Rose Bonero 1 im Test: Mit der neuen Hardtail-Serie namens Bonero hat Rose ein ganz heißes Eisen im Angebot. Nachdem wir das Topmodell der Reihe bereits zur Vorstellung im April kurz antesten konnten, war das günstigste Modell für unseren Trail-Hardtail-Vergleichstest natürlich gesetzt: Mit 1.499 €, Variostütze und Trail-orientierter Geometrie schickt sich das Bonero auch in der finanziell schmalsten Variante an, mächtig viel Spaß zu bieten. Kann das Rose Bonero 1 überzeugen? Hier ist der Test.
Steckbrief: Rose Bonero 1
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 140 mm (vorn) |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 14,3 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL, XXL (im Test: XL) |
Website | www.rosebikes.de |
Preisspanne | 1.499 € - 2.199 € |
Count Solo, Psycho Path – es ist nicht so, dass Rose Bikes bislang keine Hardtails im Programm hatte. Aber ein Bike wie das Bonero ist doch noch einmal ein anderer Schnack: Mit progressiver Geometrie, Variostütze und satten 140 mm Federweg vorn möchte es motivierte Einsteiger wie erfahrene Trail-Hardtail-Liebhaber gleichermaßen glücklich machen.
Und so sollte auch für alle etwas dabei sein, denn das Bike kommt in zwei Farben, drei Modellvarianten und sechs Größen. Dabei springt das Bonero voll auf den modernen Trail-Bike-Zug auf: viel Federweg, viel Reach und viel Bandbreite dank 12-fach-Schaltung. On top bietet das Bonero mitwachsende Kettenstreben, was insbesondere dank der ordentlichen Bandbreite an Größen kleine, wie große Trailfans erfreuen sollte. Kleiner, aber nicht unwichtiger Bonus: Das UDH-Schaltauge von SRAM ist mit an Bord.
Im Detail
Dafür, dass wir hier ein cleanes Trail-Hardtail vor uns stehen haben, gibt es ganz schön viele Features. So viele Features, dass wir diese bereits in der Vorstellung geklärt haben und uns den Text an dieser Stelle sparen – stattdessen zeigen wir euch die Besonderheiten im Schnelldurchlauf via Bilderstrecke. Wer die ganzen interessanten Einzelheiten lesen möchte, schaut sich die Details hier an: Rose Bonero im ersten Test.
Geometrie
Schon zur Vorstellung haben wir ganz schön geschaut, was die Geometrie angeht. Und selten haben wir einen XL-Rahmen zum Test geordert, der nicht die größtmögliche Rahmengröße darstellte. Aber dennoch reichen uns die Zahlen mehr als aus: Mit monströsen 515 mm Reach kitzelt unser Bonero 3-Testbike bereits in Größe XL am Wort Langholzlaster – die ebenfalls verfügbare Größe XXL mit unfassbaren 545 mm Reach lassen wir mal beiseite.
Dazu verhalten sich die Kettenstreben mit 443 mm eher gediegen und sorgen dafür, dass trotz des flachen Lenkwinkels und langen Reachs der Radstand unter 1.300 mm bleibt. Den Lenkwinkel angesprochen, befinden wir uns mit 65° definitiv im Abfahrtsliebhaber-Spektrum und so langsam kristallisiert sich heraus, was das Bonero möchte: Trotz starrem Heck möglichst schnell bergab fahren! Und dank hohen 656 mm Stack soll man auch wieder angenehm bergauf treten können. Wie gut das funktioniert, klären wir weiter unten.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 395 mm | 425 mm | 455 mm | 485 mm | 515 mm | 545 mm |
Stack | 594 mm | 598 mm | 633 mm | 642 mm | 656 mm | 665 mm |
STR | 1,50 | 1,41 | 1,39 | 1,32 | 1,27 | 1,22 |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° | 65° | 65° |
Sitzwinkel, effektiv | 76° | 76° | 76° | 76° | 76° | 76° |
Oberrohr | 543 mm | 574 mm | 613 mm | 645 mm | 678 mm | 711 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 100 mm | 110 mm | 125 mm | 135 mm |
Sitzrohr | 370 mm | 400 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm | 540 mm |
Überstandshöhe | 726 mm | 754 mm | 782 mm | 788 mm | 799 mm | 827 mm |
Kettenstreben | 420 mm | 425 mm | 433 mm | 438 mm | 443 mm | 448 mm |
Radstand | 1.112 mm | 1.151 mm | 1.201 mm | 1.241 mm | 1.281 mm | 1.321 mm |
Tretlagerhöhe | 313 mm | 313 mm | 318 mm | 318 mm | 318 mm | 318 mm |
Einbauhöhe Gabel | 522 mm | 522 mm | 551 mm | 551 mm | 551 mm | 551 mm |
Gabel-Offset | 37 mm | 37 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Federweg (vorn) | 130 mm | 130 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Ausstattung
Die RockShox 35 Gold RL bietet satte 140 mm Federweg und macht sich schick im schlanken Bonero. Dazu gibt es 12 Gänge in der SRAM SX Eagle-Schaltung, auf die stabilen Sun Ringlé Düroc 35-Laufräder sind Kenda Regolith SCT-Reifen aufgezogen. Auch sonst sind viele Marken-Anbauteile an Bord: Das Stoppen übernehmen Shimano-Bremsen, die e*thirteen Vario Infinite-Variostütze bietet 180 mm Hub. Das Cockpit stammt von Levelnine.
- Federgabel RockShox 35 Gold RL (140 mm)
- Antrieb SRAM SX Eagle
- Bremsen Shimano BR-MT420 / Shimano BR-MT410
- Laufräder Sun Ringlé Düroc 35
- Reifen Kenda Regolith SCT / Kenda Regolith SCT
- Cockpit Levelnine Race (800 mm) / Levelnine Race (45 mm)
- Sattelstütze e*thirteen Vario Infinite Dropper (180 mm)
Ausstattungsvariante | Rose Bonero 1 |
---|---|
Federgabel | RockShox 35 Gold RL |
Kurbel | SRAM SX Eagle |
Lenker | Level Nine Race, 800 mm |
Vorbau | Level Nine Race, 45 mm |
Schalthebel | SRAM SX Eagle |
Bremsen | Shimano BR-MT420 / Shimano BR-MT410 |
Kassette | SRAM PG-1210 |
Schaltwerk | SRAM SX Eagle |
Laufradsatz | Sun Ringlé Düroc 35 |
Reifen | Kenda Regolith SCT / Kenda Regolith SCT |
Sattelstütze | e*thirteen Vario Infinite Dropper |
Sattel | Selle Italia X-Base |
Preis (UVP) | 1.499 € |
Auf dem Trail
Wow, das Rad ist lang. Ungewohnt lang! Zunächst geht es wie immer den Berg hoch: Auf Asphalt verhält sich das Rose Bonero unauffällig, die dicken Reifen von Kenda sorgen allerdings eher für eine gemütliche als eine sprintstarke Auffahrt. Die Pneus sind definitiv eher für die Abfahrt gedacht. Besser wird es auf Waldboden, hier greifen die Reifen und man rollt etwas entspannter voran. Auch wenn der relativ steile Sitzwinkel und der hohe Stack für eine durchaus ausgewogene Sitzposition sorgen, so sitzt man doch insgesamt gestreckter als auf den restlichen Testbikes. Bei sehr steilen Rampen muss man den Schwerpunkt weiter nach vorn verschieben, um das Vorderrad nicht ansteigen zu lassen.
Oben angekommen, gibt es wie immer die goldene Regel: Die erste Abfahrt ist immer wie der erste Pfannkuchen in der Pfanne. Die Erwartungen sind hoch, aber egal, wie lang es dauert – am Ende kannst du es in die Tonne kloppen. So verhält es sich auch bei der ersten Fahrt mit dem Bonero: Es rumpelt und puckert, das Heck tänzelt wie ein Pferd in der Prärie hin und her und die Eingewöhnung kommt erst langsam.
Das liegt unserer Meinung nach neben der goldenen Regel auch an der Position auf dem Bike: Denn um das Bike adäquat zu pilotieren, muss die aktive Fahrposition ein Stück weiter nach vorn geschoben werden (was bei Tester Hannes eine so bislang nicht bekannte Aktivierung des Latissimus Dorsi hervorrief …). Dann aber – wir springen zum Start von Abfahrt 2 – zeigt das Rad, wofür es gemacht ist: Schnell den Berg runterfahren! Dabei sorgt die aktive Fahrposition für viel Druck auf dem Vorderrad. Druck heißt Grip und Grip ist gut. Der Vollständigkeit halber muss man aber auch festhalten: Das Rad liebt den Boden mehr als mal eben eingeschmissene Manuals oder Wheelies, hier tat sich die Testcrew angesichts der Überlänge reichlich schwer.
Logischerweise durch das starre Heck limitiert, gelingen mit dem Bonero dennoch eindrucksvolle und dabei sichere Geschwindigkeiten auf dem Trail. Mit viel Druck auf dem Vorderrad, aggressiver Fahrposition und maximalem Gegenhalt des Körpers, wenn die Trails ruppig werden – so lässt sich das Bonero wunderbar um Kurven zirkeln. Für den günstigen Preis schlägt sich die RockShox Gold 35 RL gut, reagiert im ersten Drittel feinfühlig und steckt härtere Schläge passabel weg.
Dennoch kann die Motion Control-Dämpfung am Ende naturgemäß nicht ganz mit Charger-Einheiten einer Pike oder Lyrik mithalten, bietet insbesondere im mittleren Federwegsbereich weniger Gegenhalt und eine auch in der offenen Position etwas langsame Zugstufe. Die Kenda Regolith SCT-Reifen indes überraschen bergab positiv: Was bergauf noch etwas schwerfällig war, bedeutet bergab mehr Sicherheit und berechenbaren Grip.
Zu guter Letzt noch einige Worte zu den restlichen Parts: Die SRAM SX Eagle-Schaltung tut geflissentlich das, was sie tun muss – und das macht sie gut. Die Shimano-Bremsen sind für uns, wie auch schon bei den Bremsen des Cannondale Trail SE 2, eine der Überraschungen des Tests: sie ankern richtig ordentlich und begeistern mit viel Bremspower trotz schweren Fahrergewichten. Auch die e*thirteen Vario Infinite-Sattelstütze kann überzeugen und reagiert sehr schnell, toll ist auch der serienmäßige Hub von 180 mm. Diesen sollte man allerdings mit einem anderen Sattel genießen, denn der verbaute Selle Italia X-Base ist nicht nur sehr rutschig, sondern fand auch komforttechnisch keine Gegenliebe bei unseren Testerhintern.
Im Vergleich
Rose Bonero x Radon Cragger 7.0
Bocholt oder Bonn? Das Rose Bonero ist mit Abstand das längste Bike im Testfeld, was sich in Bezug auf Laufruhe und Abfahrtsmodus definitiv bemerkbar macht. Im Vergleich zum Radon Cragger 7.0 ist der Reach eindrucksvolle 51 mm länger, der Stack bietet 22 mm mehr. Trotz eines identischen Lenkwinkels merkt man daher den Unterschied bergab stark: Das Radon muss nicht gar so aktiv gefahren werden wie das Bonero und verhält sich ausgewogener.
Interessant hierbei ist, dass sich die Testcrew trotz nicht ganz passender Größenangaben (Mitch und Hannes sind >1,92 m und passen daher auf dem Papier definitiv zur hauseigenen Rose-Größenempfehlung, aber eigentlich nicht mehr zur Größe L des Cragger) größentechnisch auf dem Radon wohler fühlte – leider hatten wir keine Möglichkeit, das L-Bonero gegenzutesten. Das wäre definitiv spannend gewesen!
Auch befindet sich die Marzocchi Z2 in Sachen Performance in einer anderen Liga als die RockShox 35 Gold RL, da die Dämpfung schlichtweg besser funktioniert. Der Vergleich der restlichen Komponenten fällt gemischt aus: Der Punkt Variostütze geht ebenso an Rose (länger, leichtgängiger) wie der Punkt Griffe (Ergon bietet mehr Dämpfung). Die Bremsen sind ebenbürtig auf hohem Niveau.
Das ist uns aufgefallen
- Länge läuft Das Rose ist wohl eins der längsten Hardtails, die wir jemals gefahren sind. 515 mm Reach verführen nicht gerade zu riesigen Bunnyhops an jeder Wurzelkante, sorgen aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit für viel sicheren Spaß bergab.
- Laufende Länge ist aber nicht alles Natürlich kann man auf dem XL-Bonero viel Spaß haben – trotzdem sind wir uns ziemlich sicher, dass wir (auch mit über 1,92 m Körpergröße) auf einem Bonero in Größe L mehr Spaß hätten.
- Montiere, was du willst Schutzblech, Flasche, Toolstrap? Alles machbar! Das Bonero verfügt über ausreichend Montagepunkte am Rahmen. Neben einem Schutzblech lassen sich an drei Schraubaufnahmen am Unterrohr sowie zwei Schrauben am Oberrohr verschiedene Halter anschrauben. Vorbildlich!
- Griptape Wie macht man einen Remote-Hebel noch besser? In dem man als Hersteller entweder Gummi draufpackt oder wie in diesem Fall Griptape verklebt. Sorgt für einen noch sicheren Halt am Daumen – top!
- Tubeless Ready Das Bonero ist zwar für den Tubeless-Einsatz vorbereitet (Tubeless-Tape ist verbaut), muss aber selbst umgerüstet werden. Die passenden Ventile sind erst ab dem Bonero 3 im Lieferumfang.
Fazit – Rose Bonero 1
Mit dem Rose Bonero 1 haben die Bocholter einen Volltreffer für (fast) alle gelandet: Für 1.499 € erhält man schon beim günstigsten Modell der Reihe richtig viel Bike fürs Geld. Die Länge des Bikes verlangt durchaus eine Eingewöhnungszeit, bietet dann aber Abfahrtsspaß und viel Laufruhe. Egal, ob die RockShox 35 Gold RL Federgabel, die solide SRAM SX Eagle-Schaltung oder die Shimano-Bremsen, die massig Power bieten – die Ausstattung bietet nur wenig Anlass zum Meckern. Wer sich auf die aktive Fahrweise einlässt – denn die braucht man beim langen Bonero – wird mit dem Hardtail mächtig viel Spaß haben. Ein Tipp: Falls ihr zwischen zwei Größen steht, werdet ihr von der kleineren Variante wahrscheinlich noch mehr profitieren.
Pro / Contra
Pro
- Tolle Ausstattung
- Lange Variostütze
- Abfahrtstaugliche Geometrie
- Viel Liebe zum Detail
Contra
- Sehr lang
- Unbequemer Sattel
Wie gefällt dir das Bonero – wäre das Bike etwas für dich?
Testablauf
Wir sind das Rose Bonero 1 im Rahmen unseres Hardtail-Vergleichstests in mehreren Sessions im Back-To-Back-Modus sowie auf unseren Hometrails gefahren.
Hier haben wir das Rose Bonero 1 getestet
- Rheinland-Pfalz Trocken und staubig im Sommer, schnell und griffig im Herbst. Inklusive wurzeligen Trails und durchaus so einigen größeren Steinen – von ausgefahren bis flowig ist alles dabei.
- Fahrstil
- verspielt und sauber
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher
- Fahrstil
- verspielt, strammes Grundtempo, lieber eine Kurve mehr als Straightline
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Jumps und auch gern mal Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- etwas straffer, schneller Rebound, so wenig Dämpfung wie nötig
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausreichender Reach, mittellange Kettenstreben, tendenziell flacher Lenkwinkel
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