Downhill World Cup 2023: Wer kann noch die Gesamtwertung gewinnen?

Am Wochenende steht der letzte Downhill World Cup des Jahres an. In Mont-Sainte-Anne geht es nicht nur um den Tagessieg, sondern natürlich auch um die Gesamtwertung – und bei den Männern bahnt sich ein echter Showdown an.

Sieben Rennen, sieben verschiedene Sieger: Beim Downhill World Cup 2023 geht es ziemlich wild zur Sache. Bislang konnte noch kein Fahrer mehr als ein Rennen für sich entscheiden – und nur ein einziges Mal konnten Qualifikation, Halbfinale und Finale vom selben Fahrer gewonnen werden. Benoit Coulanges gelang dieses Kunststück in Les Gets, doch nun fällt der Franzose verletzt aus.

Wer kann den Downhill World Cup 2023 überhaupt noch gewinnen? Welche Platzierung ist dazu notwendig? Und welche Besonderheiten gibt es beim letzten World Cup des Jahres? Wir liefern die wichtigsten Antworten.

Wie viele Punkte kann man noch holen?

Bevor wir uns in die Details stürzen, müssen wir noch kurz aufschlüsseln, wie viele Punkte überhaupt noch zu holen sind. Normalerweise gestaltet sich die Punkte-Vergabe beim Downhill World Cup relativ kompliziert, da man in der Qualifikation (bis zu 50), im Halbfinale (bis zu 100) und im Finale (bis zu 250) jeweils Punkte sammeln kann. Beim letzten World Cup des Jahres wird diese Regelung aber geändert: Alle Punkte werden im Finale verteilt. Diese spezielle Regel gab es bereits in den vergangenen Jahren. Das bedeutet also, dass sich alles im Finale entscheidet – Quali und Halbfinale beeinflussen lediglich die Start-Reihenfolge.

Konkret werden folgende Punkte verteilt:

Platz 1 – 400 Punkte
Platz 2 – 330 Punkte
Platz 3 – 280 Punkte
Platz 4 – 235 Punkte
Platz 5 – 190 Punkte
Platz 6 – 146 Punkte
Platz 7 – 129 Punkte
Platz 8 – 112 Punkte
Platz 9 – 95 Punkte
Platz 10 – 75 Punkte

Gesamtwertung Frauen: Alles klar auf Platz 1

Beginnen wir mit der unkompliziertesten Meldung: Schon vorm letzten World Cup hat sich Vali Höll (2.172 Punkte) die Gesamtwertung bei den Frauen gesichert. Damit gewinnt die junge Österreicherin erstmals in einer Saison den WM-Titel und den Overall-Titel – ein wirklich starkes Jahr für die in diesem Jahr eindeutig beste Fahrerin. Dahinter geht es aber ziemlich knapp zur Sache.

Zwischen Nina Hoffmann (Platz 2, 1.703 Punkte) und Marine Cabirou (Platz 3, 1.674 Punkte) liegen derzeit 29 Punkte in der Gesamtwertung. Danach folgt Monika Hrastnik (1.126 Punkte) mit einem großen Abstand – die Slowenin kann also nicht mehr genug Punkte holen, um sich auf Platz 3 vorzuschieben. Camille Balanche ist derzeit auf Platz 5, fällt aber verletzt aus. Tahnée Seagrave (Platz 6, 939 Punkte) liegt derzeit 81 Punkte hinter der World Cup-Gesamtsiegerin des Vorjahres. Der Rückstand auf Monika Hrastnik beträgt schon ganze 187 Punkte.

Vereinfacht ausgedrückt: Kommt Marine Cabirou vor Nina Hoffmann ins Ziel, schiebt sie sich noch auf Platz 2 in der Gesamtwertung. Wenn Nina Hoffmann hingegen vor der Französin landet, ist ihr der zweite Platz nicht zu nehmen. Der vierte Platz in der Gesamtwertung geht ziemlich sicher an Monika Hrastnik. Tahnée Seagrave muss das Finale mindestens auf Platz 9 beenden, um sich noch an Camille Balanche vorbei auf Rang 5 der Gesamtwertung zu schieben.

Gesamtwertung Männer: Wer holt den Sieg?

Deutlich komplizierter wird es bei den Männern. Loïc Bruni hätte in Snowshoe einen großen Schritt Richtung Gesamtwertung machen können, doch durch seinen Sturz im Finale ist die Breite an der Spitze noch dichter geworden. Seine direkten Verfolger Finn Iles und Jackson Goldstone konnten ebenfalls nicht viele Punkte sammeln, während Loris Vergier durch seinen vierten Platz deutlich dichter an Loïc Bruni rangerückt ist. So ist derzeit der Punktestand der Top 4:

Platz 1 – Loic Bruni (1.518 Punkte)
Platz 2 – Loris Vergier (1.458 Punkte, 60 Punkte Rückstand)
Platz 3 – Jackson Goldstone (1.366 Punkte, 152 Punkte Rückstand)
Platz 4 – Finn Iles (1.320 Punkte, 198 Punkte Rückstand)

Loic Bruni ist also nach wie vor der Favorit auf die Gesamtwertung. Gewinnt er das Rennen in Mont-Sainte-Anne, gewinnt er auch die Gesamtwertung – ganz simpel. Durch die veränderte Punkteverteilung beim letzten World Cup des Jahres kann Loris Vergier die Gesamtwertung aber ebenfalls aus eigener Kraft gewinnen: Liegt er im Finale auf Platz 1, holt er (mindestens) 70 Punkte mehr als Loic Bruni. Damit können also beide Franzosen die Gesamtwertung aus eigener Kraft gewinnen, indem sie das Rennen in Mont-Sainte-Anne gewinnen.

# Finn Iles war gut, aber nicht sehr gut unterwegs - Platz 10 ist definitiv ein solides Ergebnis, doch im Kampf um die Gesamtwertung hätte er mit einem besseren Resultat einen großen Sprung nach vorne machen können. So bleiben ihm nur theoretische Chancen auf die World Cup-Gesamtwertung.

Auch Jackson Goldstone und Finn Iles haben noch Chancen auf den Gesamt-Titel. Voraussetzung ist ein Sieg und ein vergleichsweise schlechtes Abschneiden der Konkurrenten. So dürfte bei einem Jackson Goldstone-Sieg Loic Bruni maximal 4. und Loris Vergier maximal 3. werden, damit der junge Syndicate-Fahrer die Gesamtwertung holt. Wenn Finn Iles gewinnt, darf Loic Bruni maximal 5. und Loris Vergier maximal 4. werden, damit der Overall-Sieg an Specialized geht. Das Abschneiden von Jackson Goldstone wäre in diesem Fall irrelevant, da Finn Iles bei einem Sieg auf jeden Fall noch an Jackson Goldstone vorbeizieht.

Diese Szenarien sind denkbar:

Loic Bruni holt die Gesamtwertung, wenn …

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er das Rennen in Mont-Sainte-Anne gewinnt
er vor Loris Vergier, Finn Iles und Jackson Goldstone ins Ziel kommt
er vor Loris Vergier das Rennen beendet, aber in den Top 4 landet, sofern Jackson Goldstone gewinnt
er vor Loris Vergier das Rennen beendet, aber in den Top 5 landet, sofern Finn Iles gewinnt

Loris Vergier holt die Gesamtwertung, wenn …

er das Rennen in Mont-Sainte-Anne gewinnt
er 2. wird und Loic Bruni das Rennen als 4. oder schlechter beendet

Jackson Goldstone holt die Gesamtwertung, wenn …

er das Rennen in Mont-Sainte-Anne gewinnt, Loic Bruni maximal 4. wird und Loris Vergier maximal 3. wird

Finn Iles holt die Gesamtwertung, wenn …

er das Rennen in Mont-Sainte-Anne gewinnt, Loic Bruni maximal 5. wird und Loris Vergier maximal 4. wird

Welche Auswirkung hat das Ergebnis der Gesamtwertung?

Natürlich kann man diese Szenarien auch für die Plätze dahinter durchspielen – so hat Andi Kolb auch noch Chancen auf die Gesamtwertung, wenngleich diese zum aktuellen Zeitpunkt sehr hypothetisch sind. Generell ist ein gutes Abschneiden in der Gesamtwertung sehr wichtig, da sich die Gesamtplatzierung auf den Protected-Status auswirkt. So sind die Top 10 der Männer 2023-Gesamtwertung automatisch fürs Halbfinale und die Top 3 der Männer 2023-Gesamtwertung sogar automatisch für jedes Finale 2024 qualifiziert, was natürlich auch garantierte TV-Zeit bedeutet. Bei den Frauen sind die Top 5 der diesjährigen Gesamtwertung fix für alle Finals in 2024 qualifiziert. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass derartige Regeln auch gerne mal vor Saisonstart geändert werden können.

Außerdem gehen die Top 10 der Männer-Gesamtwertung und die Top 5 der Frauen-Gesamtwertung in der kommenden Saison mit fixen Startnummern ins Rennen. Vali Höll, die jetzt schon als Gesamtsiegerin feststeht, ist also 2024 für jedes Finale fest qualifiziert und wird bei jedem Rennen mit der Startnummer 1 an den Start gehen. Noch wichtiger ist jedoch die Tatsache, der beste und konstanteste Racer des Jahres gewesen zu sein. In Mont-Sainte-Anne erwartet uns also auch wegen des Kampfes um die Männer-Gesamtwertung ein extrem spannendes Saison-Finale!

Wer setzt sich deiner Meinung nach durch im Kampf um Platz 1?

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