Thule Chariot Sport 1 im Test
Thule bietet mit der Chariot-Produktlinie eine Reihe verschiedener Kinderfahrradanhänger an. Für unseren Fahrradanhänger-Vergleichstest schickt das Team nicht nur das Topmodell Thule Chariot Sport als Einsitzer ins Rennen, sondern auch noch in knalligem Gelb – Spectra Yellow genannt.
- Sitze 1 oder 2
- Gewicht 16,33 kg (nachgewogen, Einsitzer)
- Maße 115 x 94 x 65 cm (ohne Deichsel, Einsitzer)
- www.thule.com
- Preis 1299,95 € (UVP) | Bikemarkt: Thule Chariot Sport 1 kaufen

Thule empfiehlt, den Chariot im Fahrradmodus ab dem Zeitpunkt zu verwenden, an dem das Kind sicher frei sitzen kann. Dies dürfte in den meisten Fällen zwischen dem zehnten und zwölften Lebensmonat der Fall sein. Im Anschluss sind Kinder bis zu einem maximalen Gewicht von 22 kg oder bis zu einer Körpergröße von 111 cm (inkl. Helm) im Anhänger erlaubt. Ohne Deichsel misst der Hänger 115 x 94 x 65 cm, der Zweisitzer ist 15 cm breiter.
Für sein Topmodell, den Chariot Sport, ruft Thule den stolzen Preis von 1.299,95 € auf. Im Online-Preisvergleich finden sich immer weiter günstigere Angebote, doch um die 1.000 € sollte man für einen neuen Hänger einplanen. Die Gebrauchtpreise, zum Beispiel im Bikemarkt hier auf MTB-News.de, sind stabil auf einem hohen Niveau. So wird das Topmodell in gutem gebrauchten Zustand in der Regel knapp unter 800 € verkauft – und behält diesen Wert durchaus auch beim Verkauf aus zweiter und dritter Hand. Tipp: Fahrradanhänger gebraucht kaufen im Bikemarkt.

Ausstattung des Thule Chariot Sport
Bei der Ausstattung des Thule Chariot Sport 1 schauen wir uns den Funktionsumfang und die technischen Lösungen des Kinderfahrradanhängers genau an.
Serienausstattung
Was macht das Topmodell in Bezug auf die Serienausstattung aus? Eine Reihe größerer und kleinerer Details soll dafür sorgen, dass beim Thule Chariot Sport nur wenig Wünsche offen bleiben. Im Gegensatz zum Chariot Cross, der gleichen Basis mit reduzierter Ausstattung, bekommt man die folgenden Features: ein Schloss an der Deichsel und eines an der Kupplung, zwei Scheibenbremsen, zusätzliche Sitzpolster und abnehmbare Fenster zur besseren Belüftung. Der Aufpreis für diese fünf Zusätze beträgt stolze 300 € – hier sollte man sich gut überlegen, was man investieren will. Schließlich gibt es mit Ausnahme der Fenster und des Schlosses an der Deichsel alle Optionen auch separat als Extra zu kaufen. So würden das Kupplungsschloss, die Scheibenbremse und das Sitzpolster zusätzlich 214,85 € kosten.

Die Serienausstattung ist in jedem Fall umfassend. Die Neigung der Rückenlehne ist in drei Stufen verstellbar und von Haus aus sind alle Verdecke und Gitter enthalten. Nicht in der Serienausstattung enthalten sind die passende Steckachsen (67,95 €; mitgeliefert wird lediglich eine 5-mm-Schnellspannachse) und eine Baby-Hängematte. Die Hängematte braucht man allerdings für den Fahrradbetrieb eigentlich nicht. Thule empfiehlt, Kinder erst mit zehn bis zwölf Monaten im Anhänger fahrend zu transportieren. So sollten die meisten Kinder bereits zu groß für die Hängematte (109,95 €) sein, weshalb eher über die Sitzverkleinerung mit passender Kopfstütze (84,95 €) nachgedacht werden solle. Unsere Tests mit dem Anhänger haben wir aus diesem Grund auch nicht mit der Hängematte, sondern mit der Sitzverkleinerung durchgeführt.
Die Liste der verfügbaren Sonderausstattungen für den Chariot Sport ist lang. So kann man verschiedene Aufsätze als Ablage auf dem Schiebebügel ordern. Außerdem muss man investieren, wenn man neben dem Fahrrad oder zu Fuß laufen oder Skifahren will. Das Jogger-Rad wird zum Preis von 139,95 € angeboten. Wer im Winter auf Ski unterwegs sein will, muss volle 379,95 € einplanen.
Sollte der Hänger draußen parken müssen, kann man sich eine Faltgarage für 75,95 € kaufen.



Sitze, Polster und Gurte
Thule liefert den Chariot Sport mit einer zusätzlichen Polsterung für die Sitzfläche und die Rücksitzlehne. Eine separate Kopfstütze gibt es nur als Teil der optionalen Sitzverkleinerung, denn größere Kinder fahren im Anhänger mit Helm. Der serienmäßige 5-Punkt-Gurt stellt sicher, dass das Kind unterwegs sicher angeschnallt ist. Alle Teile des Gurtes lassen sich in einem großen Bereich verstellen.
Die Rücksitzlehne kann in drei Stufen geneigt werden, sodass eine bequemere Schlafhaltung eingestellt werden kann. Hierbei wird jedoch etwas die Zugänglichkeit des Kofferraumes erschwert.
Verschlüsse
In Bezug auf die Verschlüsse hat man bei Thule die Hausaufgaben gemacht – sie zeigen sich durch die Bank durchdacht. Die Basis bildet das Fliegen- und Schmutzschutzgitter, das unten an zwei Stellen eingehakt wird. Zusätzlich gibt es zwei seitliche Reißverschlüsse, die das Gitter sichern. Früher gab es wohl teilweise das Problem, dass Kinder das Gitter von innen öffnen konnten – dies ist heute nicht mehr der Fall. Positiv: Mit etwas Übung bekommt man es auch sehr leise geöffnet, ohne das schlafende Kind zu wecken.
Das Sonnenverdeck wird von außen auf den Rahmen geclipst und kann flexibel in der Höhe verstellt werden. Das über den gesamten Anhänger reichende Regenverdeck wird an sechs Punkten eingehakt und sitzt so straff über der Struktur. Die Trennung der drei Verdecke hat ihre Vor- und Nachteile. Nachteilig ist, dass man unter Umständen das Regen- oder das Sonnenverdeck vergessen kann – und beide im Kofferraum hat, wenn man sie nicht braucht. Der Vorteil ist klar, dass man das Sonnenverdeck an jeder Stelle anbringen kann und es nicht immer ganz oben ansetzt. Außerdem kann das Regenverdeck zum Trocknen einfach abgenommen werden.

Das Sonnenverdeck ist unserer Meinung nach das Beste auf dem Markt, da es so flexibel ist. Das Fliegengitter oder -netz hingegen ist verbesserungsfähig. Es ist vergleichsweise grobmaschig, was sich positiv auf die Belüftung auswirkt. Der Nachteil ist jedoch, dass Dreck leichter in den Anhänger kommt, als bei einem engmaschigeren Gittern. So zeigte sich unser Baby nach einer kurzen Fahrt zum Badesee über regennasse Straßen durchaus eingedreckt. Ein gutes Schutzblech kann hier etwas Abhilfe schaffen, doch es bedarf schon eines wirklich langen Schutzblechs, um den Anhänger sauber halten zu können.
Optional kann man den Innenraum über das Regenverdeck sauber halten, doch unterbricht man dann auch die Belüftung. Bei 28 Grad ist das nicht wirklich ratsam, sogar wenn man die Seitenfenster etwas aufmacht. Sie ganz aufzumachen ist schwierig, da dann der seitliche Sonnenschutz nicht mehr gegeben ist. Hinzu kommt, dass Thule oben über dem Kind eine weitere Belüftung platziert hat. Das ist bei trockenen Bedingungen und hohen Temperaturen ein echter Vorteil. Leider sitzt das Kind bei Sonnenschein so jedoch direkt in der Sonne. Man braucht also immer einen Helm oder bei kleinen Kindern eine Mütze zum Schutz. Einfache Abhilfe schafft alternativ eine um den vorgeklappten Schiebegriff gebundene Mullwindel.
Die Abdeckung der ausklappbaren Tasche am Heck des Chariot wird über ein Gummi befestigt. So sitzt auch sie sicher und kann geräuschlos geöffnet werden.
Reifen & Buggy-Rad
Wie fast alle Kinderfahrradanhänger rollt der Thule Chariot Sport auf 20″ großen Reifen, die mit einem einfach zu bedienenden Sicherungsbolzen montiert werden. Da die Scheibenbremse fest mit der Radnabe verbunden ist, muss hier nichts eingefädelt oder arretiert werden – gleichzeitig bleibt die Einstellung in jedem Fall konstant. Selbstverständlich sind die Reflektorstreifen auf den Seitenwänden, sodass der Chariot bei Nacht gut gesehen wird.
An der Front setzt Thule auf zwei Buggy-Räder, eines links und eines rechts. Die beiden Räder sind erfreulich groß dimensioniert, kommen jedoch als Gummireifen auf Kunststofffelgen – es gibt Dinge, die besser und vor allem ruhiger rollen. Das zeigt sich besonders dann, wenn der Untergrund nicht mehr perfekt eben ist. Außerdem lassen sich die Räder nicht in Geradeausstellung blockieren, was zum Joggen wichtig wäre. Hier muss man in das 139,95 € teure Jogger-Rad investieren, das dann auch luftgefüllt und groß genug ist, sodass der Hänger entsprechend komfortabel bewegt werden kann.



Verarbeitung & Qualitätseindruck
Thule gewährt zehn Jahre Garantie auf die Struktur und fünf Jahre Garantie auf alle Anbauteile. Das zeugt von einem gewissen Selbstvertrauen, was die Qualität und Robustheit des eigenen Kinderfahrradanhängers angeht.
Der erste Qualitätseindruck ist dann in der Tat auch sehr gut. Ob Struktur oder Details – hier ist ganze Arbeit geleistet worden und die meisten Funktionen sind nicht nur gut bedienbar, sondern auch hochwertig umgesetzt. Die Preise auf dem Gebrauchtmarkt bestätigen diesen Eindruck. Interessant ist beispielsweise, mit welchem Aufwand bei Thule die Deichsel gesichert wird. Sie wird über eine Schlaufe gehalten, wird durch das Vorderrad gesichert und kann von hinten noch abgeschlossen werden. Wenn es trotzdem mal zu einem Produktfehler kommt, können wir aus eigener Erfahrung sagen, dass Thule schnell antwortet und die Ersatzteile dann auch direkt verbaut.
Lediglich die Kunststoffräder vorne passen nicht ganz zu diesem Konzept. Sie rollen auf schlechten Untergründen holprig ab und mit zwei Rädern an der Front möchte niemand einen holprigen Schotterweg hinaufschieben.
Alltag mit dem Thule Chariot Sport
In der Alltagswertung fokussieren wir auf den praktischen Nutzwert eines Kinderfahrradanhängers: das Platzangebot, die Belüftung oder auch die Verwendung als Buggy und beim Joggen. Den Fahrradbetrieb klammern wir hier explizit aus, denn der bekommt – wir sind ja schließlich eine Mountainbike-Plattform – sein eigenes Kapitel.
Innenraum & Raumgefühl
Der Thule setzt auf ein kleines Packmaß und so wundert es nicht, dass er auch im Innenraum zu den eher kompakteren Anhängern gehört. Das fällt beim Zweisitzer deutlich mehr auf als beim Einsitzer, doch auch der ist im Vergleich, zum Beispiel mit einem Burley, eher kompakt geschnitten. So fand unser Testkind (mit sechs Jahren definitiv am oberen Ende des möglichen Gewichts und der Größe) noch akzeptabel Platz. Die Beine berührten jedoch schon angewinkelt das Verdeck.
Insgesamt kann der Innenraum jedoch überzeugen. Die zusätzliche Polsterung ist gut platziert und passt perfekt zum weit verstellbaren Gurtsystem. Die Taschen sind sinnvoll platziert und die großen, tief gezogenen Seitenfenster erzeugen ein gutes Raumgefühl.

Die Seitenfenster spielen auch eine elementare Rolle bei der Belüftung. Wie schon beim Schmutzschutz erwähnt, ist diese an heißen Tagen extrem wichtig. Man sollte meinen, dass der Fahrtwind ohne Probleme ausreicht, um eine vernünftige Temperatur im Innenraum einzustellen. Das tut er allerdings nur, wenn man so gute Belüftungsmöglichkeiten wie bei den Thule Chariot-Modellen hat. Im Fußraum befinden sich zwei Belüftungsschlitze, die man separat öffnen und schließen kann. Oben und hinten bei den Sitzen kann ebenfalls viel Luft durch grobmaschiges Material in und aus dem Anhänger strömen. Zusätzlich können die Seitenfenster vollständig entfernt werden. Sorgen, dass die Kinder im Zug sitzen, muss man sich nach Auskunft unseres Testkindes im Rahmen der zulässigen Geschwindigkeiten jedoch keine machen. Stattdessen sollte man bedenken, dass bei entfernten Seitenfenstern auch der Sonnenschutz entfällt. Wir würden daher empfehlen, die Fenster halb zu öffnen und so einzuschlagen, dass das Kind noch gut vor der Sonne geschützt ist.
Die seitlich geöffneten Fenster sind insbesondere bei noch feuchten Bedingungen ideal. Dann kann man das Regenverdeck aufziehen, bekommt keinen Dreck vom Hinterrad in den Innenraum und hat dennoch eine gute Belüftung. Das kann kein anderer Anhänger so gut wie der Thule Chariot Sport.



Taschen, Kofferraum & Zugänglichkeit
In Bezug auf Taschen und Ablagen zeigt sich der Thule Chariot in der Serienausstattung relativ knapp. Hinter dem Sitz gibt es eine Netztasche, in die lange flache Gegenstände gut passen, zum Beispiel eine Picknickdecke. Die eigentliche Transporttasche kann am Heck heruntergeklappt werden. Sie geht über die gesamte Breite des Anhängers und macht beim Joggen Platz für die Füße. Wird sie benötigt, bietet sie ca. 12 l Volumen (Zweisitzer: ca. 16 l). Leider ist die Tasche fest am Anhänger montiert, sodass man sie nicht kurz abmachen kann, etwa wenn man einkaufen geht.
In die Tasche passen 1-2 leicht gepackte Einkaufstaschen. Dass viele Familien noch etwas mehr Stauraum bräuchten, sieht man häufig. Sehr viele Familien kaufen sich zusätzlich für das Dach des Thules noch eine Erweiterung (Cargo Rack: 79,95 €), um hier noch Gegenstände abzulegen. Kleine Taschen für den Geldbeutel oder Schlüssel gibt es nur im Innenraum des Anhängers. Optional bietet Thule aber auch den Chariot Cab an, der mit mehr Stauraum aufwarten kann.
Im Innenraum bietet Thule seitlich angenäht die üblichen Netztaschen, in die kleine Trinkfläschchen oder Spielzeug. Eine Tasche für Schlüssel und Handy außen am Anhänger gibt es nicht.


Schiebebetrieb
Wer den Thule Chariot Sport als Kinderwagen oder Buggy verwendet, der kann auf einen gut verstellbaren Schiebebügel und leichten, geräuschlosen Lauf setzen. Zumindest, solange es glatt und eben daher geht. Sobald der Weg etwas rauer oder gar schottrig wird, kommen die beiden Kunststoffvorderräder schnell an ihre Grenzen. Dann verspringt der Hänger gerne mal und fährt nur schwerlich geradeaus. Das Schieben auf Wegen mit größeren Steinen und Wurzeln ist sehr unangenehmen oder fast nicht möglich, da sich die Vorderräder häufig in zwei unterschiedliche Richtungen drehen. Das Jogger-Rad schafft hier wirksam Abhilfe, kostet aber auch einen satten Aufpreis.
Die Fußfreiheit beim Schieben ist ausgezeichnet, insbesondere dann, wenn man die Transporttasche am Heck des Hängers nach oben geklappt arretiert hat. Die Deichsel findet in einer dedizierten Halterung auf der linken Seite des Anhängers ihren Platz. Das ist beides sauber und sehr gut gelöst!
Die Parkbremse des Thule Chariot Sport wirkt auf beide Hinterräder und wird mit einem kleinen roten Fußhebel rechts an der Achse betätigt.
Der Umbau zum Fahrradanhänger geht denkbar einfach von der Hand. Die Deichsel wird vorne links eingesteckt, mit der Sicherungsschlaufe eingehakt und durch das Vorderrad gesichert. Denkbar einfach werden nämlich die Vorderräder bloß von oben in ihre Aufnahmen gesteckt, ein Sicherungshebel sorgt dafür, dass hier keine Zufälle passieren. Auch das Jogger-Rad lässt sich schnell einbauen und umbauen. Wird der Hänger hinter dem Fahrrad gezogen, findet es hinten an der Transporttasche seinen Platz. Der Umbau gelingt so innerhalb weniger Sekunden und stellt keine Probleme dar.



Aufbau & Einfalten, Packmaß
So groß wie das Paket bei der Lieferung ist, so einfach geht der Aufbau von der Hand. Vor dem Aufklappen muss die Sicherung, die den Anhänger im zusammengefalteten Zustand kompakt hält, gelöst werden. Dann wird der Hänger nach oben gezogen, bis die beiden Scharniere links und rechts am Gestänge einrasten. Im Anschluss müssen lediglich die Laufräder und die Deichsel montiert werden und der Schiebegriff angeschraubt, dann ist der Thule Chariot bereit für den Einsatz.

Beim Einfalten für den Transport oder die Winterpause geht man in umgekehrter Reihenfolge vor, kann den Schiebegriff jedoch montiert lassen. Zunächst werden die Buggy-Räder und die Deichsel demontiert, dann wird der Hänger mit leichtem Druck auf die zwei seitlichen Gelenke eingeklappt. Da der Thule Chariot ein Gelenk in seiner Struktur oberhalb der Räder hat, lässt er sich kleiner zusammenfalten als jeder andere Anhänger. Im Anschluss werden der Schiebebügel ganz nach vorne gedreht und die Räder demontiert und im Anhänger verstaut.
Das Packmaß des Thule beträgt eingefaltet kompakte 86,5 x 61,5 x 40,5 cm. So passt der Chariot Sport sogar relativ gut in den Kofferraum eines VW Golf einräumen – ohne dafür die Rücksitzbank umlegen zu müssen.

Mountainbike mit dem Thule Chariot Sport
Über den eigentlichen Alltagseinsatz am Fahrrad hinaus haben wir intensiv getestet, wie gut der Thule Chariot Sport 1 für den sportlichen Mountainbike-Einsatz geeignet ist. Hierfür haben wir ihn auf einer definierten Testrunde in leicht und schwer beladenem Zustand gefahren und die auftretenden Beschleunigungen gemessen. Außerdem haben wir mit ihm mehrere Touren auf Teer und im Gelände unternommen, um mehr über das Fahrverhalten und die Federung zu erfahren.
Fahrwerk: Federung und Dämpfung
Sobald die Buggy-Räder wie beschrieben denkbar einfach demontiert sind, kann es mit dem Thule Chariot Sport auf unsere Testrunde gehen, um sein Fahrwerk zu testen. Das basiert auf einer Starrachse mit Blattfedern, die über eine verschiebbare Klemme in der Härte einstellbar sind. Kleine Piktogramme helfen dabei, die Einstellung zu finden. Eine echte Angabe, auf wie viel kg Zuladung man sich gerade einstellt, fehlt jedoch. Eine Dämpfung gibt es nicht, weder für die Zug- noch die Druckstufe. Stattdessen muss die Massenträgheit selbst die Fahrt beruhigen.


Auf unserer Testrunde zeigt sich eine noch akzeptable, aber eher im hinteren Mittelfeld liegende Funktion der Federung. Insbesondere kantige Hindernisse führen zu hohen Beschleunigungen, sodass die mittlere Beschleunigung mit leichter Beladung bei 0,73 g liegt und schwer beladen immer noch bei 0,63 g. Die Maximalwerte liegen mit 6,45 g und 6,59 g ebenfalls hoch. Die Empfehlung von Thule, ab welchem Alter man hier ein Baby hinter dem Fahrrad hergezogen werden sollte, muss man also ernst nehmen.

Schaut man sich die resultierenden Kräfte im Detail an, zeigt sich, dass neben den beschriebenen Lastspitzen bei leichter Beladung insbesondere der Wiegetritt zu den höchsten dauerhaften Beschleunigungen führt. Ursächlich hierfür ist die Resonanzschwingung, die sich zwischen Fahrer und dem Hänger einstellt. Je steifer die Kupplung, desto kleiner die Schwingung. Die Kupplung des Thule kann hier keine Ruhe ins System bringen. Bei hoher Beladung verringert sich dieser Effekt deutlich, bleibt jedoch weiterhin sichtbar. Für die Praxis bedeutet das, dass man den Wiegetritt besser meiden sollte.
Zu Recht gibt Thule daher an, dass kleine Babys, die noch nicht frei sitzen können, in ihrem Anhänger im Fahrradbetrieb nichts zu suchen haben. Die Thule-Hängematte wird auch ohne zusätzliche Kopfstütze geliefert und sollte, wie vorgegeben, dann nur im Schiebemodus genutzt werden. Wenn wir uns wünschen könnten, was Thule zum nächsten Model verbessern sollte: Es wäre die Kupplung.

Video: Testrunden mit dem Thule Chariot Sport 1
Fahrdynamik
Die Fahrdynamik von zweispurigen Kinderfahrradanhängern ähnelt sich in den meisten Fällen sehr und der Thule Chariot Sport macht hier keine Ausnahme. Aufgrund der Kupplung sollte man den Wiegetritt meiden, das Fahrwerk ist für ruppige Strecken nicht gemacht. Durch die relativ schmale Spur des Einsitzers ist dieser darüber hinaus besonders gefährdet, was das Umkippen in Kurven angeht.

Allein im direkten Freundeskreis kennen wir mehrere Fälle, in denen der Anhänger bei vergleichsweise harmlosen Fahrmanövern umgekippt ist. Dank der robusten Bauweise und passender Gurte – und auch einem Helm auf dem Kopf der größeren Kinder – ist dabei nie etwas passiert. Trotzdem zeigt es, dass man vorsichtig fahren muss. Denn auch dieser Anhänger ist ein Transportgerät und kein Fahrradsportgerät. Gute Schotterwege kann man ohne Probleme meistern und Kurven sollten einfach langsam gefahren werden. Beim Trail-Eingang oder einem Weg mit zu vielen Wurzeln sollte man allerdings anhalten. Wer Spaß auf dem Bike haben will, der fährt alleine. Auch das Kind hat mehr Spaß, wenn es gleichzeitig spielen darf oder vielleicht schon den ersten Pump Track im Tal mit dem Laufrad erkundet. Oder eben selbst mit auf den Trail geht.

Test-Fazit: Thule Chariot Sport 1
Der Thule Chariot Sport überzeugt mit einer umfangreichen Ausstattung, hoher Verarbeitungsqualität, cleveren Detaillösungen und einem kompakten Packmaß. Schwächen zeigt er bei der Kupplung und dem Fahrwerk. Besonders hervorzuheben ist die Belüftung, die flexibel regulierbar ist. Im Alltag wäre ein etwas größerer Kofferraum hilfreich und auf Schotter sollte das Jogger-Rad zum Schieben genutzt werden. Der Preis ist gesalzen.

Pro / Contra
Stärken
- Kompaktes Klappmaß
- Hervorragendes Belüftungskonzept
- Hochwertige Verarbeitung
- Lehnenneigung in drei Stufen verstellbar
- Schlösser an Kupplung und Deichsel
Schwächen
- Sehr hoher Preis
- Eingeschränkte Federung ohne Dämpfung und mittelmäßige Kupplung
- Kleiner Kofferraum
- Zwei Buggy-Räder aus Gummi
- Kein Schmutzschutz
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thule Chariot Sport 1 gemacht?
Wir haben den Thule Chariot Sport 1 im Rahmen eines großen Vergleichstests von Kinderfahrradanhängern getestet. Die Zusammenfassung des Vergleichstests findet ihr hier. Alle Artikel des Kinderanhängertests in der Übersicht:
- 9 Fahrradanhänger für Kinder im Vergleichstest: Das ist der beste Anhänger für dein Kind!
- Fahrradanhänger für Kinder: Kaufberatung, Fragen & Antworten
- Thule Chariot Sport-Fahrradanhänger im Test: Luftiger Marktführer zum Höchstpreis
- Burley D’Lite X Fahrradanhänger im Test: Außen klassisch, innen groß
- Leggero Vento R Fahrradanhänger im Test: Mit Rautensteppung gegen den Einheitsbrei
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- Qeridoo Kidgoo 1-Fahrradanhänger im Test: Mamas und Papas Liebling
- Thule Chariot Cross 2-Fahrradanhänger im Test: Der, den sie alle fahren
- Croozer Kid Vaaya-Fahrradanhänger im Test: Komfortabler Maßanzug mit knapper Belüftung
- Hamax Outback 2-Fahrradanhänger im Test: Der SUV für Kinder
20 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumdie Kugellager kannst du beim Fachhändler oder im Netz bei unterschiedlichen Herstellern weiterhin beziehen.
Bei dem Rest gebe ich dir recht, ich habe meine ausgeschlagene Lagerbuchse mit Hasbergband und 2-Komponentenkleber wieder repariert. Nicht zu vergessen die komplette Kunststoffeinheit mit Schrauben an der Radnabe zu fixieren, um das knarzen noch zu verhindern.
klar, die Kugellager kann man auch einfach so beziehen wenn man die Masse hat. Das ist zugegebenermassen nicht so wild. Ich habe noch welche vom Chariot die auch hier passen (!!). Beim Chariot habe ich noch die Kunststoffbuchsen einzeln getauscht (wackelte trotzdem...). Hier muss man ja die gesamte Hinterachse tauschen um die Aufnahmen der Buchsen zu tauschen. Kostenpunkt entsprechend.... . Was ist denn ein Hasbergband?? Deine Konstruktion hört sich interessant an. Wie sieht das denn aus?
Wow: Ziemlich exakt 2 Wochen nach der rechten Achse ist auch die linke Achse gebrochen. Ich habe mir das Laufrad natürlich noch vor 2 Wochen angeschaut. Ich habe es zwar nicht zerlegt, aber ich konnte nichst feststellen. Ach ja, wieder bei einer Leerfahrt gebrochen.
Ich habe da selber schon gute Erfahrungen mit denen gemacht.
Ich habe die ausgelutschte Kunststofflagerbuchse mit einen Hasbergband (Stahlband) aufgefüllt und mit einem 2-K-Verklebt.
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