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Vorfreude vor dem Trackwalk
Vorfreude vor dem Trackwalk - die Strecke in Les Gets geht Andi Kolb so richtig gut rein!
Auf Liniensuche mit dem Team
Auf Liniensuche mit dem Team - kostenloser MTB-News-Original-Tipp: Im abschüssigen Stück zwischen Straße und Anlieger landen!
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Die WM ist immer einen Tag länger als ein World Cup
Die WM ist immer einen Tag länger als ein World Cup - Andis Taktik, eher ruhig zu starten, um die Kräfte zu schonen, ging allerdings nicht auf. Man muss einfach am Gas hängen, damit das Rad funktioniert!
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Die Quali gibt zwar keine Punkte, ist aber trotzdem nicht unwichtig
Die Quali gibt zwar keine Punkte, ist aber trotzdem nicht unwichtig - fällt das Finale aus, zählt sie als Ergebnis. Und auch sonst kann man das Selbstvertrauen nach einer guten Quali gut gebrauchen.
Andis Lauf war nicht ganz so aggressiv, wie er sich das gewünscht hätte.
Andis Lauf war nicht ganz so aggressiv, wie er sich das gewünscht hätte.
Spaß haben und die Konkurrenz etwas nervös machen
Spaß haben und die Konkurrenz etwas nervös machen - im Training ist Andi gerne hinter anderen schnellen Fahrern hergefahren.
Volle Konzentration vorm Finale!
Volle Konzentration vorm Finale!
Schon oben war Andi auf Medaillenkurs
Schon oben war Andi auf Medaillenkurs - unserer Recherche nach hat er auch nach seinem Sturz nicht mehr viel verloren.
Verwunderung im Ziel
Verwunderung im Ziel - trotz Sturz war Andi nur 4 Sekunden hinter Troy Brosnan.
Von der Weltmeisterschaft …
Von der Weltmeisterschaft …
… hat sich der Atherton-Fahrer mehr erhofft.
… hat sich der Atherton-Fahrer mehr erhofft.
Man muss es immer positiv sehen
Man muss es immer positiv sehen - Andi war voll auf Medaillenkurs und der Speed, den man für einen Sieg benötigt, ist definitiv da!

Andreas Kolb fährt 2022 die Saison seines Lebens und ist in der absoluten Weltspitze angekommen. Bei der Weltmeisterschaft in Les Gets war der Österreicher voll auf Medaillenkurs – bis ihm ein französischer Baum entgegensprang. Wie die Woche für ihn lief und warum er in Les Gets das erste Mal so richtig aus seiner Komfortzone kam, erfahrt ihr im Blog-Beitrag.

Servus liebe MTB-News-Leser. Spät aber doch melde ich mich wieder bei euch. Dadurch, dass ich einfach wenig Zeit hatte in den letzten 3 Wochen gibt’s jetzt zum Saison-Ende meinen WM-Blog.

Dienstag – Trackwalk

Auf die WM hab ich mich dieses Jahr richtig gefreut – auch weil Les Gets eine meiner Lieblingsstrecken ist und ich im letzten Jahr leider Wetter-Pech hatte. Dazu kamen noch ein paar andere brenzlige Situationen – mit Autos auf der Strecke und so weiter. Deshalb hab ich mich dieses Jahr richtig gefreut, zu sehen, was ich auf der Strecke zeigen kann. Ich wusste einfach, letztes Jahr wäre viel möglich gewesen, was dann leider am Wetter gescheitert ist.

Vorfreude vor dem Trackwalk
# Vorfreude vor dem Trackwalk - die Strecke in Les Gets geht Andi Kolb so richtig gut rein!
Diashow: Downhill-WM 2022 – Les Gets: Raus aus der Komfortzone – Blog von Andi Kolb
Spaß haben und die Konkurrenz etwas nervös machen
Man muss es immer positiv sehen
Verwunderung im Ziel
Volle Konzentration vorm Finale!
… hat sich der Atherton-Fahrer mehr erhofft.
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Die Strecke hat sich beim Trackwalk schon als ziemlich gut präsentiert. Die Sprünge, die im Jahr davor Problemstellen waren, weil einfach zu gefährlich gebaut, waren dieses Jahr viel besser. Überraschenderweise gab es ziemlich viele frische Sektionen, womit ich nicht gerechnet hatte. Da war ich ziemlich happy drüber! Von oben bis unten war’s eine richtig coole, technische – unten auch mal etwas bikeparkige – Strecke und hat mir echt gut gefallen. Nur am letzten Motorway hat man mal wieder gesehen, dass die Franzosen nicht die besten sind, wenn’s um Sprünge geht. Den hätte man echt besser bauen können … naja. Ich war trotzdem mega motiviert und hab’s kaum erwarten können, auf die frische Strecke zu kommen.

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# Auf Liniensuche mit dem Team - kostenloser MTB-News-Original-Tipp: Im abschüssigen Stück zwischen Straße und Anlieger landen!
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Mittwoch – Training

Bei der Weltmeisterschaft gibt’s immer einen Tag Extra-Training zwischen Quali und Finale. Deshalb war mein Plan, nicht zu schnell in die Woche reinzustarten, es etwas gemütlicher anzugehen und etwas Kraft zu sparen. Doch schon nach zwei, drei Läufen hat man gemerkt, dass es extrem schnell gesteckt ist und man einfach schnell fahren muss, damit es sich gut anfühlt. Deshalb hab ich bald festgestellt, dass ich Gas geben muss, um ins Fahren zu kommen. Dadurch, dass mein Fahrwerk fürs Rennen fahren eingestellt ist, funktioniert das Rad einfach überhaupt nicht, wenn man zu ruhig fährt. Sobald ich angefangen habe, zu pushen, ist es immer besser geworden und es hat richtig Spaß gemacht. Bis auf zwei, drei Sektionen im oberen Teil, die meiner Meinung nach zu schnell gesteckt waren. Da ist die Angst schon etwas mitgefahren und es war schwer, sich reinzufinden.

Die WM ist immer einen Tag länger als ein World Cup
# Die WM ist immer einen Tag länger als ein World Cup - Andis Taktik, eher ruhig zu starten, um die Kräfte zu schonen, ging allerdings nicht auf. Man muss einfach am Gas hängen, damit das Rad funktioniert!

Dadurch, dass es oben extrem weit gesteckt war – bis zu 15 m breit –, war es ziemlich cool zum Linien analysieren. In einer Kurve gab es vier verschiedene Linienoptionen, wenn nicht sogar noch mehr. Gemeinsam mit meinem Teamkollegen Charlie Hatton hab ich da viel probiert und viel herausgefunden und ich glaube, das war für die Strecke das wichtigste, dass man auf den richtigen Linien ist. Da lag viel Zeit drin!

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Donnerstag – Quali

Früh habe ich die Info bekommen – falls wirklich der schlimmste Fall eintreten und zum Finale ein riesiger Sturm aufziehen würde – dass es sein könnte, dass die Qualifikation als Finale zählt. Da hat mein Kopf dann umgeschaltet und ich hab versucht, schnell auf Speed zu kommen. Denn falls das wirklich passiert, wäre ich nicht gerade happy, wenn ich da einen lockeren Run in der Quali runterschmeiße und dann weit hinten dabei bin. Ich hab im Training deshalb ziemlich stark gepusht, ein paar gute Linien rausgefunden und einmal sogar fast Loris Vergier über den Haufen gefahren. Als ich eine Linie ausprobiert habe, hat er nicht gesehen, dass er direkt neben mir war … das war dann schon ein ziemliches Chaos. Manche Fahrer sind dann schon sehr, sehr aufs Gas gegangen. Der Pierron beispielsweise war da schon auf einer Pace, das hat meiner Meinung nach fast unmenschlich ausgesehen.

Die Quali gibt zwar keine Punkte, ist aber trotzdem nicht unwichtig
# Die Quali gibt zwar keine Punkte, ist aber trotzdem nicht unwichtig - fällt das Finale aus, zählt sie als Ergebnis. Und auch sonst kann man das Selbstvertrauen nach einer guten Quali gut gebrauchen.

Mental war ich vor der Quali noch nicht ganz happy. Ich hatte noch nicht das richtige Race-Mindset und nicht dran geglaubt, dass der Fall eintreten würde, dass wir nur die Quali fahren und kein Finale. Entsprechend lief’s auch in der Quali: ein mittelmäßiger Lauf mit ein paar Fehlern. Ich war damit nicht zu weit hinten, aber auch nicht ganz vorne dran und somit nicht super glücklich über meine Entscheidung, nicht voll am Gas zu hängen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich schneller gewesen wäre und damit mehr Selbstvertrauen für die kommenden Tage hätte tanken können.

Andis Lauf war nicht ganz so aggressiv, wie er sich das gewünscht hätte.
# Andis Lauf war nicht ganz so aggressiv, wie er sich das gewünscht hätte.

Freitag – Extra-Training

Im Zusatztraining hab ich so viel Spaß gehabt, wie vermutlich die ganze Saison noch nicht. Jedes Mal, wenn ein schneller Fahrer vorbeigekommen ist, hab ich versucht dranzubleiben – egal ob Greg Minnaar oder Bernard Kerr, wer auch immer schnell in der Quali war. Ich hab mich dran gehängt und gecheckt, was die für Linien fahren und ob ich dranbleiben kann. Das hat einfach mega Spaß gemacht, ich war immer super dran und bin sogar im Ziel noch möglichst knapp hinter ihnen reingefahren, um etwas „mental Game“ zu spielen.

Spaß haben und die Konkurrenz etwas nervös machen
# Spaß haben und die Konkurrenz etwas nervös machen - im Training ist Andi gerne hinter anderen schnellen Fahrern hergefahren.

Wir haben zudem viel mit den Reifen probiert – alle Conti-Fahrer haben sich eigentlich für den Argotal entschieden, weil die Strecke so loose geworden ist und der Intermediate-Reifen da super gut ist. Gerade oben, kurz nach dem See, gibt’s ein steiles Stück, wo der Reifen auf der Bremse besser greift. Insgesamt kam ich jedoch gut rein, hab mich auch mental bereit für den Renntag gefühlt und wollte am nächsten Tag alles geben und die WM voll genießen!

Samstag – Finale

Als ich am Finaltag aufgestanden bin, hab ich schon gewusst: Heute wird ein guter Tag! Ich hatte ein mega gutes Gefühl und war gierig wie noch nie. Das Ziel war ganz klar, eine Medaille zu holen – denn nur darum geht’s bei der Weltmeisterschaft! Das Abschlusstraining war mega und ich konnte noch viel aus dem Bike rausholen. So bin ich mit dem Lenker etwas höher gegangen und hab das Fahrwerk leicht härter eingestellt, weil es einfach so schnell war. Wie schon am Vortag bin ich ein paar Fahrern wieder hinterhergefahren und hab’s kaum erwarten können, in den Rennlauf zu starten.

Volle Konzentration vorm Finale!
# Volle Konzentration vorm Finale!

Im Rennlauf ist mir drei Kurven nach dem Start direkt das Vorderrad weggegangen. Da dachte ich schon: „Das fängt ja gar nicht gut an!“ Danach bin ich aber richtig gut ins Fahren gekommen. Das war das erste Mal in der Saison, dass ich meine Komfortzone verlassen habe. Gerade in den oberen Sektionen, wo ich im Training noch Probleme hatte, habe ich aus den Kurven immer perfekten Exit-Speed mitgenommen und hab’s einfach laufen lassen können. Ich hatte das Gefühl, dass das wirklich gut ist, was gerade passiert. Bei der ersten Split war ich entsprechend mit minimalem Rückstand Siebter.

Schon oben war Andi auf Medaillenkurs
# Schon oben war Andi auf Medaillenkurs - unserer Recherche nach hat er auch nach seinem Sturz nicht mehr viel verloren.

Dann kam die erste steile Passage – mein Lieblingsstück der Strecke. Da war das Mindset ganz klar: Hol einfach alles raus und fahr noch schneller als im Training rein … obwohl ich ja da schon am Limit war. Dann ist’s auch leider passiert: Ich hab’s etwas überkocht, bin bei einem kleinen Double etwas weiter rechts gelandet und somit aus der Linie raus. Ich kam nicht mehr in die Rut zurück – stattdessen stand mir ein großer, französischer Baum im Weg und es war leider vorbei. Mein Bike hat im Baum geparkt und der Medaillentraum war hinüber. Ich bin aufgestanden und weitergefahren und habe dann erst realisiert, wie viele Menschen neben der Strecke stehen.

Es war ein unglaublicher Lärm, so etwas habe ich noch nie miterlebt. Das war die größte Menschenmasse, die ich jemals bei einem Downhill-Rennen gesehen habe. Als ich das realisiert und mir vor Augen geführt habe, dass ich Fünfter im World Cup bin und nichts mehr riskieren muss, hab ich einfach den Run genossen und Spaß gehabt. Unten hab ich noch ein paar lustige Sprünge rausgeschmissen und bin unter dem Helm grinsend über den letzten Motorway drüber. Als ich über die Ziellinie bin und gemerkt hab, dass ich nur 4 Sekunden hinter Troy Brosnan, dem letztlich Vierten, bin, war ich doch etwas schockiert. Vielleicht hätte ich mehr Gas geben sollen – andererseits wäre es dann eventuell ein Top-10-Ergebnis geworden und das interessiert bei der Weltmeisterschaft eigentlich niemanden.

Verwunderung im Ziel
# Verwunderung im Ziel - trotz Sturz war Andi nur 4 Sekunden hinter Troy Brosnan.
Von der Weltmeisterschaft …
# Von der Weltmeisterschaft …
… hat sich der Atherton-Fahrer mehr erhofft.
# … hat sich der Atherton-Fahrer mehr erhofft.

Ich hab mein Bestes gegeben, hatte richtig Spaß und habe vor allem fahrerisch ein neues Niveau erreicht und meine Komfortzone verlassen. Dass die Pace eigentlich da war, ist auch mega. Wir haben nach dem Rennen noch analysiert: Ich war bis zum Sturz auf Platz 2 unterwegs … das zu wissen, war für das World Cup-Finale in Val di Sole extrem wichtig. Zu sehen, wie drei Franzosen beim Heimrennen aufs Podium fahren, war echt cool und ich hab’s den Jungs absolut gegönnt. Gerade Bruni: Es war eine schwierige Saison für ihn und fünf WM-Titel sind der Wahnsinn … aber jetzt reicht’s, den muss das nächste Mal wer anders holen!

Man muss es immer positiv sehen
# Man muss es immer positiv sehen - Andi war voll auf Medaillenkurs und der Speed, den man für einen Sieg benötigt, ist definitiv da!

Weiter geht’s in ein paar Tagen mit dem Saison-Ende-Blog von Andi über sein erfolgreiches World Cup-Finale in Val di Sole und die Red Bull Hardline!

Was sagst du zu Andreas Kolbs Entwicklung und seiner Taktik in Les Gets?


Alle Artikel zur Downhill-Weltmeisterschaft Les Gets 2022

  1. benutzerbild

    DerandereJan

    dabei seit 08/2008

    Ja, das kenn ich.. einfach mal Greg Minaar hinterherfahren und möglichst knapp hinter ihm ins Ziel fahren, um etwas "mental game" zu spielen... leider wache ich dann immer auf wenns am Schönsten ist... smilie

    Top Saison, mega Berichte!
    Tausend Dank und alles Gute für die kommende Saison!

  2. Inzwischen kann man dir ja zur grandiosen Saison gratulieren!
    Auf Les Gets bezogen....klar was wäre es ohne den Baum gewesen...sei stolz auf dieses Jahr, du hast den Speed für top 3, in jeden Rennen eigentlich inzwischen! Wahnsinn!

  3. benutzerbild

    ShockRox_71

    dabei seit 03/2019

    Schöner Bericht, Andi!👍

  4. benutzerbild

    Orangechrunch

    dabei seit 05/2021

    Besten Dank für deine Berichte! Mega!!!
    Wo gibt's ein forum, wo einer der absoluten Weltspitze einen Bericht / Blog macht?!!?
    Ich persönlich finde so etwas höchst bemerkenswert, und ich bin...... Well amused!!!!!
    Danke Herr kolb, bitte mehr davon!!

  5. benutzerbild

    FloImSchnee

    dabei seit 08/2004

    Lässige Berichte, gewaltige Saison!

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