Neues Ibis Ripley im ersten Test: Nachdem das bisherige Ibis Ripley mittlerweile bereits etwas in die Jahre gekommen ist, stellen die Kalifornier von Ibis nun ein von Grund auf neu entwickeltes Bike vor. Das neue Trailbike orientiert sich stark an seinem großen Bruder Ibis Ripmo und soll weiterhin mit den gleichen Eigenschaften begeistern, für die seine treue Anhängerschaft das Ripley seit Jahren liebt. Wir hatten die Möglichkeit, das neue Ibis Ripley bereits vor Embargo kurz für euch auszuprobieren. Hier gibt’s unseren Ersteindruck.
Steckbrief: Ibis Ripley
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 130 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 11,7 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | www.ibiscycles.com |
Revolution statt Evolution – bei der Entwicklung des neuen Ripleys wurde nicht etwa nur die Geometrie auf den neuesten Stand gebracht, sondern das Trailbike wurde von Grund auf neu konstruiert. Das alte Hinterbausystem mit den Exzenter-Lagern wurde zugunsten längerer Variostützen verworfen. Dafür glich man das neue Ripley in Sachen Formensprache und Hinterbau an das bereits 2018 vorgestellte Ibis Ripmo an (Hier gibt’s unseren Testbericht).
Das neue Ripley rollt auf 29″-Laufrädern und verfügt über 130 mm Federweg an der Front, während der DW-Link-Hinterbau 120 mm Federweg zur Verfügung stellt. Diese Kombination soll aus dem Ripley ein vielseitiges Trailbike machen, dass weder auf der XC-Strecke noch auf dem Enduro-Trail falsch aufgehoben ist. Der hochwertige Carbon-Rahmen, der knapp 300 g leichter ist als das Vorgängermodell, ist in den Farben „Matte Braap“ und „Blue“ sowie vier Größen von S bis XL erhältlich. Ibis gewährt auf den Rahmen eine Garantie von sieben Jahren. Der Kostenpunkt für den Rahmen liegt bei $ 2999, während die verschiedenen Ausstattungsvarianten für Preise zwischen $ 4099 und $ 9399 zu haben sind. Alle Modelle sind ab dem 30. April weltweit verfügbar.
Geometrie
Das neue Ibis Ripley kommt mit einer modernen Geometrie: Ein langer Reach, der steile Sitzwinkel sowie kurze Kettenstreben sollen für jede Menge Fahrspaß und Sicherheit auf den Trails sorgen. Im Gegensatz zum Vorgängermodell wurde der Lenkwinkel um ein Grad abgeflacht, dieser liegt nun bei 66,5°, der Sitzwinkel wurde hingegen um ganze 3° steiler und misst jetzt 76°. Die Kettenstreben wurden um 12 mm gekürzt, während der Reach im Schnitt satte 45 mm länger ausfällt. In Größe L misst dieser nun 475 mm. Aufgrund der geringen Überstandshöhe soll es dem Kunden ermöglicht werden, seine Rahmengröße anhand des Reach-Wertes auszuwählen, ohne dass ihm ein zu langes Sitzrohr einen Strich durch die Rechnung macht.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Sitzrohrlänge | 368,3 mm | 381 mm | 419,1 mm | 482,6 mm |
Oberrohrlänge | 574 mm | 603 mm | 630 mm | 658 mm |
Steurrorhlänge | 90 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Kettenstrebenlänge | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm |
Sitzwinkel | 76° | 76° | 76° | 76° |
Lenkwinkel | 66.5° | 66.5° | 66.5° | 66.5° |
Radstand | 1147 mm | 1178 mm | 1207 mm | 1236 mm |
Stack | 599 mm | 613 mm | 622 mm | 631 mm |
Reach | 425 mm | 450 mm | 475 mm | 500 mm |
Überstandshöhe | 708,66 mm | 713,7 mm | 744,2 mm | 756,9 mm |
Tretlagerhöhe | 335 mm | 335 mm | 335 mm | 335 mm |
Ausstattung
Ibis bietet das Ripley in sechs verschiedenen Ausstattungsvarianten und als Rahmen an. Alle Modelle setzen dabei auf ein Fox Performance- oder Factory-Fahrwerk sowie die hauseigenen Laufräder aus Carbon oder Aluminium. Unterschiede gibt es bei Antrieb und Bremsen, diese kommen je nach Ausstattungsvariante von Shimano oder SRAM. Die Reifen liefert Schwalbe, während bis auf das günstigste Modell alle Bikes mit einer Bikeyoke Revive ausgestattet sind. Preislich geht es mit $ 4099 für das NX-Modell los, das Topmodell mit XTR-Antrieb schlägt mit $ 9399 zu Buche.
Bei unserem Testbike handelte es sich bis auf kleine Abweichungen um das $ 9399 teure Topmodell. Wie für diesen Preis zu erwarten, lässt die Ausstattung keine Wünsche offen.
- Federgabel Fox Float 34 Factory (130 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS Factory (120 mm)
- Antrieb Shimano XTR
- Bremsen Shimano XTR
- Laufräder Ibis 935 Carbon-Felgen auf Industry Nine-Naben
- Reifen Schwalbe Hans Dampf / Schwalbe Nobby Nic
- Cockpit Ibis Hi-Fi Carbon (800 mm) / Thomson Elite X4
- Sattelstütze Bikeyoke Revive (185 mm)
Ausstattungsvariante | NX | GX | XT | X01 | XX1 | XTR |
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Federgabel | Fox Float 34 Performance 130mm | Fox Float 34 Performance 130mm | Fox Float 34 Performance 130mm | Fox Float 34 Performance 130mm | Fox Float 34 Factory, 130mm | Fox Float 34 Factory, 130mm |
Dämpfer | Fox Float DPS Performance | Fox Float DPS Performance | Fox Float DPS Performance | Fox Float DPS Performance | Fox Float DPS Factory | Fox Float DPS Factory |
Felgen | Ibis 938 Aluminum | Ibis 938 Aluminum | Ibis 938 Aluminum | Ibis 938 Aluminum | Ibis 935 oder 942 Carbon | Ibis 935 oder 942 Carbon |
Naben | Ibis Logo | Ibis Logo | Ibis Logo | Ibis Logo | Industry Nine | Industry Nine |
Vorderradreifen | Schwalbe Hans Dampf 2,6" | Schwalbe Hans Dampf 2,6" | Schwalbe Hans Dampf 2,6" | Schwalbe Hans Dampf 2,6" | Schwalbe Hans Dampf 2,6" | Schwalbe Hans Dampf 2,6" |
Hinterradreifen | Schwalbe Hobby Nic 2,6" | Schwalbe Hobby Nic 2,6" | Schwalbe Hobby Nic 2,6" | Schwalbe Hobby Nic 2,6" | Schwalbe Nobby Nic 2,6" | Schwalbe Hobby Nic 2,6" |
Bremsen | SRAM Level | Shimano Deore M6000 | Shimano XT | Shimano XT | Shimano XTR | Shimano XTR |
Bremsscheiben | SRAM Centerline, 180/180mm | Shimano SM-RT66, 180/180mm | Shimano XT, 180/180mm | Shimano XT, 180/180mm | Shimano XT, 180/180mm | Shimano XT, 180/180mm |
Kurbelgarnitur | SRAM NX Eagle 32T | SRAM Descendant 32T | Shimano XT 30T | SRAM X01 EAGLE 32T | SRAM X01 Eagle 32T | Race Face Next R 32T |
Tretlager | SRAM DUB BSA | SRAM DUB BSA | Shimano XT | SRAM DUB BSA | SRAM DUB BSA | Race Face BSA |
Schaltwerk | SRAM NX Eagle | SRAM GX Eagle | Shimano XT | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle | Shimano XTR |
Schalthebel | SRAM NX Eagle | SRAM GX Eagle | Shimano XT | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle | Shimano XTR |
Kassette | SRAM PG1230, 11-50 | SRAM XG1275, 10-50 | Shimano Deore XT, 11-46 | SRAM XG1295, 10-50 | SRAM XG1299, 10-50 | Shimano Deore XTR, 10-51 |
Kette | SRAM NX Eagle | SRAM GX Eagle | Shimano HG-701 | SRAM X01 Eagle | SRAM X01 Eagle | Shimano XTR |
Steuersatz | Cane Creek 40, ZS44/ZS56 | Cane Creek 40, ZS44/ZS56 | Cane Creek 40, ZS44/ZS56 | Cane Creek 40, ZS44/ZS56 | Cane Creek 40, ZS44/ZS56 | Cane Creek 40, ZS44/ZS56 |
Griffe | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo |
Lenker | Ibis Aluminum, 780mm | Ibis Aluminum, 780mm | Ibis Hi-Fi Carbon, 800mm | Ibis Hi-Fi Carbon, 800mm | Enve M6, 800mm | Enve M6, 800mm |
Vorbau | Ibis | Ibis | Thomson Elite X4 | Thomson Elite X4 | Enve | Enve |
Sattelstütze | KS E30i (125 mm oder 150mm) | Bikeyoke Revive (125 mm, 160 mm oder 185mm) | Bikeyoke Revive (125 mm, 160 mm oder 185mm) | Bikeyoke Revive (125 mm, 160 mm oder 185mm) | Bikeyoke Revive (125 mm, 160 mm oder 185mm) | Bikeyoke Revive (125 mm, 160 mm oder 185mm) |
Sattel | WTB Silverado | WTB Silverado | WTB Silverado | WTB Silverado | WTB Silverado Ti | WTB Silverado Ti |
Preis | $ 4099 | $ 4899 | $ 5599 | $ 6699 | $ 9199 | $ 9399 |
Im Detail
Genau wie das Ripmo kommt auch das Ripley mit einem geschwungenen Oberrohr und einem geraden Unterrohr daher. Der Hinterbau ist wie beim DW-Link üblich mittels zwei Umlenkhebeln am Hauptrahmen befestigt. Der waagrecht im Rahmen stehende Dämpfer wird über einen Yoke angelenkt. Im Gegensatz zum Vorgängermodell wurde die Progressivität des Hinterbaus erhöht. Am oberen Link kommen klassische Kugellager zum Einsatz, während am unteren Link IGUS-Gleitlager für einen geschmeidigen Lauf sorgen sollen. Auf die Gleitlager gibt Ibis eine lebenslange Replacement-Garantie.
Dem Beispiel vieler aktueller Trailbikes folgend setzt auch Ibis auf eine Federgabel mit verringertem Offset. Dadurch soll laut Ibis die Laufruhe eines flachen Lenkwinkels erreicht werden, ohne die BMX-artige Verspieltheit des Ripleys zu beschneiden.
Der auf 1-Fach-Antriebe optimierte Rahmen bietet 29″-Reifen bis zu einer Breite von 2,6″ Platz und verfügt über ein geschraubtes Tretlager. Dank einer abnehmbaren ISCG-Aufnahme wird derjenige, der die zusätzliche Sicherheit einer Kettenführung bevorzugt, genauso glücklich wie derjenige, der das zusätzliche Gewicht lieber einspart. Alle Züge sind im Inneren des Rahmens geführt. Dort sorgen Liner dafür, dass die Zugverlegung spielend einfach vonstattengeht.
Der Unterrohrprotektor besteht aus Polycarbonat und ist mittels zwei Schrauben fixiert, so lässt er sich im Schadenfall schnell und einfach austauschen. Auch an einen Kettenstrebenschutz haben die Ibis-Konstrukteure gedacht, dieser ist genauso elegant und dezent wie effektiv. Dank des bauchigen Rahmens bietet das Ibis Ripley genügend Platz für gewöhnliche bis große Wasserflaschen. Auch gewichtstechnisch kann sich das Trailbike sehen lassen: Ohne Dämpfer bringt der Carbon-Rahmen 2,27 kg auf die Waage.
Auf dem Trail
Bereits beim ersten Aufsitzen fühlt sich das neue Ripley äußerst vertraut an und die Eingewöhnungszeit entfällt komplett. Man nimmt eine leicht gestreckte, angenehme Fahrposition ein und kann so die ersten Meter auf dem Weg zum Trail in Angriff nehmen. Hier spielt das Bike bereits seine erste Stärke aus: Das leichte Trailbike klettert willig und schnell bergauf. Der Hinterbau ist nahezu antriebsneutral und gewährleistet eine effiziente Kraftübertragung. Dadurch entfällt der bei anderen Bikes hin und wieder nötige Griff an den Plattform-Hebel komplett. Dies ist gerade auf Trails mit sich abwechselnden Anstiegen und Abfahrten eine wahre Wohltat. Die Kombination aus antriebsneutralem Hinterbau, geringem Gesamtgewicht sowie leicht rollenden Reifen machen das Ibis zu einem ausgezeichneten Kletterer, der den Fahrer dazu ermutigt, die Anstiege etwas schneller als gewöhnlich zu bestreiten.
Stellen sich einem bergauf Wurzeln oder Steine in den Weg, ist der Hinterbau keineswegs zu straff, sondern stellt ausreichend Grip zur Verfügung, um auch solche Hindernisse problemlos zu meistern. In diesen Sektionen wirkt sich auch das nicht allzu tiefe Tretlager positiv aus, da man vor nervigen Aufsetzern größtenteils gefeit ist.
Doch nicht nur im Uphill, sondern auch im wirklich spaßigem Teil des Mountainbikens – der Abfahrt – macht das neue Ibis Ripley eine ausgezeichnete Figur. Auf flowigen Trails vermittelt das Bike viel Sicherheit und lässt sich an Hindernissen und oder kleinen Absprüngen spielend einfach in die Luft befördern. Das Bike kann mit einem agilen Charakter begeistern, ohne dabei Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten vermissen zu lassen.
Auch in Kurven kann das Ibis nicht zuletzt aufgrund seiner sehr kurzen Kettenstreben überzeugen, problemlos lässt sich das Trailbike auch um engste Radien zirkeln. Ob man dabei auf einer gebauten Strecke mit Anliegern oder auf einem natürlichen Trail mit Offcamber-Kurven unterwegs ist, spielt für das Ripley keine Rolle. Wer jetzt denkt, das neue Ibis würde zwar auf flachen Strecken jede Menge Spaß machen, jedoch zurückstecken, wenn es steil wird, hat weit gefehlt. Auch in langen und steilen Abschnitten vermittelt das Ibis genug Sicherheit, damit man sich nicht hinter dem Sattel verstecken muss. Auch hier kann man die Abfahrten problemlos aktiv in Angriff nehmen. Mit dieser Performance konnte uns das Ibis wirklich überraschen.
Das Fahrwerk sorgt für ein ausgewogenes Fahrverhalten und bietet einen guten Mix aus Ansprechverhalten und Progression. So liegt das Bike die meiste Zeit schön satt auf dem Trail und ist dabei jederzeit willig, den Input vom Fahrer direkt umzusetzen. Folgen in rauem Gelände jedoch viele harte Schläge schnell aufeinander, so kommen die 120 mm Federweg des Hinterbaus, wie nicht anders zu erwarten, an ihre Grenzen. Trotzdem holt Ibis aus den zur Verfügung stehenden zwölf Zentimetern Federweg das Maximum heraus und kreiert so ein agiles, mehr als spaßig zu fahrendes Trailbike, das mehr Reserven bietet, als man auf den ersten Blick erwarten würde.
Fazit – Ibis Ripley
Das Ibis Ripley wurde für 2019 von Grund auf neu konstruiert – und hierbei haben die Ibis-Ingenieure scheinbar alles richtig gemacht. In unserem ersten Test kann das Trailbike mit sehr guten Uphill-Eigenschaften, einem agilen Fahrverhalten sowie einem gesunden Maß an Laufruhe punkten. Das vom Ibis Ripmo inspirierte Hinterbau-Design liefert eine gute Performance ab, auch wenn man mit „nur“ 120 mm Federweg am Heck selbstverständlich irgendwann die Grenzen aufgezeigt bekommt. Auch die Verarbeitungsqualität sowie die schicken Detaillösungen können begeistern. Das neue Ibis Ripley ist ein vielseitiges Mountainbike, dass genau die Eigenschaften mitbringt, die ein gutes Trailbike ausmachen. Lediglich der Preis des Edel-Rads dürfte bei Interessenten für Sorgenfalten auf der Stirn sorgen.
Pro / Contra
Pro
- ausgezeichnete Uphilll-Eigenschaften
- gelungener Mix aus Agilität und Laufruhe
- schöne Detaillösungen
- gute Hinterbau-Performance
Contra
- hoher Preis
Wie gefällt euch das neue Bike der Firma aus Kalifornien?
Testablauf
Wie hatten die Möglichkeit, das neue Ibis Ripley einen Tag lang auf den Trails rund um Santa Cruz zu testen. Der Großteil der Höhemeter wurde dabei mittels Shuttle zurückgelegt, zahlreiche Gegenanstiege sowie längere Climbs auf Straßen ermöglichten jedoch auch eine gute Bewertung der Uphill-Qualitäten.
Hier haben wir das Ibis Ripley getestet
- Santa Cruz: Hauptsächlich flowige, teils flache, teils recht steile natürliche sowie gebaute Trails. Die Bodenbeschaffenheit erstreckt sich von griffigem Waldboden bis hin zu sandigem Untergrund.
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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