It’s rainbow time! Im italienischen Val di Sole wartet das zweite große Saison-Highlight auf die weltbesten Cross-Country-Asse, die Weltmeisterschaften und der damit verbundene Kampf um die begehrten Regenbogentrikots. Eine vollgepackte Rennwoche mit insgesamt neun Entscheidungen in der Cross-Country-Disziplin und dem erstmalig in die Weltmeisterschaften eingebundenen Short Track erwartet die Fahrer*innen. Alle Infos zu den verschiedenen Wettkämpfen und den Favoritinnen und Favoriten gibt es im XC-WM-Check!
XC WM 2021 – Val di Sole: Termine und Informationen
Das sonnenverwöhnte Val di Sole im italienischen Trentino bildet den Schauplatz der Mountainbike-Weltmeisterschaften 2021 mit einem nie dagewesenen Mammut-Programm: Neben den Wettkämpfen der Downhill-, Cross-Country- und 4X-Disziplin werden in Val di Sole wie bereits im Vorjahr im Rahmen der Mountainbike-WM in Leogang die Weltmeistertitel in der E-Bike-Disziplin und erstmalig in der Geschichte auch Medaillen im Cross-Country-Short Track (XCC) vergeben. Als jahrelanger Bestandteil der Weltcupserie sind das Terrain und die Strecken in Italien größtenteils bekannt, zuletzt gastierte der Mountainbike-Weltcup im Jahr 2019 im Val di Sole.
Weltmeisterschaften in den Disziplinen Cross-Country- und Downhill wurden in Val di Sole in der Cross-Country-Disziplin letztmalig 2008 ausgerichtet: Im Schatten des damalig legendären Downhill-Rennlaufs des Australiers Sam Hill konnten in der Cross-Country-Disziplin der Schweizer Christoph Sauser und die Spanierin Margarita Fullana ins Regenbogentrikot schlüpfen. Wenige Wochen vor ihrem famosen Ritt zu Olympia-Gold in Peking 2008 schrammte die deutsche „Grande Dame“ des Mountainbikesports, Sabine Spitz, mit dem Gewinn der Silbermedaille nur knapp an ihrem zweiten Weltmeistertitel in der Cross-Country-Disziplin vorbei. Auch ein gewisser Nino Schurter rückte damals ins Rampenlicht: In der U23-Klasse siegte er vor dem leider bereits verstorbenen Südafrikaner Burry Stander und dem ebenfalls nicht gänzlich unbekannten Landsmann Schurters, Mathias Flückiger.
Die spektakuläre Rennwoche im Val di Sole startete bereits am gestrigen Dienstag mit einem Novum in der Mountainbike-Geschichte: Die 2018 im Weltcup eingeführte Short Track-Disziplin feiert ihre Premiere auf der WM-Bühne. Da bei Weltmeisterschaften eine Limitierung auf die sonst üblichen besten 40 Fahrerinnen und Fahrer der Weltcupwertung und der Weltrangliste im Rahmen eines Short Track-Weltcuprennens unfair wäre, erfordern die Short Track-Titelkämpfe zumindest in der Herrenkonkurrenz Qualifikationsläufe, die als Grundlage für die eigentliche Medaillenvergabe dienen. Konkret bedeutet dies, dass alle Teilnehmer des Short Track-Wettbewerbs in zwei Gruppen aufgeteilt wurden und bereits gestern jeweils einen rund 20-minütigen Vorlauf absolvieren mussten, der dann die Basis zur Qualifikation für die Finalläufe am Donnerstag bildet. Die besten 20 Fahrer aus den jeweiligen Vorläufen qualifizieren sich für das Finale morgen und fahren dort um die Medaillen. Bei den Damen haben sich lediglich 42 Fahrerinnen zum Short Track angemeldet, sodass dort keine Vorläufe benötigt werden und alle Fahrerinnen für das Finale startberechtigt sind.
Die Strecke des Short Tracks im Val di Sole gleicht in weiten Teilen dem Parcours aus dem Jahr 2019, als der Niederländer Mathieu van der Poel und die Schweizerin Jolanda Neff den Sieg einfahren konnten: Auf der knapp 1 Kilometer langen Runde erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein langer Anstieg über 35 Höhenmeter und eine rasante Abfahrt zurück zum Ziel.
Auch wenn die ersten Wettkämpfe der Weltmeisterschaften in Val di Sole in der Short Track-Disziplin durchgeführt werden, gibt es die ersten WM-Medaillen nicht in dieser Disziplin zu gewinnen. Den Auftakt des Medaillenreigens macht nämlich die Team-Staffel, die seit vielen Jahren fester Bestandteil internationaler Titelkämpfe in der Cross-Country-Disziplin ist und nach dem überraschenden Bronzemedaillen-Gewinn der deutschen Mannschaft bei den Europameisterschaften im serbischen Novi Sad vor wenigen Wochen auch in Italien die Chance auf den Gewinn einer Medaille aus deutscher Sicht bietet.
Nach dem Staffelrennen am Mittwoch beginnen am Donnerstag die verschiedenen Einzelwettbewerbe mit der weiblichen und männlichen Juniorenklasse und dem späteren Showdown im Short Track. Der Freitag steht dann ganz im Zeichen der „Randdisziplinen“ Fourcross und E-MTB, ehe am Samstag die schnellsten Cross-Country-Fahrerinnen und -Fahrer wieder das Zepter in Val di Sole übernehmen: Zunächst jagen die Frauen und Herren der U23-Klasse über die Rennstrecke, bevor am Samstagnachmittag die Eliteklasse der Damen und Herren um Gold, Silber und Bronze kämpfen.
Die Cross-Country-Rennstrecke in Val di Sole gilt als steile und technisch anspruchsvolle Strecke, die in nackten Zahlen vier Kilometer mit insgesamt 190 Höhenmetern vereint. Drei längere Anstiege, gepaart mit vielen Stein- und Wurzelpassagen, prädestinieren die Strecke besonders für leichte, kletterstarke Fahrerinnnen und Fahrer, die besonders gut bergab fahren. Besonders das Duell zwischen den beiden Fahrerinnen Pauline Ferrand-Prévot und Jolanda Neff beim Weltcup 2019 dürfte in dieser Hinsicht vielen noch in Erinnerung sein, da beide diesem Fahrer*innen-Typ entsprechen.
Zeitplan
Dienstag, 24.08.2021
- 17:00 Uhr: Short Track Qualifikation, Herren
Mittwoch, 25.08.2021
- 12:30 Uhr: Team-Relay
Donnerstag, 26.08.2021
- 11:30 Uhr: Cross-Country, Junioren weiblich
- 13:30 Uhr: Cross-Country, Junioren männlich
- 17:00 Uhr: Short Track, Damen
- 17:45 Uhr: Short Track, Herren
Samstag, 28.08.2021
- 9:00 Uhr: Cross-Country, U23-Damen
- 10:45 Uhr: Cross-Country, U23-Herren
- 13:00 Uhr: Cross-Country, Damen
- 15:45 Uhr: Cross-Country, Herren
Die Favoritinnen und Favoriten für das Podium
Short Track
Was 2018 als moderne Idee für die Optimierung der medialen Darstellung des Cross-Country-Sports geplant war, entwickelte sich rasant zum Publikumsmagneten: Die Rede ist von der Short Track-Disziplin, die im Gegensatz zu vorherigen Versuchen in dieser Hinsicht wie die des Eliminator-Sprints auf Begeisterung in vielerlei Hinsicht stößt. Aus dem Weltcup-Geschehen sind die Wettkämpfe des Short Tracks zwei Tage vor dem eigentlichen Höhepunkt eines Rennwochenendes, den Cross-Country-Rennen der Eliteklassen, nicht mehr wegzudenken und dementsprechend scheint der Schritt erstmalig auch WM-Titel in dieser Disziplin zu vergeben nur folgerichtig.
Und so werden am kommenden Donnerstag (beziehungsweise am gestrigen Dienstag) die ersten Short Track-Wettkämpfe im Rahmen einer Weltmeisterschaft durchgeführt. Einige Topfahrerinnen und Topfahrer der Cross-Country-Szene verzichten im Hinblick auf das folgende Cross-Country-Rennen auf einen Start, nichtsdestotrotz versammelt sich ein äußerst hochkarätiges Starterfeld sowohl bei den Damen als auch bei den Herren an der Startlinie der ersten Short Track-WM.
Altmeister Nino Schurter, „Noch“-XC-Weltmeister Jordan Sarrou und der Gesamtweltcupführende Mathias Flückiger sparen beispielsweise bei den Herren ihre Kräfte auf, der Tscheche Ondrej Cink oder auch der Brasilianer Henrique Avancini hingegen erhoffen sich den Gewinn einer ersten WM-Medaille in der neuen Disziplin. Bei den Frauen fehlt als prominenteste Fahrerin auf der Startliste Loana Lecomte, die genauso wie die Deutsche Ronja Eibl aufgrund ihres zu jungen Alters nicht startberechtigt ist. Beide müssen bei den Weltmeisterschaften in der U23-Klasse starten und der Short Track-Wettbewerb ist bei der WM nur für die Eliteklasse freigegeben.
Die Favoritenrolle nimmt ungeachtet dessen bei den Damen die französische Cross-Country-Weltmeisterin aus dem Vorjahr, Pauline Ferrand-Prévot, ein. Zwei Short Track-Rennen konnte sie in dieser Saison im Weltcup bereits für sich entscheiden und dürfte nach ihrem verpatzten Auftritt bei den Olympischen Spielen besonders motiviert sein, so oft wie möglich bei den Weltmeisterschaften aufs Treppchen zu steigen. Sie muss sich jedoch einer siebenköpfigen Brigade aus der Schweiz stellen, die nach dem Höhenflug ihrer Nation mit dem Gewinn aller Medaillen im Damenrennen von Tokio besonders leichtfüßig unterwegs sein dürfte. Ob Olympiasiegerin Jolanda Neff, Short Track-Expertin Linda Indergand oder Sina Frei, die drei Medaillengewinnerinnen von Tokio dürften auch im Short Track von Val di Sole eine entscheidende Rolle spielen. Die deutsche Fahne wird unterdessen von Elisabeth Brandau und Nadine Rieder hochgehalten, die jedoch beide mit keinen großen Medaillenambitionen ins Rennen gehen.
Das sieht bei den Herren etwas anders aus: Allen voran Max Brandl, in dieser Saison bereits Fünft- und Sechstplatzierter in der Short Track-Disziplin im Weltcup, gilt als ausgewiesener Taktik-Experte und könnte im Short Track für eine Überraschung sorgen. Dies trifft auch für Altmeister Manuel Fumic zu, der ebenfalls mehrfach in der kurzen, spritzigen Disziplin Killerinstinkt beweisen konnte und in seinem letzten Jahr als MTB-Profi in den Medaillenkampf eingreifen könnte. Auch Niklas Schehl, amtierender deutscher Vizemeister in der Cross-Country-Disziplin, gilt als besonders schnellkräftiger Fahrer und ist sicher für eine Überraschung gut. Alle drei deutschen Starter schlugen sich in den Vorläufen sehr achtbar und sind für das Finale am morgigen Donnerstag qualifiziert. Niklas Schehl und Max Brandl landeten in ihrem Lauf auf den Positionen sechs und acht, Manuel Fumic wurde im zweiten Heat Zwölfter.
Die großen Favoriten auf das erste Short Track-Regenbogentrikot sind in Abwesenheit der beiden Cyclocross- und Rennrad-Experten Mathieu van der Poel und Tom Pidcock unter anderem der Brasilianer Henrique Avancini und der Tscheche Ondrej Cink, der ebenfalls mehrfach schon auf dem Podium im Short Track stand. Die beiden Vorläufe am gestrigen Dienstag konnten der Neuseeländer Anton Cooper und der Südafrikaner Alan Hatherly für sich entscheiden.
Die vollständigen Startlisten (nach den Qualifikationsläufen vom Dienstag) findet ihr hier:
Startlist XCC Val di Sole 2021_Damen
Startlist XCC Val di Sole 2021_Herren
Damen
Was für das Short Track-Rennen der Damen gilt, trifft auch auf die Cross-Country-Konkurrenz in der weiblichen Eliteklasse zu: Die Weltcupgesamtführende Loana Lecomte muss aufgrund ihres Alters in der U23-Klasse starten und kann somit nicht in den Kampf um die Medaillen in der Eliteklasse eingreifen. Die Schweizer Medaillengewinnerinnen der Olympischen Spiele in Tokio, Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand, sind nicht nur aufgrund ihrer starken Leistung vor wenigen Wochen im Rampenlicht, sondern könnten auch dank ihres fahrtechnischen Könnens und ihrer Kletterstärke erneut zuschlagen. Insbesondere Jolanda Neff dürfte mit der Strecke im Val di Sole noch eine Rechnung offen haben, so musste sie sich 2019 beim letzten Weltcup-Rennen im Trentino nach einem famosen Auftritt nur hauchdünn Pauline Ferrand-Prévot geschlagen geben.
Mit dem Rückenwind dieses Erfolgs und dem Gewinn des Europameistertitels im serbischen Novi Sad im Gepäck ist auch die Französin Pauline Ferrand-Prévot genauso wie im Short Track eine große Favoritin auf den Gewinn des Regenbogentrikots. Dies wäre nach den Siegen in Mont-Sainte-Anne 2019 und in Leogang 2020 bereits ihr dritter in Folge, was zuvor nur der Norwegerin Gunn-Rita Dahle-Flesja und der Kanadierin Alison Sydor gelang. Im Hinblick auf die vergangenen Leistungen im Weltcup kommen zusätzlich die Schwedin Jenny Rissveds, Zweitplatzierte des letzten Weltcuprennens in Les Gets, die Australierin Rebecca McConnell und die frisch gebackene Vize-Europameisterin Anne Terpstra aus den Niederlanden als mögliche Anwärterinnen auf den Gewinn einer Medaille infrage.
Aus deutscher Sicht könnte vor allem Nina Benz für eine Überraschung sorgen: Die 23-Jährige startet in ihrem ersten Jahr in der Eliteklasse so richtig durch und fuhr beim letzten Weltcuprennen in Les Gets als 15. ihr bestes Karriereergebnis bisher ein. Die deutsche Olympia-Starterin Elisabeth Brandau kämpft unterdessen immer noch mit ihrem Formtief, das sie bereits seit Beginn der Saison nicht an ihre alte Leistungsstärke anknüpfen lässt. Vielleicht gelingt ihr bei der WM ein Schritt in die richtige Richtung? Die dritte deutsche Starterin, Nadine Rieder, kehrt von einer Sprunggelenksverletzung zurück und konnte im Vorfeld der Weltmeisterschaft nur im Rahmen des Proffix Swiss Bike Cup in Basel Rennluft schnuppern, sodass sie ohne große Erwartungen nach Italien reist.
Herren
Selten zuvor scheint das Feld der schnellsten Herren der Welt vor einer Weltmeisterschaft so dicht beisammen zu liegen wie in diesem Jahr: Während über viele Jahre hinweg Fahrer wie Nino Schurter, Julien Absalon oder Jaroslav Kulhavy die Konkurrenz nach Belieben dominierten, scheint aktuell kein Fahrer eine derartige Ausnahmestellung zu besitzen, die ihn in eine besondere Favoritenrolle hieven könnte.
Ihren Teil tragen auch der frisch gebackene Olympiasieger Tom Pidcock und sein großer Kontrahent auf der Straße und im Cyclocross, Mathieu van der Poel, dazu bei, da beide nicht in Val di Sole am Start stehen werden. Während van der Poel immer noch an den Folgen seines spektakulären Sturzes bei den Olympischen Spielen laboriert und aufgrund von Rückenproblemen nicht in Italien startet, ist Tom Pidcock aktuell für sein Straßenteam Ineos Grenadiers bei der Spanienrundfahrt im Einsatz und fehlt somit ebenfalls.
Und so reicht die Rolle der möglichen Favoriten vom Gesamtweltcupführenden und Olympiazweiten Mathias Flückiger bis hin zum „Noch“-Weltmeister Jordan Sarrou aus Frankreich. Wenn es nach den Ergebnissen der vergangenen Weltcuprennen geht, scheint insbesondere Flückiger in der Pole Position zu sein: Mit zwei „perfekten Wochenenden“ in Les Gets und Leogang, wo er sowohl das Short Track-Rennen als auch das folgende Cross-Country-Rennen für sich entscheiden konnte, ist er unweigerlich ein großer Medaillenkandidat. Diese Rennen liegen jedoch inzwischen eine Weile zurück und zudem hatte die Konkurrenz seit seinem starken Auftritt bei den Olympischen Spielen genügend Möglichkeiten, sich näher an den Eidgenossen heranzupirschen.
Insbesondere seine beiden Landsmänner Lars Forster als neuer Europameister und Langzeit-Dominator Nino Schurter könnten Flückiger ein Schnippchen schlagen und ins Regenbogentrikot schlüpfen. Auch der Tscheche Ondrej Cink, aktueller Gesamtweltcup-Zweiter und aufgrund eines Plattfußes der große Pechvogel bei den Olympischen Spielen in Tokio, dürfte ein ernstzunehmender Kandidat auf den Gewinn des WM-Titels sein.
Inwiefern ein Weltmeisterschaftsrennen stets seine eigenen Gesetze besitzt, konnte der Weltmeister aus dem Vorjahr, Jordan Sarrou, im vergangenen Jahr in Leogang am eigenen Leib besonders gut erfahren. Als erweiterter Kandidat für den Gewinn einer Medaille gehandelt, erwischte Sarrou ein scheinbar perfektes Rennen und ließ der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Sarrou besticht auch in dieser Saison mit einer enormen Konstanz und könnte mit etwas Glück sogar sein Regenbogentrikot verteidigen. Weitere Anwärter auf die Medaillen kommen unter anderem ebenfalls aus Frankreich mit dem Weltcupsieger aus Albstadt, Victor Koretzky, oder dem französischen Meister Maxime Marotte. Auch die beiden jungen Fahrer Anton Cooper aus Neuseeland und Alan Hatherly aus Südafrika konnten in dieser Saison mehrfach überzeugen und klettern unter Umständen in Val di Sole aufs Podest.
Für die fünf deutschen Starter Max Brandl, Manuel Fumic, Luca Schwarzbauer, Georg Egger und Niklas Schehl gilt es unterdessen, sich so weit wie möglich im internationalen Spitzenfeld zu platzieren: Alle fünf besitzen das Potenzial, an einem außergewöhnlichen Tag unter die besten 15 vorzufahren, insbesondere für Brandl könnte sogar der Sprung in die Top Ten möglich sein – wir drücken die Daumen!
U23
In der U23-Klasse ergibt sich eine Konstellation, die es wohl so in der jüngeren Vergangenheit im Mountainbikesport so nicht gegeben hat. Mit der Gesamtweltcupführenden in der Eliteklasse, Loana Lecomte, der Österreicherin Mona Mitterwallner, der Olympiavierten Kata Blanka Vas aus Ungarn und der deutschen Fahrerin Ronja Eibl sind eine Vielzahl der absoluten Top-Fahrerinnen im Damenbereich gezwungen, in der U23-Klasse zu starten und sorgen somit für das wohl hochkarätigste Starterfeld einer U23-Weltmeisterschaft jemals. Dass am Ende die Top-Favoritin Lecomte wie bereits im vergangenen Jahr in Leogang den WM-Titel an sich reißen wird, ist dabei keineswegs gewiss, da insbesondere Mona Mitterwallner mehrfach in dieser Saison bei Wettkämpfen außerhalb der Weltcupserie bei gemeinsamen Wettkämpfen mit der Eliteklasse eine ähnliche Leistungsfähigkeit andeuten konnte.
Update, Mittwoch 25.08.2021, 09:25 Uhr: Loana Lecomte wird aufgrund einer Magen-Darm-Erkrankung in den vergangenen Tagen nicht in Val di Sole starteten können. Das hat die Französin auf den sozialen Medien bekannt gegeben.
Ob letztlich auch Ronja Eibl wie bei den Europameisterschaften in Serbien in den Kampf um die Medaillen eingreifen kann, hängt sicherlich von der Tagesform der jungen Deutschen ab. Kann sie beispielsweise an die Leistung des letzten Weltcuprennens in Les Gets anknüpfen, als sie als Neuntplatzierte sogar unter die besten Zehn fahren konnte, so ist eine Medaille durchaus greifbar für die Schwäbin. Auch Leonie Daubermann, Weltcupdritte in Les Gets, könnte mit einem Überraschungsergebnis glänzen und mit etwas Glück auf die Medaillen schielen.
Dasselbe gilt auch für den deutschen U23-Meister David List, der ebenfalls wie Eibl bei den Europameisterschaften in Novi Sad Bronze gewinnen konnte. Beim Weltcup-Auftakt in Albstadt landete List das erste und bisher einzige Mal in seiner Karriere auf dem Weltcuppodium und zeigte damit, dass er allemal in der Lage ist mit den schnellsten U23-Fahrern der Welt mitzuhalten. Möchte er eine Medaille im Val di Sole abräumen, so führt der Weg mit Sicherheit an den beiden besten im Gesamtweltcup, dem Italiener Simone Avondetto und dem Kanadier Carter Woods vorbei. Auch der Schweizer Joel Roth, der in Serbien die Europameisterschaft bereits zum zweiten Mal für sich entscheiden konnte, dürfte ein großer Favorit auf den Sieg sein.
Junioren
Deutsche Medaillenhoffnungen auch in der Juniorenklasse: Insbesondere die Nachwuchsfahrerinnen des Bundes Deutscher Radfahrer können auf Edelmetall hoffen, allen voran die Viertplatzierte der Europameisterschaften, Finja Lipp und die deutsche Juniorenmeisterin Sina van Thiel. Beide konnten in jüngerer Vergangenheit in der Junior World Series und auf nationaler Ebene überzeugen und gelten im eher offenen Feld der Juniorenklasse zum Kreis der Anwärter auf Medaillen. Große Favoritin dürfte indes die Französin Line Burquier sein, die mit dem Gewinn des Europameistertitels im Gepäck nach Italien reist und einige Rennen der ranghöchsten Rennserie im Juniorenbereich, der Junior World Series, für sich entscheiden konnte.
Dies trifft auch auf den Ukrainer Oleksandr Hudyma zu, der beispielsweise beim Rennen der Junioren im Rahmen des Weltcup-Events in Albstadt zu Beginn des Jahres besonders überzeugen konnte. Der Schweizer Finn Treudler und sein Landsmann Nils Aebersold waren ebenfalls sehr erfolgreich in der Weltserie der Junioren und gelten demnach auch als Medaillenkandidaten. In die Reichweite von Medaillen dürften die deutschen Nachwuchshoffnungen nicht ganz kommen: Als bester deutscher Fahrer belegte Paul Schehl bei den Europameisterschaften den achten Rang und könnte genauso wie die anderen deutschen Fahrer Lars Gräter, Fabian Eder, Ben Schweizer und Benjamin Krüger an einem guten Tag den Sprung in die Top Ten schaffen.
Team-Relay
Die Teamstaffel zum Auftakt der Titelkämpfe bietet für einige Nationen die Chance mit einem extra Schub in die anstehenden Einzelwettwerbe zu starten. Sechs Fahrer*innen einer Nation aus allen verschiedenen Rennklassen drehen nacheinander eine Runde auf dem Cross-Country-Rennkurs und ermitteln so die schnellste Mountainbike-Nation der Welt. Die deutsche Mannschaft konnte zuletzt 2018 in Lenzerheide in der Schweiz eine Medaille gewinnen und gilt wie in jedem Jahr als erweiterter Kandidat für den Gewinn von Edelmetall. Favoriten sind wie in früheren Jahren auch die etwas breiter aufgestellten Nationen Schweiz, Frankreich und Italien. Kommen diese jedoch ins Straucheln, ist die Tür frei für einen überraschenden Erfolg von „Außenseiter-Nationen“ wie Deutschland.
Wer schnappt sich das Regenbogentrikot? Was denkt ihr?
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