Steckbrief: Specialized Stumpjumper 2021
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 140 mm/130 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,0 kg |
Rahmengrößen | S1, S2, S3, S4, S5, S6 (im Test: S4) |
Website | www.specialized.com |
Das Specialized Stumpjumper ist mittlerweile seit gut 40 Jahren eine echte Größe in Mountainbike-Segment. In dieser Zeit hat das Stumpjumper viele Veränderungen durchgemacht und sich vom einfachen Hardtail zum komplexen Carbon-Fully entwickelt. Nun präsentieren die Kalifornier von Specialized die nächste Evolutionsstufe des beliebten Trailbikes und machen gleichzeitig Schluss mit dem Modell-Wirrwarr des Vorgängers.
Während es beim 2018 vorgestelltem Stumpjumper mit 27,5″, 29″, ST und Evo noch zahlreiche Modell-Variationen zur Auswahl gab, bleiben 2021 nur noch das Stumpjumper Evo und das klassische Stumpjumper übrig. Das Evo bildet von nun an eine eigene Bike-Familie und richtet sich an das abfahrtsorientierte Spektrum, während das reguläre Stumpjumper den klassischen Trailbike-Markt anvisiert. Um hier zu brillieren, rollt das neue Stumpjumper auf 29″-Laufrädern und verfügt über 140 mm Federweg an der Front sowie 130 mm am Heck.
Preislich geht’s bei 2.199 € für das günstigste Aluminium-Modell los. Die High End-Variante mit dem Namen S-Works schlägt mit satten 9.999 € zu Buche.

Im Detail
Auch wenn die grundlegende Formensprache gleich geblieben ist und das neue 2021er-Modell mit seiner asymmetrischen Rahmenform bereits auf den ersten Blick zweifelsfrei als Stumpjumper zu erkennen ist, hat sich im Vergleich zum Vorgänger doch einiges geändert. Im Hinblick auf die Einführung des Stumpjumper Evos als feste Größe in der Produktpalette und durch den Wegfall des Stumpjumper ST orientiert sich das 2021er Stumpjumper federwegstechnisch etwas nach unten und schließt so die Lücke zum Specialized Epic Evo.

Um der neuen, etwas trailigeren Rolle gerecht zu werden, wurde der Carbon-Rahmen einer gründlichen Gewichtskur unterzogen. So konnten Beispielsweise durch das Verwenden stärkere Carbon-Fasern und einer optimierten Formgebung an der oberen Dämpferaufnahme einige Gramm eingespart werden. Das größte Stück vom Kuchen und gleichzeitig auch die signifikanteste Rahmenveränderung findet sich allerdings am Horst Link. Das Herzstück des FSR-Hinterbaus, das kleine Lager zwischen Ketten- und Sitzstrebe, fällt für 2021 komplett weg. Stattdessen soll eine flexible Zone im Carbon-Layup der Sitzstreben die für den Einfeder-Vorgang nötige Bewegung ermöglichen. Diese Herangehensweise ist nicht unbekannt und wird zum Beispiel auch beim Last Tarvo praktiziert.

Laut Specialized bietet diese Konstruktion einige Vorteile gegenüber einem klassischen Kugellager. So können durch den Wegfall von Lager und Schrauben nicht nur rund 55 g Gewicht eingespart werden, auch die Wartung wird deutlich vereinfacht. Weiterhin soll die höhere Torosions- und Seitensteifigkeit für ein besseres Ansprechverhalten sowie eine höhere Treteffizienz sorgen. Last but not least soll sich die Kinematik durch die verschiedene Carbon-Layup-Möglichkeiten auch noch besser abstimmen lassen als bei einem Kugellager.
Dies alles führt dazu, dass der neue Stumpjumper-Rahmen insgesamt über 100 g leichter als sein Vorgänger ausfällt: Das Rahmengewicht pendelt sich in Größe S4 inklusive Dämpfer, aller Montageteile, Carbon-Dämpferverlängerung, Achse, Unterrohr- und Kettenstrebenschutz sowie Sattelklemme bei 2.420 g ein.

Doch nicht nur am Gewicht, sondern auch an der Kinematik wurde ordentlich gefeilt: Die Hinterbau-Kennlinie fällt nun deutlich progressiver aus und soll so die optimale Kombination aus Treteffizienz, optimalem Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich und einer hohen Endprogression bieten. Um die Federungs-Performance noch weiter zu verfeinern, verbaut Specialized zudem speziell angepasste Dämpfer, die mit der Bezeichnung RX-Tune versehen sind. Diese Dämpfer kommen mit einer etwas größeren Luftkammer sowie einem extra aufs Stumpjumper zugeschnittenem Innenleben. Im Speziellen soll eine degressive Druckstufen-Einheit dank jeder Menge Lowspeed-Dämpfung für eine gute Treteffizienz sorgen, ohne bei hohen Einfedergeschwindigkeit unsensibel zu reagieren. Auch die Zugstufen-Dämpfung wurde angepasst: Durch den progressiven Rebound-Tune reagiert der Dämpfer bei niedrigen Geschwindigkeiten blitzschnell und soll so für ein aktives Fahrgefühl sorgen, während die erhöhte Dämpfung bei harten Schlägen verhindern soll, dass man die Kontrolle verliert. In der verbauten Fox 34-Federgabel verbirgt sich ebenfalls ein anderes Innenleben: Hier kommt die von der 36 und 38 bekannte Grip2-Dämpfungskartusche zum Einsatz.

Genau wie beim Stumpjumper Evo verzichtet Specialized auch beim Stumpjumper auf die klassischen Größenbezeichnungen XS, S, M, L, XL, XXL und führt stattdessen das S-Sizing-System mit Größen von S1 bis S6 ein. Der Clou dahinter: Durch relativ kurz gehaltene Sitzrohre soll der Kunde die Wahl haben, sein Fahrrad anhand der gewünschten Fahreigenschaften zu kaufen. Mag man es gerne wendig und verspielt, greift man zur kleineren Größe. Sucht man hingegen ein laufruhiges Bike zum Ballern, wird man mit der nächstgrößeren Rahmengröße glücklich. Dadurch stehen einem klassischen M-Fahrer beispielsweise ganze drei Rahmengrößen zur Verfügung, zwischen denen er je nach Vorlieben ohne Einschränkungen auswählen kann.
Ebenfalls vom Stumpjumper Evo bekannt ist der Rider-First Engineered-Ansatz. Hinter dieser Marketing-Phrase verbirgt sich das Ziel, durch unterschiedliche Carbon-Layups und Dämpfertunes ein über alle Rahmengrößen hinweg gleiches Fahrgefühl zu erzielen. So sollen sowohl der 2 Meter große Fahrer auf seinem S6-Rahmen als auch die 1,60 große Fahrerin mit ihrem S1-Rahmen genau das gleiche Fahrgefühl erleben.

Auch bei den Details lässt Specialized sich bekanntermaßen nicht lumpen. Das Swat-Fach im Unterrohr stellt genügend Platz für Werkzeug, Ersatzschläuche, Verpflegung oder die Regenjacke zur Verfügung. Das Unterrohr und die Kettenstreben sind durch großzügigen Kunstoff-Protektoren geschützt und alle Züge verlaufen klapperfrei in einlaminierten Röhren durch den Rahmen. Wie schon beim alten Stumpjumper findet sich auch beim 2021er-Modell ein Flip Chip zur Geometrie-Verstellung in der unteren Dämpferaufnahme. Hier wurde allerdings eine kleine, aber sehr feine Verbesserung vorgenommen: Die ehemals relativ schwer zu erreichende Dämpfer-Befestigungsschraube läuft nun leicht schräg durch den Yoke, wodurch sie deutlich besser zu erreichen ist.

Neben dem Carbon-Rahmen bietet Specialized das Stumpjumper auch in zwei preiswerteren Varianten mit Aluminium-Rahmen an. Diese verfügen über nahezu alle Features der leichteren Geschwister, müssen allerdings ohne Swat-Fach auskommen. Ebenfalls zu erwähnen: Einzig das S-Works-Modell kommt mit einer Dämpferverlängerung aus Carbon. Die übrigen Modelle müssen sich mit einem etwas schwereren Aluminium-Yoke begnügen.
Geometrie
Nicht nur beim Rahmen-Design und der Kinematik hat Specialized ordentlich den Rotstift angesetzt, auch die mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Geometrie des Stumpjumpers wurde gründlich modernisiert. In der Low-Position liegt der Lenkwinkel jetzt bei flachen 65°, der Sitzwinkel misst 76° und die Tretlagerhöhe beträgt 333 mm. Dazu gesellen sich in Größe S4 ein Reach von 475 mm, ein Stack von 632 mm und 433 mm lange Kettenstreben. In den Größen S5 und S6 fallen die Kettenstreben aus Balance-Gründen 10 mm länger aus.
Ein Flip Chip in der unteren Dämpferaufnahme ermöglicht die Geometrie-Verstellung und hebt das Tretlager um 7 mm an. Zudem werden dadurch Lenk- und Sitzwinkel um 0,5° steiler und der Reach wächst um fünf Millimeter. Aufgrund des lediglich auf einen Tag begrenzten Testzeitraums konnten wir das Stumpjumper bislang jedoch ausschließlich in der Low-Position testen.
Rahmengröße |
S1
|
S2
|
S3
|
S4
|
S5
|
S6
|
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 415 mm410 mm | 435 mm430 mm | 455 mm450 mm | 480 mm475 mm | 505 mm500 mm | 535 mm530 mm |
Stack | 610 mm614 mm | 609 mm613 mm | 618 mm622 mm | 627 mm632 mm | 637 mm641 mm | 646 mm650 mm |
STR | 1,471,50 | 1,401,43 | 1,361,38 | 1,311,33 | 1,261,28 | 1,211,23 |
Lenkwinkel | 65,5°65° | 65,5°65° | 65,5°65° | 65,5°65° | 65,5°65° | 65,5°65° |
Sitzwinkel, effektiv | 76,5°76° | 76,5°76° | 76,5°76° | 76,5°76° | 76,5°76° | 76,5°76° |
Oberrohr | 563 mm | 583 mm483 mm | 605 mm | 632 mm | 660 mm | 692 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Sitzrohr | 385 mm | 385 mm | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 465 mm |
Kettenstreben | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 442 mm | 442 mm |
Radstand | 1.152 mm | 1.175 mm | 1.200 mm | 1.228 mm | 1.268 mm | 1.302 mm |
Tretlagerabsenkung | 40 mm47 mm | 35 mm42 mm | 35 mm42 mm | 35 mm42 mm | 35 mm42 mm | 35 mm42 mm |
Tretlagerhöhe | 335 mm328 mm | 340 mm333 mm | 340 mm333 mm | 340 mm333 mm | 340 mm333 mm | 340 mm333 mm |
Einbauhöhe Gabel | 550 mm | 550 mm | 550 mm | 550 mm | 550 mm | 550 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Federweg (vorn) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |

Ausstattung
Das Specialized Stumpjumper ist ab sofort in fünf verschiedenen Ausstattungsvarianten für Preise zwischen 2.199 € und 9.999 € erhältlich. Zwei Modelle setzten dabei auf einen Aluminium-Rahmen, während die anderen drei Bikes mit dem leichteren Carbon-Rahmen ausgeliefert werden. Mit Ausnahme des günstigsten Aluminium-Modells setzten alle Ausstattungsvarianten auf ein Fahrwerk bestehend aus Fox 34-Fedegabel und Fox DPS-Dämpfer. Dazu gesellen sich je nach Modell 12fach-Antriebe und Bremsen von SRAM oder Shimano. Bei Laufrädern, Reifen und Cockpit vertraut Specialized auf die hauseigenen Anbauteile. Ein Rahmenset wird aktuell nicht angeboten.
Das von uns getestete 5.299 € teure Specialized Stumpjumper Expert bringt genau 13 kg auf die Waage und wird mit einem Fox Performance Elite-Fahrwerk ausgeliefert. Eine Besonderheit hierbei: Innerhalb der verbauten Fox 34-Federgabel arbeitet eine Grip2-Dämpfungskartusche. Weiterhin sorgen SRAM GX und X01 Eagle-Komponenten für knackige Gangwechsel und jede Menge Vortrieb, während SRAM G2 RS-Bremsen für die Verzögerung zuständig sind. Der Roval Traverse 29 Alloy-Laufradsatz soll in Kombination mit den hauseigenen Butcher- und Pugatory-Reifen jede Menge Grip zur Verfügung stellen. Die verbaute X-Fusion Manic-Variostütze sorgt derweil dank 170 mm Verstellweg für viel Beinfreiheit.
- Federgabel Fox Float 34 Performance Elite (140 mm)
- Dämpfer Fox Float DPS Performance Elite (130 mm)
- Antrieb SRAM X01 / GX Eagle
- Bremsen SRAM G2 RS
- Laufräder Roval Traverse 29 Alloy
- Reifen Specialized Butcher / Specialized Pugatory
- Cockpit Specialized Trail (780 mm) / Alloy Trail Stem (50 mm)
- Sattelstütze X-Fusion Manic (170 mm)
Ausstattungsvariante | S-Works | Expert | Comp | Comp Alloy | Alloy |
---|---|---|---|---|---|
Dämpfer | Fox Float DPS Factory | Fox Float DPS Performance Elite | Fox Float DPS Performance | Fox Float DPS Performance | X-Fusion 02 Pro RL |
Federgabel | Fox Float 34 Factory, 140 mm | Fox Float 34 Performance Elite 140 mm | Fox Float 34 Rythm, 140 mm | Fox Float 34 Rythm, 140 mm | RockShox 35 Silver, 140 mm |
Vorbau | Deity Copperhead | Alloy Trail Stem | Alloy Trail Stem | Alloy Trail Stem | Alloy Trail Stem |
Lenker | Specialized Trail Fact Carbon, 780 mm | Specialized Trail, 780 mm | Specialized, 800 mm | Specialized, 800 mm | Specialized, 800 mm |
Griffe | Deity Knuckleduster | Deity Knuckleduster | |||
Bremsen | G2 Ultimate, 200 mm / 180 mm | SRAM G2 RSC, 200 mm / 180 mm | Shimano SLX M7120, 203 mm / 180 mm | SRAM G2 R, 200 mm / 180 mm | Tektro Gemini Comp, 200 mm / 180 mm |
Schaltwerk | SRAM XX1 Eagle AXS | SRAM X01 Eagle | Shimano SLX M7100 | SRAM NX Eagle | SRAM SX Eagle |
Schalthebel | SRAM XX1 Eagle AXS | SRAM X01 Eagle | Shimano SLX M7100 | SRAM NX Eagle | SRAM SX Eagle |
Kette | SRAM XX1 | SRAM GX Eagle | Shimano SLX M7100 | SRAM NX Eagle | SRAM SX Eagle |
Kurbelgarnitur | SRAM XX1 Eagle, 30 t | SRAM Descendant 7K, 30t | Shimano SLX, 30t | SRAM NX Eagle, 30t | SRAM SX Eagle, 30t |
Felgen | WH-Control 240 29 | Rovalt Traverse 29 Alloy | Roval 29 | Roval 29 | 700c disc |
Naben | DT Swiss 240 | VR: Roval / HR: Roval DT Swiss 360 | VR: Shimano MT400-B / HR: Shimano MT510-B | Alloy | Alloy |
Speichen | DT Swiss Competition Race | DT Swiss Competition Race | DT Swiss Industry | DT Swiss Industry | Stainless |
Reifen | Specialized Butcher / Specialized Pugatory, Grid / Gripton 2,3" | Specialized Butcher / Specialized Pugatory, Grid / Gripton 2,3" | Specialized Butcher / Specialized Pugatory, Grid / Gripton 2,3" | Specialized Butcher / Specialized Pugatory, Grid / Gripton 2,3" | Specialized Butcher / Specialized Pugatory, Grid / Gripton 2,3" |
Sattel | Bridge | Bridge Comp | Bridge Comp | Bridge Comp | Body Geometry Bridlge Saddle |
Sattelstütze | RockShox Reverb AXS | X-Fusion Manic | X-Fusion Manic | X-Fusion Manic | TranzX dropper |
Preis | 9.999 € | 5.299 € | 3.999 € | 2.999 € | 2.199 € |

Auf dem Trail
Am Specialized Stumpjumper hat sich für 2021 einiges verändert. Wir hatten bereits die Chance, das neue Trailbike einen Tag lang auf dem Trails in Saalbach Hinterglemm zu testen um herauszufinden, ob die Änderungen auch in der Praxis überzeugen können. Obwohl in Saalbach fast alle Trails durch Lifte erschlossen sind, muss sich ein Trailbike wie das Stumpjumper natürlich auch im Uphill beweisen. Dementsprechend haben wir uns nicht geschont und das Stumpjumper die ein oder andere Rampe hochgescheucht.
Die Sitzposition fällt angenehm sportlich und für ein Bike dieser Kategorie ausgesprochen stimmig aus. Man sitzt weder zu aufrecht, noch hat man das Gefühl, auf einer Streckbank Platz zu nehmen. So sieht man dem nächsten Anstieg verhältnismäßig gerne ins Gesicht. Auch der überarbeitete Hinterbau trägt seinen Teil zur guten Uphill-Performance bei und kann trotz minimalen und nicht negativ auffallendem Wippen mit einer hohen Effizienz aufwarten. So blieb der blaue Cheat-Hebel am Dämpfer den ganzen Tag über unangetastet. Dadurch bleibt der Hinterbau aktiv und stellt auch auf unruhigerem Untergrund jederzeit genug Grip zur Verfügung. Ebenfalls erfreulich ist, dass der Dämpfer weder an steilen Rampen noch im Wiegetritt unangenehm wegsackt.

Der im Vergleich mit dem Vorgänger deutlich steilere Sitzwinkel sorgt zudem dafür, dass man mehr von oben und nicht so sehr von hinten tritt. Dies sorgt für eine effizientere Kraftübertragung. Allerdings würde dem Stumpjumper meiner Meinung nach auch ein noch etwas steilerer Sitzwinkel gut zu Gesicht stehen. Dies ist allerdings Meckern auf sehr hohen Niveau. Denn auch so klettert das Stumpjumper wirklich ausgezeichnet und macht mit seinem spritzigen, direkten Antritt Lust auf steile und technische Anstiege. Ein etwas steilerer Sitzwinkel lässt sich zudem ganz einfach durch das Umdrehen des Flipchip erreichen. In der High-Position fällt dieser nämlich 0,5° steiler aus und liegt dann bei 76,5°.

Doch kann der neue Trailflitzer auch überzeugen, wenn der Trail bergab zeigt? Kurze Antwort: Ja! Das Stumpjumper kann in der Abfahrt vor allem mit seinem agilen, direktem Fahrverhalten und dem poppigen Hinterbau begeistern. Der Dämpfer stellt immer genau so viel Federweg zur Verfügung wie gerade benötigt wird, bietet ordentlich Gegenhalt bei Fahrerinputs und versackt nicht. Dadurch lässt sich das Stumpjumper sehr aktiv und spielerisch über den Trail steuern, was für jede Menge Fahrspaß sorgt. Zudem lassen sich die 130 mm Federweg am Heck auch von größeren Schlägen nicht so schnell aus der Ruhe bringen und schlucken so machen Felsbrocken in der Linie unerwartet humorlos weg. Erst wenn bei wirklich hohen Geschwindigkeiten viele harte Schläge schnell aufeinander Folgen, kommt der Hinterbau nicht mehr ganz hinterher. Einem Bike dieser Federwegs-Klasse sei dies allerdings durchaus zugestanden.

Insgesamt hat Specialized mit der Abstimmung des RX-Tunes und der überarbeiteten Hinterbau-Kinematik einiges richtig gemacht und dadurch sehr viel aus den lediglich 130 mm Federweg des Stumpjumpers herausgeholt. Dieser harmoniert dementsprechend sehr gut mit den 140 mm Hub, die an der Fox 34-Federgabel zur Verfügung stehen. Das führt zu einem sehr ausbalancierten und stimmigen Fahrverhalten. Die Federgabel mit der Grip2-Kartusche erledigt nämlich einen guten Job und bot innerhalb des kurzen Testzeitraums keinerlei Anlass zur Kritik. Dementsprechend ist die Fox 34 an einem kurzhubigen Trailbike wie dem Stumpjumper, das gleichermaßen bergauf wie bergab überzeugen soll, gut aufgehoben. Eine steifere Federgabel à la Fox 36 habe ich mit meinen 73 kg auf jeden Fall nicht vermisst.

Alles in allem sorgt das Fahrwerk in Kombination mit der modernen, für diese Federwegs-Kategorie recht abfahrtslastigen Geometrie dafür, dass man mit einem Grinsen in jede Abfahrt geht und es auf nahezu jedem Trail ordentlich stehen lassen kann – auch wenn das Stumpy natürlich nicht an die Laufruhe eines Enduro-Bikes herankommt. Hätte ich allerdings einen Wusch frei, so würde ich meinem Testrad in der Rahmengröße S4 etwas längere Kettenstreben verpassen. Bei hohen Geschwindigkeiten und aggressiver Fahrweise fühlt sich die Kombination aus recht langem Reach und kurzen Kettenstreben beim Stumpjumper nämlich nicht perfekt ausbalanciert an. Hier könnten man meiner Meinung nach mit etwas längeren Kettenstreben noch ein letztes Quäntchen Performance herausholen. Dies betrifft allerdings ausschließlich die Rahmengröße S4, da die beiden größeren Bikes mit längeren Kettenstreben ausgeliefert werden.
Nichtsdestotrotz macht das neue Specialized Stumpjumper eine super Figur und kann sowohl auf gebauten Bikepark-Strecken mit vielen Anliegern als auch auf eher natürlichen Trails mit seinem spritzigen Charakter und jeder Menge Fahrspaß überzeugen, ohne dass man Abstriche beim Uphill machen muss.

Das ist uns aufgefallen
- Totenstille Kein Kettenklappern, keine ratternden Züge. Lediglich das Abrollen der Reifen auf dem Trail ist zu hören. Dank des großzügigen Kettenstrebenschutzes und den intern geführten Leitungen ist das Specialized Stumpjumper absolut leise.
- Carbon-Flex statt Kugellager Zwei Lagerpunkte weniger bedeutet deutlich weniger Wartungsaufwand. Uns gefällts!
- Hinterrad-Bremse Im Zuge der Umgestaltung des Horst-Links ist auch der hintere Bremssattel nach innen gewandert. Dort ist er deutlich schwerer zu erreichen, was das Einstellen erschwert und es mit dem Multitool gar unmöglich machen kann.
- Dämpfer-Befestigungsschraube Beim alten Stumpjumper war die untere Dämpfer-Befestigungsschraube etwas schwer zu erreichen. Dies ist auch den Specialized-Ingenieuren aufgefallen. Jetzt läuft der Bolzen leicht schräg durch das Yoke und ist dadurch wesentlich leichter zu erreichen.
Fazit – Specialized Stumpjumper
Mit der nächsten Evolutionsstufe des Specialized Stumpjumpers haben die Kalifornier wieder einen echten Volltreffer gelandet. Das schicke Trailbike kann gleichermaßen bergauf wie bergab überzeugen und begeistert mit einem agilen, sehr spaßigen Fahrverhalten. Zudem lässt sich das neue Stumpjumper trotz seines nicht gerade üppigen Federwegs nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Wir hätten uns beim getestete S4-Rahmen allerdings etwas längere Kettenstreben gewünscht. Erfreulich ist hingegen, dass Specialized das Stumpjumper auch in einer sehr erschwinglichen Aluminium-Variante für Anfänger anbietet. Alles in allem bekommt man hier ein ausgezeichnetes Trailbike, mit dem man auf seinen Singletrail-Touren jede Menge Spaß haben kann.

Pro / Contra
Stärken
- ausgezeichnete Bergauf- und Bergab-Performance
- agiles, spaßiges Fahrverhalten
- in Relation zum Federweg hohe Laufruhe
- hervorragende Detaillösungen
Schwächen
- Kettenstreben könnten bei Größe S4 etwas länger ausfallen

Wie gefällt euch das neue Specialized Stumpjumper?
Testablauf
Das Specialized Stumpjumper wurde im Rahmen eines Pressecamps in Saalbach-Hinterglemm für einen Tag getestet. Dabei wurde der Großteil der Höhenmeter per Lift bewältigt. Trotzdem wurden auch ausreichend Höhenmeter aus eigener Kraft zurückgelegt. Die Kosten für das Pressecamp wurden von Specialized getragen.
Hier haben wir das Specialized Stumpjumper getestet
- Saalbach Hinterglemm Diverse Trails, teils wurzelig und steinige, teils flowig, größenteils mit gebauten Anliegern und kleineren Sprün
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
111 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumEnduro gibts seit ´21 auch als "nicht-S-Works"-Modell..
Er hat sie alle!
Vom Vorgänger des neuen Stumpjumper EVO gab´s noch den Rahmen als Troy Lee Designs Edition.
Und gab´s den 2019/2020er Rahmen nicht auch vom EVO Pro separat?
Edit: Stimmt, TLD gab es.
Beim alten Stumpjumper waren die Rahmen bis auf Lack eh gleich...
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: