Ende April war es so weit – nach jahrelanger Entwicklung hat die neue Marke Prime mit dem DH-Bike Rocket und dem Enduro-Modell Thunderflash seine Erstlingsbikes präsentiert. Wir stellen euch nicht nur die beiden Carbon-Renner vor, sondern waren auch mit Peter Siulczynski im Gespräch, dem Gründer und CEO von Prime Bicycles. Hintergründe zu den Bikes und warum der ehemalige DH World Cup-Manager seine eigene Marke gegründet hat, erfahrt ihr hier!
Zur ersten Ankündigung zu Prime Bicycles aus 2020: Prime Bicycles: Neue High-End-Marke mit Ambitionen!
Prime Rocket: Infos und Preise
Beim Carbon-Downhill-Bike Prime Rocket handelt es sich um ein 29″-Bike mit Dual Link Suspension. 200 mm Federweg an der Front und 195 mm am Heck sind Standard für diese Klasse. Neben einer vollständig internen Kabelführung bietet das Bike vier Ausstattungsstufen, die alle mit einem Fox-Fahrwerk und SRAM-Komponenten ausgestattet sind. Mit „Midnight Blue“ und „Antracite“ stehen zwei Farben zur Auswahl.
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- Rahmenmaterial Carbon (inkl. Top- und Bottom-Link)
- Federweg 200 mm (vorne) / 195 mm (hinten)
- Hinterbau Dual Link Suspension
- Laufradgröße 29″
- Besonderheiten Prime Aero Carbonsattelstütze, integrierter Rahmenschutz
- Rahmengrößen M / L / XL
- Verfügbar ab sofort
- www.primebicycles.com
Preis Prime Rocket C: 5.299 € (UVP)
Preis Prime Rocket S: 5.999 € (UVP)
Preis Prime Rocket R: 6.999 € (UVP)
Preis Prime Rocket RS: 8.499 € (UVP)
Bevor das Prime Rocket in seiner jetzigen Form das Licht der Welt erblickte, vergingen einige Jahre. 2016 wurde das erste Konzept des Bikes entwickelt. Seitdem waren Aluvarianten, verschiedene Laufradgrößen und Federungssysteme im Gespräch oder wurden getestet, bis sich schließlich in Zusammenarbeit mit der spanischen Design-Schmiede Cero das Rocket herauskristallisierte. Ein reiner 29″-Downhiller aus Carbon, mit integrierten Rahmenprotektoren, vollständiger interner Kabelführung und einem Dual Link Suspension-Hinterbau. Wie es sich für einen Downhiller gehört, werkeln 200 mm an der Front und immerhin 195 mm am Heck. Dieses arbeitet sehr progressiv und mit hohen Antisquat-Werten, die es sehr sprintstark machen sollen.
Die Topmodelle des Rockets laufen alle mit Coil-Dämpfer, nur die günstige C-Variante kommt mit einem Luftdämpfer. Hier sind aber den Vorlieben der Fahrer keine Grenzen gesetzt. Durch den progressiven Hinterbau bestehen auch bei einer Umrüstung auf Luftdämpfer keine Einschränkungen laut Prime. Auf den Zug der Mullet-Bikes (Test: 29″ vs. Mullet-Bike) springt Prime nicht auf – das Rocket ist ein reines 29er und auch so konstruiert. Ein Wechsel auf ein 650b-Hinterrad wird ausdrücklich nicht empfohlen!
Eine Besonderheit beim Rocket bildet die Sattelstütze. Diese ist nicht rund, sondern hat eine eher konische Form – die Prime Aero-Sattelstütze. Allerdings geht es hier nicht primär darum, den Windwiderstand auf dem Weg ins Tal zu minimieren. Stattdessen soll der Sattel auch bei einem Sturz in Position bleiben und sich nicht verdrehen. So wird keine Zeit verloren und es kann – sofern der Fahrer den Sturz weitgehend unbeschadet überstanden hat – direkt weitergehen. Sollte die Sattelstütze aufgrund eines solchen Sturzes zerstört werden, bietet Prime übrigens einen kostenlosen Ersatz für die Stütze an. Zudem wird ein Adapter mitgeliefert, um im Fall der Fälle auch eine reguläre 27,2 mm Stütze im Rahmen verwenden zu können.
Geometrie
Das Prime Rocket ist in drei Größen von M bis XL erhältlich und den Reach-Werten nach zu urteilen ordentlich lang – diese wandern von 455 bis 500 mm. Kombiniert wird das mit für einen Downhill normal hohen Stack-Werten und einem moderaten 63,5° Lenkwinkel. Das Bike soll mit 35 % Sag gefahren werden können – dank hoher Progressivität soll das Bike so eine optimale Figur bei Speed wie auch in Kurven machen. Das Tretlager verfügt über 15 mm Absenkung, die Kettenstreben sind mit 450 mm eher auf der langen Seite.
Rahmengröße | M | L | XL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 455 mm | 475 mm | 500 mm |
Stack | 628 mm | 632 mm | 637 mm |
STR | 1,38 | 1,33 | 1,27 |
Lenkwinkel | 63,5° | 63,5° | 63,5° |
Sitzwinkel, real | 75° | 75,5° | 76° |
Steuerrohr | 110 mm | 115 mm | 120 mm |
Sitzrohr | 415 mm | 435 mm | 455 mm |
Kettenstreben | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Radstand | 1.275 mm | 1.298 mm | 1.325 mm |
Tretlagerabsenkung | 15 mm | 15 mm | 15 mm |
Tretlagerhöhe | 356 mm | 356 mm | 356 mm |
Federweg (hinten) | 195 mm | 195 mm | 195 mm |
Federweg (vorn) | 200 mm | 200 mm | 200 mm |
Ausstattung
Die Ausstattung des Rocket lässt keine Wünsche übrig. Schon in der günstigeren C-Ausführung kommt das Bike mit einer Fox 40 Performance-Gabel und einem X2 Performance-Dämpfer. Zudem verfügen alle Modelle über SRAM Code RSC-Bremsen, um den Carbon-Boliden wieder sicher zum Stehen zu bringen. Die C, S und R-Ausführungen kommen zudem alle mit dem DT Swiss FR 1950 Classic-Laufradsatz, das Rocket RS mit Enve M930-Laufradsatz.
Prime Thunderflash: Infos und Preise
Das Prime Thunderflash folgt der gleichen Formsprache wie das Rocket, läuft auf 29″-Rädern und bietet komplett innen verlegte Züge und integrierte Protektoren, bietet aber als Enduro-Bike etwas weniger Federweg. 170 mm an der Front und 165 mm am Heck stellen jedoch einiges an Reserven bereit. Insgesamt fünf Versionen stehen zur Auswahl, die alle auf ein Fox-Fahrwerk und SRAM-Antriebe setzen. Laufräder kommen von DT Swiss oder Enve, das Cockpit von Renthal.
- Rahmenmaterial Carbon (inkl. Top- und Bottom-Link)
- Federweg 170 mm (vorne) / 165 mm (hinten)
- Hinterbau Dual Link Suspension
- Laufradgröße 29″
- Besonderheiten integrierter Rahmenschutz, teils abgedeckte Lagerpunkte, Platz für Flaschenhalter auf dem Unterrohr
- Rahmengrößen / M / L / XL
- Verfügbar ab sofort
- www.primebicycles.com
Preis Prime Thunderflash C: 4.999 € (UVP)
Preis Prime Thunderflash S: 5.999 € (UVP)
Preis Prime Thunderflash R: 6.999 € (UVP)
Preis Prime Thunderflash RS: 7.999 € (UVP)
Preis Prime Thunderflash RSx: 8.999 € (UVP)
Würde die Doppelbrücke nicht fehlen, man könnte das Thunderflash nur schwer vom Rocket unterscheiden. Auch hier kommt ein hochwertiger Carbonrahmen zum Einsatz, bei dem sich Prime in den Details eine Menge Mühe gegeben hat. Als reines 29″-Rad konzipiert, kommen auch hier ausgeklügelte, integrierte Protektoren zum Einsatz, genau wie komplett innenverlegte Züge. In Verbindung mit den bei der Topversion ausgestatteten SRAM AXS-Komponenten kommt eine cleane Optik beim Enduro heraus.
Geometrie
Auf dem Papier gehört das Prime Thunderflash zur längeren Sorte Enduros. In Größe L wartet der Reach mit 480 mm auf. Auch die Kettenstreben sind mit 445 mm für alle Größen nicht allzu kurz. Prime verzichtet hier auf kürzere oder mitwachsende Kettenstreben, da nach eigener Aussage die Kinematik darunter leiden würde und das Fahrwerk optimal funktionieren soll. Mit einem Lenkwinkel von 64° geht es ganz modern flach zur Sache. Im Ganzen sprechen die Werte für ein stabiles und sicheres Fahrverhalten, wenn es steil und schnell wird. Mit einem effektiven Sitzwinkel von 77° sollte es dennoch gut bergauf gehen.
Rahmengröße | M | L | XL |
---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 460 mm | 480 mm | 505 mm |
Stack | 617 mm | 626 mm | 634 mm |
STR | 1,34 | 1,30 | 1,26 |
Lenkwinkel | 64° | 64° | 64° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,6° | 77,8° | 78° |
Oberrohr | 602 mm | 624 mm | 651 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 120 mm |
Sitzrohr | 423 mm | 443 mm | 473 mm |
Kettenstreben | 445 mm | 445 mm | 445 mm |
Radstand | 1.243 mm | 1.267 mm | 1.296 mm |
Tretlagerabsenkung | 25 mm | 25 mm | 25 mm |
Tretlagerhöhe | 346 mm | 346 mm | 346 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 165 mm | 165 mm | 165 mm |
Federweg (vorn) | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Ausstattung
Die insgesamt fünf verfügbaren Versionen setzen alle auf ein Fox-Fahrwerk, nur die günstigste C-Variante setzt auf einen Luftdämpfer, ab Variante S kommt ein Coil-Dämpfer zum Einsatz. Alle Bikes fahren mit der Fox 38, je nach Version mit der Performance bis hin zur Kashima-glänzenden Factory-Variante. Gebremst wird mit SRAM – es kommt wie beim Rocket die Code-Bremse zum Einsatz. Nur die S-Variante besetzt das günstigere R-Modell, bei allen anderen ist die teure RSC verbaut. Beim Topmodell RSX wird es besonders edel – der Antrieb besteht komplett aus SRAM XX1-Komponenten und wird mit der XX1 AXS gekrönt. Als Sattelstütze wird die RockShox Reverb AXS genutzt und die Laufräder kommen mit Industry Nine Hydra-Naben und Enve M730-Carbon-Felgen. Auch die Modelle Thunderflash R und RS kommen mit Enve-Laufrädern (Enve AM30).
Prime bietet auf alle Rahmen eine lebenslange Garantie an, dies gilt von Enve auch für die verbauten Felgen.
Interview mit Peter Siulczynski
Wir haben Prime-Gründer Peter Siulczynski im Interview befragt – viel Spaß!
MTB-News.de: Peter, du warst bereits vor Prime im Bike-Business aktiv – kannst du ein bisschen etwas erzählen?
Peter Siulczynski: Ich bin seit 2001 in der Fahrradbranche tätig. Mein Bruder und ich gründeten damals eine Vertriebsfirma. Die Führung einer Vertriebsfirma war jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht genau das, woran ich interessiert war. Deshalb führte mein Bruder die Firma alleine weiter. 2005 begann ich meine Tätigkeit als Sportagent. Ab 2006 besaß und leitete ich das Gravity Group DH/4X-Team im Weltcup. Damals entdeckte ich Talente wie Sam Blenkinsop und durfte mit Athleten wie Nathan Rennie, Filip Polc, Mitch Delfs und Joost Wichmann zusammenarbeiten.
2007 holten wir die 4X Weltcup-Teamwertung für uns. Außerdem konnten wir damals die Europameisterschaften, Wheels of Speed, Podest-Plätze beim Weltcup sowie Medaillen bei Weltmeisterschaften für uns gewinnen. Während dieser Zeit arbeiteten wir auch eng mit verschiedenen Fahrradmarken zusammen, um deren Produkte stetig zu verbessern.
Wie kam es zu der Idee, eine eigene Bikemarke zu gründen – was hat dich daran gereizt?
Nach ein paar Jahren war ich leider gezwungen, das Team aufzulösen. Das Projekt, ein neues Team zu gründen, war dann 2014 in Vorbereitung. Jedoch war es mir nicht möglich, einen zuverlässigen Rahmenlieferanten zu finden. Da ich in der Industrie tätig war, interessierte ich mich sehr für das Thema Produktentwicklung. Ich dachte, ich würde das Thema so angehen, wie es zum Beispiel Bruce McLaren in seinen frühen Tagen in der Formel 1 getan hat – er entwickelte ein Produkt für den Rennsport und setzte die Technologie dann auf dem breiteren Markt ein. Honda hat wahrscheinlich vor einigen Jahren etwas Ähnliches mit DH-Bikes versucht.
Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass die Entwicklung eines Fahrrads von Grund auf so kostspielig ist, dass es scheitern würde. Der Samen wurde jedoch gepflanzt und ich beschloss, einfach ein großartiges Bike auf den Markt zu bringen und dies auch erfolgreich in den Rennzirkus bringen. Bisher haben alle entwickelten Prototypen Rennen im nationalen Bereich gewonnen. Ich hoffe, dass wir uns in naher Zukunft auch in der internationalen Rennszene zeigen können.
Ihr habt mit dem Cero Design Studio zusammengearbeitet, die schon im Designprozess von Unno, Intense und Mondraker involviert waren. Was hat euch gereizt, mit Cero Design etwas auf die Beine zu stellen?
Der Besitzer und Hauptvisionär von Cero, Cesar Rojo, war vor einigen Jahren ein sehr guter Weltcup-Fahrer. Rennerfahrung auf höchstem Niveau ist ein großer Vorteil, wenn man ein gutes und schnelles Bike entwickeln möchte. Ich kannte auch seinen innovativen Ansatz. Zum Beispiel Forward Geometry, die er in den Mondraker-Bikes implementiert hat.
Bevor wir mit der Zusammenarbeit begannen, führten wir viele Gespräche, die meine Überzeugung bestätigten, dass wir eine ähnliche Vision über den „Geist” eines Fahrrads teilen. Die Entwurfsarbeiten begannen mit der Entwicklung der Kinematik und dem anschließenden Testen auf die von uns angegebene Geometrie. Dieser Prozess dauerte mit über einem Jahr am längsten. Wir haben das Styling später gemeinsam entwickelt, Cero hat die Konzepte auf 3D-Modelle übertragen und schließlich haben wir die Details verfeinert.
Reizt euch auch das Thema High Pivot für die Zukunft?
Wir haben es auf DH-Bikes anderer Marken getestet und es hat uns nicht auf Anhieb überzeugt. Unserer Meinung nach ist ein Bike, dass sich in den Kurven so stark nach hinten verlängert, nicht von Vorteil. Hinzu kommt die Frage des Energieverlustes an der Umlenkrolle und die Frage des Services.
Mit was für einem Hinterbausystem arbeiten eure Räder – und warum habt ihr euch dafür entschieden?
Dual Link Suspension, was auch als virtueller Drehpunkt bezeichnet wird. Dieses System gab uns die Möglichkeit, einen besseren Axle Path zu erhalten, um damit bessere Kinematikparameter als mit einem Single Pivot zu erzielen. Dieses System ermöglichte uns auch eine progressive Federung und ein spezifisches Fahrraddesign.
Was macht eure beiden Erstlingsbikes besonders?
Alles :) Zuallererst die Tatsache, dass die Bikes rund um den Gedanken Performance – Balance – Optimierung entwickelt wurden. Dies zeigt sich in Geometrie und Kinematik, die miteinander übereinstimmen. Die verwendeten Materialien sind von höchster Qualität. Denk daran, dass es viele Arten von Carbon und Herstellungsmethoden gibt! Wir fertigen unsere Rahmen in einer der besten oder vielleicht besten Manufakturen in Asien mit einem herausragenden, qualitätsbestimmenden Prozess. Die Erfahrung ist der Schlüssel und die Fahrräder, die wir entwickelt haben, sind nur Boutique-Klasse. Keine Kompromisse.
Aufmerksamkeit für Details wie zusätzliche Abdichtungen jeden Lagers, spezielle Groomets, je nachdem, ob du mechanische oder AXS-Schaltwerke und -Sattelstützen verwendest. Und schließlich ist stilvolles Design für uns von besonderer Bedeutung. Wir können sagen, dass unsere Bikes nicht nur perfekt geschaffene Maschinen sind, sondern auch Kunstwerke. Weiter verbauen wir auch nur die hochwertigsten Komponenten. Verbaut werden Fox Suspension, SRAM-Antriebe und Bremsen, Enve oder DT Swiss-Laufräder, BikeYoke-Sattelstützen und Cockpits von Renthal. Alles zu sehr wettbewerbsfähigen Preisen im Vergleich zu anderen Boutique-Marken.
Ihr bietet das Enduro Thunderflash in drei Größen an – der Reach geht dabei ab 460 mm los. Werdet ihr zukünftig auch noch etwas für kleiner Fahrerinnen und Fahrer im Programm haben?
Der Reach bei Thunderflash ist 460-480-505 mm (M-L-XL). Der Reach unseres DH Bikes – Rocket ist 455-475-500 mm (M-L-XL). Diese Größen werden für Personen mit einer Körpergröße von 168 bis 202 cm empfohlen. Die niedrige Sitzrohrlänge und die super niedrige Überstandshöhe machen es möglich, für eine kleine Person, bei der Stabilität und Geschwindigkeit im Vordergrund stehen, eine größere Größe zu wählen.
Ab wann kann man die Bikes kaufen?
Ab sofort. Unsere erste Partie Fahrräder ist bereits ausverkauft und wir werden jederzeit mit der Montage und dem Versand beginnen. Fahrräder, die Ende Juni montiert und versendet werden, können weiterhin bestellt werden.
Wie gefallen euch die neuen Bikes und das Interview mit Prime?
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