Antidote Carbonjack 29 im Test: Selten wurden wir während eines Tests so oft auf unseren fahrbaren Untersatz angesprochen wie in den vergangenen Wochen mit dem Antidote Carbonjack 29. Das in Polen handgefertigte 29″-Enduro-Bike sticht mit seinem kantigen Sichtcarbon-Rahmen und dem auffälligen Hinterbau mit 150 mm Federweg definitiv aus der Masse heraus. Ob sich das Carbonjack auch so denkwürdig fährt, wie es aussieht, erfahrt ihr hier im Testbericht!
Steckbrief: Antidote Carbonjack 29
Einsatzbereich | Enduro |
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Federweg | 160-170 mm/150 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 14,4 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | antidotebikes.com |
Carbon hat sich im Mountainbike-Sektor längst als Konstruktionswerkstoff der Wahl neben Aluminium etabliert. Doch kaum ein Unternehmen holt aus den teils sehr vorteilhaften Eigenschaften der Kohlefasern so viel heraus wie Antidote. Die polnische Manufaktur fertigt die Rahmen in Eigenregie in Polen – mit dem Carbonjack 29 gibt es mittlerweile auch ein erstes 29″-Bike. Dieses verfügt über 150 mm Federweg am Heck sowie 160 bis 170 mm an der Front. Neben dem hauseigenen FDS-Federungssystem, das den Dämpfer optisch auffällig hinter dem Sitzrohr platziert, soll vor allem die Golden Ratio-Geometrie für ein hervorragendes Fahrverhalten auf Enduro-Trails aller Art sorgen. In Deutschland kann man Antidote-Räder über den Vertrieb RTB Bikes beziehen.
Im Detail
Gut möglich, dass der Designer des Antidote Carbonjack 29 ein Bild von einem Stealth-Flugzeug an seiner Pinnwand hängen hatte, als er die ersten Linien auf Papier gebracht hat. Die Linienführung des Carbon-Rahmens ist mehr als aufregend: zwei Löcher am hinteren Ende des Hauptrahmens sorgen für einen sehr futuristischen Look. Und auch sonst sieht das Carbon-Geschoss eher aus, als sollte es Radar-Strahlen ablenken und nicht etwa in Rekordgeschwindigkeit über einen Trail fliegen. Unter dem dicken, glänzenden Klarlack kommt ein feines und sehr regelmäßiges Carbon-Gewebe zum Vorschein. Dieses besteht dem polnischen Hersteller zufolge nicht nur aus Kohlefasern – diesen wurde Vectran und an speziellen Stellen auch Kevlar beigemischt. Die Kombination soll zu einem besonders widerstandsfähigen Material beitragen. Außerdem ist die Verarbeitung an unserem Test-Bike wirklich erstklassig: es lassen sich kaum Fehler oder Unsauberkeiten im Carbon-Muster ausmachen. Antidote scheint sich seiner Sache auch recht sicher zu sein, denn auf den Lack sowie die Lager gibt es zwei Jahre Garantie – auf den Rahmen selbst eine lebenslange Garantie für den Erstbesitzer!
Antidote setzt am Carbonjack 29 auf das FDS-Federungssystem. Dabei handelt es sich um ein System mit virtuellem Drehpunkt, bei dem der Hinterbau über zwei entgegengesetzt drehende Hebel mit dem Hauptrahmen verbunden ist. Der Dämpfer ist schwimmend zwischen den beiden Hebeln positioniert – wird also von oben und unten komprimiert. Ähnlich wie bei älteren Propain-Modellen sitzt der Dämpfer hinter dem Sitzrohr, direkt vor dem Hinterrad. Antidote hat jedoch vorgesorgt und ein Carbon-Schutzblecht angebracht, das den Dämpfer vor zu direktem Schlammbeschuss bewahren soll. Außerdem wird der Dämpfer seitwärts eingebaut, was einerseits Platz für den Ausgleichsbehälter schafft, andererseits die Erreichbarkeit der verschiedenen Einsteller verbessern soll. Die Links selbst sind aus Aluminium gefräst und bestehen aus mehreren miteinander verschraubten Teilen. Die Dämpferschrauben bestehen aus Titan.
Alle Leitungen werden intern klapperfrei und äußerst unauffällig geführt. Die Eingänge sind schön gefertigt und kommen gänzlich ohne dick auftragende Gummi-Stopfen aus. Dafür laufen die Kabel unterm Tretlager entlang und sind dort dem Beschuss durch das Vorderrad ausgesetzt – in der Praxis hat eine derartige Leitungsführung bei uns jedoch noch nie zu Problemen geführt. Einen Protektor am Unterrohr, wie man ihn an vielen modernen Carbon-Enduros findet, sucht man beim Antidote Carbonjack 29 vergeblich. Dafür wird die Kettenstreben von einem schmalen und unauffälligen Gummi-Schoner überzogen, der die wichtigsten Stellen zu bedecken scheint. Auf dem voluminösen Unterrohr ist bei unserem L-Rahmen Platz für eine große 0,7 l Trinkflasche. Außerdem kann man sich aussuchen, ob man ein gepresstes oder geschraubtes Tretlager verbauen möchte.
Geometrie
Neben dem Erscheinungsbild hat Antidote auch besonderen Wert auf die Geometrie gelegt – diese hat mit „Golden Ratio“ sogar einen eigenen, Marketing-tauglichen Namen bekommen. Ein Blick auf die Tabelle offenbart, dass vor allem die Reach-Werte zwar durchaus lang ausfallen, der Rest allerdings nicht unbedingt revolutionär ist. Alle Rahmengrößen haben den moderat flachen 65°-Lenkwinkel, ganze 32 mm Tretlagerabsenkung, einen mit 450 mm ordentlich langen Hinterbau und einen effektiven Sitzwinkel von 75,5° bis 76° gemeinsam. Der Reach wächst von der kleinsten Größe S bis zur größten XL von 430 mm bis auf gewaltige 510 mm und sollte so auch sehr große Fahrer zufriedenstellen. Kombiniert wird dies mit einem ordentlich hohen Stack von 621 bis 649 mm.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 430 mm | 450 mm | 480 mm | 510 mm |
Stack | 621 mm | 621 mm | 634 mm | 649 mm |
STR | 1,44 | 1,38 | 1,32 | 1,27 |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,5° | 75,5° | 75,8° | 76° |
Oberrohr | 590 mm | 610 mm | 641 mm | 671 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 100 mm | 115 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 420 mm | 440 mm | 470 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 450 mm | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Radstand | 1.203 mm | 1.223 mm | 1.259 mm | 1.293 mm |
Tretlagerabsenkung | 32 mm | 32 mm | 32 mm | 32 mm |
Tretlagerhöhe | 344 mm | 344 mm | 344 mm | 344 mm |
Federweg (hinten) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Federweg (vorn) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Ausstattung
Das Carbonjack 29 ist das einzige Rad, das die kleine polnische Manufaktur Antidote auch als Komplettbike anbietet. Dieses unterscheidet sich jedoch teils recht deutlich von unserem Test-Aufbau, der uns so von Antidote zur Verfügung gestellt wurde. Das Komplettbike kostet je nachdem, ob man ein Fox Factory oder Öhlins-Fahrwerk nimmt, 7.199 € bis 7.799 €. Antrieb und Bremsen stammen aus der Shimano XT-Linie, die Laufräder von Industry Nine, die Sattelstütze von OneUp und der Lenker von Antidote selbst. Unser Testrad war mit dem Öhlins-Fahrwerk, einer XTR-Ausstattung und edlen DT Swiss EXC 1200 Spline-Laufrädern noch etwas mehr in Richtung Bling-Bling getrimmt. Außerdem waren zu Beginn des Tests Cushcore XC-Reifeninserts in den Exo+ Reifen aus dem Hause Maxxis installiert.
Aufbau Testrad:
- Federgabel Öhlins RXF 36 M2 (160 mm)
- Dämpfer Öhlins TTX 22M (150 mm)
- Antrieb Shimano XTR
- Bremsen Shimano XTR
- Laufräder DT Swiss EXC 1200 Spline
- Reifen Maxxis Minion DHF Exo+ / Maxxis Minion DHR II Exo+
- Cockpit Candy Ray Carbon (810 mm) / OneUp EDC (30 mm)
- Sattelstütze OneUp Dopper Post V2 (180 mm)
Rahmen | Carbonjack 29″, FDS Suspension, 150 mm, Boost |
Federgabel | Fox 36 Factory Grip2 160 mm / Öhlins RFX 36 160 mm |
Dämpfer | Fox Float X2 Factory 210×55 mm / Öhlins TTX 22M |
Laufräder | Industry Nine Enduro S Hydra |
Schaltwerk | Shimano XT RD-M8100 SGS |
Schalthebel | Shimano XT SL-M8100 |
Kassette | Shimano XT CS-M8100 10-51T 12s |
Kette | Shimano XT CN-M8100 |
Kurbeln | Shimano XT FC-M8120 32T |
Tretlager | Shimano BB-MT500 |
Bremsen | Shimano XT BL-M8100/BR-M8120 4-pistons / 203 mm |
Sattelstütze | One Up V2 M-150 mm, L-180 mm, XL-210 mm |
Lenker | Antidote 800 mm |
Vorbau | One Up 35 mm |
Reifen | Maxxis Minion DHF 29×2,5WT EXO+/DHR II 2,4WT EXO+ |
Sattel | WTB SL8 Cromoly |
Steuersatz | CaneCreek 40 ZS44/ZS56 |
Griffe | RaceFace |
Preis (UVP) | 7.199–7.799 € |
Auf dem Trail
Zu Beginn sind wir das Antidote Carbonjack 29 auf unseren Hometrails im Thüringer Wald gefahren. Diese werden häufig durch recht knackige Forstweg-Anstiege erreicht, die direkt vor der Haustüre starten. Während es einige Bikes gibt, auf denen man Platz nimmt und sich sofort fühlt, als wäre man sein ganzes Leben noch nichts anderes gefahren, haben wir beim Antidote einiges an Eingewöhnungszeit benötigt. Daran war neben der Golden Ratio-Geometrie unseres L-Rahmens jedoch vor allem die gewählte Ausstattung schuld.
Dank 810 mm breitem Lenker, 480 mm Reach und zwar auf dem Papier steilem, aber mit ordentlich Sattelauszug dann doch vergleichsweise flachem Sitzwinkel sitzt man bergauf mit 1,83 m Körpergröße einfach extrem gestreckt. Da kann auch der 30 mm kurze Vorbau nichts dran ändern. Außerdem waren wir mehr als überrascht, wie deutlich man die schmalen Cushcore XC-Reifeninserts bergauf spürt. Auf ohnehin vom herbstlichen Regen aufweichten Schotterstraßen fehlt eigentlich nur noch das monotone „VrrrrmVrrrrmVrrrrrm“ und man hätte endgültig das Gefühl, auf einem Rollenrad in höchster Widerstandsstufe zu sitzen. Denn nach jeder Kurbelumdrehung will das Rad sofort stehen bleiben und rollt kaum vorwärts.
Keuchend und deutlich hinter der Gruppe oben angekommen war dann dank potentem Öhlins-Fahrwerk mit Stahldämpfer die Hoffnung groß, dass die Mühe wenigstens durch Rekordgeschwindigkeiten in der Abfahrt entgolten wird. Allerdings wollte sich auch hier zunächst kein so richtig angenehmes Fahrgefühl einstellen. Der 450 mm-Hinterbau führt zusammen mit dem großen Reach zu einem ordentlich langen Radstand und mit dem breiten Lenker fühlt man sich richtig aufgespannt und bewegungsunfähig auf dem Rad. Dazu macht der kurze Vorbau die Lenkung recht nervös. Also ging’s schnell ab nach Hause, um erstmal die Ausstattung anzupassen!
Als Erstes sind die Cushcore-Inserts aus den Reifen geflogen – mit Exo+ Karkasse ist man im Mittelgebirge meistens ausreichend gegen Platten gewappnet. Ein Truvativ Descendant-Cockpit mit 50 mm-Vorbau und auf 780 mm gekürztem Alu-Lenker sorgte für ein wesentlich vertrauteres Gefühl an der Front und eine ausbalanciertere Fahrposition bergauf und bergab. Und siehe da: Bergauf schlägt sich das Rad gar nicht so schlecht! Für unseren Geschmack ist der reale Sitzwinkel – vor allem wenn man eher lange Beine hat – immer noch etwas zu flach. Mit komplett nach vorne geschobenem Sattel und schmalerem Lenker geht die Position allerdings halbwegs in Ordnung. Tatsächlich hatten wir trotz geringem Druck auf der Front sehr selten mit einem steigenden Vorderrad zu kämpfen, was wohl an den langen Kettenstreben liegen dürfte. Dazu liefert der FDS-Hinterbau irrsinnige Mengen an Grip – der Maxxis Minion DHR II-Hinterreifen ist zwar nicht gerade als winterlicher Matsch-Spezialist bekannt, trotzdem haben wir natürliche Anstiege mit dem Carbonjack 29 nie gefürchtet.
Das lange Rad liegt einfach auf der Strecke wie ein Brett.
Doch wie schaut es nun in der Abfahrt aus? Bis wir uns so ganz heimelig auf dem Antidote Carbonjack 29 gefühlt haben, hat es tatsächlich einige Abfahrten gedauert. Als wir dann aber in ein Gebiet mit eher weiten, sandigen Kurven und hoher Geschwindigkeit gewechselt sind, hat es recht schnell „klick“ gemacht. Das lange Rad liegt einfach auf der Strecke wie ein Brett. Daran dürfte auch das Öhlins-Fahrwerk nicht ganz unschuldig sein, das ohne großen Einstellungs-Aufwand (wir haben uns kaum von den vorgegebenen Einstellungen entfernt) einen extrem gelungenen Mix aus Grip und Gegenhalt bietet. Dadurch würde man dem Antidote tatsächlich mehr Federweg zusprechen, als es hat. Allerdings nicht, weil es träge und leblos wäre – stattdessen nutzt es immer die korrekte Menge an Federweg und fühlt sich so in sehr unterschiedlichen Fahrsituation ziemlich identisch an.
Auch bei extrem hohen Geschwindigkeiten bleibt der Bolide ruhig, lässt sich jedoch an kleinen Wellen und Kanten gut in die Luft bewegen. Eine übermäßig kreative Linienwahl hingegen ist nicht unbedingt die Stärke des Carbonjack, was vor allem dem langen Radstand geschuldet sein dürfte. Dafür liegt es sehr ausbalanciert und ruhig in der Luft und könnte so ein idealer Begleiter für ausgebaute Jumptrails sein – vorausgesetzt, man hat genug Anlauf und Geschwindigkeit. Auch vermurkste Landungen steckt der Hinterbau dank ausreichender Progression locker weg. Dabei hat man allerdings nie das Gefühl, dass das Heck gegen Ende des Federwegs stark zu macht, wodurch es einem die Fersen nach unten durchdrückt – eine unangenehme Eigenschaft einiger sehr progressiver Bikes. Stattdessen klebt das Rad mit einem sachten „FLOMP“ auf dem Waldboden. Einen metallischen Durchschlag konnten wir weder an Front noch Heck je provozieren.
Nachdem wir so auf schnellen Strecken ein Gefühl für das Rad entwickeln konnte, muss es sich in technischerem Gelände beweisen. Und siehe da: Hat man einmal seine Balance gefunden, lässt sich das lange Ding erstaunlich behände durch den Fichtenslalom pressen. Grund für die lange Eingewöhnungszeit war jedoch, dass man das Rad durch den langen Radstand kaum ohne wegrutschendes Hinterrad durch die Kurve kriegt. Gerade auf natürlichen Strecken, die häufig aus einer ausgefahrenen Rinne bestehen, schabt das Hinterrad ständig am inneren Rand und bewegt sich so immer leicht seitwärts. Hat man allerdings wenigstens am Kurvenscheitelpunkt ausreichenden Gegenhalt und pflegt man einen eher runden Fahrstil mit viel Druck auf der Front, ist das alles gar kein Problem. Vorausgesetzt, man behält die Balance und lässt sich vom ständig ausbrechenden Heck nicht aus der Ruhe bringen.
Offcamber-Passagen sind nicht der größte Freund des Antidote Carbonjack 29.
Wirklich schwierig wird es erst, wenn der Gegenhalt fehlt – Offcamber-Passagen sind nicht der größte Freund des Antidote Carbonjack 29. Ein talentierterer Fahrer hätte hier sicher noch einiges aus dem Rad herausgeholt, aber so viel Mühe wir uns auch gegeben haben: Früher oder später haben wir eine Wurzel getroffen, die uns von der Linie und ins Gebüsch gezogen hat. Hier reicht es auch nicht mehr, einfach viel Druck auf die Front zu geben, weil dann das Hinterrad viel zu früh ausbricht. Stattdessen tanzt man eher etwas auf rohen Eiern und ist froh, wenn man wieder im sicheren Hafen der ausgefahrenen Rut gelandet ist.
Das ist uns aufgefallen
- Öhlins-Fahrwerk Nach einigen Startschwierigkeiten wird Öhlins dem guten Ruf, der die Schweden seit ihrem Einstieg in die MTB-Branche begleitet, langsam gerecht. Während uns der TTX-Stahlfederdämpfer vorher bereits in anderen Rädern begeistern konnte, steht die RXF 36 M2-Federgabel ihm mittlerweile in nichts mehr nach. Das Setup war extrem einfach und die Gabel schafft es, sich in fast jeder Fahrsituation relativ ruhig, gedämpft und ziemlich identisch anzufühlen. Das schafft viel Vertrauen und ermutigt dazu, richtig ans Limit zu gehen.
- Cushcore Ein Cushcore-Insert ist uns in einem Enduro-Test bisher noch nicht untergekommen. Über die Pannensicherheit können wir wenig sagen. Auf dem Trail sorgt es jedoch für ein recht gedämpftes Fahrgefühl, allerdings auch eine stark erhöhte Trägheit und somit keine nennenswerte Verbesserung. Dafür tritt man bergauf einige Watt zusätzlich und wird schnell feststellen, dass man für jeden Uphill ein paar Extra-Minuten einplanen sollte. Wir haben mitten im Anstieg mit anderen Bikern Räder getauscht und wirklich jeder ist auf dem Antidote mit Cushcore sofort aus der Gruppe zurückgefallen. Nachdem die Reifen-Inserts ausgebaut waren, lieferte das Rad eine sehr unauffällig und durchschnittliche Bergauf-Performance ab.
- Sitzwinkel Auf dem Papier liegt der effektive Sitzwinkel unseres Testbikes in Größe L bei knapp 76°. Durch den starken Knick im Sattelrohr dürfte er jedoch vor allem bei viel Sattelauszug deutlich flacher ausfallen. Bei 1,83 m Körpergröße und 480 mm Reach sitzt man bergauf so schon ordentlich gestreckt.
- Shimano XTR-Ausstattung Vor allem über die Schaltung lässt sich wenig Negatives sagen. Die Schaltkräfte sind immer noch etwas hoch und wir hätten wirklich gerne eine Verstellung des unteren Hebels gehabt und dafür auf das Doppelklick-Feature des kleinen Hebels verzichtet. Daran kann man sich allerdings gut gewöhnen – die Funktion lag stets auf höchstem Niveau. Nur einmal hat sich das Schaltwerk gelockert – ein Phänomen, das wir bisher vor allem von SRAM-Schaltwerken kannten. Etwas nervig hingegen war, dass die XTR-Bremsen immer noch mit einem schwankenden Druckpunkt zu kämpfen haben. Besonders in ruppigen Situation kann dieser manchmal urplötzlich rauswandern. Außerdem hätten wir uns auf sehr steilen Strecken etwas mehr Standfestigkeit gewünscht.
Fazit – Antidote Carbonjack 29
Mit dem Antidote Carbonjack 29 zeigt die polnische Manufaktur, dass äußerst hochwertige Carbon-Verarbeitung auch im kleinen Maßstab und in Europa gut funktioniert. Das Rad ist exzellent verarbeitet und vor allem optisch ein Leckerbissen für alle Kohlefaser-Fans. Im Einsatz giert es trotz moderaten 150 mm Federweg am Heck vor allem nach schnellen Strecken und überzeugt hier mit einer hohen Laufruhe sowie einem exzellenten Fahrwerk. Enger Fichtenslalom benötigt durch den langen Radstand einiges an Einsatz und Fahrtechnik – nach einer relativ langen Eingewöhnungszeit waren wie dennoch überrascht, wie wendig man das Carbonjack bewegen kann, solange irgendwo eine Bodenrinne Gegenhalt gewährt!
Pro / Contra
Pro
- sattes Öhlins-Fahrwerk
- ausreichend Progression am Heck
- hohe Laufruhe
- exzellente Verarbeitung
- tolle Optik
Contra
- träge auf engen Strecken
- sehr gestreckte Fahrposition
Was haltet ihr vom Antidote Carbonjack 29 – wäre das spannend ausschauende Bike etwas für euch?
Testablauf
Wir sind das Antidote Carbonjack 29 im Verlauf mehrerer Wochen im Winter 2020 gefahren. Als Testgelände haben witterungsbedingt vor allem Trails im deutschen Mittelgebirge herhalten müssen, die allerdings von extrem technisch bis stark ausgebaut gereicht haben. Um den optimalen Testeindruck zu erzielen, wurden die Komponenten unseres Testbikes teils ausgetauscht.
Hier haben wir das Antidote Carbonjack 29 getestet
- Thüringer Wald Vor allem steile, enge und technisch anspruchsvolle Wurzel-Trails mit vielen Offcamber-Passagen. Allerdings auch einige schnelle, eher flache Strecken auf Sandboden.
- Taunus, Hessen Natürliche, kaum ausgebaute Singletrails mit Wurzeln, Steilstücken und kleineren Sprüngen.
- Pfalz, Rheinland-Pfalz Stark ausgebaute Trails auf Sandboden mit vielen großen Felsen, Anliegern und Sprüngen.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach
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