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Scott Ransom im ersten Test
Leicht, langhubig, lässig? Die Rückkehr des Klassikers

Scott Ransom im ersten Test: Das Ransom ist zurück! Dabei erfährt der ehemalige Klassiker nicht nur ein umfassendes Update, sondern eine komplette Neuentwicklung: 170 mm Federweg, Twinloc-Fahrwerk, 29 Zoll-Laufräder und ein Reach bis 505 mm, die Liste der Highlights ist lang. Gut gerüstet schicken die Schweizer den Boliden in den hart umkämpften Markt der modernen Enduro-Bikes. Was kann das neue Ransom? Wir haben es ausführlich getestet!

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Steckbrief: Scott Ransom

EinsatzbereichEnduro
Federweg170 mm/170 mm
Laufradgröße27,5ʺ, 29ʺ
RahmenmaterialAluminium, Carbon
Gewicht (o. Pedale)13,3 kg
RahmengrößenS, M, L, XL
Websitewww.scott-sports.com
Preis: ab 2.999 Euro

Wer erinnert sich noch an das Ransom? Ein brachialer Rahmen, optisch dem alten Gambler nahe, mit Scott Equalizer Pullshock ausgestattet. Das Bike, damals noch mit 26″ Laufrädern und viel Federweg bestückt, wurde im Laufe der Jahre durch das Genius LT ersetzt. Zum Modelljahr 2018 dann eine Überraschung für die Fans dieses langhubigen Bikes – Scott nahm das Genius LT aus dem Programm. Das neue Scott Genius verblieb als einziges Bindeglied zwischen Spark und Scott Gambler. Diese Lücke wird nun wieder von einem zusätzlichen Bike gefüllt – das Ransom ist zurück! Mit seinem Vorgänger hat es nur noch wenige Gemeinsamkeiten – zwar hat auch das neue Ransom zwei Räder und ist vollgefedert, mehr bleibt allerdings kaum vom ehemaligen 26-Zoller.

Grund für die geringen Gemeinsamkeiten ist ein anderer Ansatz für die 2019er Version: Mehr Federweg, größere Laufräder, ein neues Konzept und eine aktualisierte Rahmenform. Alles neu und alles anders? Nein, das Ransom baut auf dem Erfolg von Spark und Genius auf und verwendet neben der gleichen Hinterbaukonstruktion auch ähnliche Features.

Scott Ransom 900/700 Tuned: 7.499 € (UVP)
Scott Ransom 910: 5.499 € (UVP)
Scott Ransom 920/720: 3.799 € (UVP)
Scott Ransom 930: 2.999 € (UVP)

# Scott Ransom - Mit 170 mm Federweg, TwinLoc-System, 29 Zoll-Laufrädern und einer aktuellen Geometrie attackiert Scott den Enduro-Sektor. Preislich geht es für das Aluminium-Modell bei 2.999 € los.
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Geometrie

Zu den langen Hauptrahmen mit bis zu 505 mm Reach in der größten Rahmengröße gesellen sich 436 mm lange Kettenstreben

Scott hat sich bereits mit dem Genius aus der Masse herausgehoben. Im Entwicklungszyklus des Trail-Bikes, in dem das Enduro-Bike Ransom parallel lief, will Scott verschiedenste Räder anderer Hersteller ausprobiert haben. Zielsetzung war der Blick über den Tellerrand, um die neuen Eindrücke mit dem bereits vorhandenen Wissen abzugleichen. Herausgekommen sind Rahmen, die etwas in der Länge gewachsen sind und Kettenstreben, die nicht zwangsweise die kürzesten sein wollen. Die Geometrie wirkt alles in allem sehr ausgeglichen. Ausreichend Stack sorgt dafür, dass man die langen Reach-Werte nicht durch hohe Spacer-Türme wieder einbüßen muss. Zu den langen Hauptrahmen mit bis zu 505 mm Reach in der größten Rahmengröße sollen 436 mm lange Kettenstreben perfekt passen. Scott lässt die Kettenstrebenlänge am Ransom, wie auch an den anderen Rädern im Programm, durch die Rahmengrößen hindurch konstant.

Durch einen Flip-Chip an der Wippe des Bikes ist es möglich, die Geometrie leicht anpassen. Diese Anpassung ist auch für den Wechsel zwischen 29″ und 27,5″+ Laufrädern gedacht: empfohlen wird der Einsatz mit 29″ Laufrädern in der flachen Einstellung mit tiefem Tretlager, der Modus mit hohem Tretlager für 27,5″+ Laufräder. Um den Unterschied im Außendurchmesser zwischen 29″ und dicken 27,5″-Reifen zu kompensieren, kann das Tretlager um insgesamt 7 mm angehoben werden. Mit der Änderung werden auch weitere Werte beeinflusst: Der Reach steigt um ca. 5,5 mm, der Stack schrumpft um ca. 4 mm, Lenk- und Sitzwinkel werden um ein halbes Grad steiler, die Kettenstreben verkürzen sich um 2 mm. Durch den minimal längeren Hinterbau und den flacheren Lenkwinkel wächst das Rad in der flachen Einstellung etwas im Radstand.

RahmengrößeSMLXL
Sitzrohrlänge420 mm440 mm470 mm500 mm
Oberrohrlänge Low/High571,1 mm / 569,7 mm604,2 mm / 602,7 mm634,7 mm / 633,2 mm671,3 mm / 669,7 mm
Steuerrohrlänge100 mm100 mm115 mm130 mm
Lenkwinkel Low/High64,5° / 65°64,5° / 65°64,5° / 65°64,5° / 65°
Sitzwinkel Low/High75° / 75,5°75° / 75,5°75° / 75,5°75° / 75,5°
Kettenstrebenlänge Low/High437,9 mm / 436 mm437,9 mm / 436 mm437,9 mm / 436 mm437,9 mm / 436 mm
Tretlagerhöhe Low/High353,5 mm/ 346,5 mm353,5 mm/ 346,5 mm353,5 mm/ 346,5 mm353,5 mm/ 346,5 mm
Tretlagerabsenkung Low/High22 mm / 15 mm22 mm / 15 mm22 mm / 15 mm22 mm / 15 mm
Radstand Low/High1182,9 mm / 1181,4 mm1182,9 mm / 1181,4 mm1182,9 mm / 1181,4 mm1182,9 mm / 1181,4 mm
Reach Low/High406,3 mm / 412 mm439,5 mm/ 445 mm466,5 mm / 472 mm499,5 mm/ 505 mm
Stack Low/High613,6 mm / 609,8 mm613,6 mm / 609,8 mm627,6 mm/ 623,4 mm641,3 mm/ 637 mm

Ausstattung

Durch die Bank sind alle Ausstattungsvarianten mit der TwinLoc-Technologie ausgestattet. Während man am günstigsten Modell einen X-Fusion Nude-Dämpfer und eine RockShox Yari verbaut, wird an der restlichen Produktpalette auf ein Fox Fahrwerk, bestehend aus 36 und Fox Nude, gesetzt. Aber auch hier gibt es eine Abstufung: Das Aluminium-Modell für 3.799 € kommt mit dem Nude T Dämpfer, welcher nur das TwinLoc-System verwendet. An den beiden Carbon-Bikes werden Nude TR Dämpfer verwendet, die neben der TwinLoc-Technologie auch einen Ramp Up-Hebel verbaut haben.

Gebremst wird nur am Topmodell mit der neuen Code von SRAM. Alle anderen Bikes darunter verzögern mit Shimano-Bremsen. Beim Antrieb hingegen vertraut Scott komplett auf SRAM – so verfügen alle Räder über 12-fach Antriebe. Am Alu-Ransom findet sich zudem das neueste Mitglied der geflügelten Familie: die NX Eagle. Am 910-Modell verbaut Scott die GX Eagle, das 900 bzw. 700-Topmodell kommt mit X01 Eagle-Topgruppe. Komponenten-Hersteller Syncros liefert die Anbauteile: Laufräder, Lenkzentrale, Sattel und am 930-Modell auch die Vario-Sattelstütze stammen von der Eigenmarke.

Mit vier Modellen deckt Scott so ein recht breites Spektrum ab. Preislich rangiert man von 2.999 € bis 7.499 €.

Firmenname Modellnahme900 Tuned700 Tuned910920720930
RahmenmaterialRansom CarbonRansom CarbonRansom CarbonRansom Alloy SL 6011Ransom Alloy SL 6011Ransom Alloy SL 6011
FedergabelFox 36 Float Factory Fit4Fox 36 Float Factory Fit4Fox 36 Float Performance Elite Fit4Fox 36 Float Performance Elite Fit4Fox 36 Float Performance Elite Fit4
DämpferFox NUDE TR EVOLFox NUDE TR EVOLFox NUDE TR EVOLFox NUDE T EVOLFox NUDE T EVOL
VorbauSyncros Hixon iC Ride CarbonSyncros Hixon iC Ride CarbonSyncros XM1.5Syncros XM1.5Syncros XM1.5Syncros XM1.5
LenkerSyncros Hixon iC Ride CarbonSyncros Hixon iC Ride CarbonSyncros Hixon 1.5Syncros Hixon 1.5Syncros Hixon 1.5Syncros Hixon 2.0
GriffeScottScottScottScottScottScott
BremsenSRAM Code RSCSRAM Code RSCShimano XT M8020Shimano MT520Shimano MT520Shimano MT500
SchaltungSRAM X01 EagleSRAM X01 EagleSRAM GX EagleSRAM NX EagleSRAM NX EagleSRAM NX Eagle
LaufräderSyncros Revelstoke 1.5Syncros Revelstoke 1.5Syncros Revelstoke 2.0Syncros Revelstoke 2.5Syncros Revelstoke 2.5Formula CL/Syncros X-30S
ReifenMaxxis Minion DHF 2,6" EXO Maxxis Minion DHF 2,6" EXO Maxxis Minion DHF 2,6" EXO Maxxis Minion DHF 2,6" EXO Maxxis Minion DHF 2,6" EXO Maxxis Minion DHF 2,6" EXO
SattelstützeFox Transfer FactoryFox Transfer FactoryFox Transfer PerformanceSyncros Dropper 2.0Syncros Dropper 2.0Syncros Dropper 2.0
Sattel Syncros Tofino 1.5Syncros Tofino 1.5Syncros Tofino 2.0Syncros Tofino 2.0Syncros Tofino 2.0Syncros XM 2.5
Preis7.499 €7.499 €5.499 €3.799 €3.799 €2.999 €

# Scott Ransom 900 Tuned - Das Topmodell wechselt für 7.499 € den Besitzer
# Scott Ransom 910 - Mit 5.499 € gibt es 12 Gänge und Performance Elite Fahrwerk.

# Scott Ransom 920 - Mit Fox Performance Fahrwerk und 12 fach NX-Schaltung kommt das 920-Modell um 3.799 €
# Scott Ransom 930 - Mit 2.999 € gibt es den Einstieg in die Ransom-Produktpalette
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# Speziell für Scott – die Fox 36 mit drei Modi vom Lenker aus
# Wer möchte, kann den offenen Modus an der 36 in der Dämpfung anpassen
# Am Heck beschränkt sich die Einstellung auf den Ramp-Hebel des Nude-Dämpfers
# Gebündelte Verbindungen - Mit gebündelten Kabeln versucht Scott Ordnung ins Cockpit zu bringen.

Video: Vorstellung des Scott Ransom

Scott Ransom – Das neue Enduro mit 170 mm Federweg und TwinLock in der Übersicht von GrinsekaterMehr Mountainbike-Videos

Im Detail

„Auch wenn wir bei Scott viel Wert auf leichte Carbon-Bikes legen, gehen wir niemals Kompromisse bei der Rahmensteifigkeit ein“

Fangen wir mit dem Rahmen an: Scott will mit dem Ransom seinen bisher steifsten Carbon-Rahmen entwickelt haben. Damit aber nicht genug: Auch ein niedriges Gewicht stand sehr hoch im Lastenheft der Entwickler. Scott beschreibt das Fahrverhalten mit zwei Achsen: Das sogenannte Steifigkeits-Rückgrat setzt sich zusammen aus Steuerrohr-Bereich, Unterrohr, Tretlager-Bereich und Kettenstreben. Lenkeinflüsse, Antriebseinflüsse und die Umlenkung der am Hinterbau wirkenden Kräfte, welche über den Dämpfer in Richtung Tretlager durchgereicht werden, müssen dort von der Rahmenkonstruktion aufgefangen werden. Scott will hier mit einem geschickten Carbon-Layup und Verstärkungen an den wichtigsten Stellen eine besonders haltbare Konstruktion geschaffen haben.

# Voluminös gehts zu im Steuerkopfbereich - Die Züge verschwinden sauber im Rahmen.
# Sicher ist sicher - Scott spendiert dem Ransom eine obere Führung für die Kette.
# Voluminös, aber sehr durchdacht - Die Rahmensteifigkeit stand bei der Entwicklung sehr weit oben auf der Agenda
# Geht durch … - Die 29 x 2.6-Reifen sorgten immer wieder für Fragen auf dem Trail: "Ist das ein Plusbike?"

Optisch ergibt sich in Summe ein wuchtiges Erscheinungsbild – große Rohrdurchmesser und viel Material im Tretlager-Bereich wecken beim Fahrer Vertrauen. Im Vergleich zum Genius, das auch mit 2-fach Antrieben kompatibel ist, hat man sich am Ransom dafür entschieden, dem Umwerfer keinen Platz mehr einzuräumen. Dafür wurde die Abstützung am Hinterbau breiter, um diesen zu versteifen. 8,5 mm klingen nicht nach viel –  aber wir wissen, dass in diesem Bereich des Bikes jeder Millimeter für die Entwickler zählt.

Neben der Steifigkeits-Achse setzt Scott auf die sogenannte Gewichts-Achse. Oberrohr und Sitzstreben sind für die Schweizer der ideale Ort, um Gewicht einzusparen. Rahmengröße M soll es so inklusive aller Gummi-Schützer, Hardware und mit Dämpfer auf sehr leichte 2650 g bringen – dabei aber nach wie vor die gleichen Prüfstandnormen wie das Downhill-Bike Gambler erfüllen.

# Der linke Daumen hat am Ransom einiges zu tun - Am unteren schwarzen Hebel kann man, je nach Hebelweg, in den Traktions- oder den Lockmodus wechseln. Über den anthrazitfarbenen Hebel kommt man mit jedem Klick eine Stufe zurück. Wer die Remote-Stütze bedienen möchte, muss den Hebel oberhalb des Lenkers bedienen.

Zweites Highlight ist das TwinLoc-Fahrwerkssystem. Scott beschränkt sich hier nicht auf das Zuschalten einer Plattform oder des Lockouts via Lenkerfernbedienung, TwinLoc kann bekanntermaßen mehr – zumindest am in Zusammenarbeit mit Fox entwickelten Nude-Dämpfer. Dieser arbeitet nicht wie ein herkömmlicher Dämpfer nur mit einer Positiv- und einer Negativ-Luftkammer, sondern hat drei bis vier Luftkammern. Das bereits vom Genius bekannte Nude T-Modell bietet drei Kammern, wobei die zusätzliche Kammer auf der Positiv-Seite sitzt und per Ventil geschlossen werden kann.

Durch das Öffnen und Schließen lässt sich das Heck im offenen Modus unterwegs hinsichtlich der Progression anpassen

Drückt man die TwinLoc-Lenkerfernbedienung, wird am Dämpfer die Plattform zugeschaltet und das Ventil geschlossen. Durch die Verkleinerung der Luftkammer wird die Luftfeder progressiver – das Prinzip kennt man von der Arbeit mit Volumenspacern. Bei gleichem Luftdruck und mehr Volumenspacern sitzt man etwas höher im Federweg als im offenen Modus, Durchschlägen wird mehr entgegengesetzt. Am Nude TR Federbein kommt noch eine weitere Luftkammer zum Einsatz, die wiederum durch ein Ventil verschließbar ist. Dazu ist allerdings ein Griff zum Dämpfer notwendig. Durch das Öffnen und Schließen lässt sich das Heck im offenen Modus unterwegs hinsichtlich der Progression anpassen: ein Jumptrail steht bevor? Für mehr Sprunghöhe einfach das Ramp Up-Hebelchen umlegen!

# Lediglich am Rocker kommt noch Aluminium zum Einsatz
# Kabelbinderfrei - Das hauseigene Schutzblech integriert sich besser als jeder noch so wild bedruckte Marshguard.
# Der Look polarisiert - Syncros Hixon kombiniert Lenker und Vorbau zu einer unschlagbar leichten Einheit.

Wer so viel Entwicklungs-Aufwand in einen Rahmen steckt, hört natürlich nicht auf, bevor nicht alle Details berücksichtigt wurden. So sind an Ketten- und Sitzstreben dicke Gummi-Polster vorhanden, im Unterrohrschutz ist außerdem ein weiteres Detail eingearbeitet: Hier findet eine Batterie für elektrische Di2-Antriebe Platz. Viel Hirnschmalz soll zudem in die aktualisierte Zugführung geflossen sein – die Züge laufen jetzt nicht mehr unter dem Tretlager vorbei, sondern um den Hauptdrehpunkt oberhalb des Tretlagers. Ghost-Shifting oder ähnliches sollte dabei nicht auftreten und die Züge sind besser vor äußeren Einflüssen geschützt.

# Rappelts im Karton? - Kettenschlag ist trotz des geringen Abstands kaum ein Thema. Auf der Unterseite der Strebe findet sich kein Schutz vor der Kette oder gegen Steinschlag.
# Bauchschutz - Ein verklebter Gummipuffer soll Steinbeschuss abwehren. Hinter der Klappe befindet sich ein Di2-Batteriehalter und der Zugang zu den internen Zügen.

Auf dem Trail

Neben der sehr angenehmen Sitzposition mit einem etwas steileren Sitzwinkel verfügt das Scott Ransom über weitere Faktoren, die einem den Weg auf den Gipfel erleichtern sollen. Ähnlich wie schon beim Scott Genius mit Fox Live Fahrwerk begeistert auch das Ransom mit der Möglichkeit, das Fahrwerk via Lenkerfernbedienung in einen harten Lock-Modus schalten zu können.

Betätigt man den Hebel nur den halben Weg, landet man im sogenannten Traktionsmodus. Hierbei wird nicht nur die Lowspeed-Dämpfung erhöht, auch eine Luftkammer trennt sich vom Gesamtvolumen des Dämpfers ab. Man profitiert also nicht nur von einem vom Wippen befreiten Fahrwerk, sondern steht am Heck auch etwas höher im Federweg. Der Clou: Ein Hebel bedient Dämpfer und Gabel gleichzeitig. An der Front wechselt man aber lediglich in den mittleren Modus der Lowspeed-Druckstufe. Dieses System macht das Ransom aber trotz seiner 170 mm Federweg zu einer echten Bergziege: Wer sich viele Höhenmeter selbst verdient und dabei trotzdem viel Federweg mitnehmen möchte, wird dieses System lieben!

# Höhenmeter lassen sich leicht verdienen - Je nach Untergrund kann man zwischen komplettem Lockout oder dem sogenannten Traktions-Modus wechseln, um noch mehr Vortrieb zu generieren.

Aber nicht nur beim Weg nach oben kann das TwinLoc-System helfen. Flachere Trails, die das Potenzial bieten, um kreuz und quer an Wurzeln und Steinen abzuziehen, werden im Traktions-Modus mit zugeschalteter Progression am Dämpfer nicht komplett eingeebnet: Jeder Input vom Fahrer kommt sehr direkt und mühelos im Ransom an und auch Hinterradakrobaten haben ihre wahre Freude.

Mutiert das Streckenprofil plötzlich von blau zu doppelt-schwarz, kann man bequem mit dem Daumen das Fahrwerk in den passenden Modus versetzen.

In dem Moment, in dem sich der flowige, verspielte Trail zum ausgewachsenen Felsenmeer verwandelt, ist man nie gezwungen anzuhalten: Ein kurzer Klick am Lenker löst den Traktions-Modus und im nun komplett geöffneten Fahrwerk stehen die 170 mm Federweg in vollem Umfang bereit. Damit lässt sich auch in wildem Gelände einiges veranstalten und in Kombination mit der langen Geometrie bietet das Ransom auch im groben Geläuf viel Sicherheit.

# Es darf gerne auch etwas schneller zugehen mit den 170 mm Federweg - Wer die Bremse gerne offen lässt, kann auch bei hohen Geschwindigkeiten viel Spaß haben, ohne sich unsicher zu fühlen.
# Blick nach vorn und das Bike wirds richten - Die Kettenstrebenlänge ist ein guter Kompromis aus Agilität und Laufruhe.
# Auf Sicht mit Sicherheit - Unbekannte Trails mit teils fragwürdiger Linienwahl? Das Scott Ransom ist ein treuer Begleiter.

Die Kombination aus den sehr voluminösen Reifen mit der steifen Rahmenkonstruktion bereitete so manchem Tester etwas mehr Abstimmungsaufwand. Denn der Luftdruck in diesen Pellen ist etwas, mit dem man sich genauer beschäftigen sollte: Man kommt auf vielen Trails aufgrund der breiten Felgen mit weniger Druck aus, als man denkt. Bei anspruchsvolleren Strecken mit mehr Geschwindigkeit und insbesondere bei vermehrtem Anlieger-Aufkommen mit aktiver Fahrweise gilt es, etwas höheren Reifendruck zu fahren.

# Abziehen in jeder Lage? Gerne!

Wird es extrem steil, bietet sich der Griff zum sogenannten Ramp-Hebel am Dämpfer an. Durch das Öffnen dieser Kammer steht man hinten etwas tiefer im Federweg und flacht den Lenkwinkel ab. Eine clevere Lösung, die eine Abstimmung bietet, für die man sonst den Dämpfer öffnen müsste. So gerüstet, lassen sich auch haarsträubende Steilabfahrten souverän mit dem Ransom meistern.

Das ist uns aufgefallen

# Steinschlag mochte der Lack weniger - Wer länger eine frische Optik an seinem Rahmen bevorzugt, sollte hier in den gefährdeten Regionen mit Schutzfolie arbeiten.
# Die Klebekraft am Unterrohrschutz ließ nach - Die Abdeckung für den Rahmenzugang besteht aus einem harten Kuststoff. Der Gummi drumherum löste sich an unserem Testbike.

# Torx, wohin das Auge blickt - Scott möchte in Zukunft nur noch mit T10, T15, T25 und T30 arbeiten. Ein Update für das Kombi-Tool am Flaschenhalter steht noch aus. Für die sich lockerenden T30 Schrauben empfiehlt Scott Schraubensicherung.
# Progression und Ramphebel - Der kleine Hebel rechts im Bild betätigt intern den Messingknopf. Damit schaltet man eine Luftkammer ab – bequem von außen. Besonders für aktive Fahrer ist dies interessant.

# Monsterwalzen, die polarisieren - Für manche Fahrer ein Gripsegen, für andere etwas zu nachgiebig in der Karkasse. 29x2.6 bringen Grip aber neigen bei schneller Fahrweise zum Walken. Höherer Druck kann dies nur bedingt ausgleichen.
# Verräterische Befestigungsschraube - Am Heck befindet sich eine Befestigungsschraube für einen Fox-Live-Sensor. Wie genau die integration davon aussehen wird, wollte man uns noch nicht beantworten.

# Schick und sehr leicht – Syncros Hixon - Wem das Fahrgefühl oder die Geometrie der Kombination nicht recht ist, muss nicht nur Lenker, sondern auch einen Vorbau kaufen.
# Höhenmetervernichtung - Wer gerne lange Abfahrten am Stück fährt, sollte am Heck ebenfalls eine 200 mm Bremsscheibe montieren
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Fazit – Scott Ransom

Gelungenes Comeback: Ist man bereit, sich auf ein geschlossenes System wie das Twin-Loc-Konzept einzulassen, profitiert man beim Scott Ransom von einem sehr breit einsetzbaren, steifen Bike mit massig Federweg. Das Endurobike der Schweizer kommt in jedem Gelände souverän zurecht und vermittelt mit den breiten Reifen viel Sicherheit – vor allem, wenn es mal langsamer, sehr viel steiler und technischer wird. Für Gewichts-Tuner ist das niedrige Gewicht für ein Bike dieser Federwegsklasse ein echtes Schmankerl.

Pro / Contra

Pro

  • Sehr kletterfreudig
  • Breites Einsatzspektrum durch TwinLoc
  • Sicherheitsgefühl in der Abfahrt
  • Voluminöse Reifen bieten viel Grip
  • Hoher Stack

Contra

  • Lackqualität
  • Druckstufendämpfung nicht einstellbar
  • Unübliche Torx-Schrauben
  • Befestigungsschrauben an Dämpfer und Hinterbau brauchen Schraubensicherung

Testablauf

Scott stellte uns das Ransom für fünf Wochen zum Test zur Verfügung. Nachdem uns Scott zunächst bei einer gemeinsamen Ausfahrt auf unseren Hometrails ein Setup empfohlen hat, konnten wir das Ransom in den folgenden Wochen ausführlicher testen und haben diverse Fahrwerks-Einstellungen ausprobiert. Neben dem Test in Serienausstattung haben wir das Rad durch das Austauschen von Komponenten auf unsere Vorlieben getrimmt und herausgefunden, wo die Stärken und Schwächen liegen und wo wir noch individuelle Optimierungsmöglichkeiten sehen.

Hier haben wir das Scott Ransom getestet

Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischen und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Mountainbike von flowigen Singletrails über Jumptrails bis hin zum Felsenmeer. Mit Hardtails bis hin zum Downhiller.
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 435 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel


Was haltet ihr von der Auferstehung des Scott Ransom?

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