Es sei das ultimative Mountainbike, heißt es bei Canyon. Dieses selbstbewusste Statement der Koblenzer gilt ihrem jüngsten Spross, dem brandneuen Neuron. Als Alleskönner geboren, soll das leichte Trail-Bike ein treuer Begleiter für tollkühne Abenteuer sein. Laut Canyon ein Bike für Streckenentdecker, Trail-Surfer und Alpencrosser. Unser ehemaliger Redakteur Maxi Dickerhoff hat dem neuen Neuron in einem ersten Test auf den Zahn gefühlt.
Video: Canyon Neuron CF 9 SL
Steckbrief: Canyon Neuron CF 9 SL
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 140 mm/130 mm |
Laufradgröße | 27,5ʺ, 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,6 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.canyon.com |
Preisspanne | 1.599 € - 5.999 € |
Es herrscht ein buntes Treiben im Segment der Trail-Bikes. Die Schublade, in welche diese Kategorie einst gesteckt wurde, ist längst gesprengt. Jeder interpretiert das Segment individuell für sich selbst, von Marathon bis Trail spreizt es sich auf. An den bloßen technischen Daten lässt sich ein Trail-Bike kaum noch definieren. Canyon möchte dem Segment der Trail-Bikes ein klares Gesicht geben: Ein Trail-Bike, was soll das sein? Laut Canyon ein hybrider Alleskönner. Hybrid deshalb, weil diese Gattung der beste Kompromiss aus drei Welten sein soll. Gewünscht ist die Antriebseffizienz eines vortriebsstarken Marathon-Bikes, der Komfort eines langstreckentauglichen Trail-Bikes und die Spurstabilität eines abfahrtsorientierten Enduro-Bikes.

All das will Canyon im brandneuen Neuron miteinander vereint haben. Sie nennen es: das ultimative Mountainbike. „Eines für alle Fälle“, so heißt in der Pressemeldung. Ein Bike mit 140 mm Federweg an der Front und 130 mm am Heck. Eines, dass sich treu geblieben sei, ohne den Trends der Branche hinterherzulaufen. Integriertes Staufach? Fehlanzeige. Vielfältige Einstelloptionen der Geometrie und Fahrwerkskinematik? Nicht die Bohne. Das Neuron kommt ziemlich reduziert daher. Und das aus gutem Grund, so Canyon. Denn als Alleskönner soll das Neuron leicht, haltbar und vor allem auch erschwinglich sein.
Das Topmodell hört (neben dem limitierten Neuron CF LTD) auf den Namen Neuron CF 9 SL, wiegt mit seiner prestigeträchtigen Ausstattung 12,7 kg und kostet 4.999 Euro. Mit diesem Preis dürfte Canyon so manchem Mitbewerber ordentlich einheizen, liegen die Preise vergleichbarer Bikes der Konkurrenz doch bei bis zu 9.000 Euro.


Die neuste Generation des Neuron ist in insgesamt elf unterschiedlichen Ausstattungsvarianten zu haben. Eingerechnet ist dabei auch das Neuron Young Hero, ein dediziertes Jugend-Bike mit spezieller Ausstattung und einer altersgerechten Geometrie. Unter den elf Neuron-Modellen befinden auch drei Modelle, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind und den Namenszusatz WMN tragen. Die Preise des Neuron erstrecken sich von 1.599 Euro bis 5.999 Euro. Für die günstigeren Preispunkte setzt Canyon auf einen Aluminium-Rahmen, ab 2.999 Euro gibt es dann einen Carbon-Rahmen.
Das Konzept
Back to the roots. Wenn das Leben immer wildere Auswüchse hervorbringt, dann hilft es, sich zu erden. Das hat wohl auch das Entwicklungs-Team bei Canyon gespürt, als sie die Vision zur neuesten Generation des Neuron erarbeiteten. Denn in Zeiten, in denen Features und Gimmicks wie Trödel in einem Souvenirladen kaum mehr Raum für das Wesentliche lassen, hat sich Canyon der Kunst des Verzichts verschrieben. „So reduziert wie möglich, so viel Technik wie nötig“, so heißt es in den Presseinformationen zum neuen Neuron.

Trends habe man bewusst ignoriert, genau wie den Feature-ismus, so die Aussage von Canyon. Stattdessen sei man sich selbst treu geblieben und hätte sich einer konstanten Evolution verschrieben. Dieser Ansatz sei seit über 20 Jahren das Erfolgsrezept des Neurons, das einst noch auf den Namen Nerve hörte. Schon damals sei das Nerve das beliebteste Fully im MTB-Sortiment von Canyon gewesen. Man könnte es also als Hommage an den Urgroßvater verstehen, dass das neue Neuron mit einem geraden Sitzrohr und einer fast schon klassischen Diamantrahmenform daherkommt – genau wie das erste Nerve vor über 20 Jahren.

Unangetastet bleibt die Kinematik des Neuron. Wie schon beim Vorgänger schwört Canyon auf die bewährte Triple Phase Suspension. Es handelt sich um einen Viergelenker, der den liegenden Dämpfer über eine Dämpferverlängerung ansteuert. Das Übersetzungsverhältnis des Hinterbaus fällt recht linear aus. Allerdings soll sich die Kinematik, bedingt durch die Anti-Squat-Werte, auf drei Bereiche über den Federweg von 130 mm hinweg aufteilen.
Zu Anfang des Federwegs sei der Hinterbau besonders feinfühlig, um bestmögliche Traktion zu erzeugen. Im mittleren Federwegsbereich soll man von einer präzisen Rückmeldung des Hinterbaus profitieren. Gegen Ende des Federwegs seien ausreichend Reserven geboten, was dem Fahrer auch bei harten Schlägen Vertrauen vermitteln soll.

Im Detail
Während am Neuron auf allerlei Schnickschnack verzichtet wurde, legte man den Fokus stattdessen auf Details. Besonders viel Aufmerksamkeit schenkten die Entwickler dem Thema Haltbarkeit. Der Hinterbau des Neuron ist am Hauptdrehpunkt breit abgestützt, wodurch die Verbindung von Hauptrahmen und Hinterbau besonders steif und robust sein soll. Langlebig sollen generell alle Lagerpunkte sein, denn alle Lager verfügen über eine Doppellippendichtung und sind mit einem besonders standfesten Spezialfett abgeschmiert. Ferner sind die Lagerpunkte nach außen verblendet, sodass auch ein Dampfstrahler den Lagern beim Putzen nichts anhaben kann.

Schutz vor Steinschlag bietet ein abnehmbarer Unterrohrprotektor, der sich formschön in die Kontur des Unterrohrs anschmiegt. Auch der Kettenstrebenprotektor ist geschraubt und damit leicht zu tauschen. Er ist ebenfalls an die Rahmenkontur angepasst und bietet keine Angriffspunkte, die den Protektor vom Rahmen trennen könnten. Für Geräuschdämpfung sorgt eine Gummischicht auf dem Kettenstrebenprotektor, welcher aus Zwei-Komponenten-Kunststoff gefertigt ist.


Besonders einfallsreich ist der sogenannte Chain Shield – er umschließt das Kettenblatt einseitig im Bereich der Kettenstrebe und soll so vor unangenehmen Chain Sucks schützen. Dank des Chain Shield hat die Kette schlicht keinen Platz zwischen Kettenblatt und Kettenstrebe. Das schützt den Rahmen vor Schäden und schont die Nerven des Fahrers, sollte die Kette trotz Narrow-Wide-Verzahnung des Kettenblatts und der Kettenführung doch einmal abspringen.


Ebenfalls nutzerfreundlich ist die neu gedachte Kabelführung am Neuron. Die Kabel verschwinden durch das obere Steuerlager im Hauptrahmen und sind ab dort durchgängig gedichtet, bis sie am Hinterbau wieder das Licht der Welt erblicken. Im Inneren des Rahmens laufen PU-Liner, also Kunststoffröhrchen, die die Kabel führen und vor lästigem Klappern schützen.
Eine besonders smarte Lösung hat man sich für den Übergang zwischen Hauptrahmen und Hinterbau einfallen lassen. Also für jenen Bereich, der besonders starker Verschmutzung ausgesetzt ist. Am Kabelausgang im Tretlagerbereich des Hauptrahmens sitzt eine Gummimanschette. Diese umschließt die durchlaufenden PU-Liner, in denen die Kabel geführt sind und dichtet den Kabelausgang ab. Somit können Schmutz und Wasser nicht ins Rahmeninnere eindringen.
Geometrie
Das Neuron der siebten Generation wurde laut Canyon auf Fahrstabilität und Komfort getrimmt. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Hauptrahmen um 22 mm in die Länge gewachsen, was bei Rahmengröße M einen Sprung von 432 mm auf 450 mm Reach bedeutet. Das wirkt sich direkt auf den Radstand aus, der auf laufruhige 1.203 mm anwächst. Dazu trägt auch der flachere Lenkwinkel bei, der mit 66° genau 1,5° flacher ausfällt als noch beim Vorgänger.
Das Bike soll dadurch ruhiger auf dem Trail liegen und dem Fahrer in ruppigem Gelände und in brenzligen Situation Sicherheit vermitteln. Canyon verspricht eine erweiterte Komfortzone, dank der man sich gelassen den Freuden des Trail-Surfens hingeben könne.

Canyons Alleskönner soll jedoch kein ausgewiesener Abfahrtsspezialist sein, das Neuron soll Touren-Biker glücklich machen. Ein Bike für das große Abenteuer in wilder Natur, für den Alpencross oder ausdauernde Ganztagestouren. Deshalb wurde der Faktor Komfort bei der Entwicklung des Neuron besonders stark betont. Mit 76° ist der Sitzwinkel um 1,5° steiler als beim Vorgänger. Das Steuerrohr ist bei Rahmengröße M und L ebenfalls gewachsen. Dadurch richtet sich die Sitzposition des Fahrers ein klein wenig auf, trotz des in die Länge gewachsenen Hauptrahmens.

Für Bewegungsfreiheit in der Abfahrt sorgen deutlich geschrumpfte Sitzrohre bei allen Rahmengrößen. Das ermöglicht Variostützen mit großem Verstellweg, sodass der Sattel tief abgesenkt werden kann. Bei Rahmengröße M misst das Sitzrohr 425 mm. Der maximale Hub der Dropper-Post liegt bei Rahmengröße M bei ordentlichen 170 mm. Ab Rahmengröße L gibt es 200 mm Verstellweg.
Erhältlich ist das Neuron in den Rahmengrößen XS bis XL. Die Größen XS und S rollen auf 27,5“ Laufrädern, die restlichen Größen kommen mit 29“ Laufrädern. Eigens für das Young Hero Modell hebt Canyon sogar einen 2XS-Rahmen aus der Taufe.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 410 mm | 430 mm | 455 mm | 480 mm | 510 mm |
Stack | 587 mm | 596 mm | 626 mm | 639 mm | 656 mm |
STR | 1,43 | 1,39 | 1,38 | 1,33 | 1,29 |
Lenkwinkel | 66° | 66° | 66° | 66° | 66° |
Sitzwinkel, real | 76° | 76° | 76° | 76° | 76° |
Oberrohr | 556 mm | 579 mm | 611 mm | 639 mm | 674 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 100 mm | 110 mm | 125 mm | 143 mm |
Sitzrohr | 390 mm | 390 mm | 425 mm | 460 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 430 mm | 430 mm | 440 mm | 440 mm | 440 mm |
Radstand | 1.139 mm | 1.164 mm | 1.203 mm | 1.234 mm | 1.271 mm |
Tretlagerabsenkung | 17,5 mm | 17,5 mm | 38 mm | 38 mm | 38 mm |
Federweg (hinten) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Federweg (vorn) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Ausstattung
Wie schon erwähnt, ist das Neuron in elf verschiedenen Ausstattungsvarianten erhältlich. Das Neuron Young Hero ist das günstigste Modell im Line-Up und liegt bei 1.599 Euro. Für Erwachsene eröffnet das Neuron AL 5 den Einstieg und ist mit 1.899 Euro veranschlagt. Die Sperrspitze der Neuron-Familie ist das Neuron CF LTD, welches für mit besonders hochwertigen Komponenten ausgestattet und für 5.999 Euro zu haben ist.
Das von uns getestete Neuron CF 9 SL liegt bei 4.999 Euro und kommt einem Fox Factory-Fahrwerk, bestehend aus 34 Float FIT4 mit 140 mm Federweg und einem Float DPS Dämpfer.
- Federgabel Fox 34 Float Factory FIT4 (140 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS Factory (130 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle AXS, 1x12s
- Bremsen SRAM Code RSC (180/180 mm)
- Laufräder DT Swiss XMC 1501
- Reifen Schwalbe Nobby Nic Speedgrip 2,4“ / Schwalbe Wicked Will Speedgrip 2,4“
- Cockpit RaceFace Next 35 Carbon (760 mm) / RaceFace Turbine R 35 (40 mm)
- Sattelstütze Canyon Iridium SP60 Dropper Post (bis 200 mm)
Modell | NEURON CF LTD | NEURON CF 9 SL | NEURON CF 9 | NEURON CF 8 / WMN | NEURON 7 / WMN | NEURON 6 / WMN | NEURON 5 | NEURON YOUNG HERO |
Rahmen | 2,440 g Carbon Rahmen (Größe medium) | 2,440 g Carbon Rahmen (Größe medium) | 2,440 g Carbon Rahmen (Größe medium) | 2,440 g Carbon Rahmen (Größe medium) | 3,100 g Rahmengewicht | 3,100 g Rahmengewicht | 3,100 g Rahmengewicht | 3,100 g Rahmengewicht |
Federgabel | Fox 34 Float Factory 140 mm | Fox 34 Float Factory 140 mm | Fox 34 Float Performance Elite 140 mm | Fox 34 Float Performance 140 mm | Fox 34 Float Performance 140 mm | Fox 34 Float Rhythm 140 mm | Rock Shox Recon Silver 140 mm | Manitou Machete Comp 130 mm |
Dämpfer | Fox Float DPS Factory, 130 mm Federweg | Fox Float DPS Factory, 130 mm Federweg | Fox Float DPS Performance, 130 mm Federweg | Fox Float DPS Performance, 130 mm Federweg | Fox Float DPS Performance, 130 mm Federweg | Fox Float DPS Performance, 130 mm Federweg | Rock Shox Deluxe Select+, 130 mm Federweg | Manitou Mara IL, 130 mm Federweg |
Schaltung | SRAM X01 AXS 12S | SRAM GX AXS 12s | Shimano XT 12s | Shimano SLX 12s | Shimano XT 12s | Shimano SLX 12s | Shimano Deore 12s | Shimano Deore 12s |
Bremsen | SRAM Code RSC | SRAM Code RSC | Shimano XT M8120 | Shimano SLX M7120 | Shimano SLX M7120 | SRAM DB8 | Shimano MT410 | Tektro Kids Brake |
Bremsscheiben | SRAM HS2 (180 mm/180 mm) | SRAM HS2 (180 mm/180 mm) | Shimano XT MT800 (180 mm/180 mm) | Shimano SLX RT70 (180 mm/180 mm) | Shimano SLX RT70 (180 mm/180 mm) | SRAM Centerline (180 mm/180 mm) | Shimano SM-RT10 (180 mm/180 mm) | Hayes (180 mm/180 mm) |
Laufräder | DT Swiss XMC 1200, (30 mm) ((27,5” für XS–S, 29er M–XL) | DT Swiss XMC 1501 (30 mm), (27,5” für XS–S, 29er M–XL) | DT Swiss XMC 1700 (30 mm), (27,5” für XS–S, 29er M–XL) | DT Swiss XM 1700 (30 mm), (27,5” für XS–S, 29er M–XL) | DT Swiss M 1900 Laufräder (27,5” für XS–S, 29er M–XL) | DT Swiss LN AM (30/25 mm), (27,5” für XS–S, 29er M–XL) | Iridium | Shimano MT400 / MT410 (30/25 mm), (27,5” für XS–S, 29er M–XL) | Iridium | Shimano MT500 650B |
Sattelstütze | RockShox Reverb AXS (XS 125 mm, S 150 mm, M–XL 170 mm) | Iridium SP60 (XS 150 mm, S–M 170 mm, L–XL 200 mm) | Iridium SP60 (XS 150 mm, S–M 170 mm, L–XL 200 mm) | Iridium SP60 (XS 150 mm, S–M 170 mm, L–XL 200 mm) | Iridium SP63 (XS 150 mm, S–M 170 mm, L–XL 200 mm) | Iridium SP63 (XS 150 mm, S–M 170 mm, L–XL 200 mm) | Iridium SP63 (XS 150 mm, S–M 170 mm, L–XL 200 mm) | Iridium rigid |
Lenker | RaceFace Next 35 Carbon, 760 MM (M–XL), 740 mm (XS–S) | RaceFace Next 35 Carbon, 760 MM (M–XL), 740 mm (XS–S) | RaceFace Next 35 Carbon, 760 mm (M–XL), | RaceFace Next 35 Carbon, 760 mm (M–XL), 740 mm (XS–S, M bei WMN) | Iridium, 760 mm (M–XL), 740 mm (XS–S, M bei WMN) | Iridium, 760 mm (M–XL), 740 mm (XS–S, M bei WMN) | Iridium, 760 mm (M–XL), 740 mm (XS–S) | Iridium 700 mm |
Farben | Valley Purple | Moss Green | Summit Silver, Lake Blue | Summit Silver, Rock Red, Glacier Grey (WMN) | Stealth, Forest Green, Peak Blues (WMN) | Peak Blues, Alps White, Fog Grey (WMN) | Soil Red, Alps White | Shockwave |
Größen | XS–XL | XS–XL | XS–XL | XS–XL, WMN XS–M | XS–XL, WMN XS–M | XS–XL, WMN XS–M | XS–XL | 2XS–XS |
Preise | 5.999,00 € | 4.999,00 € | 3.999,00 € | 2.999,00 € | 2.699,00 € | 2.299,00 € | 1.899,00 € | 1.599,00 € |

Damit sich das Bike schnell beschleunigen lässt, steht das Neuron CF 9 SL auf leichten XMC 1501 Carbon-Laufrädern aus dem Hause DT Swiss. Kontakt zum Boden stellen Schwalbe-Reifen her: Am Vorderrad sitzt ein Nobby Nic und am Hinterrad ein Wicked Will, beide mit Speedgrip-Mischung und einer Breite von 2,4“. Etwas ungewöhnlich, aber durchaus nachvollziehbar ist die Wahl der Bremsanlage. Passend zur Schaltung kommen auch die Bremsen von SRAM. Allerdings setzt Canyon nicht auf das Modell G2, wie an den meisten Trail-Bikes üblich – zugunsten der Bremskraft greift Canyon auf das nächststärkere Modell zurück und spendiert dem Neuron CF 9 SL eine Code RSC mit 180 mm Scheiben an Front und Heck. Geschaltet wird am Neuron CF 9 SL elektronisch. Die 12 Gänge der SRAM GX Eagle AXS Schaltung werden über den kabellosen AXS-Trigger am Lenker eingelegt.

Neuron CF und AL im Vergleich: das unterscheidet die Bikes
Neuron CF
- Rahmengewicht: 2.440 Gramm in Gr. M
- Voll integrierte und gedichtete Leitungsführung
- Gerades Sitzrohr
- Einstellbarer Chain Shield
- Geschraubter Kettenstrebenprotektor
Neuron AL
- Rahmengewicht: 3.100 Gramm in Gr. M
- Geknicktes Sitzrohr
- Chain Shield ohne Einstellungsmöglichkeit
- Zusätzliche Aufnahme für Tool-Bag am Sitzrohr
Auf dem Trail
Für den ersten Fahreindruck des neuen Neuron lud Canyon zu einem Presse-Camp nach Andalusien ein. Canyon versteht sein Neuron als Bike für große Abenteuer. Ein solches Abenteuer wollten die Koblenzer der internationalen Presse bieten – drei Tage lang durchstreiften wir die Sierra Nevada. Unsere Tour führte uns durch faszinierende Landschaften und über abwechslungsreiche Trails. Die Diversität der Pfade und Wege war geradezu ideal, um das Neuron auf Herz und Nieren zu testen.
Die Route führte uns über grobe Schotterpisten, felsig verblockte Wanderwege und endlos erscheinende Singletrails – und das sowohl bergauf als auch bergab. Insbesondere die felsdurchsetzten Pfade stellten Bike und Fahrer auf eine harte Probe, vor allem, wenn die Fahrrichtung hangaufwärts ging. Hier konnte das Neuron zeigen, was in ihm steckt.

Mit einer Körpergröße von 1,81 m wählte ich wie gewohnt Rahmengröße L und lag damit goldrichtig. Die Sitzposition bei meiner Körpergröße und Armlänge ist angenehm aufrecht, die Druckverteilung auf Händen und Hintern ausgewogen und passend. Auch die Tretergonomie fühlt sich stimmig an und so lässt sich das Neuron mit ordentlich Druck auf den Pedalen den Berg hinauf pedalieren. Rahmen und Laufräder machen einen steifen Eindruck und es wirkt, als sei die Kraftübertragung zum Hinterrad beziehungsweise auf den Untergrund sehr effizient. Das Neuron marschiert willig nach vorn. Ein Sprint-Ass ist das Bike jedoch nicht, denn im kraftvollen Wiegetritt nimmt der Hinterbau dann doch einiges an Energie auf.

Das Gesamtpaket fühlt sich steif an, wenngleich das Fahrwerk eher komfortabel als straff ist. Je nachdem, wie ernst man es mit den Bestzeiten bergauf meint, lohnt es sich, den Dämpfer in die „Medium“-Position zu stellen. Das sorgt beim Pedalieren für Ruhe im Fahrwerk, insbesondere wenn der Untergrund nicht die allerbeste Traktion erfordert.
Den „Firm“-Modus nutze ich hingegen selten – wenn überhaupt, dann nur auf längeren Asphaltstücken. Je nach Steigung und Untergrund belasse ich den Hinterbau am liebsten einfach offen. Um Bestzeiten bergauf geht es mir nicht – Traktion und Komfort ziehe ich vor. Für etwas mehr Gegenhalt habe ich die drei-stufige Feineinstellung der Low-Speed-Druckstufe des „Open“-Modus auf Position 2 gestellt, auch wenn das zu einer dezenten Beeinträchtigung des sonst so hervorragenden Ansprechverhaltens führt. Dennoch: das dezente Plus an Druckstufe hilft, dass der Hinterbau etwas mehr Support bietet, was sich gerade in technischen Uphills bemerkbar macht.

Nach einiger Spielerei mit dem Dämpferluftdruck landete ich letztlich bei 25 % SAG. Selbiges gilt für die Gabel. In diesem Set-up fuhr sich das Neuron wunderbar ausgewogen. Lediglich an Geländekanten in besonders steilen oder technischen Uphill-Passagen muss das Vorderrad mit etwas Nachdruck auf dem Boden gehalten werden. Fährt man den Dämpfer in solchen Sektionen zugunsten der Traktion im „Open“-Mode, tendiert er dazu, durch die Gewichtsverlagerung nach hinten wegzusacken. In solchen, zugegebenermaßen extremen Fahrsituationen, bleibt manch anderes Trail-Bike höher im Federweg stehen. Dennoch ist das Neuron ein ausgezeichneter und vor allem komfortabler Kletterer. Auf der Habenseite punktet das Neuron mit einem traktionsstarken Fahrwerk, das auch unter großer Last auf dem Antrieb voll aktiv bleibt.

Sobald es bergab geht, überrascht das Neuron mit gehöriger Laufruhe. Sicher, es gehört nicht zu den Bikes mit besonders direktem Handling. Andere Bikes gehen flinker in die Kurven und lassen sich verspielter über den Trail zirkeln. Doch das Neuron weiß mit Gutmütigkeit zu überzeugen. Es lässt sich sehr aktiv fahren und verzeiht dennoch so manchen Fahrfehler. Deshalb lassen sich auch lange Single-Trail-Abfahrten entspannt absurfen, auch wenn die eigene Kraft und Aufmerksamkeit nach einem langen Tag im Sattel einmal nicht mehr bei 100 Prozent liegt. Gerade auf langen Touren ist die Gutmütigkeit ein dicker Pluspunkt.

Dank der Laufruhe und des potenten Fahrwerks kann man es mit dem Neuron bergab ordentlich stehen lassen. Mit schwereren Reifen könnte man glatt dem Irrglauben erliegen, man säße auf einem Enduro-Bike. Das Bike vermittelt dem Fahrer viel Sicherheit. Das schafft Vertrauen. Vertrauen ins Material und Vertrauen in die eigenen Fahrkünste. Wer mit dem Neuron auf alpine Trails mit langen Talabfahrten abzielt, der wird die Downhill-Qualitäten dieses Trail-Bikes sehr zu schätzen wissen.
Das Neuron fährt sich im besten Sinne unauffällig. Es verrichtet einfach seinen Dienst. Zuverlässig und auf hohem Niveau. Das gilt auch die Bremsen: Denn je länger die Abfahrt, desto mehr erweisen sich die Code RSC Bremsen als sehr gute Wahl. Die Bremsen sind bestens zu dosieren und überzeugen auch bei starker Wärmeentwicklung mit sehr guter Standfestigkeit. Je nach Fahrergewicht und Einsatzgebiet, kann es aber sinnig sein, am Vorderrad auf eine 200-mm-Scheibe umzurüsten.
Ist das Neuron nun das ultimative Mountainbike, so wie von Canyon angepriesen? Ich würde sagen, ja. Das Neuron ist unglaublich vielseitig. Und auch wenn es in keinem der vielen Teilsegmente des Mountainbike-Sports das beste aller Bikes ist, so bietet es über alle Facetten hinweg eine durchweg sehr gute Leistung. Das ist beeindruckend. Noch dazu ist es denkbar unkompliziert, relativ leicht und – soweit das der erste Eindruck zulässt – wohl auch ziemlich robust.
Das ist uns aufgefallen
- Verzicht vs. Prunk: Mir persönlich gefällt, dass Canyon auf unnötige Komplexität am Neuron verzichtet hat. Ohne integriertes Staufach oder Verstellmöglichkeiten für Geometrie und Fahrwerk ist das Neuron leicht und zu einem wirklich attraktiven Preis zu haben. Sofern auch die Haltbarkeit von diesem Konzept profitiert, so wie von Canyon versprochen, umso besser.
- Alles kann, nichts muss: Canyon gibt dem Nutzer die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Accessoires am Bike oder doch lieber im Rucksack mit auf Tour gehen. Wer Kleinteile wie Mini-Tool, Tubeless-Repair-Kit und Energieriegel gerne am Bike hat, der findet mit der optional erhältlichen Load Bag eine praktische Lösung.
- Gut geschützt ist halb gewonnen: Ob Chain Shield, Chain Guide oder die verschraubten Rahmenprotektoren – dank der durchdachten Detaillösungen bietet Neuron ein Rundumsorglospaket.

Erster Eindruck – Canyon Neuron CF 9 SL
So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Dieses Konzept geht mit dem neuen Neuron uneingeschränkt auf. Es ist ein unkompliziertes Trail-Bike, das sich ohne größere Anstrengungen unglaublich souverän fahren lässt. Dabei bietet es viel Komfort. Aufgrund des geringen Gewichts und seiner guten Vortriebsqualitäten macht es bergauf ebenso viel Spaß, wie dank seiner Laufruhe, wenn es bergab geht. Ein toller Allrounder, der für viele Biker die richtige Wahl sein dürfte - nicht zuletzt auch aufgrund der vertretbaren Preise.

Wie gefällt euch das neue Canyon Neuron CF?
Testablauf
Wir konnten das neue Canyon Neuron CF 9 SL bereits vor Veröffentlichung an unterschiedlichsten Orten fahren. In Summe spulten wir in dem kurzen Zeitraum, indem uns das Rad zur Verfügung stand, knapp 400 km auf dem Rad ab – überwiegend auf Singletrails. Unser Tester Maxi ist 1,81 m groß, bei einer Schrittlänge von 87 cm. Das Testbike wurde in Größe L gefahren.
Hier haben wir das Canyon Neuron CF 9 SL getestet
- Vielseitige Trails in der Sierra Nevada
- Cami De Cavalls auf Menorca
- Heimische Trails von Testfahrer Maxi im Allgäu
582 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum???
Leute, geht mal ne Runde Radeln!
Der TE nimmt also auf seine Tour einen feuchten Lappen mit und wischt alle 50m über die Lager, damit sich dort nichts einarbeiten kann?
Wow!
Ich weiß nicht inwieweit es bei Deinen Touren vorkommt, bei mir wird jedoch ständig Staub und Dreck in irgendeiner Art und Weise aktiviert und landet am Rad und an mir. Da ist folglich die ganze Tour über die theoretische Gefahr, dass der sich irgendwo einarbeitet.
Wenn ich das Rad daheim abstelle und drüberwische, ist genau 1x der Dreck weg, während das Rad steht (da kann sich dann auch nix einarbeiten).
Nach 200 Metern fahren bei der nächsten Tour, könnte schon wieder was neu dranhängen.
Der Lappen ist also für die Katz.
Wenn überhaupt die Notwendigkeit des Schutzes dieser Innenlager besteht (was ich bezweifle), dann wäre entweder eine zusätzlich montierte Dichtung oben drauf, oder ein Gummischlauch drumherum nachhaltig.
Ob die Montage von so etwas gehen würde weiß nicht.
Optisch fände ich so nen Gummi schrecklich.
Aber die ganze Tour über mit dem Staublumpen in der Hand zu fahren, sieht auch bescheuert aus.
Kann leider nix aktuelles beitragen, weil gerade nicht schlammig ist.
@Skaphod
Fahre meines seit 2019. Nicht extrem im ganzen Winter im Schlamm (dafür habe ich ein HT) aber doch noch oft genug. Letzten Winter habe ich den Hinterbau mal zerlegt, weil ich alle Lager wechseln wollte. Es waren alle noch rotationsfreudig.
Ich halte es wie @kaptan und ignoriere es ansonsten bis dato erfolgreich. Wenn du schützen möchtest, würde ich seinen Tipp befolgen und den Hinterbau mal zerlegen und neu einfetten.
@Rockside s Tipp bzgl sanfter Reinigung ist zusätzlich sicherlich auch keine Fehler. Dann bleibt es wo es sein soll.
Ich hab auch das 2019er Modell.
Hatte zu Beginn einen kleinen Mudguard am Hinterbau befestigt, weil ich ebenfalls Bedenken hatte. Schadet zumindest nichts.
Bei mir sind die Lager auch nach wie vor okay. Waschen tu ich schon mit dem Gartenschlauch, aber nur ganz selten, also nur nach großen Schlammschlachten.
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