Scar Cycles LFS: Infos und Details
Das LFS von Scar Cycles ist eine Plattform für Aufbauten von Cross Country bis Trail Bike und kann somit für unterschiedliche Einsatzzwecke angepasst werden. Je nach ausgewählten Komponenten können 105 mm bis 140 mm Federweg am Hinterbau realisiert werden. An der Front ist es möglich, Federgabeln mit einem Hub von 120 mm bis 150 mm zu verwenden – was den Einsatzbereich recht weit fächert und vom Uphill-Geschoss bis zum abfahrtsorientierten Trail Bike einigen Spielraum zulässt.

Auf die Idee gekommen, dieses variable Stahl-Fully zu bauen, ist Stefan Lorenz durch einen guten Freund, der mal eben mit einer alten 26″ Intense-Sitzstrebe vor seiner Tür stand. Natürlich handelte es sich dabei nicht einfach um ein Geschenk. Sein Kumpel wollte auf Basis der alten Sitzstrebe ein Fully bauen, das am Ende um die 12 kg auf die Waage bringen sollte. Zudem spukten schon einige Details zum Rad in den Gehirngängen seines Freundes umher: etwa 125 mm Hub, kein Eingelenker und bitte 29″.
Nachdem sich die erste Euphorie gelegt hatte, fing der Scar Cycles-Gründer an, die Sitzstrebe zu vermessen und sich erste Gedanken übers Bike zu machen. Schnell wurde klar, dass mit dem Altmaterial so recht nichts anzufangen ist und man mit den Maßen der Sitzstrebe Geometrie-technisch auf keinen grünen 29er-Zweig kommt. Also wurde der einstige in Aluminium gefertigte Grundbaustein der Eigenkreation verworfen und beschlossen, einen komplett neuen Stahlrahmen zu bauen.
Zwei Monate später stand die auf Vortrieb ausgelegte Kinematik des neuen Rahmens. Auch ein CAD Modell war bereits in Arbeit. Bei Details wie der Lagerung des Hinterbaus hat man sich für Gleitlager entschieden und generell wurde im ersten Ansatz versucht, möglichst wenig Material zu verbauen, um somit viel Gewicht einzusparen. Nachdem das Material für Hinterbaulehre und Rahmen bestellt war, konnte es losgehen mit dem fröhlichen Vorbereitungen zum Rahmenbau. Es wurden zuerst Buchsen und Halterungen gedreht und erste Anbauteile extern in Auftrag gegeben.

Nach weiteren zwei Monaten konnte Stefan mit dem eigentlichen Bau des Hauptrahmens beginnen – wir befinden uns mittlerweile im September 2020. Ab hier wurde nun gesägt, gefräst und gelötet und schon Ende Oktober konnte der Rahmen brüniert werden. Anschließend ging es an den ersten Prototyp-Aufbau des Scar Cycles LFS, um es so schnell wie möglich auf die Trails loslassen zu können. Die ersten Testfahrten offenbarten noch Verbesserungspotenzial im Bereich des Hecks – hier wurde dem etwas großzügigen Flex mit einer zusätzlichen Verbindungen der Sitzstreben entgegengewirkt. Zudem wurde der Yoke am Hauptdrehpunkt und im Bereich der Ausfallenden verstärkt.

Die Geometrie des Scar Cycles LFS ist individuell auf den besagten Freund ausgerichtet und stellt mit einem Reach von 475 mm, 598 mm Stack und 64° Lenkwinkel eine interessante Mischung aus Cross Country-Feile und progressivem Trail Bike dar. Die spritzig-kurzen Kettenstreben mit einer Länge von 430 mm sollten dem Bike dabei auch gut um die Kurve helfen.
Pedalrückschlag im Sag soll laut dem Firmengründer keiner zu spüren sein. Auch der Vorwärtsdrang des Bikes ist optimiert: Durch leichtes Verhärten des Hinterbaus unter erhöhtem Zug an der Kette soll das Scar Cycles LFS gehörig vorwärts marschieren. Gleichwohl gibt das Bike freiwillig seinen Federweg frei, sobald nicht mehr getreten wird. Damit sollte es Aufwärts wie Abwärts ein Grinsen in das Gesicht des XC-Piloten zaubern.
Nach etlichen Testfahrten mit dem brünierten Prototypen-Bike war es im Oktober 2021 bereit für seine finale Lackierung. So wurde es bei den Craft Bike Days 2021 als weiße Cross Country-Variante mit einer 120 mm DT Swiss F232 an der Front und einem DT Swiss R232 mit knackigen 105 mm Federweg am Heck präsentiert. In dieser Konfiguration bringt das Scar Cycle LFS 11,96 kg auf die Waage und ist damit gut aufgestellt im Cross Country- bis Trail Bike-Feld.
Video: Scar Cycles LFS
Über Scar Cycles
Stefan Lorenz, der Gründer und Geschäftsführer von Scar Cycles, ist in Oberfranken aufgewachsen und mit jungen 20 Jahren in die Schweiz ausgewandert. Die Liebe zum Zweirad hat der passionierte Rahmenbauer schon früh entdeckt. Nach seiner Ausbildung hatte sich die Fahrradliebe kurz aufs Ohr gelegt, um Jahre später wieder frisch entfacht zu werden. Im Sommer 2017 starteten dann die ersten Gehversuche im Rahmenbau.
Hintergund war die Suche nach dem passenden Trail Bike mit Pinion-Getriebe, welche aber nicht von Erfolg gekrönt war. So kam es nach vieler Recherche zu ersten Selbstversuchen, welche 2019 darin mündeten, dass der ambitionierte Rahmenbauer sein erstes Fully mit Pinion-Getriebe entwickeln und fertiggestellen konnte: das Scar 135, welches zudem auch zum Bike der Woche bei MTB-News gewählt wurde.
Durch diese erste erfolgreiche Eigenentwicklung kam der Kontakt zu Pi Rope zustande – einem Hersteller von Textilspeichen, für Stefan Lorenz nun den Vertrieb und Service in der Schweiz übernommen hat. Somit können bei Scar Cycles neben individuellen Fahrrädern aus Stahl auch ausgewählte Frästeile und Laufradsätze mit Textilspeichen erworben werden. Mehr Informationen zum LFS und der Firma Scar Cycles gibt es hier: www.scarcycles.ch
Über die Craft Bike Days
Die MTB-News Craft Bike Days powered by DT Swiss feierten 2019 im nordrhein-westfälischen Münsterland Premiere und fanden 2021 nach einem Jahr Pause erneut statt. Ziel des jährlichen Events ist es, kleinen Herstellern, die dank ihrer Innovationskraft trotz geringer Größe immer wieder auf sich aufmerksam machen und dafür ein hohes Ansehen in der Fahrradbranche genießen, ein Forum zu bieten.
Diskussionen und Workshops zu Themen wie Werkstoffwahl, Federung & Dämpfung, Vertriebsansätze kleinerer Marken oder Laufradbau stehen während der zweitägigen Veranstaltung im Fokus – und natürlich Bikes, Bikes, Bikes! Wir sorgen während des Events für die Berichterstattung in Video-, Foto- und Textform, um interessierten Leser*innen, die das Event nicht besuchen können, alle Informationen aus erster Hand zur Verfügung zu stellen.
Was sagt ihr zur vielseitigen CC-Renner aus der Schweiz?
Alle Artikel zu den Craft Bike Days 2021
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25 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumSchickes Teil!!!!
UInd solche Projekte abseits des mainstreams sind immer interessant und verdienen Respekt.
Interesseant, dass das Teil daher auch mit Gleitlagern versehen ist. Spart Gewicht und Bauhöhe/-breite!
Was aber ist das überhaupt Wichtigste beim Gleitlager?
Die regelmäßige Schmierung. Da hätte sich angeboten im Bereich der Lagerstellen ne kleine Bohrung zu setzten, die mit ner Madenschraube verschlossen wird. Über diese Bohrung lässt sich schnell neues ins und das alten Fett aus dem Lager pressen. Alternativ geht das auch über einen hohlen Lagerbolzen.
Das erspart einem das regelmäßige Zerlegen und Nachfetten.
Da dieser Service nach einer Tour ist dann super schnell erledigt. Wasser/Dreck/Staub haben keine Chance. Der Verschleiss der Gleitlager und schnell einsetztendes Spiel im Hinterbau lässt sich dadurch länger verhindern.
Schönes Rad. Der "Sitzspargel" scheint mir etwas lang, will sagen, der Dropper schaut doch weit heraus und hat nur eine geringe Absenkung. Ist das so gewollt?
ausnahmslos alles am bike was bei mir bisher gleitlager hatte war murks und der grund war eingedrungener dreck. völlig egal ob am hinterbau, an pedalen oder steuersatz. einzig die uralten shimano schaltwerkröllchen mit den keramikgleitlagern waren früher dauerläufer - aber die waren auch ordentlich gedichtet
Hallo zusammen,
vielen herzlichen Dank für die vielen positiven Kommentare, es freut mich das euch mein Fully gefällt.
Die maximale Einstecktife bei diesem Rahmen sind 220mm. Man könnte natürlich das Sitzrohr etwas kürzer machen um eine Stütze mit mehr Hub fahren zu können. Das kommt halt immer auf die Vorlieben und die Beinlänge an, von dem, der das Bike fährt.
Ja da hast du recht, der Sitzwinkel ist eher altmodisch, wobei das hauptsächlich mit der Position von Sattel zu Tretlager zu tun hat, die für Sascha ein "must have" war. Ist ja schliesslich ein auf Mass gebautes Rad.
Man könnte den Rahmen auch mit einem etwas steileren Sitzwinkel bauen.
Es ist genau so gedacht, wie @hulster geschreiben hat. Es geht darum das du genau das Rad nach deinen Wünschen bekommst. Im Fall von Sascha ist der Hauptrahmen aus leichten Rohren gebaut, da er wenig bis nie springt und auch nicht im Bikepark unterwegs ist. Würde man das Bike als Trailbike für alles bauen würde ich einen anderen (schwereren/stabileren) Rohrsatz nehmen und das Bike mit entsprechenden Komponenten aufbauen.
Der Rahmen wiegt 3.53 kg ohne Dämpfer.
Es geht bei 3400.00 CHF für den Rahmen los, einfarbig lackiert ohne Dämpfer.
Die 74° gibt den Winkel an, wenn man von einer gedachten Linie von Mitte Tretlager zu Mitte Sattel ausgeht. Sorry ist auf der Skizze wirklich schlecht ersichtlich.
Das ist im Artikel leider etwas verwirrend geschrieben. Es sind einzig im dem Drehpunkt über dem Ausfallende Gleitlager verbaut. Wir wollten dort Gewicht sparen, und da es dort nur um wenige Grad dreht haben wir auf ein Kugellager verzichtet. Im Hauptdrehpunkt und in der Wippe sind Kugellager. verbaut. Wir haben einem Jahr, wo das Bike unlackiert gefahren wurde, nach dem lackieren wieder die gleichen Gleitlager (Igus) verbaut.
Ja das ist so gewollt. Sascha hat das ganze Bike im Aufbau auf Leichtbau getrimmt. Darum ist eine BikeYoke Divine SL mit 80mm Hub verbaut.
Wenn ihr noch mehr Fragen habt, dann raus damit.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag
Stefan
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