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Wie ernst muss man das alles nehmen? Nun, das kommt ganz drauf an
Wie ernst muss man das alles nehmen? Nun, das kommt ganz drauf an - diese Socken entsprechen meiner Motivationslage: alles kann, nichts muss
Die Meute rollt los - Felix und ich halten uns zunächst an Alex, der kreative Wege findet, um schnell nach vorne zu kommen
Die Meute rollt los - Felix und ich halten uns zunächst an Alex, der kreative Wege findet, um schnell nach vorne zu kommen
Vom Ski-Tourismus kommend ist die Seilbahninfrastruktur in Saalbach-Hinterglemm bestens ausgebaut
Vom Ski-Tourismus kommend ist die Seilbahninfrastruktur in Saalbach-Hinterglemm bestens ausgebaut - allein für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den World Games sind die Bergstationen stets aus eigener Kraft zu erreichen
Feine Aussicht auf die Leoganger Steinberge, dahinter zu erahnen das Steinerne Meer
Feine Aussicht auf die Leoganger Steinberge, dahinter zu erahnen das Steinerne Meer
Sieht idyllisch aus, hat es aber in sich: sowohl der Anstieg zum Schattberg als auch zum 12er-Kogel ist lang und zäh
Sieht idyllisch aus, hat es aber in sich: sowohl der Anstieg zum Schattberg als auch zum 12er-Kogel ist lang und zäh
Der Hacklberg-Trail wird für das Rennen gesperrt, so dass sich hier keine Nicht-Teilnehmenden zwischen den Teilnehmenden mischen
Der Hacklberg-Trail wird für das Rennen gesperrt, so dass sich hier keine Nicht-Teilnehmenden zwischen den Teilnehmenden mischen
auf der 42-km-Runde beginnt der Trail-Spaß mit dem Hacklberg-Trail
auf der 42-km-Runde beginnt der Trail-Spaß mit dem Hacklberg-Trail
Hier wechselt die Belastung (endlich) weg vom Klettern hin zum Mountainbiken...
Hier wechselt die Belastung (endlich) weg vom Klettern hin zum Mountainbiken...
... meine Laune ist direkt bestens
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Gefährliche Abfahrt? Der Trail-Anteil auf der World Games-Strecke ist leider relativ begrenzt
Gefährliche Abfahrt? Der Trail-Anteil auf der World Games-Strecke ist leider relativ begrenzt
Zieleinfahrt bei Sonnenschein und mit deutlich verbesserter Zeit...
Zieleinfahrt bei Sonnenschein und mit deutlich verbesserter Zeit...
... das hat Spaß gemacht!
... das hat Spaß gemacht!
Wer auf die längste Distanz geht, bekommt noch mal eine weitere Abfahrt vom 12er-Kogel hinunter spendiert...
Wer auf die längste Distanz geht, bekommt noch mal eine weitere Abfahrt vom 12er-Kogel hinunter spendiert...
... eine willkommene Abwechslung zwischen den Schotterrampen
... eine willkommene Abwechslung zwischen den Schotterrampen
Durchatmen, wenn es mal flach daher geht
Durchatmen, wenn es mal flach daher geht
Schön aus Holz gelasert: Die Finisher-Medaille...
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... gibt es natürlich für jede und jeden!
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World Games of Mountainbiking Saalbach Hinterglemm 2023: Am 09. September fand die inzwischen 24. Ausgabe der World Games of Mountainbiking in Saalbach Hinterglemm statt. Was für viele als Bikepark bekannt ist, wird zumindest einmal im Jahr zum Leidenszentrum der Marathonisti. Nach einem ersten Versuch im Jahr 2019 war auch unser Redakteur Tobias einmal mehr am Start. Mit im Gepäck: eine noch offene Rechnung. War jetzt Zahltag?

Rennbericht: World Games of Mountainbiking 2023

Die Beine sind erstaunlich gut, der Puls klettert über die magische 180er Marke. Die Steigung beträgt über 23 %. Gut 1.000 Höhenmeter hat allein dieser Anstieg nun schon hinter sich. Wenige Meter später erreiche ich endlich die Labe (Verpflegungsstation) am Schattberg Ostgipfel. Meine Freundin steht mit unseren Kindern direkt am höchsten Punkt und mir ist klar: heute wird es wieder die 42-km-Runde mit „nur“ gut 2.000 Höhenmetern. Dafür mit mehr Trails. Während noch der Puls hämmert, höre ich mich auch schon zu ihnen sagen: „Ich fahr’ heut wieder kurz, alles Andere macht keinen Sinn.“ Einige Schlucke Iso, Cola und eine Banane später prügeln auch schon wieder die Bremswellen des Einstiegs zur X-Line in meine Knochen. Erstaunlich entspannt stürme ich dem garstig-steilen Anstieg zum Westgipfel entgegen. Die Rechnung bleibt offen – doch mein Schuldgefühl ist extrem begrenzt.

Diashow: Rennbericht World Games of Mountainbiking: Mal wieder den Schweinehund bändigen
Schön aus Holz gelasert: Die Finisher-Medaille...
Gefährliche Abfahrt? Der Trail-Anteil auf der World Games-Strecke ist leider relativ begrenzt
Durchatmen, wenn es mal flach daher geht
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Warum bin ich noch mal dabei?

Vier Jahre ist es her, dass ich den ersten Marathon meines Lebens gefahren bin. Das waren eben diese World Games of Mountainbiking, die sich als eine Art „Hobby-WM“ vermarkten (Rennbericht: 21. World Games of Mountainbiking). Faktisch ist es ein Marathon mit fünf Distanzen rund um Saalbach Hinterglemm in Österreich, wobei die längste Distanz gut 80 km und 3.800 Höhenmeter misst. Da gibt es heftigeres, sowohl bei der Strecke, als auch den Höhenmetern. Doch die Kombination ist in diesem Fall mit zwei langen, steilen Anstiegen hinreichend anstrengend. Insbesondere für jemanden wie mich, der es sonst eher enduristisch angehen lässt: Bergauf gerne aber nur, wenn die Abfahrt stimmt. Meine Renneinsätze haben sich sonst vor allem auf die 24 h von Finale Ligure bezogen. Und mein Training? Seit 2020 bin ich Vater, 2022 war es wieder so weit. Entsprechend fahre ich wenn dann kurz und als Wahl-Münchner flach. Noch Fragen?

Doch es geht ja ohnehin nicht um den Sieg, sondern viel mehr um den Spaß an der Freude. Und als wir den Herbsturlaub planen, steht da der 9.9. als Startdatum. Auf Instagram werde ich von den World Games getargeted und zack – da bin ich auch schon angemeldet. Meinen Arbeitskollegen Felix – seit gut einem Monat Besitzer eines Mountainbikes – werbe ich gleich mit an. Denn da ist eben noch jene Rechnung aus 2019 offen. Mit Erkältung in den Knochen und bei äußerst ungemütlichem Wetter hatte ich mich seinerzeit „nur“ die 42-km-Runde gefahren. Mehr wäre nicht sinnvoll, aber auch kaum drin gewesen. Mein Bike damals: ein Orbea Oiz (Test: Orbea Oiz M10).

Heute bin ich rein von der Papierform her besser unterwegs. Die Kinder schleppen beständig Krankheiten ins Haus und Schlafentzug führt dazu, dass mein Immunsystem viel zu oft die Segel streicht. Ich will nicht jammern, aber Eltern kennen das. Dennoch habe ich im April und Mai viel Zeit auf dem (Trail-)Bike verbracht und so manche lange Tour auf der Gravel-Möhre bestritten. Warum also nicht einfach schauen, was die Beine so hergeben? Felix kommt vom Rennrad und ist tendenziell einer für die richtig langen Dinger. Gemeinsam wird überlegt, wie lang eigentlich die lange Distanz ist. Und ob wir die Zeitgrenzen überhaupt schaffen würden. Denn wer nicht schnell genug an den Gabelungen zwischen den verschiedenen Strecken ist, muss die kürzeste verbleibende Runde fahren. Ob man nun will oder nicht.

Die Anreise: Erst verspätet, dann zu steil

Am Vorabend der World Games machen wir uns aus München auf den Weg. Es ist sommerlich warm und während die IAA in München gelebten Klimawandel präsentiert (Nachhaltigkeit und Elektroautos predigen, aber 8-Zylinder-Verbrenner raushauen; MTB-News.de Artikel zur IAA 2023), sitzen wir im Zug nach Fieberbrunn. Von dort wollen wir über das Spielberghaus nach Saalbach fahren. Eine kleine Vorbelastung. Der EuroCity hat einen eigenen Fahrradwagen mit reservierten Plätzen – hier kann sich die Deutsche Bahn noch einiges von abschneiden. Leider ist er ebensowenig pünktlich, denn als wir in Wörgl einrollen, macht sich zwei Gleise weiter unser Anschlusszug auf den Weg. Danke. Aber wir haben es ja nicht eilig und der nächste Zug fährt, so dass wir „nur“ 40 Minuten Verspätung mit ins Ziel bringen.

Als wir nach gut 550 Höhenmetern das Spielberghaus erreichen, verschwindet die Sonne hinterm Horizont. Gut, dass es von hier nur noch wenige Minuten Schuss die Forstpiste hinunter sind – ebenjene Schotterabfahrt, die wir am nächsten Tag als erstes erklimmen werden. Für die Abholung der Startnummern sind wir zu spät, doch die Kinder sind noch wach und kurz vor Schließung der Küche machen sich Felix und ich über das Buffet her. Kohlenhydrate lautet die Losung des Abends.

Eine viel zu kurze Nacht später holen wir die Startnummern ab, frühstücken und bereiten die Bikes vor. Die Trinkflaschen sind gefüllt, Ersatzschläuche und Co verstaut und die Strecken auf dem GPS-Computer hinterlegt. Dann kann uns ja nichts mehr aufhalten. Wir drängen uns durch das Gewusel am Start ganz ans Ende des Feldes, wo wir Alex aka ghostmuc treffen. Wir hatten uns im Vorfeld zusammengeschrieben, einmal telefoniert – und verfolgen eine ganz ähnliche Taktik: Gar nicht erst so tun, als ob man Ambitionen hätte und dann das Feld von hinten aufrollen. Irgendwo im Startblock muss außerdem noch Doris stehen, die ich von Strava in München „kenne“. Und Marinus, den ich über meinen Bruder kenne. Ihn erreiche ich zumindest ohne Bike und versuche mir schon mal, das Trikot zu merken.

Der Start: Von hinten das Feld aufrollen oder so

Dann geht es los: die 24. World Games of Mountainbiking in Saalbach Hinterglemm starten pünktlich um 9 Uhr. Bis sich unser Startblock der Nachzügler und Plaudertaschen in Bewegung setzt, ist es schon ein paar Minuten später. Doch wir folgen direkt Alex, der über Gehwege, durch Bushaltestellen und sonstige Ein- und Ausfahrten fleißig nach vorne prescht. Der Start war in Hinterglemm, der erste Anstieg beginnt in Saalbach. Schon jetzt scheint der Rennradfahrer Felix die Nase voll vom Stau und Gehakel zu haben. Er lässt die Watt purzeln und sticht hinter Alex her, der seine Stärke am Berg nutzen will, um weiter nach vorne zu fahren. Schon bald sehe ich nur noch Felix’ Helm. Irgendwann ist auch der aus dem Blick. Doch ich will mich zurückhalten, denn idealerweise ist heute mehr drin als 42 km. Irgendwie hatte es mich beim letzten Mal gewurmt, dass ich nicht weiter gekommen bin. Die große Runde? In Anbetracht meines Trainigsstandes sehr unwahrscheinlich. Aber sag niemals nie, doch der Kopf sagt eher 58 km und Alex hat das beste Argument im Köcher: den höchsten Trail-Anteil fährt man auf der 42-km-Runde. Noch Fragen?

Wie ernst muss man das alles nehmen? Nun, das kommt ganz drauf an
# Wie ernst muss man das alles nehmen? Nun, das kommt ganz drauf an - diese Socken entsprechen meiner Motivationslage: alles kann, nichts muss
Die Meute rollt los - Felix und ich halten uns zunächst an Alex, der kreative Wege findet, um schnell nach vorne zu kommen
# Die Meute rollt los - Felix und ich halten uns zunächst an Alex, der kreative Wege findet, um schnell nach vorne zu kommen

Um den Puls unter Kontrolle zu behalten versuche ich wieder, mit anderen Starter*innen ins Gespräch zu kommen. Ein gefundenes Fressen ist Jens-Erich Gegner, der ein Propain Hugene mit dicker Lyrik den Berg hinauf wuchtet. Er stellt sich als Ex-XC-Profi heraus, der vor vielen Jahren mit den Fumic-Brüdern am Rad gedreht hat. Gemeinsam erreichen wir das Spielberghaus und fragen uns, ob das eigentlich gerade Vali Höll gewesen ist. Doch wir sind uns sicher: die müsste in Frankreich beim Downhill World Cup sein. Den klarsten Blick haben wir aber sicher beide nicht mehr, denn jeder für sich sind wir etwas zu schnell unterwegs. Dafür holen wir nur zwei Kehren später Marinus ein. Nach kurzem Status-Update drücke ich weiter und überlasse die beiden ihrem Kennenlernen. Wie sich später herausstellt, werden die beiden bis fast zum Schattberg gemeinsam unterwegs sein – und Marinus erst recht spät bemerken, dass Jens und ich uns nur wenige hundert Höhenmeter früher zufällig kennengelernt hatten.

Es geht zügig weiter bergan und von hinten erkenne ich ein Münchner-MTB-Trikot, getragen von einer Frau – darunter ein Orbea Oiz. Allem, was ich von Strava her weiß, muss das Doris sein. Treffer! Wir unterhalten uns kurz, bevor ich wieder nach vorne blicke und suche. Von Felix oder gar Alex keine Spur. Dennoch fühle ich mich fast so, als ob ich mit einem Haufen Freundinnen und Freunde unterwegs bin. Und irgendwie stimmt das auch. Schon witzig, wenn man in einem so großen Feld immer wieder nahe und ferne Bekanntschaften trifft. Doch genug der warmen Gedanken, denn nur wenig später steht die erste Abfahrt des Tages an. Leider auf Teer und nicht mehr über Trails wie noch 2019. Die engen Kehren bieten dennoch so manchen Spaß beim Finden der richtigen Bremspunkte. Und so hole ich schnell Felix ein und arbeite mich Position um Position nach vorne. Wenn schon Teer, dann doch Vollgas ist meine Devise. Positiv zu erwähnen ist: dank der Straße kommt es nicht zum Stau – hier führt immer ein Weg vorbei.

Wieder im Tal kommt die erste Labe, doch ich war diszipliniert und habe schon vorher zwei Riegel gegessen. Essen ist mein großes Thema bei hohen Dauerbelastungen: Sobald ich auch nur ein bisschen schleifen lasse, bin ich weg vom Fenster. Also schnell die Flaschen gefüllt, zwei Bananen gegriffen und ab dafür. Die erste verdrücke ich direkt, die zweite folgt, als ich schon wieder auf dem Rad sitze. So wenig Zeit muss ein. An der Ausfahrt der Labe warten Müllbehälter und die gesamte Labe ist mit und von freiwilligen Helferinnen und Helfern perfekt organisiert. Danke!

Vom Ski-Tourismus kommend ist die Seilbahninfrastruktur in Saalbach-Hinterglemm bestens ausgebaut
# Vom Ski-Tourismus kommend ist die Seilbahninfrastruktur in Saalbach-Hinterglemm bestens ausgebaut - allein für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den World Games sind die Bergstationen stets aus eigener Kraft zu erreichen
Feine Aussicht auf die Leoganger Steinberge, dahinter zu erahnen das Steinerne Meer
# Feine Aussicht auf die Leoganger Steinberge, dahinter zu erahnen das Steinerne Meer
Sieht idyllisch aus, hat es aber in sich: sowohl der Anstieg zum Schattberg als auch zum 12er-Kogel ist lang und zäh
# Sieht idyllisch aus, hat es aber in sich: sowohl der Anstieg zum Schattberg als auch zum 12er-Kogel ist lang und zäh
Der Hacklberg-Trail wird für das Rennen gesperrt, so dass sich hier keine Nicht-Teilnehmenden zwischen den Teilnehmenden mischen
# Der Hacklberg-Trail wird für das Rennen gesperrt, so dass sich hier keine Nicht-Teilnehmenden zwischen den Teilnehmenden mischen

Mit so viel Schwung als möglich gehe ich in den nächsten, alles entscheidenden Abschnitt: Den Anstieg hinauf auf den Schattberg. 1.024 Höhenmeter auf 8,9 Kilometern warten auf uns. Nach der Asphaltabfahrt in der Sonne empfängt uns das Tal mit 12 °C kühl. Fast schon überraschend kühl. Insgesamt läuft es den Schattberg hinauf richtig gut für mich. Nur ein Starter überholt mich, während ich weiter Positionen gut mache. Und anders als noch beim letzten Mal trete ich alles, denn in diesem Fall hat mein Orbea Oiz Testrad ein 32er Blatt und kein 34er – ein nicht zu unterschätzender Unterschied. Strava sagt 1:15 h für den gesamten Anstieg. Der spätere Sieger hat unter 50 Minuten gebraucht (und fährt doppelt so weit wie ich). Darf ich mich gut fühlen? Ich tu es.

Am Gipfel dann die nächste Labe und wie beschrieben meine Familie. Großartig. Mit Vollgas prüfe ich kurz die 120 mm Federweg des Oiz‘ sowie seinen dankbar flachen Lenkwinkel, dann geht es auch schon den Schattberg Westgipfel hinauf. Hier ist Schicht im Schacht was das Fahren angeht: es wird geschoben. Gute 100 Höhenmeter aber über 30 % Steigung stehen an und als der Puls über 180 steigt, steig ich ab. Dennoch war ich hier noch nie so schnell und absolviere den Anstieg 1:30 min schneller als noch 2019. Nice. Damit sind alle Höhenmeter geschafft und es geht in den Hacklberg-Trail. Endlich die lang ersehnte Herausforderung für die Fahrtechnik – und die Rechtfertigung dafür, ein Fully zu fahren.

auf der 42-km-Runde beginnt der Trail-Spaß mit dem Hacklberg-Trail
# auf der 42-km-Runde beginnt der Trail-Spaß mit dem Hacklberg-Trail
Hier wechselt die Belastung (endlich) weg vom Klettern hin zum Mountainbiken...
# Hier wechselt die Belastung (endlich) weg vom Klettern hin zum Mountainbiken...
... meine Laune ist direkt bestens
# ... meine Laune ist direkt bestens

Leider habe ich zuerst viel Verkehr und dann auch noch einen regelrechten Stau vor mir. Entsprechend schlecht ist die Linienwahl, Flow kommt keiner auf. Und ich erinnere mich dran, dass irgendwo im Regelwerk stand, dass man Platz zu machen habe. Egal. Ich konzentriere mich lieber darauf, auf den Bildern der Sportografen halbwegs gut auszusehen. 40 Sekunden gehen hier gegenüber meiner Zeit im Regen vor vier Jahren flöten. Aber wirklich alles egal, denn die Beine machen gut zu – und ich fühle mich bestätigt, dass ich nicht die längere Distanz in Angriff nehme. Als der Abzweig auf die 42-km-Runde ansteht, bin ich der einzige aus dem Stau, der ihn nimmt. Es folgt unfassbares Gebretter über Schotter. Manchmal wäre hier ein Hinweis auf die nachfolgende Kurve dankbar, denn ich bin gefühlt teils über dem Limit der leichten XC-Reifen. Egal, alles geht gut und mit Volldampf geht es in den Buchegg-Trail. Hier gibt es keinen Verkehr mehr, langsam kommen Oberarme und Finger auf Temperatur und die Laune wird stetig besser. Immer näher taste ich mich ans Limit und das Gefühl ist irgendwie mehr „Tag im Bikepark“ als „Ende vom Marathon-Rennen“. Kratzen im Hals und wenig Schlaf? Alles vergessen.

Gefährliche Abfahrt? Der Trail-Anteil auf der World Games-Strecke ist leider relativ begrenzt
# Gefährliche Abfahrt? Der Trail-Anteil auf der World Games-Strecke ist leider relativ begrenzt

Dann folgt die letzte Wiesenquerung und relativ unvermittelt geht es direkt in den Ortskern, wo der Zielstrich wartet. Meine Laune ist bestens und der Blick auf die Uhr ist sehr zufriedenstellend. 3:02:34 h Bruttozeit – netto eine Fahrzeit von 2:58:31 h. Das ist für sich genommen schon mal sehr gut und satte 20 Minuten schneller, als bei meiner ersten Teilnahme. Und auch die Platzierung ist entsprechend. Insgesamt lande ich so auf Platz 66 von 231 – oder unter allen Männern auf Platz 63 von 206. In meiner Altersklasse (inzwischen Senior Expert Men…) erreiche ich das Ziel auf Platz 11 von 39. Sauber! Hätte ich länger fahren können? Faktisch sicher ja, denn an der Abzweigung hatte ich viel Puffer gegenüber dem Zeitlimit. Sinnvollerweise aber nein, denn die Beine wären schon richtig zu. Und außerdem hätte ich deutlich weniger Trails zu fahren bekommen und dafür mehr hohes Risiko auf Schotter gehabt. Hier sollte gegebenenfalls wirklich an der Streckenführung gearbeitet werden: auch die 58er und 80er Runde verdienen mehr Trails und weniger Schotterabfahrten.

Zieleinfahrt bei Sonnenschein und mit deutlich verbesserter Zeit...
# Zieleinfahrt bei Sonnenschein und mit deutlich verbesserter Zeit...
... das hat Spaß gemacht!
# ... das hat Spaß gemacht!

Die Ergebnisse: Lief bei (fast) allen!

Und die Anderen? Doris und Alex steigen ebenfalls mit der 42 aus – letzterer von intensiven Krämpfen geplagt und froh, es durchgeschafft zu haben. Seinen lesenswerten Rennbericht zu den World Games of Mountainbiking findet ihr hier im Forum. Ich hatte Felix als Rennradfahrer nicht genau gesagt, wie die Trails so sein würden. Doch auch er meistert den Hacklberg-Trail und zieht anders als ich durch auf die 58er Runde. Marinus tut es ihm gleich. Die 58er-Runde bei den World Games hat nicht nur wie erwähnt weniger Trail-Anteil, sondern spendiert auf den zusätzlichen 16 km auch noch mal dankbare 800 Höhenmeter. Diese aber vor allem steil im Anstieg vom Zehner 6er zum Seekar Lift. Felix findet nach eigenen Angaben eine gute Schiebegruppe und arbeitet sich zu Fuß die Rampe hinauf. Faktisch fahren hier auch schon im Hauptfeld schon nur noch die Wenigsten. Mit dem Zwölferkogel erreicht die Route einen weiteren Bergbahnenhöhepunkt über Hinterglemm, fährt dann jedoch auf Schotter ab. Und die Zeit? An der Gabelung zur 80-km-Runde hat Felix noch genau acht Minuten Puffer. Er bleibt stehen, wir schreiben kurz – und er lässt es sein. Also geht es nicht auf die Z-Line und weitere 1.000 Höhenmeter (und schlanke 22 km), sondern auf direktem Forstweg zurück ins Tal und damit ins Ziel.

Wer auf die längste Distanz geht, bekommt noch mal eine weitere Abfahrt vom 12er-Kogel hinunter spendiert...
# Wer auf die längste Distanz geht, bekommt noch mal eine weitere Abfahrt vom 12er-Kogel hinunter spendiert...
... eine willkommene Abwechslung zwischen den Schotterrampen
# ... eine willkommene Abwechslung zwischen den Schotterrampen
Durchatmen, wenn es mal flach daher geht
# Durchatmen, wenn es mal flach daher geht

Die große Runde ist es so für uns beide nicht geworden, doch Felix hat seinem Ruf als begnadetes Ausdauertalent alle Ehre gemacht. Gleiches gilt für Marinus, der nochmal schneller als Felix ins Ziel gekommen ist und sich nun erst mal größere Schuhe kaufen wird. Sowieso scheinen Schuhe ein Thema auf der 58er-Runde zu sein. Felix hatte die gesamte Strecke mit seinen eher Trekking-mäßigen „MTB“-Klickschuhen gehadert. Wirklich sportlich sahen die nicht aus; hatten aber vor allem auch eine eher weiche Sohle. Auch hier steht wohl kurzfristig ein Schuhkauf an. Doch wer so viel schiebt, der sollte lieber Wanderschuhe mitbringen ;). Als jemand, der bei diesem Rennen noch nie so weit gefahren ist, sagt sich das natürlich leicht.

Am Ende bleibt meine Rechnung mit den längeren Distanzen offen. Werde ich nach Saalbach zurückkommen für eine weitere Runde? An sich gibt es auf den längeren Runden deutlich zu wenig Trail-Anteil, als dass die objektiv betrachtet mehr Spaß machen würden. Es ist also eher eine Frage der Ausdauer und damit – für mich – des Alters. Wenn ich in (ferner) Zukunft wieder am Start sein sollte für die lange Distanz, dann auf jeden Fall wieder mit bester Laune. Denn auch dieses Mal hat sich gezeigt: Wer beim Marathon nicht auf Sieg fährt, der findet alle Meter eine Mitstreiterin oder einen Mitstreiter, der/die einfach Spaß am Fahrradfahren hat und mit jedem kurzen Plausch auf der Strecke wird es eine Ecke leichter. Marathon ist für alle da.

Schön aus Holz gelasert: Die Finisher-Medaille...
# Schön aus Holz gelasert: Die Finisher-Medaille...
... gibt es natürlich für jede und jeden!
# ... gibt es natürlich für jede und jeden!

Wer von euch war bei den 24. World Games of Mountainbiking am Start und wie ist das Rennen für dich gelaufen?

Transparenzhinweis: Die Kosten des Startplatzes hat der Tourismus-Verband Saalbach-Hinterglemm übernommen. Die Kosten für Anreise und Unterkunft habe ich selbst getragen.

Fotos: Sportograf / sportograf.com
  1. benutzerbild

    mtbflx

    dabei seit 05/2016

    #8 Hier wechselt die Belastung (endlich) weg vom Klettern hin zum Mountainbiken...
    Psst, Klettern = Mointainbiken smilie
  2. benutzerbild

    ghostmuc

    dabei seit 10/2013

    Psst, Klettern = Mointainbiken smilie
    runter fahren gehört schon auch dazu, sonst könnte man danach ja nicht wieder rauf klettern smilie
  3. benutzerbild

    zEpHy2k

    dabei seit 02/2002

    Danke für den tollen Rennbericht und die Anregung, an welchem Marathon ich nach meinem diesjährigen Erstversuch im kommenden Jahr teilnehmen könnte! smilie

  4. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    Psst, Klettern = Mointainbiken smilie
    Touché smilie Rettungsversuch: Bis zu der Stelle hätte man die Strecke auch mit nem Gravel-Bike fahren können smilie

    @zEpHy2k Danke Dir, das freut mich zu hören! Sehr gerne.
  5. benutzerbild

    ghostmuc

    dabei seit 10/2013

    @Tobias
    endlich gibt es auch ein "offizielles" Video

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