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Intense Primer – kurz & knapp
Über Optik lässt sich bekanntlich streiten, aber für mich ist das neue Intense Primer mit dem absolut cleanen Rahmen mit einteiligem Carbo-Hinterbau ein absolutes Highlight. Dank verstellbarem Federweg zwischen 115 mm und 130 mm und der moderaten Geometrie sollte sich das amerikanische Trailbike zudem sehr vielseitig einsetzen lassen. Wir wollten herausfinden, wie viel es genau mitmacht – sowohl in Richtung Enduro und Bikepark als auch im Hinblick auf lange Ausfahren bei Marathon-Rennen und Abenteuern wie dem Bikebergsteigen. Zugegeben gehört die Kategorie der kurzhubigen Trailbikes aktuell auch zu den absoluten Lieblingen vieler Fahrer, da sie für den Einsatz auf den Hometrails häufig einfach den besten Kompromiss darstellen. Auch wollen wir natürlich sehen wie sich die leichten Anbauteile im Dauereinsatz schlagen. Wird alles halten?
- Federweg Heck: 115 mm oder 130 mm
- Federgabel: 130 mm
- 29″ Laufräder
- Boost 148 x 12 Hinterbau
- interne Zugverlegung
- Platz für Flaschenhalter im Rahmendreieck
- Gummischutz für Unterrohr und Kettenstreben
- Tapered Steuerrohr
- Umwerfer über Direct Mount montierbar
- Lager mit Schmiernippeln
- Preis: 9.499 $ / 11.900 € (UVP, getestete Version) | Bikemarkt: Intense Primer kaufen

Technische Daten
Ausstattung
Factory Edition | Pro Edition | Expert Edition | Foundation Edition | |
---|---|---|---|---|
Rahmen | High-Modulus Carbon | High-Modulus Carbon | Carbon | Carbon |
Federgabel | Fox Factory 34 Float 130 mm | Fox Performance Elite 34 Float 130 mm | Rock Shox Pike RC | RockShox Pike RC |
Dämpfer | FOX FACTORY FLOAT | FOX Performance Elite FLOAT | Rock Shox Monarch RC3 Debonair | RockShox Monarch R Debonair |
Laufräder | DT Swiss XMC 1200 Spline | DT Swiss M1700 | DT Swiss M 1900 BOOST | Sun Helix TR25 |
Schaltgruppe | SRAM XX1 Eagle | SRAM X01 Eagle | Shimano Deore XT | Sram NX |
Sattelstütze | RockShox Reverb Stealth | RockShox Reverb Stealth | RockShox Reverb Stealth | RockShox Reverb Stealth |
Bremsen | Shimano XTR | SRAM Guide RS | Shimano XT | Shimano BL M506 |
Preis | 9.499 $ (11.900 €) | 6.999 $ | 5.899 $ | 4.599 $ (4.898 €) |

Geometrie
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Radstand | 1130 mm | 1156 mm | 1181 mm | 1207 mm |
Oberrohrlänge | 572 mm | 597 mm | 622 mm | 648 mm |
Kettenstrebenlänge | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 438 mm |
Steuerrohrlänge | 92 mm | 102 mm | 114 mm | 119 mm |
Lenkwinkel | 67.5° | 67.5° | 67.5° | 67.5° |
Reach | 408 mm | 431 mm | 453 mm | 477 mm |
Stack | 609 mm | 616 mm | 628 mm | 632 mm |
Überstandshöhe | 800 mm | 803 mm | 809 mm | 811 mm |
Tretlagerhöhe | 337 mm | 337 mm | 337 mm | 337 mm |
Sitzwinkel (effektiv) | 75° | 75° | 75° | 75° |
Sitzrohrlänge | 408 mm | 431 mm | 453mm | 477 mm |
Intense Primer – in der Hand
In der getesteten Top-Ausstattung kommt das Intense Primer mit hochwertigsten Komponenten und Carbon, wohin das Auge reicht. DT Swiss XMC 1200 Spline, Fox Float Factory Fahrwerk und Shimano XTR Bremsen zeigen, wohin die Reise geht. An unserem Testrad ist eine SRAM XX1 montiert, in Serie wird das Bike mit einer XX1 Eagle ausgestattet sein. Diese war zu dem Zeitpunkt, als unser Testrad aufgebaut wurde, leider noch nicht verfügbar. Das hochwertige Komplettpaket hat dann allerdings auch seinen Preis: unfassbare 9.499 $ / 11.900 € UVP rufen die Amerikaner für das leichte Trailbike auf. So viel Geld dürften dann doch die wenigsten für ein Mountainbike ausgeben.

Selbst die günstigste Ausstattungsvariante liegt preislich noch bei einer UVP von 4.898 €. Der Rahmen ist zudem nicht wie bei den beiden teureren Modellen aus High-Modulus Carbon, sondern „nur“ aus normalem Carbon gefertigt und setzt bei der Schwinge auf Alu statt Carbon. Das macht am Rahmen einen Gewichtsunterschied von 300 g aus. Außerdem kommen bei diesem Modell nur günstige Anbauteile wie die SRAM NX Schaltung und Shimanos BL M506 Bremsen zum Einsatz. Mit Sicherheit keine schlechten Komponenten, doch für einen so hohen Preis kann man deutlich mehr erwarten. Damit bleibt der Preis der amerikanischen Marke ein sehr großer Wermutstropfen.
Alle Ausstattungsvarianten kommen mit 1-fach Antrieb, wobei eine Aufnahme für Umwerfer am Bike vorhanden ist. Eine ISCG-Aufnahme zur Montage einer Kettenführung fehlt allerdings. Das finden wir bei einem Trailbike mit guten Abfahrtseigenschaften etwas schade, denn sobald das Kettenblatt etwas abgenutzt ist und die Kette weniger Spannung hat, bekommt man auch bei 1-fach Antrieben erfahrungsgemäß Probleme mit abspringender Kette.

Aus dem Karton überzeugt das Intense auf Anhieb mit einer sauberen und schicken Optik, ganz zu schweigen vom Gesamtgewicht von enorm geringen 11,5 kg ohne Pedale in Rahmengröße L. Das aus einem Stück gefertigte Dreieck aus Kettenstrebe und Sitzstrebe überzeugt. Dabei kommt kein Dämpfer in Metric-Size zum Einsatz, was wir bei dem gut funktionierenden Hinterbau bisher aber auch nicht vermisst haben.





Intense Primer – Auf dem Trail
Uphill
Vom Sigma Sport Bike Marathon in Neustadt an der Weinstraße bis hin zu hochalpinen Touren und Enduro-Rennen: Das Intense Primer durfte über die Saison viele Höhenmeter in unterschiedlichstem Gelände sammeln. Dabei überzeugte der antriebsneutrale Hinterbau mit hervorragender Effizienz und Steifigkeit. Selbst mit offenem Dämpfer ist so gut wie kein Wippen zu spüren. Im Antritt geht das Bike enorm schnell vorwärts – was durch die leichten DT Swiss XMC 1200 Spline Laufräder begünstigt wird. Trotzdem bietet das Bike in technischen Uphills genügend Traktion.
Unser Testrad kam mit einem 90 mm-Vorbau – der für ein besseres Handling schon nach der ersten Ausfahrt gegen einen 50 mm-Vorbau getauscht wurde – so wird das Bike auch ausgeliefert. Mit dem langen Vorbau war die Sitzposition zu gestreckt, vor allem bei der Abfahrt hing man zu sehr über der Front. Mit neuer Vorbaulänge überzeugt das Intense Primer mit einer sehr ausgewogenen Haltung auf dem Bike. Im Uphill sorgt der steile Sitzwinkel für eine angenehme Sitzposition und Druck auf dem Vorderrad, womit das Rad auch im steilen Gelände am Boden bleibt.

Auch in der Zeit schlägt sich die Effizienz des Primer nieder: Beim Sigma Sport Bike Marathon konnten wir (mit schwereren Reifen ausgestattet, um die 12,5 kg Mindestgewicht für die Klasse zu erreichen) prompt in der Enduro-Wertung ganz vorne landen.

Der Federweg lässt sich am Heck von 130 mm auf 115 mm verstellen: Das sorgt für ein nochmals deutlich strafferes Fahrwerk und eine effizientere Kraftübertragung. Jedoch verliert man auch deutlich an Komfort, weshalb wir diese Option nur für Rennen empfehlen würden, bei denen man auf diesen verzichten kann.
Downhill
In der Abfahrt sorgt die Kombination aus 438 mm kurzen Kettenstreben, einem Reach von 450 mm (Größe L) und einem moderaten Lenkwinkel von 67,5° für eine nahezu perfekte Mischung aus Laufruhe und Verspieltheit. Das Trailbike geht leicht aufs Hinterrad und lässt sich, trotz der großen Laufräder, recht agil durch Kurven bewegen. An Kanten lädt das Primer dazu ein abzuspringen und bleibt in der Luft ebenfalls handlich.
Die geringe Überstandshöhe ist sehr angenehm. Allerdings das Sitzrohr ist in Rahmengröße L ziemlich lang, mit einer Schrittlänge von 79,5 cm konnte ich die 150 mm Reverb gerade so ohne Probleme nutzen. Ab einer Schrittlänge von 78,5 oder darunter dürfte es schwierig werden, eine versenkbare Sattelstütze mit 150 mm Hub zu fahren. Allerdings: Lediglich in sehr steilen Passagen bei alpinen Alpentouren sorgte die Kombination aus recht steilem Lenkwinkel und hohem Sitzdom für ein unsicheres Gefühl.
Der Hinterbau bietet in der 130 mm Einstellung bei knapp 30% SAG eine gute Kombination aus Popp, Feedback vom Untergrund und trotzdem guter Performance in gröberem Gelände. In der Abfahrt überzeugt der Hinterbau gutem Ansprechverhalten und genügend Progression. An Kanten bleibt das Bike nicht hängen, wodurch sich die Geschwindigkeit gut halten lässt.

Bei der starken Bergab-Performance des Trailbikes fällt die Nobby Nic-Bereifung negativ auf: Zwar sind die Reifen leicht, rollen gut und eignen sich hervorragend für leichteres Einsatzgebiet wie Marathons. Bei aggressiverer Fahrweise limitiert der Nobby Nic aber durch zu wenig Grip und zu undefiniertem Verhalten am Vorderrad den Einsatzbereich. Daher wurde der Reifen gegen eine Magic Mary getauscht, die auf dem Intense Primer nochmal für ein deutliches Plus an Sicherheit und Spaß in der Abfahrt sorgt. Auch am Heck gab sich die dünne Karkasse des Nobby Nics schon nach wenigen Wochen einer Kombination aus Carbonfelge und Fels geschlagen. Seitdem kommt am Heck ein Rock Razor zum Einsatz, der zwar eine schlechtere Bremskraftübertragung als der Nobby Nic bietet, aber dafür einen etwas besseren Seitenhalt generiert.

Das Intense begleitete mich über die Saison zu zahlreichen Enduro-Rennen der Trailtrophy und der Enduro One Serie. Dabei konnte das Bike vor allem auf flacheren Trails überzeugen, auf denen oft schnelle Beschleunigung aus engen Kurven heraus gefordert war. Hier ist das Primer dank der hohen Agilität und der leichten Laufräder einfach unschlagbar.

Doch auch auf groben Trails, wie zum Beispiel in den Steinfeldern der Enduro One am Ochsenkopf, vermittelt das Primer ein sicheres Gefühl. Das Fahrwerk kommt mit vielen schnellen und harten Schlägen gut klar und schafft Sicherheit. Selbst in Grenzsitutationen bleibt das Primer dank der ausgewogenen Gewichtsverteilung gut kontrollierbar. Bei der Geometrie eines Bikes spielen viele Werte eine Rolle – Intense hat bei dem Primer eine Kombination hinbekommen, auf der sich alle Tester sofort wohl gefühlt haben.
Nicht ganz überzeugen konnte die Shimano XTR Bremse. Die Ergonomie des Hebels und die Bremskraft haben begeistert, doch bei langen Bremsvorgängen wanderte der Bremspunkt stark nach außen – was extrem störend ist.

Haltbarkeit
In Sachen Haltbarkeit hat uns das Intense Primer überrascht – im positiven Sinne. Nach einer ganzen Saison mit vielen gesammelten Höhen- und Kilometern auf Hometrails und zahlreichen Rennen, befindet sich das Trailbike noch immer in einem ordentlichen Zustand. Der Hinterbau läuft weiterhin sauber und ohne Spiel, am Bike knackt oder knarzt nichts. Der Lack hat trotz einiger Stürze beim Rennen und Lift- und Shuttlenutzung keine Spuren abbekommen.
Einzig die leichte Nobby Nic Bereifung konnte nicht überzeugen. Sobald es gröber wird, geben die Reifen schnell auf. Zudem haben wir in einem Enduro-Rennen bei einem Sprung in ein Steinfeld mit sehr unglücklicher Landung auf einem herausragenden Stein die DT Swiss Felge am Hinterrad zerstört – durch die hohe Kraft riss sie an mehreren Speichenlöchern. Das Laufrad kollabierte nicht, lief weiterhin perfekt gerade und das Tubeless-System verlor keine Luft – ich konnte die Stage ohne Probleme bis ins Ziel fahren. Wir bekamen ein Ersatzlaufrad gestellt, das über den gesamten Testzeitraum – inklusive weiterer harter Rennen – ohne Probleme gehalten hat.
Gegen Ende des Tests hatten wir aufgrund von Abnutzung beim Antrieb Probleme mit abspringender Kette an der Kurbel. Die ISCG-Aufnahme für eine Kettenführung haben wir daher schmerzlich vermisst.
Zudem zeigte die RockShox Reverb in den letzten Wochen des Tests leichte Probleme. In ausgefahrendem Zustand sinkt sie bei Belastung etwa ein bis zwei Zentimeter tief ab. Ein Problem, das in der neuen Reverb Generation eigentlich behoben sein sollte – hoffentlich ein Einzelfall.

Fazit – Intense Primer
Extrem leicht, extrem schnell, eine ausgewogene Geometrie und ein starker Hinterbau – mit dem Primer hat Intense ein enorm vielseitiges und starkes Bike gebaut. Die Ausstattung ist durchweg edel und überzeugend. Da das Bike mit einer guten Bergab-Performance überzeugt hat, würden wir für den härteren Einsatzbereich andere Laufräder und Reifen empfehlen. Gibt es sonst einen Haken? Ja, einen deutlichen: dieser liegt im Falle des Intense Primer eindeutig beim Preis.
Stärken
- niedriges Gewicht
- ausgewogene Geometrie
- starke Hinterbau-Performance
- Uphill-Meister
Schwächen
- Preis
- Reifen & Laufräder für harten Einsatz nur bedingt geeignet
Testablauf
Wir haben das Intense Primer über eine ganze Saison hinweg getestet. Dabei hat es von den Hometrails über ein Marathon-Rennen bis hin zu zahlreichen Enduro-Rennen viel erlebt.
Hier haben wir das Intense Primer getestet
- Hometrails: Eine bunte Mischung aus felsigen und flowigen Trails mit etwa 300 Höhenmetern am Stück.
- Enduro One Rennen: Von flowigen Waldtrails bis zu den harten Steinfeldern am Ochsenkopf. Hier durfte das Primer unter Renntempo beweisen, was in ihm steckt.
- Trailtrophy Breitenbrunn: Beste Trails im Trailcenter Rabenberg.
- Alpentrails: Steile und technische alpine Trails im Bregenzwerwald.
Testerprofil
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 68 kg
- Schrittlänge: 81 cm
- Armlänge: 63 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
Weitere Informationen
Weitere Informationen: www.intensecycles.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | 2016
Fotos: Moritz Zimmermann, Sebastian Beilmann
160 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGibts für den Preis ne Vollkasko dazu? Da traut man sich ja kaum zu fahren, nicht dass es einen mal ablegt...
stimmt sollten da mal jetzt 2017 mit anfagen
Cyclocross 😵
Ich dachte mehr an gefederte Bergfahrräder
Grundsätzlich verstehe ich die Diskussion eh nicht: hier im Forum fahren ziemlich viele Räder im Bereich 3-5k +- 500 Euro. Auch das ist schon mehr als sich wahrscheinlich 50% der Bevölkerung leisten können. Und bei denen wird man wohl auf das gleiche Unverständnis stoßen wenn man erzählt was das eigene Rad kostet, als wie in diesem Thema bei einem Rad das halt über > 10k kostet.
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