Ibis Ripley V4S im Test: Mit dem Ripley hat Ibis bereits seit einigen Jahren ein filigranes Trail-Bike mit 120 mm Federweg am Heck und 130 mm an der Front im Angebot. Dank leichtem Carbon-Rahmen und DW-Link-Hinterbau soll das Bike nicht nur auf ausgedehnten MTB-Touren, sondern auch in zünftigem Gelände überzeugen. Wir haben es getestet.
Steckbrief: Ibis Ripley V4S
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 130 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,1 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.ibiscycles.com |
Preisspanne | 6.798 € – 12.798 € |
Das Ibis Ripley wurde in seiner jetzigen Form im Jahr 2019 debütiert – hat also für ein modernes Trail-Bike schon einige Jahre auf dem Buckel. Ende 2022 wurde das Rad leicht überarbeitet und soll seitdem von einer verbesserten Kabelführung, neuen Rahmen-Schützern und einem steiferen Hinterbau profitieren. Am Erscheinungsbild des Ripleys hat sich dabei nichts geändert: Dieses dominieren weiterhin die 29″-Laufräder mit dem bekannten DW-Link Hinterbau und einem schlanken, aber geräumigen Hauptrahmen. Als Sahnehäubchen gibt’s obendrauf noch eine moderne, aber nicht zu experimentelle Geometrie sowie neben einem Rahmenkit fünf verschiedene Ausstattungsvarianten zu Preisen von etwa 6.800 bis 12.800 €. Wir haben das Ibis Ripley XT mit Carbon-Laufrad-Upgrade für 8.948 € in den vergangenen Monaten über unsere Hometrails gejagt.
Im Detail
Auf den ersten Blick ist das Ibis Ripley ein eher unauffälliges Rad. Nur das S-förmige Oberrohr sorgt für etwas Dynamik in dem sonst von gerade Linien dominierten Carbon-Rahmen. Der waagrecht in der Mitte des Hauptrahmens platzierte Dämpfer fluchtet mit der Sattelstrebe und dem ziemlich großen Carbon-Yoke, das zur Anlenkung des Dämpfer ohne Unterbrechung des Sitzrohrs benötigt wird. Das vordere Dämpferauge ist über eine ungewöhnlich große Verstrebung am Unterrohr befestigt. Unter dem Dämpfer ist über alle Größen hinweg noch genug Platz für eine große Trinkflasche. Weitere Montage-Punkte, etwa zur Befestigung von Werkzeugen, sind nicht zu finden. Mit 13,14 kg (ohne Pedale) ist das Ripley angenehm leicht für ein modernes Trail-Bike.
Für Traktion am Untergrund sorgt beim Ripley der bekannte DW-Link-Hinterbau, mit dem Sam Hill bereits in den 2000er-Jahren seine legendärsten Rennläufe bestreiten konnte. Das System besteht bei Ibis aus einem einteiligen Carbon-Hinterbau, der über zwei sehr kurze Umlenkhebel, die sich in dieselbe Richtung drehen, mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Vorteil der Konstruktion soll unter anderem der virtuelle und sich rasch bewegende Drehpunkt sein. Durch die schnelle Lageänderung soll das Fahrwerk – grob vereinfacht – je nach Federwegsnutzung unterschiedliche, an die Fahrsituation angepasste Eigenschaften haben. Ibis bewirbt in Bezug darauf vor allem die gute Kombination aus Uphill- und Downhill-Eigenschaften.
Ende letzten Jahres wurde das Ripley einem Update unterzogen und verfügt nun über eine neue Hinterbauschwinge mit SRAM UDH-Schaltauge sowie eine verbesserte Kabelführung. In diesem Zuge soll zudem die Steifigkeit durch eine 55 mm-Kettenlinie erhöht worden sein – was nebenbei auch die Voraussetzung für die neue SRAM Eagle Transmission ist. Sämtliche Lagerpunkte sind gedichtet, wobei die Hornhaut-farbenen Schrauben etwas oldschool wirken. Dasselbe gilt für die Verschraubung des unteren Umlenkhebels, dessen Achsen jeweils auf einer Seite zusätzlich geklemmt werden. Das wirkt zwar etwas klobig, ist aber technisch gesehen sinnvoll. Weitere nette Details sind die kleinen Gummi-Fender oberhalb der Umlenkhebel, die diese vor Dreckbeschuss schützen sollen. Weitere großzügige Schoner gibt es an der Kettenstrebe und unter dem Tretlager sowie Unterrohr. Sämtliche Kabel werden intern in einlaminierten Röhrchen geführt. Die Eingänge dazu sind allerdings so groß, dass man die Kabel wohl reinwerfen könnte … doch dazu später mehr.
Im Gegensatz zu einigen Konkurrenz-Konzernen setzt Ibis weiterhin auf die klassische Größen-Bezeichnung (S, M, L etc.), betont jedoch, generell auf eine geringe Überstandshöhe und tief versenkbare Variostützen zu setzen. So soll man die passende Größe frei wählen können. Hierzu finden sich, wie zu so ziemlich allen anderen Fragen, die einem zum Ripley durch den Kopf geistern könnten, detaillierte Antworten, Anleitungen und Setup-Tabellen auf der Firmen-Website. Die Setup-Hinweise gehen weit über das übliche „25-30 % Sag wären nicht schlecht“ der meisten Hersteller hinaus. Stattdessen finden sich präzise Angaben für den Sag, Luftdruck in Abhängigkeit des Gewichts und komplette Setup-Vorschläge für das verbaute Fox Factory-Fahrwerk mit genauen Klicks für jedes verfügbare Rädchen. Für alle, die irgendwo zwischen Boomer und Millennial liegen und das Internet bekanntermaßen nicht bedienen können, gibt’s sogar einen relativ detaillierten Setup-Aufkleber auf dem Unterrohr.
-> Hier geht’s zum Ibis Ripley V4S Setup-Guide
Geometrie
Auch wenn das Ibis Ripley bereits einige Monde kommen und gehen gesehen hat, ist die Geometrie für ein Trail-Bike dieser Federwegsklasse absolut modern. Es werden vier Größen angeboten, deren Reach-Werte von kurzen 425 mm bis zu massiven 500 mm reichen. Unser Test-Bike in Größe L bietet geräumige 475 mm Reach, kombiniert mit einem eher flachen Stack von 622 mm, was bereits andeutet, dass das Ripley nicht nur bergab Spaß machen soll. Der Radstand fällt durch den eher steilen 66,5°-Lenkwinkel und die 432 mm kurzen Kettenstreben moderat aus. Dazu gibt’s einen ausgewogenen Sitzwinkel von 76°.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 425 mm | 450 mm | 475 mm | 500 mm |
Stack | 599 mm | 613 mm | 622 mm | 631 mm |
STR | 1,41 | 1,36 | 1,31 | 1,26 |
Lenkwinkel | 66,5° | 66,5° | 66,5° | 66,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 76° | 76° | 76° | 76° |
Oberrohr (horiz.) | 574 mm | 603 mm | 630 mm | 658 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm |
Sitzrohr | 368 mm | 381 mm | 418 mm | 482 mm |
Überstandshöhe | 708 mm | 712 mm | 742 mm | 755 mm |
Kettenstreben | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm |
Radstand | 1.147 mm | 1.178 mm | 1.207 mm | 1.236 mm |
Tretlagerhöhe | 335 mm | 335 mm | 335 mm | 335 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Ausstattung
Ibis bietet das Ripley V4S in fünf verschiedenen Ausstattungsvarianten sowie als Rahmen-Kit an – letzteres kostet 3.998 €. Deutlich günstiger ist der Alu-Rahmen für 2.398 €. Unser Ripley XT-Testbike kostet normalerweise ca. 8.000 €, verfügt jedoch über das optionale Carbon-Laufrad-Upgrade für nochmals 1.000 €. Noch teurer wäre die Version mit I9-Naben für 1.600 € Aufpreis. Die restliche Ausstattung besteht aus einem Fox Factory-Fahrwerk mit DPS-Luftdämpfer sowie 34-Federgabel mit Grip2-Kartusche. Schaltung und Bremsen stammen – der Modellname nimmt es vorweg – aus der Shimano XT-Linie. On top gibt’s ein Cockpit mit Ibis Hifi-Carbon-Lenker, der über verschraubte Alu-Inserts in der Breite reduziert werden kann, eine BikeYoke-Revive Sattelstütze und Maxxis-Reifen.
- Federgabel Fox 34 Factory (130 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS Factory (120 mm)
- Antrieb Shimano XT
- Bremsen Shimano XT
- Laufräder Ibis S35 Carbon mit Ibis-Naben
- Reifen Maxxis DHR 2 / Maxxis Dissector
- Cockpit Ibis Carbon Hi-Fi (750–800 mm) / I9 A318 (50 mm)
- Sattelstütze BikeYoke Revive (185 mm)
GX | SLX | XT | X01 | XX1 AXS | |
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Federgabel | Fox Factory Series, Float 34, 130 mm, 44 mm offset, 29”, 110 x 15 mm | Fox Factory Series, Float 34, 130 mm, 44 mm offset, 29”, 110 x 15 mm | Fox Factory Series, Float 34, 130 mm, 44 mm offset, 29”, 110 x 15 mm | Fox Factory Series, Float 34, 130 mm, 44 mm offset, 29”, 110 x 15 mm | Fox Factory Series, Float 34, 130 mm, 44 mm offset, 29”, 110 x 15 mm |
Dämpfer | Fox Float Factory DPS with EVOL, 190x45 | Fox Float Factory DPS with EVOL, 190x45 | Fox Float Factory DPS with EVOL, 190x45 | Fox Float Factory DPS with EVOL, 190x45 | Fox Float Factory DPS with EVOL, 190x45 |
Laufräder | Blackbird Send Alloy (Send I front, Send II rear) / 29" / Ibis Hubs | Blackbird Send Alloy (Send I front, Send II rear) / 29" / Ibis Hubs | Blackbird Send Alloy (Send I front, Send II rear) / 29" / Ibis Hubs | Blackbird Send Alloy (Send I front, Send II rear) / 29" / Ibis Hubs | Ibis S35 Carbon Rims / 29" / Industry 9 Hydra Hubs |
Reifen | Maxxis DHR2 29" x 2.4" Exo TR (front), Maxxis Dissector 29" x 2.4" Exo TR (rear) | Maxxis DHR2 29" x 2.4" Exo TR (front), Maxxis Dissector 29" x 2.4" Exo TR (rear) | Maxxis DHR2 29" x 2.4" Exo TR (front), Maxxis Dissector 29" x 2.4" Exo TR (rear) | Maxxis DHR2 29" x 2.4" Exo TR (front), Maxxis Dissector 29" x 2.4" Exo TR (rear) | Maxxis DHR2 29" x 2.4" Exo TR (front), Maxxis Dissector 29" x 2.4" Exo TR (rear) |
Bremsen | SRAM G2, 4 Piston | Shimano SLX M7100 | Shimano XT M8100 | SRAM Code RSC, 4 piston | Shimano XTR M9120 4 Piston |
Kurbeln | SRAM NX Eagle DUB Wide spindle, 30t Alloy Ring | Shimano SLX M7120 24mm spindle, 30t Alloy Ring | Shimano XT M8120 24mm spindle, 30t Alloy Ring | SRAM X01 Eagle DUB Wide spindle, 30t Alloy Ring | SRAM XX Transmission, 30t Alloy Ring |
Tretlager | SRAM DUB BSA | Shimano SLX BB52 | Shimano XT MT800 | SRAM DUB BSA | SRAM XX Transmission AXS |
Schaltwerk | SRAM GX Eagle | Shimano SLX M7100 Shadow Plus | Shimano XT M8100 Shadow Plus 12 speed | SRAM X01 Eagle | SRAM XX Transmission AXS Controller |
Schalthebel | SRAM NX Eagle | Shimano SLX M7100 | Shimano XT M8100 12 speed | SRAM X01 Eagle | SRAM XX Transmission 10-52 |
Kassette | SRAM XG 1275 10-50 12 speed | Shimano SLX, 10-51T | Shimano XT 10-51 | SRAM XG 1295 Eagle 10-52 | SRAM XX Transmission |
Kette | SRAM NX Eagle | Shimano SLX M7100 | Shimano XT M8100 12 speed | SRAM X01 Eagle | Cane Creek 40 ZS44/ZS56 |
Steuersatz | Cane Creek 40 ZS44/ZS56 | Cane Creek 40 ZS44/ZS56 | Cane Creek 40 ZS44/ZS56 | Cane Creek 40 ZS44/ZS56 | Lizard Skin Charger Evo |
Griffe | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Lizard Skin Charger Evo | Ibis Carbon Hi Fi, 31.8mm, 800mm |
Lenker | Ibis Aluminum, 780mm | Ibis Aluminum, 780mm | Ibis Carbon Hi Fi, 31.8mm, 800mm | Ibis Carbon Hi Fi, 31.8mm, 800mm | Industry Nine A318 |
Vorbau | Ibis (S/M: 40mm, L/XL: 50mm) | Ibis (S/M: 40mm, L/XL: 50mm) | Industry Nine A318 (S/M: 40mm, L/XL: 50mm) | Industry Nine A318 (S/M: 40mm, L/XL: 50mm) | Industry Nine A318 (S/M: 40mm, L/XL: 50mm) |
Sattelstütze | KS Rage-i Dropper (S: 125mm, M: 150mm, L/XL: 170mm) | Bike Yoke Revive Dropper (S: 125mm, M: 160mm, L: 185mm, XL: 213mm) | Bike Yoke Revive Dropper (S: 125mm, M: 160mm, L: 185mm, XL: 213mm) | Bike Yoke Revive Dropper (S: 125mm, M: 160mm, L: 185mm, XL: 213mm) | SRAM Reverb AXS Dropper (S: 125mm, M: 150mm, L/XL: 170mm) |
Sattel | WTB Silverado | WTB Silverado | WTB Silverado | WTB Silverado | WTB Silverado |
Preis (UVP) | 6.798 € | 7.298 € | 7.948 € | 9.248 € | 12.798 € |
Auf dem Trail
Wir konnten das Ibis Ripley in den Winter- und Frühjahrsmonaten auf unseren Hometrails im Thüringer Wald testen. Das Setup gestaltet sich dank der bereits erwähnten Anleitungen ziemlich simpel. Wir empfehlen jedoch, sich am Dämpfer lieber auf die Millimeter-Angaben für den Sag anstatt des Luftdrucks zu verlassen. Mit zwei ziemlich neuen Digital-Pumpen ergaben sich hier bereits leichte Unterschiede. Bei knapp über 80 kg Körpergewicht und 25 % Sag (11,25 mm) landete ich bei etwa 211 psi. An der Fox 34 entschied ich mich mit den 3 verbauten Tokens für 100 psi, was über der Empfehlung liegt, allerdings meiner Erfahrung mit der eher linearen Trail-Gabel entspricht. Die Dämpfung wurde zunächst nach Ibis-Angaben eingestellt, der Rebound allerdings nach kurzen Testrunden an Front und Heck direkt etwas langsamer gewählt. Außerdem habe ich die verschraubten Alu-Inserts aus dem Ibis Hi-Fi-Lenker entfernt, um Trail-taugliche 750 mm Lenkerbreite zu erreichen.
Beim ersten Aufsitzen fühlt sich das Ibis Ripley V4S kleiner an, als die Geometrie-Werte vermuten lassen. Das liegt eventuell auch am für meinen Geschmack eher tiefen Cockpit, an das ich mich allerdings relativ schnell gewöhnen konnte. Dazu gibt’s einen angenehmen, auch mit meinem langen Sattelauszug nicht zu flachen Sitzwinkel. Bereits auf den ersten Meter fällt auf, dass der DW-Link-Hinterbau tatsächlich so antriebsneutral ausfällt, wie beworben. Ich habe mit meinem eher ruhigen, runden Tritt zwar keine großen Probleme mit wippenden Rädern – am Ibis bleibt aber auch mit offenem Dämpfer alles sehr, sehr ruhig. So ruhig, dass mich vorbeifahrende E-Biker darauf angesprochen haben. Auf den Lockout kann man also getrost verzichten und profitiert in technischen Anstiegen von viel Grip und einem weich gefederten Boppes.
Kleine Zwischensprints oder steile Kuppen können auch dank des geringen Gewichts von knapp über 13 kg spielerisch überwunden werden. Durch den nicht ganz so steilen Sitzwinkel hat man auf langen Touren nicht so viel Last auf den Händen, während der eher tiefe Lenker in steilen Anstiegen für ausreichend Druck auf dem Vorderrad sorgt. So ergibt sich in den meisten Situationen eine ausgewogene Fahrposition.
Im Gegensatz zu einigen sehr jungen Vertretern der kurzhubigen Trail-Bike-Kategorie – insbesondere das Canyon Spectral 125 (Test) – tut das Ibis Ripley nicht so, als wäre es ein Enduro-Bike, sondern steht offen zu seiner Trail-DNA. Das heißt allerdings nicht, dass es sich bergab vor der Konkurrenz verstecken müsste. Front und Heck wirken ziemlich ausbalanciert und sprechen trotz limitiertem Federweg sensibel auf Schläge an. Besonders zu Hause fühlt sich das Ripley auf verwinkelten, eher naturbelassenen Trails. Hier profitiert es von seiner ausgewogenen Geometrie, zirkelt unglaublich flink um Kurven und beschleunigt auf der Geraden wie ein XC-Flitzer. Der Hinterbau wirkt nicht besonders progressiv, bietet jedoch mit den gewählten 25 % Sag ausreichend Gegenhalt. Lediglich beim Eintauchen in eine besonders harte Kompression gab mir ein lautes „Klonk“ zu versehen, dass der Federweg zu Ende war. Normale Kicker und Drops werden hingegen problemlos geschluckt.
Etwas nervös präsentiert sich das Ibis auf schnellen oder sehr steilen Passagen. Ein flacherer Lenkwinkel und ein höheres Cockpit würden hier mit Sicherheit helfen, allerdings auf Kosten der exzellenten Allround-Fähigkeiten gehen. Ich bin einige sehr ruppige und anspruchsvolle Trails auf dem Ripley gefahren und hatte dabei auch eine Menge Spaß, musste allerdings, Geometrie und Federweg geschuldet, etwas Druck rausnehmen. Außerdem vermittelt das Rad wenig Grip in Offcamber-Passagen oder sehr losen Kurven, was sicherlich dem knappen Federweg geschuldet ist. Allerdings frage ich mich auch, ob die sehr breiten Carbon-Felgen mit 35 mm-Innenweite nicht eine Rolle spielen. Sie spreizen selbst die dafür vorgesehenen Wide Trail-Reifen breit auf. Zudem ist der Maxxis Dissector dem Einsatzzweck des Ripley zwar angemessen, allerdings nicht gerade ein Gripmonster – persönlich würde ich auch einen Minion DHF an der Front verbauen, da dieser mehr Führung in Kurven vermittelt. Einen Bogen um anspruchsvolle Pisten muss man allerdings keinesfalls machen.
Auf flowigen Trails mit Möglichkeiten zur kreativen Linienwahl hält man an Bord des Ripleys locker mit deutlich abfahrtslastigeren Bikes mit, profitiert dabei jedoch von dem direkteren Fahrgefühl, was in meinen Augen richtig viel Spaß macht! Dieser wird eigentlich nur von der Geräuschkulisse des Bikes gedämpft. Die internen Führungen sind deutlich zu groß für die Kabel, die darin kräftig klappern und vibrieren können.
Das ist uns aufgefallen
- Geräuschkulisse Eine interne Leitungsführung über einlaminierte Röhrchen ist allgemein sehr vorbildlich und verbessert die Servicebarkeit. Allerdings sind die Röhrchen deutlich zu voluminös, wodurch die Kabel ziemlich laut im Inneren klappern. Es könnte helfen, die Kabel mit Kabelbindern zu spannen oder irgendetwas Dämpfendes hinterherzuschieben.
- Setup-Hinweise Die Service-, Setup- und FAQ-Sektion auf der Ibis-Website ist mehr als vorbildlich – hier können sich einige prominente Hersteller etwas abschauen. Auf dem Rahmen selbst ist ebenfalls ein Aufkleber mit praktischen Setup-Tabellen aufgebracht. Einzige kleine Kritik, die wir üben können, ist, dass wir die angegebenen Rebound-Werte an Front und Heck als deutlich zu schnell empfunden haben.
- Ibis-Anbauteile Ob ein Lenker mit verschraubten Verlängerungen der Weisheit letzter Schluss ist, wissen wir noch nicht. Für unsere Zwecke war es allerdings äußerst praktisch, einen schmaleren Lenker zu haben, ohne die Säge ansetzen zu müssen. Qualitativ können Laufräder, Lenker und Vorbau absolut überzeugen.
Fazit – Ibis Ripley V4S
Mit dem Ripley V4S hat Ibis ein auch nach einigen Jahren immer noch modernes, spaßiges und äußerst vielseitiges Trail-Bike im Programm. Das geringe Gewicht und die hohe Tret-Effizienz konnten uns vor allem auf langen Touren begeistern. Dennoch bietet das Rad ausreichend Reserven für anspruchsvolle Abfahrten. Wirklich zu Hause ist der wendige Flitzer auf verwinkelten, naturbelassenen Trails, wobei auch Anlieger und Sprünge gerne mitgenommen werden.
Pro / Contra
Pro
- antriebsneutraler Hinterbau
- geringes Gewicht
- wendige und verspielte Fahreigenschaften
- vorbildliche Setup-Hinweise
Contra
- laut klappernde Kabel
Testablauf
Wir sind das Ibis Ripley mehrere Monate lang auf unseren Hometrails im Thüringer Wald gefahren. Das Rad wurde uns für die Dauer des Tests vom Ibis-Vertrieb Tri-Cycles kostenlos zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das Ibis Ripley getestet
- Thüringer Wald: Verschiedenste Untergründe, nur wenige Autominuten entfernt. Ob steile, technische Anstiege mit noch steileren, wurzel- und steingespickten Abfahrten oder flachere Hänge mit Sandboden und flowig gelegten Singletrails.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe sehr offen, schneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel
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