur, der mehr als überzeugte in West Virginia: Lars Forster. Der Schweizer startete gut in die Saison und sicherte gemeinsam mit Schurter den Sieg beim Cape Epic, doch im Weltcup lief es derweil alles andere als rund für den Scott-SRAM-Piloten. In Snowshoe war er hingegen bärenstark unterwegs und fand sich letztendlich gemeinsam mit seinem Lehrmeister an der Spitze des Feldes wieder. Schurter gab das Tempo in der letzten Runde vor, Forster folgte und attackierte wenige hundert Meter vor dem Ziel. Der 26-Jährige fuhr daraufhin seinem ersten Weltcupsieg entgegen und schnappte seinem Teamkollegen den historischen 33. Weltcupsieg vor der Nase weg. Doch Schurter war keineswegs enttäuscht: Er freute sich mit seinem jungen Kollegen derart im Ziel, dass es den Anschein hatte, als gäbe es zwei Gewinner des XC-Rennens in Snowshoe. Im Sprint um Rang drei setzte sich am Ende Maxime Marotte durch. Manuel Fumic wurde am Ende Sechster.
Und zu guter Letzt gab es noch eine ganze Reihe deutscher Athleten, die ebenfalls derart im Finale überzeugten, dass es zum besten Weltcupergebnis aus deutscher Sicht seit etlichen Jahren kam. Georg Egger fuhr ein starkes Rennen und belohnte sich mit Platz 16, Luca Schwarzbauer wurde in seinem ersten Elite-Jahr 19., Ben Zwiehoff finishte trotz Defekt auf Rang 27 und Markus Schule-Lünzum erreichte als 29. das Ziel.
Fotostory Herren
U23-Damen: Richards triumphiert ein letztes Mal
Im U23-Rennen der Damen ging der Sieg am Ende überlegen an Evie Richards. Die Trek-Fahrerin landete somit in ihrem letzten U23-Rennen nochmals ganz oben auf dem Podest. Auf Platz zwei finishte Laura Stigger vor Loana Lecomte. Doch der Reihe nach: Schon in der ersten Runde bildete sich eine fünfköpfige Spitzengruppe um Evie Richards, die vom Start weg das Tempo hoch hielt und früh der Konkurrenz zeigte, dass sie heute letztmals in einem U23-Rennen ganz oben auf dem Podium stehen möchte. Der Kurs kam der Britin dabei auch etwas zugute, da dieser eben nicht zu viele Anstiege aufwies und zudem eine Fahrweise mit hohem Krafteinsatz verlangt – für die Cyclocross-Spezialistin Richards wie gemalt.
Vergebens suchte man zu Beginn des Rennen Ronja Eibl an der Spitze des Feldes. Die deutsche Meisterin war nach ihrem Magen-Darm-Infekt, der ihr schon einen WM-Start verwehrte, immer noch nicht richtig fit. Früh verlor die Corendon Circus-Fahrerin den Anschluss, stürzte zudem und fand dementsprechend nie richtig in Tritt. Am Ende musste sie mit Rang elf vorlieb nehmen.
An der Spitze löste sich hingegen Richards in Runde zwei von fünf vom Rest des Feldes ab und fuhr unaufhaltsam dem Sieg entgegen. Laura Stigger konnte der Britin wenig entgegensetzen, entkam ihrerseits allerdings im selben Umlauf der Französin Loana Lecomte, sodass die Podiumsplatzierungen schon früh vergeben waren. Caroline Bohe konnte nie einen Angriff auf den dritten Platz starten. Nina Benz finishte als zweitbeste Deutsche auf Rang 15. Auch sie konnte nicht an ihr gewohntes Leistungsniveau anknüpfen, nachdem sie sich denselben Infekt wie Eibl bei der WM einfing.
Fotostory U23-Damen
U23-Herren: Brandl sichert sich Rang drei
Max Brandl hat sich zum Abschluss der Weltcupsaison den dritten Platz im U23-Rennen gesichert. Der Lexware-Pilot musste sich in einem packenden Rennen nur dem Schweizer Filippo Colombo und dem Spanier Jofre Cullell Estape geschlagen geben.
In den ersten 2,5-Rennrunden passierte im U23-Rennen der Herren erstmals wenig. Sechs Fahrer führten gemeinsam das Feld an, ohne dass es zu einer Dezimierung der Spitzengruppe kam. Einzig überraschend: Der Weltmeister und Weltcupgesamtführende, Vlad Dascalu, fehlte in dieser Gruppe. Der Rumäne stürzte schon in Runde eins und kam daraufhin komplett aus dem Rhythmus. Er verlor weiter an Boden und lag zeitweise an Position 20, ehe er gegen Rennende eine beeindruckende Aufholjagd startete. Bei einem Sieg von Colombo musste Dascalu mindestens Sechster werden, um das Leaderjersey zu verteidigen. Schlussendlich wurde Dascalu Vierter und feierte somit den ersten Weltcupgesamtsieg eines Rumänen.
An der Spitze forcierte hingegen Max Brandl in Runde drei das Tempo und sprengte die Spitzengruppe. Lediglich Colombo und Cullel Estape konnten folgen. Das Trio blieb bis in die letzte Runde zusammen, ehe der Schweizer BMC-Fahrer eine Attacke setzte und sich minimal von seinen Konkurrenten absetzen konnte. Cullel Estape rückte Colombo nochmals etwas auf die Pelle, nachdem er erfolgreich Brandl abgeschüttelt hatte, doch zum Sieg reichte es für den Spanier nicht mehr.
Fotostory U23-Herren
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