Neu im Mountainbike-Business? Dann erst einmal herzlichen Glückwunsch zum vermutlich besten Hobby der Welt! Nachdem wir zusammen ein Bike gekauft, dieses gepimpt und alles richtig eingestellt haben, gilt es jetzt noch, die ein oder andere allgemeinere Sache zu beachten, damit die ersten Ausfahrten zum großen Erfolg werden – und da dies auch für dieses Jahr gilt, haben wir den Artikel erneut hochgeschoben. Viel Spaß beim Lesen!
Dieser Artikel erschien erstmalig am 21. März 2021.
War Mountainbiken in Deutschland Ende der 80er Jahre eine völlige Randsportart, die nur ein paar „Freaks“ betrieben, entwickelte sich das Fahren mit den Stollenreifen spätestens in den letzten Jahren zu einer Massensportart. Welches Material zwangsläufig nötig ist, haben wir in diesem Artikel schon erörtert. Heute geht es um die grundlegenden Aspekte, die es als Mountainbiker zu beachten gilt, damit gerade die ersten Ausfahrten auch wirklich genossen werden können und auch langfristig ein gutes Miteinander auf den Trails möglich ist.
Wo darf ich Mountainbike fahren?
Teilweise herrscht in Deutschland ein freies Betretungsrecht des Waldes. Gesetze, wie u.a. das Bundesnaturschutzgesetz und/oder die jeweiligen Waldgesetze der Länder, schränken dieses aber oftmals ein und stammen vorwiegend aus Zeiten, als Fahrräder noch Stempelbremsen hatten und man eher nicht daran dachte, damit in ins Gelände zu fahren. Daraus resultieren des Öfteren auch generelle Verbote, wie es etwa faktisch bei der Zwei-Meter-Regel in Baden-Württemberg der Fall ist. Die Regelungen unterscheiden sich aber teils stark von Bundesland zu Bundesland.
Recherchiere folglich, wie die Lage grundsätzlich bei dir vor Ort ist! Fündig wirst du im Internet, bei lokalen Bikeshops, Locals und im Tourismusbüro.
Neben der allgemeinen Gesetzeslage gilt es, lokale, explizite Verbote und Ausnahmen zu beachten. Auch hier führt nichts über eine ausgiebige Recherche, um herauszufinden, wo du fahren darfst. Ziemlich sinnbefreit und überall zu Recht verpönt ist das Fahren durch wegloses Gelände.
Immer verboten ist das nicht genehmigte Anlegen und Bauen von neuen Strecken auf fremden Grund. Dies kann auch strafrechtlich belangt werden, wobei teils empfindliche Strafen drohen können.
Wie die Rechtslage bundesweit und in den einzelnen Bundesländern aussieht, hat die DIMB (Deutsche Initiative Mountainbike) in diesem Artikel zusammengefasst:
Fahrradfahren: Die Rechtslage im Wald
Wo soll ich eigentlich fahren – und wo nicht?
Stichwort „Soziale Akzeptanz“: Als Mountainbiker hat man immer für die Akzeptanz und legale Möglichkeiten der Hobbyausübung zu kämpfen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollte man auch seine Touren planen und sein Verhalten anpassen. Bedeutet konkret, dass man etwa an einem sonnigen Sonntagnachmittag auch im eigenen Interesse nicht unbedingt gerade den beliebtesten Wanderweg der Region fahren sollte, selbst wenn dieser legal sein sollte.
Gerade hier ist es hilfreich, gesunden Menschenverstand walten zu lassen, eventuell erfahrene Biker anzusprechen und um örtliche Empfehlungen zu bitten, um solche Hotspots zu vermeiden.
So kann man sich zudem schnell über die jeweilige Wegbeschaffenheit informieren und dies in seine Tourenplanung mit aufnehmen.
Wo kann ich fahren?
Die Antwort auf diese Frage beinhaltet dein persönliches Können auf dem Rad und kann folglich nur von dir selbst beantwortet werden. Als Anfänger ist jedoch davon auszugehen, dass du noch nicht über die Fahrtechnik-Kompetenz eines Profis verfügen wirst, dementsprechend solltest du auch deine ersten Routen planen.
Auch wenn die Beurteilung für Schwierigkeiten auf dem Bike sehr individuell unterschiedlich ist, so ist die oftmals verwendete Singletrail-Skala nicht verkehrt, einen groben Überblick über Strecken zu geben. Die Skala geht dabei von S0 bis hin zu S5. Während S0 einen einfachen Forstweg beschreibt, steht S5 für quasi unfassbares Gelände.
Als Anfänger solltest du dich zu Beginn an Wege der Schwierigkeit S0 – S2 halten.
Offizielle Mountainbike-Routen sind oftmals ebenfalls mit der Singletrails-Skala bewertet. Verwendet wird häufig auch das aus dem Skisport bekannte Farben System, wobei blau leicht ist, rot mittel und schwarz für schwere Pisten steht. Diese Einschätzungen sowie explizite Gefahrenhinweise stehen da nicht nur zum Spaß, sondern sollten durchaus gelesen und in die Routenplanung mit aufgenommen werden. Im schlimmsten Fall drohen Stürze und ernstere Verletzungen, sollte man sich doch selbst zu sehr überschätzen.
Einfachstes Tool für Anfänger zur Tourenplanung ist das Internet. Apps wie Komoot zeigen ebenfalls Touren und Trails samt Schwierigkeitsgrad an. Obacht: Nicht selten sind auch nicht offiziell erlaubte Wege eingezeichnet. Wer des Kartenlesens mächtig ist, kann zudem einfach auf einer Landkarte anhand der Höhenlinien eine Groborientierung erhalten, insbesondere was das Gefälle angeht.
Neben der Fahrtechnik ist natürlich auch der konditionelle Charakter einer Ausfahrt zu beachten. Als durchschnittlich fitter Erwachsener ohne Radsporterfahrung sollten bei den ersten Touren 300 – 500 hm eine machbare Hausnummer darstellen. Gerade zu Beginn sollte aber sowohl eine fahrtechnische wie konditionelle Überforderung vermieden werden. Sonst droht nicht nur das Risiko, sich zu verletzen, sondern auch akute Gefahr, das Rad direkt wieder in die Ecke zu pfeffern.
Apps und Websites für die optimale Tourenplanung:
Verhaltensregeln im Wald
Der Wald ist Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere, Erholungsraum (egal ob eher aktiv oder eher passiv) für Menschen sowie Arbeitsplatz für verschiedene Institutionen (Forst, Jagd, Naturschutz…). All diese Nutzergruppen haben verschiedene Ansprüche an den Wald, die sich zuweilen nur sehr schwer miteinander vereinbaren lassen. Und selbst wenn der heutige Wald gefühlt nur noch aus Baumplantagen und Käferholz besteht, haben wir Möchtergerngermanen dank Tacitus irgendwie ein besonderes Verhältnis zum Wald. Emotionen kochen hier bei unangebrachtem Verhalten – berechtigterweise! – schnell hoch.
Ein bisschen Demut schadet also nie – bedenke, dass wir Mountainbiker letztendlich auch nur ein kleines Rädchen unter vielen sind und beachte eigentlich selbstverständliche Verhaltensregeln wie:
- Nimm Rücksicht auf die anderen Nutzergruppen – egal ob Mensch, Tier oder Pflanze.
- Hinterlasse keinen Müll!
- Versuche insgesamt, keine Spuren zu hinterlassen.
- Grüße freundlich – egal ob wandernde oder fahrradfahrende Waldnutzer.
- Respektiere unbedingt Sperrungen durch den Forst. Gerade bei Baumfällarbeiten droht Lebensgefahr!
- Meide bei Sturm und starken Schneefall den Wald – es droht Astbruch.
Verhaltensregeln auf Wanderwegen
Wege jeglicher Couleur fallen nicht einfach vom Himmel, sondern sind oftmals in mühsamer Handarbeit erbaut worden und müssen regelmäßig gepflegt werden. Ein hoher Nutzerdruck setzt Wegen zwangsläufig zu. Wanderwege wurden, wie der Name eben sagt, in erster Linie für gehende Menschen angelegt. Mountainbiker werden davon teilweise mit expliziten Verboten ferngehalten.
Darf ein Weg befahren werden, befolge folgende Tipps, damit das so auch bleibt:
- Fahre nur auf den Wegen.
- Fahre immer vorausschauend und reduziere die Geschwindigkeit stark, wenn du Wanderer siehst. Halte im Zweifelsfall komplett an.
- Mache dich höflich bemerkbar, wenn du dich Wanderern von hinten langsam näherst.
- Ein freundliches „Hallo, danke und einen schönen Tag“ kann Wunder bei Begegnungen bewirken und nimmt Kritikern des Mountainbikesports oftmals viel Wind aus den Segeln.
- Unterlasse tunlichst Abkürzungen! Dies verbreitert den Weg in Windeseile. Fahre Kurven aus, sei froh um jeden Meter Trail, den du fahren kannst.
Die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) hat hierfür noch etwas ausführlichere Trail Rules aufgestellt:
dimb_trailrulesVerhaltensregeln auf Biketrails
Gebaute Biketrails sind explizit für Mountainbiker angelegt. Es kommen hier also oftmals biketypische Hindernisse wie Sprünge, Anliegerkurven und Wellen vor.
Beachte folgende Tipps, um hier dauerhaft Spaß und Freude zu haben.
- Fahre nur auf den Trails.
- Erkunde, welche Art von Trail dich erwartet. Welche Schwierigkeiten kommen auf dich zu? Über welche Kompetenzen (Fahrtechnik, Kondition, Material) verfügst du, um diese zu meistern?
- Respektiere Sperrungen der Trailbauer!
- Fahre immer vorausschauend.
- Auch auf Biketrails gilt: Wer abkürzt, verliert nicht nur direkt all seine Radfahrerwürde, sondern verbreitert auch schnell einen Singletrail um das Vielfache seiner ursprünglichen Breite. Bedenke: Kurven sind die coolen Stücke zwischen den langweiligen Geraden. Lerne also, Kurven zu fahren! (oder sogar das Hinterrad zu versetzen)
- Lerne, deine Bremsen in den Griff zu bekommen. Nur rollende Reifen können ordentlich Grip generieren. Blockierende Räder rutschen und reißen den Boden auf.
- Rolle nicht über gebaute Absprünge, wenn du nicht springst. Dies macht die Absprungkante kaputt.
- Halt nie auf unübersichtlichen Stellen an. Hast du einen Defekt oder wartest auf eine Kolleg*in, tue dies nur an einem geeigneten Ort.
- Fahre nie entgegen der eigentlichen Trailrichtung, wenn es eine solche geben sollte!
Gefahren beim Mountainbiken
Mountainbiken macht am meisten Spaß draußen in der Natur. Bedeutet aber auch, dass sich damit die ein oder andere Gefahrenquelle auftut, die man so im Alltag nur noch selten findet.
So lassen sich etwa Stürze beim Mountainbiken leider nie komplett verhindern. Neben dem obligatorischen Erste Hilfe-Set im Rucksack sollte man also auch wissen, was im Fall eines Falles zu tun ist. Da die wenigsten über eine wirklich fundierte medizinische Ausbildung verfügen und es letztendlich nicht viel braucht, damit sich ein Verunglückter nicht mehr selbst fortbewegen kann, sollte man stets ein Handy bereit haben und kann so mit der 112 innerhalb Deutschlands den Notruf wählen. Bedenke aber dabei, dass es hierzulande tatsächlich erstaunlich viele Flecken im Wald gibt, an denen du keinen Handy-Empfang hast.
Eine grundlegende Erste Hilfe-Schulung sollte also jeder Mountainbiker absolvieren und regelmäßig auffrischen.
Auch das Wetter spielt beim Radeln eine große Rolle. So werden Wege bei Nässe innerhalb nur weniger Minuten deutlich schwerer zu befahren, besonders wenn Wurzeln oder Felsen mit im Spiel sind. Im Sommer spielen auch Gewitter eine Rolle. Und mögen sie auch im Flachland eine nicht so große Gefahr wie im alpinen Gelände spielen, so können sie aber dennoch unangenehme Folgen haben. Kaltfront-Gewitter können von geschulteren Augen beim Anrauschen aus dem Westen beobachtet werden, bei lokalen Wärmegewittern dagegen türmen sich Quellwolken auf. Egal welche Form von Gewitter, du solltest hier schleunigst einen sicheren Unterschlupf suchen.
Ein kurzer Blick auf den Wetterbericht vor der Tour und eine dementsprechende Tourenplanung kann folglich viele Probleme schon vermindern. Die Investition von 1,99 € für die Vollversion der WarnWetter-App mit ziemlich genauen Regenradar und mehr lohnt sich sehr! Mehr Infos: www.warnwetterapp.de
Zusammenfassung: Dinge, die du als Mountainbiker nicht tun solltest!
Grundsätzlich braucht man nicht viel, um mit Spaß und Freude mit dem Mountainbike unterwegs sein zu können. Vermeide dafür – hier noch einmal stark gekürzt – folgende Sachen:
- Ohne Helm fahren
- völlig uninformiert losziehen
- sich selbst überschätzen
- Wanderer beschimpfen
- Kurven abkürzen
- „Keine Zeit, Strava läuft“ sagen
- nur von deinem teuren Material reden
- fahrtechnische Defizite nur auf dein Material schieben
- sich als Mann grundsätzlich vor allen Frauen einreihen
- erzählen, dass du Extremsportler bist
- … (erfahrene Mountainbiker ergänzen diese Liste in den Kommentaren)
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