Jackson Goldstone und Vali Höll heißen die Gewinner eines packenden Downhill World Cups auf der berühmt-berüchtigten Strecke in Val di Sole. Wieso Cedric Gracia nach diesem spektakulären Rennen wahrscheinlich ziemlich heiser aufgewacht ist, zeigt unsere Fotostory!
Es ging Schlag auf Schlag in Val di Sole – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der dritte Downhill World Cup des Jahres, der auf der legendären Black Snake im italienischen Val di Sole ausgetragen wurde, hatte reichlich Action und Spektakel zu bieten. Vor allem war es das erste Rennen im neuen Format mit Halbfinale und Finale am selben Tag, das auf einer physisch wie psychisch extrem anspruchsvollen Abfahrt stattfinden sollte.
Die Geschichte der jeweiligen Halbfinals ist mal wieder schnell erzählt, denn so wirklich geht das Konzept mit dem Finale vor dem Finale bisher noch nicht auf. Vali Höll und Loris Vergier konnten ihre Favoriten-Rolle untermauern, während es den ein oder anderen prominenten Sturz gab. Generell hat das Halbfinale gerade auf einer Strecke wie Val di Sole im Hinblick auf die Gesamtwertung eine recht wichtige Bedeutung, denn für diese zählt jeder Punkt. In der öffentlichen Wahrnehmung ist das Halbfinale aber vergleichsweise egal – im Finale geht’s stattdessen um die Wurst!
Bei den Frauen zeigte Vali Höll eine mehr als beeindruckende Leistung und holte sich mehr als verdient den Sieg. Nach der zweitschnellsten Zeit in der Quali und der schnellsten im Halbfinale war die Siegerin von Leogang auch in Val di Sole die schnellste Fahrerin im Finale. Mit fast 3 Sekunden Vorsprung kam die Österreicherin vor Camille Balanche ins Ziel. Die Commencal-Fahrerin ist damit bisher in jedem World Cup-Finale 2023 Zweite geworden – mit dieser Konstanz liegt sie in der Gesamtwertung weiterhin vorne, wenngleich der Vorsprung auf Vali Höll schmilzt. Bemerkenswert waren auch die Leistungen von Jess Blewitt auf Rang 3 und Gracey Hemstreet, die ohne ihren Sturz womöglich um den Sieg mitgefahren wäre.
Das Rennen der Männer sollte zunächst vom Wetter geprägt sein, denn pünktlich zum ersten Fahrer des Finales fing es an zu schütten. Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass die Kombination aus knöcheltiefem Staub, massiven Wurzeln, riesigen Steinen und einer glatten, nassen Schicht obendrauf nicht unbedingt für maximale Traktion sorgt. Und genau so war es auch: Mit jedem Fahrer wurden die Bedingungen noch schwieriger. Nutznießer dieser Situation war zunächst Bernard Kerr, der als zweiter Fahrer im Finale auf die Strecke ging und lange Zeit im Hot Seat verweilen durfte. Zwischendurch sah es sogar so aus, als sei das Rennen praktisch schon entschieden, bevor es überhaupt so richtig angefangen hätte. Doch glücklicherweise sollte es pünktlich zu den Top 10 ordentlich abtrocknen und die Strecke wieder deutlich schneller werden.
Während sich Loïc Bruni einmal mehr an Val di Sole die Zähne ausbiss, ging es dann spätestens mit dem Run von Troy Brosnan so richtig zur Sache. Der Australier war der erste Fahrer, der sich vor Bernard Kerr schieben konnte – doch die Freude sollte nicht lang währen, denn mit einem Run völlig über dem Limit inklusive Fast-Sturz kam direkt danach Thibaut Daprela als neuer Führender ins Ziel. Andi Kolb konnte nicht ganz an seine sensationelle Leistung aus Leogang anknüpfen. Dort war ihm Jackson Goldstone bereits sehr dicht auf den Fersen. Und in Val di Sole sollte die große Stunde des Kanadiers schlagen.
Der Santa Cruz Syndicate-Fahrer, der gerade seine erste Elite-Saison bewerkstelligt, war von der ersten Kurve an extrem schnell unterwegs. Selten hat man in der Geschichte des Downhill-Sports einen Run gesehen, der so kontrolliert und gleichzeitig so unkontrolliert war – genau diese Zutaten benötigt es für das alljährliche Val di Sole-Spektakel. Mit einem ähnlichen Ansatz ging auch sein kanadischer Landsmann Finn Iles auf die Strecke, doch im Ziel musste sich der Specialized-Fahrer mit Rang 2 begnügen. Deutlich schlechter lief es für dessen Team-Kollegen Jordan Williams, der sich kurz vor dem Ziel heftig ablegte.
Als dann auch Loris Vergier – immerhin Vorjahres-Sieger aus Val di Sole und nicht gerade die schlechteste Wahl, wenn es um technische und anspruchsvolle Strecken geht – mit einem ordentlichen Rückstand in die Ziel-Arena einbog, war klar: Das wird heute der erste World Cup-Sieg für Jackson Goldstone. Der kleine Junge, der gerade erst mit seinem Laufrad zum Kindergarten gerannt ist, ist der schnellste Fahrer auf der mit Abstand härtesten Strecke des World Cup-Zirkus – Wahnsinn!
Mit dem Sieg in Val di Sole hat Jackson Goldstone nun auch das weiß-neongrün-hässliche Trikot des World Cup-Gesamtführenden übernommen. Lediglich rund 100 Punkte trennen hier bei den Männern jedoch die Top 5. Es bleibt also extrem spannend – genauso wie bei den Frauen, wo sich Camille Balanche und Vali Höll ein packendes Kopf-an-Kopf-Duell liefern. Der Sieg von Jackson Goldstone war außerdem ein Novum, denn wir können uns nicht daran erinnern, dass gleich drei World Cups hintereinander von Fahrern gewonnen wurden, die davor noch nie einen Elite-Sieg feiern konnten. Auch, um sich von diesem Schock zu erholen, legt der Downhill World Cup bis Ende August nun eine Pause ein. Dazwischen findet aber die Weltmeisterschaft in Fort William statt. Ob die New Kids dort wieder den Turbo einschalten? Man darf gespannt sein!
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