Spannung pur beim Cape Epic um den dritten Platz: Unser Live-Blogger Simon Stiebjahn war mit seinem Partner Urs Huber beim heutigen Zeitfahren zwar einmal mehr stark unterwegs, doch das Duo musste den dritten Gesamtrang an Damiano Ferraro und Samuele Porro abgeben – aus elf Sekunden Vorsprung wurden heute 13 Sekunden Rückstand. Das wird eine knappe Kiste! Ihr dürft natürlich fest eure Daumen drücken für Stiebi und Urs. Wie es Simon heute auf der Strecke erging, lest ihr wieder hier!
Nach drei langen Tagen im Sattel wartete heute das 41 km lange Zeitfahren auf uns. Knapp doppelt so lang wie der Prolog, aber immer noch recht kurz. Feinste Singletrails rund um das Oak Valley Wine Estate machten das Ganze zu einem „Lekka“ (Afrikaans für „sehr sehr geil“) Tag.
Unser Tag auf dem Bike ist gut, aber leider nicht gut genug. Unser Rhythmus ist super und im Fernkampf gegen das Trek-Team, das drei Minuten vor uns ins Rennen gegangen ist, lagen wir lange gleichauf. Doch dann kam ca. bei Kilometer 30 der psychische Tiefschlag für uns. Schurter und Forster, ganze drei Minuten hinter uns ins Rennen gegangen, fetzten an uns vorbei. Wenn ich es nicht selber erlebt hätte, könnte ich es nicht so ganz glauben. Die Beiden sind einfach auf einem anderen Level als wir. Vor allem bergab verlieren wir immer wieder wertvolle Sekunden.
Das Ganze hat uns zu lange beschäftigt. Denn im Ziel liegen wir auf Rang fünf, 24 Sekunden hinter Porro/Ferraro. Das bedeutet: wir geben den dritten Rang vorerst wieder ab und liegen nun 13 Sekunden hinter den Italienern. Unglaublich, schon mehr als 15 Stunden Rennzeit im Sattel und es ist so eng. Die kommenden Tage werden spannend, denn auch gegenüber Fumic/Avancini macht Scott-SRAM 1:28 min des Rückstands wett und liegt nur noch 1:12 min hinter den Beiden.
Unsere Youngster haben heute wieder gut „gepunktet“ und mit Rang zehn zum zweiten Mal, nach dem Prolog, die Top 10 erreicht. Ich freu mich schon auf die nächsten Jahre mit den Beiden. Die Stimmung bei uns ist wirklich super: Urs hat eine klasse Form und sichtlich Freude daran, mit mir zu fahren. Jetzt heißt es erst mal Beine hoch, es ist heute ja noch wirklich viel vom Tag übrig und wir genießen ein wenig Ruhe.
Insights – Die Amateure beim Cape Epic: Echte Helden
Heute will ich euch auch von einem anderen Team berichten. Sascha und sein Bruder Benjamin Weil (Team XXXLutz/BQ-Cycles) sind Amateure und starten hier im gleichen Rennen wie wir. Das macht das Cape Epic so speziell. All die Berichte drehen sich um die Profis, aber die Amateure hier sind die wahren Helden. Wir Profis haben Annehmlichkeiten ohne Ende: Camper oder Unterkunft, Mechaniker, Massagen und vor allem kürzere Rennzeiten. Die Jungs und Mädels hinter uns sind alle viel länger im Sattel und schlafen im Zelt. Billig ist das hier trotzdem nicht. Die Beiden waren zur Akklimatisierung eine Woche früher hier. Mit allen Kosten (Startgeld, Unterkunft, Flüge, usw.) kommen knapp 10.000 € zusammen. Am Ende fahren sie aber die gleiche Strecke und im gleichen Feld wie die Profis. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass „auf einmal so ein Riese auf dem Fahrrad“, wie es Sascha bezeichnet hat, neben dir fährt am Start. Er spricht von Alban Lakata, meinem Teamkollegen und dreifachen Weltmeister.
Sascha wohnt in Oberhausen und arbeitet bei XXXLutz. („Die haben unser Vorhaben Cape Epic voll unterstützt und uns die Bekleidung bezahlt.“) Sein Bruder wohnt am Bodensee und die Beiden können selten gemeinsam trainieren. Zur Vorbereitung waren sie zweimal im Süden zum Training. Ohne ein Trainingslager sollte man die acht Tage hier nicht angehen. Etwa 5.500 Kilometer haben sie seit Oktober in den Beinen – das muss neben der Arbeit und Familie auch erst mal funktionieren. Benjamin ist stärker und unterstützt Sascha wo er kann. Sascha fährt erst seit vier Jahren Mountainbike und die beiden wollten eigentlich schon 2018 an den Start des Cape Epic gehen. Sechs Wochen vor dem Rennen brach er sich den rechten Arm bei einer Rennradausfahrt. Langwierige Geschichte, denn er wurde auch dieses Jahr noch zweimal operiert. „Die Beweglichkeit ist noch nicht wieder voll zurück, aber ich wollte das Erlebnis hier einfach haben. Zähne zusammenbeißen und acht Tage einfach nur treten.“
Die beiden liegen wirklich gut im Rennen und rückten ohne technische Probleme, an den BQ-Bikes ihres Freundes Benjamin Jörges aus Freiburg, und ohne Zwischenfälle jeden Tag weiter nach vorne in der Gesamtwertung. Mit gut 5:20 Stunden Rückstand sind die Beiden jetzt 76. in der Männerwertung und 136. aller Teams. Super Leistung, bei 650 Teams am Start. Super Jungs, wie ich finde, die beweisen, was mit dem Mountainbike möglich ist.
Morgen wartet die Königsetappe auf uns: 100 km mit 2.850 Höhenmetern stehen auf dem Plan. Einiges kenne ich schon vom Training oder von vorherigen Jahren. Ich freu mich auf Stellenbosch.
Schaut morgen wieder rein und stellt mir weiter fleißig Fragen.
Euer Stiebi
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