Forbidden Druid V2 im ersten Test: Noch vor gut drei Jahren war ein Trail-Bike mit High Pivot-System ein selten gesehener Exot in den Wäldern und auf den Rennstrecken. Doch durch die Fangemeinde und nicht zuletzt auch den Erfolg im internationalen Renngeschehen konnte die kleine kanadische Firma Forbidden weiter wachsen und präsentiert nun die nächste Evolutionsstufe mit dem Namen Druid V2. Dabei hat sich bis auf den Hub einiges getan am spritzigen 130 mm High Pivot Trail-Bike. Wir hatten die Möglichkeit, den jüngsten Spross im englischen Loam-Paradies Surrey Hills anzutesten!
Steckbrief: Forbidden Druid V2
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 150 mm/130 mm |
Laufradgröße | 29ʺ, Mullet (29″/27,5″) |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 14,5 kg |
Rahmengrößen | S1, S2, S3, S4 (im Test: S4) |
Website | www.forbiddenbike.com |
Preisspanne | 3.999 Euro - 10.599 Euro |
Im Jahr 2020 debütierte die kanadische Marke Forbidden Bike mit seinem etwas außergewöhnlichen Trail-Bike namens Druid. Nicht überraschend war somit die Überschrift zum ersten Testartikel des kanadischen Geräts: Forbidden Druid im Test: Das High Pivot-Hexenwerk. Nun präsentiert die kleine Bike-Schmiede die zweite Iterationsstufe ihres Trail-Bikes mit hohem Drehpunkt und der demzufolge rückwärts gerichteten Raderhebungskurve. Trotz einiger Neuerungen bleibt man dem knackigen 130 mm-Konzept treu.
Komplettiert wird der kurzhubige Hinterbau wieder mit einer 150 mm-Gabel an der Front. Optisch hat sich dagegen einiges getan. So verfügt der V2-Rahmen über mehr Ecken und Kanten und der neue Hinterbau inkl. Viergelenker-System sticht dabei direkt ins Auge. Wählen kann man zukünftig aus drei Ausstattungsvarianten sowie der 29″- oder Mullet-Konfiguration. Preislich bewegen sich die drei Varianten im Bereich von 7.499 € bis 10.599 €. Zum Veröffentlichungstermin ist erst einmal nur die Top-Version Druid V2 X0 verfügbar, alle weiteren Komplettbike-Optionen werden im Laufe der nächsten Wochen erhältlich sein. Für Custom-Aufbauen wird ab Ende Juli ein Rahmenset inkl. Dämpfer zum Preis von 3.999 € zur Verfügung stehen.
Bewegt den Slider in der Mitte des Bildes, um das neue und alte Druid zu vergleichen:
Video: Summoning the Forbidden Druid V2
Im Detail
Forbidden Bikes hat sich über die letzten Jahre einen Namen gemacht im Bike-Zirkus. Egal ob Downhill oder Enduro World Cup: die Kanadier aus Cumberland sind sichtbar und haben nicht zuletzt durch hochkarätige Fahrer wie Connor Fearon, Alex Storr, Rhys Verner oder der EDR-U21-Fahrerin Emmy Lan bereits einige Erfolge verbuchen können. Wir hatten erst kürzlich über den ersten vermeintlichen Einsatz des neuen Trail-Bikes bei der EDR berichtet: Prototyp beim Enduro World Cup gesichtet. Hier konnte Nachwuchsathletin Emmy Lan bereits den ersten Sieg auf dem neuen Druid V2 einfahren.
Nun aber zu den Neuerungen des Druid mit der überarbeiteten „V2 Trifecta Suspension Kinematic“ und hoher Kettenumlenkung. Wie Kenner bereits bemerkt haben, handelt es sich beim Druid V2 nicht mehr um einen Eingelenker mit hohem Drehpunkt, sondern um einen auf den Kopf gedrehten Viergelenker-Hinterbau. Neben der überarbeiteten Kinematik mit erhöhtem Übersetzungsverhältnis, welches u. a. für ein besseres Ansprechverhalten und mehr Grip zu Beginn des Federwegs sorgen soll, wurde auch die nach hinten gerichteten Raderhebungskurve ein wenig reduziert. Das soll dem Trail-Bike mehr Agilität verschaffen. Gleichzeitig will das Forbidden Druid V2 über mehr Gegenhalt in der Mitte des Federwegs verfügen. Eine stark angepasste Anti-Rise-Kurve wurde primär in Richtung einer verbesserten Brems-Charakteristik adressiert und hilft dabei auch tiefer im Federweg einen aktiven Hinterbau zu gewährleisten, was schlussendlich mehr Grip beim Bremsvorgang generiert. Ein weiterer Fokuspunkt war es, auf die untere Kettenführung verzichten zu können – auch im Hinblick auf die problemlose Funktion mit der neuen SRAM Eagle AXS MTB-Schaltung.
Trotz der um ca. 5 mm reduzierten (bei maximaler Federwegsnutzung) rückwärts gerichteten Raderhebungskurve und damit verbundenen Kettenlängung bleibt das bisherige Konzept einer hohen Kettenumlenkung unabdingbar. Denn diese reduziert den damit einhergehenden Pedalrückschlag drastisch. Somit will auch die neuste Version des High Pivot-Hinterbaus über die Eigenschaft verfügen, Hindernissen gekonnt auszuweichen, ohne sich daran aufzuhängen, damit auch weiterhin in ruppigen oder wurzeligen Sektionen viel Geschwindigkeit mitgenommen werden kann.
Auch die Formensprache des Carbonrahmens hat etwas Zuwendung erhalten. Vergleicht man alt und neu, so fällt sofort die kantiger anmutende Formgebung und das gekürzte Sitzrohr auf, welches zudem durch das eingebrachte Dreieck auch an optischer Dominanz verliert. Wie zuvor werden alle Züge durch den Hauptrahmen geführt. Dabei kommen sie an der Unterseite des Oberrohrs zum Vorschein, um gleich wieder im Hinterbau samt schicker Kabelfixierung zu verschwinden. Forbidden verzichtet hier bewusst auf einlaminierte Zugleitungen und setzt auf die im Rahmen integrierte Fixierung, die dazu dienen, die Leitungen an Ort und Stelle zu halten und diese auf Zug zu bringen, damit keine ungewollte Geräuschkulisse die flotte Fahrt beeinträchtigt.
Die Kettenstrebe verfügt über eine wirklich vorbildliche Gummierung. Diese verhindert jeglichen Kontakt mit der Kette, was wiederum auch der Geräuschbildung entgegenwirkt. Der Kofferraum auf der Unterseite des Unterohrs, der bereits beim V1 vorhanden war, kann nun ohne Werkzeug geöffnet werden, um so etwa einen Schlauch oder Werkzeug unterzubringen. Hier befinden wir uns zwar noch nicht auf dem ergonomischen Niveau der Konkurrenz, jedoch spielte der Kofferraum am Druid V2 auch keine große Rolle bei der Überarbeitung des Trail-Bikes. Zusätzlich kann wie gewohnt an der Unterseite des Oberrohrs eine Halterung für weitere Tools oder Gadgets befestigt werden.
Für die neue Generation des Druid besteht keine Notwendigkeit mehr einen optional erhältlichen Umlenkhebel zu erwerben, um das 29er-Bike in ein Mullet-Geschoss zu verwandelt. Es kann jetzt direkt ab Werk die Mullet-Konfiguration gewählt werden, welche nur leichte Geometrieänderungen mit sich bringt – wie einen um 0,5° flacheren Lenkwinkel. Weiteres smartes Gimmick: die zusätzliche Umlenkrolle samt modularem Montagesystem macht die hohe Kettenumlenkung indessen mit 52 mm als auch mit 55 mm-Kettenlinien kompatibel. Dafür muss das sog. „Idler Wheel“ einfach andersherum montiert werden.
Geometrie
Die Geometrie des neuen Druid V2 wurde nicht auf den Kopf gestellt, dafür gab es letztlich auch keinen Grund. Dennoch ist das Rad insgesamt gewachsen und hat an den richtigen Stellen etwas zugelegt oder auch abgenommen. Der Lenkwinkel wurde von 65,5° auf 65° reduziert (ausgegangen von der 29er-Version). Die einzelnen Größen werden nun in S1 bis S4 aufgeteilt. Dabei ist bspw. das vorherige L und heutige S3 um ganze 15 mm gewachsen im Reach-Wert und hat zeitgleich 14 mm mehr Kettenstrebenlänge dazugewonnen. Hier verfolgt Forbidden weiterhin ihr Konzept der optimalen Balance für alle Fahrerinnen, bei dem unterschiedliche Rahmengrößen annähernd das gleiche Verhältnis zwischen Front- und Rear-Center besitzen, um das gleiche Fahrgefühl für alle Körpergrößen zu ermöglichen.
Der aktuelle Stack von 637 mm ist nur dezent angewachsen und bleibt in Trail-konformen Sphären. Sehr erfreulich ist der um 1,4° steiler gewordenen Sitzwinkel, der jetzt stolze 77° misst. Ein etwas flacherer Lenkwinkel in Kombination mit der gewachsenen Kettenstrebenlänge führt natürlich auch zu einem längeren Radstand, welcher sich in Größe S3 (L) bei 1.259 mm einpendelt. Grundsätzlich verfügt das High-Pivot-Design durch seine nach hinten gerichtete Raderhebungskurve über eine anwachsenden Kettenstrebenlänge – je tiefer man sich durch den Federweg arbeitet, desto länger wird der Hinterbau. Durch die im Vergleich zum Vorgänger etwas reduzierte Längung des Hinterbaus kommen wir beim V2 im Sag (35 %) auf ca. 13 mm zusätzliche Kettenstrebenlänge. Bei voller Ausnutzung des Dämpfer-Hubs landen wir letztlich sogar bei ca. 22 mm Kettenstrebenzuwachs.
Unser Testbike in Größe XL schockte erst einmal auf dem Papier: 466 mm Kettenstrebelänge, und dazu noch maximale 22 mm Längung!? Es kann vorweggenommen werden, dass die hier in Buchstaben und Zahlen verschlüsselte Theorie und das finale Fahrerlebnis doch zwei Paar Schuhe sind, aber dazu später mehr.
Rahmengröße | S1 | S2 | S3 | S4 |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 440 mm | 460 mm | 480 mm | 500 mm |
Stack | 610 mm | 624 mm | 637 mm | 651 mm |
STR | 1,39 | 1,36 | 1,33 | 1,30 |
Lenkwinkel | 65° | 65° | 65° | 65° |
Sitzwinkel, effektiv | 77° | 77° | 77° | 77° |
Oberrohr (horiz.) | 581 mm | 604 mm | 627 mm | 650 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 105 mm | 120 mm | 135 mm |
Sitzrohr | 400 mm | 420 mm | 440 mm | 470 mm |
Kettenstreben | 423 mm | 437 mm | 452 mm | 466 mm |
Radstand | 1.177 mm | 1.218 mm | 1.259 mm | 1.299 mm |
Tretlagerabsenkung | 35 mm | 35 mm | 35 mm | 35 mm |
Tretlagerhöhe | 337 mm | 337 mm | 337 mm | 337 mm |
Gabel-Offset | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Federweg (hinten) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Federweg (vorn) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Rahmengröße | S1 | S2 | S3 | S4 |
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Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 |
Reach | 435 mm | 455 mm | 475 mm | 495 mm |
Stack | 614 mm | 627 mm | 641 mm | 654 mm |
STR | 1,41 | 1,38 | 1,35 | 1,32 |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 76,6° | 76,6° | 76,6° | 76,6° |
Oberrohr (horiz.) | 582 mm | 605 mm | 628 mm | 651 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 105 mm | 120 mm | 135 mm |
Sitzrohr | 400 mm | 420 mm | 440 mm | 470 mm |
Kettenstreben | 423 mm | 437 mm | 452 mm | 466 mm |
Radstand | 1.177 mm | 1.218 mm | 1.259 mm | 1.300 mm |
Tretlagerabsenkung | 29 mm | 29 mm | 29 mm | 29 mm |
Tretlagerhöhe | 332 mm | 332 mm | 332 mm | 332 mm |
Gabel-Offset | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Federweg (hinten) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Federweg (vorn) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Ausstattung
Die getestete Top-Version namens Druid V2 X0 für stolze 10.599 € setzt auf ein RockShox Ultimate Fahrwerk und den SRAM X0 AXS Antrieb der neuesten Generation. Dazu gibt es die volle Ladung RockShox Ultimate, bestehend aus einer Lyrik-Gabel und einem Super Deluxe-Dämpfer. Gebremst wird mithilfe der neuen SRAM Code Stealth Ultimate HS2. Für Traktion sorgt eine Mischung aus Maxxis Assegai und DHR2, die auf edle Crankbrothers Sythesis Enduro Carbon-Laufräder aufgezogen sind. Die Lenkzentrale setzt auf Anbauteile aus dem Hause Burgtec – MK3 Enduro Vorbau, Ride Wide Alloy Lenker und Bartender Pro Griffe schmücken das Druid V2. Der Fizik-Sattel wird von einer OneUp Vario Sattelstütze in die gewünschte Position gebracht. Ohne Pedale bleibt die Waage laut Forbidden bei ca. 14,5 kg stehen.
Erhältlich ist das neue Forbidden Druid V2 X0 ab sofort und kann entweder direkt auf www.forbiddenbike.com geordert oder in ausgewählten Shops zur Kasse befördert werden. Insgesamt wird es drei Ausstattungsvarianten des Druid V2 geben. Die zwei weiteren Komplettbike-Optionen mit GX AXS-Antrieb und Fox (8.599 €) bzw. RockShox-Fahrwerk (7.499 €) werden jedoch erst im Juni verfügbar sein. Das Rahmenset inkl. Dämpfer zum Preis von 3.999 € steht ab Ende Juli bereit. Farblich kann man sich zwischen der getesteten Spruce Almighty und einer im Sonnenlicht glitzernden Star Dust-Lackierung entscheiden.
Erwähnenswert ist auch die neue lebenslange Garantie, welches sich auf alle UDH-kompatiblen Forbidden-Rahmen bezieht, die in Cumberland ab dem 1. Oktober 2022 montiert wurden.
- Federgabel RockShox Lyrik Ultimate (150 mm)
- Dämpfer RockShox Super Deluxe RC2T (130 mm)
- Antrieb SRAM X0 Eagle AXS
- Bremsen SRAM Code Stealth Ultimate HS2 (180/180 mm)
- Laufräder Crank Brothers Synthesis Enduro Carbon
- Reifen Maxxis Assegai 2,5″ / Maxxis DHRII 2,4″
- Cockpit Burgtec MK3 Enduro (42,5 mm) / Burgtec Ride Wide Alloy (800 mm)
- Sattelstütze OneUp Components V2 (210 mm)
Ausstattungsvariante | Druid V2 X0 | Rahmenset Druid V2 |
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Federgabel | Rock Shox Lyrik Ultimate, 150 mm | |
Dämpfer | Rock Shox Super Deluxe Ultimate | Rock Shox Super Deluxe Ultimate |
Griffe | Burgtec Bartender Pro | |
Lenker | Burgtec Ride Wide Alloy | |
Vorbau | Burgtec MK3 Enduro Stem | |
Sattelstütze | OneUp Dropper Post | |
Sattelklemme | Forbidden Custom | Forbidden Custom |
Sattel | Fizik Terra Alpaca X5 | |
Bremsen | SRAM Code Stealth Ultimate HS2, 180 mm | |
Schalthebel | SRAM AXS POD | |
Schaltwerk | SRAM X0 AXS, 12speed T-Type | |
Kassette | SRAM XS-1295 10-52T, 12speed | |
Kette | SRAM X0, 12speed T-Type | |
Kurbelgarnitur | SRAM X0 Eagle 32T, 165 mm | |
Kettenspanner | Forbidden Idler Pulley mit e*thirteen Custom-Kettenführung | |
Laufräder | Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon | |
Reifen | Maxxis Assegai / Maxxis Minion DHR II | |
Preis (UVP) | 10.499 € | 3.999 € |
Auf dem Trail
Für den ersten Test des neuen Forbidden Druid V2 ging es nach England, genauer gesagt südlich von London zu den berüchtigten Surrey Hills. Wenn man den Videos bekannter Mountainbike-Profis Glauben schenken kann, wird hier der Loam gemacht, aus dem Biker-Träume entstehen. Umso besser: der Wetterbericht frohlockte mit angenehm sonnigem Wetter, der dem tagelangem Regen ein Ende setzen sollte. Die Vorfreude wurde bestätigt, denn die Trails waren in perfektem Zustand und der Begriff Loam3000 stellt eher eine Untertreibung dar. Es wurde alles geboten von leichtem Gefälle mit unzähligen aufeinanderfolgenden Ruts, steilen Segmente mit engen Kehren sowie Wurzeln und Kanten, die zum Abziehen einluden. Biker-Herz, was willst du mehr?
Bevor es aber in Wald ging, war erst einmal Bike-Setup angesagt. Ich selbst bin erfahrener High-Pivot-Pilot und habe schon einige Kilometer mit dem Vorgänger zurückgelegt. Umso gespannter war ich auf das neue Gefährt, auch wenn mir die Geometrietabelle – in Bezug auf den enorm langen Hinterbau – etwas Sorgen bereitete. Wie beim Druid V1 wird ein Sag von 35 % empfohlen, den ich mit meinen gut 100 kg bei ca. 240 psi erreiche. Die Lyrik Ultimate wird auf ca. 113 psi eingestellt – passt. Für meine 1,94 m passt Rahmengröße S4 wie angegossen, auch wenn ich sonst sogar mit etwas kleineren Rahmen vorliebnehme. Im Falle des Druids fühle ich mich allerdings auf Anhieb wohl und sitze schön integriert im Rad.
Schon nach den ersten Metern stellt sich ein vertrautes Gefühl ein. Das neue Druid V2 kann seinen älteren Bruder nicht leugnen, das spürt man sofort. Was hierbei vom Start weg auffällt: die auf dem Papier enorm langen 466 mm Kettenstrebenlänge (statisch) fühlen sich in Realität gar nicht so lang an. Hier spielt die überarbeitete Kinematik, die reduzierte Hinterbaulängung sowie das angepasste Dämpfer-Setup eine entscheidende Rolle, sagt Owen Pemberton, Gründer von Forbidden Bike. Es ist erstaunlich, das Druid in Größe S4 lässt sich spielend leicht in den Wheelie ziehen – klar, das Timing und die Körperposition beim Bunny Hop muss dennoch kurz kalibriert werden. Doch nach kurzer Zeit geht dies in Fleisch und Blut über.
Bergauf verhält sich das 130 mm Trail-Bike antriebsneutral und glänzt mit einer außerordentlich bequemen und aufrechten Sitzposition. Der Lockout-Hebel kann dabei getrost ignoriert werden. Durch die lange Kettenstrebe und die nach vorn orientierte Sitzposition bleibt die Front auch in steilen Segmenten stets am Boden. Insgesamt macht sich der steilere Sitzwinkel von nun 77° sehr positiv bemerkbar. Auch bei technischen Anstiegen glänzt das Druid mit enormer Traktion am Hinterrad. Dass das Druid mit seinen 14,5 kg kein echtes Leichtgewicht unter den Trail-Bikes darstellt, ist klar, dennoch klettert das Bike mit der zusätzlichen Kettenumlenkung mühelos jeden Uphill hinauf. Dabei konnte ich keinen störenden Mehraufwand in Bezug auf Reibung durch die weitere Umlenkung vernehmen. Pluspunkt beim überarbeiteten Design: auf die obligatorische Kettenführung, wie sie beim V1 verbaut wird, kann beim Druid der zweiten Generation verzichtet werden. Das ergibt folgerichtig auch weniger Reibung samt Geräuschentwicklung im Antriebsstrang und spart damit auch ein paar Watt.
Nach der Pflicht kommt die Kür und diese ist wie bei fast jedem Mountainbike auch beim Forbidden die Abfahrt. Dabei überrascht mich das High-Pivot-Hinterbaukonzept mit gerade mal 130 mm immer wieder, denn was mit solch einem Trail-Bike möglich ist, lässt so manches Vollblut-Enduro blass werden. Bei unserer gemeinsamen Ausfahrt in den Surrey Hills gab es vielleicht keine verblockten oder schnellen Steinfelder, dafür jedoch einige wilde Wurzelpassagen und sehr technisches Geläuf, das dank unserer Guides und der Forbidden-Crew mit fachkundiger Gashand bezwungen wurde. Vor allem in Anbetracht meiner nicht vorhandenen Streckenkenntnis wurde vereinzelt eine eher wilde Linie gewählt, welche zu etwas erhöhten Turbulenzen am Trail führte. Das Druid wiederum behielt die Nerven und bestrafte mich trotz des theoretisch eher geringen Federwegs nur ein einziges Mal mit einem etwas harschen Feedback aus dem Maschinenraum.
Auch wenn dieses Bike nicht mit einem satten und alles verzeihenden 170 mm-Enduro zu vergleichen ist, kann es durchaus zusammen mit ihm in die Schlacht ziehen und wird vor keinem Hindernis haltmachen wollen. Im Vergleich zu seinem Vorgänger würde ich dem Druid V2 etwas mehr Komfort und Grip attestieren. Erstaunlich ist die Zunahme an Agilität trotz gewachsener Kettenstreben. Hiermit war auf Basis der Geometriedaten nicht zu rechnen. Es gibt sicherlich Trail-Bikes, die sich durch mehr Wendigkeit und Verspieltheit auszeichnen. Jedoch ist die gebotene Abwärtsperformanz in Kombination mit dem aktiven und potenten Fahrwerk, welches seinen Federweg sehr effektiv nutzt und damit auch für spritzige Manöver zu haben ist, wohl einzigartig.
Das ist uns aufgefallen
- Hinterbau-Design Noch im letzten Test als Nussknacker geächtet – der schlussendlich auch ab Werk mit sogenannten „Moto-Foam“ optimiert wurde, damit keine Steine im Hinterbau zermahlen werden können – kommt das Neu-Design ohne große Öffnungen aus, sodass dieses Problem der Vergangenheit angehört.
- Reifen Die Kanadier setzen auf die Maxxis-Allzwecklösung aus Assegai und DHRII in EXO+ Karkasse – angemessen für ein Trail-Bike.
- Kettenstrebenschutz Par excellence! Die Kette hat keine Chance, die Kettenstrebe auch nur ansatzweise zu berühren.
- Kofferraum Nun auch ohne Werkzeug zu bedienen. Man muss zwar anhalten und das Bike optimalerweise auf den Kopf drehen, aber ein kleiner Kofferraum ist bei uns immer gern gesehen und ohne Zweifel sehr praktisch.
- Bremsscheiben Wie schon der Vorgänger kommt das Druid V2 mit 180 mm-Bremsscheiben ab Werk. Diese werden dem Potenzial, welches in dem 130 mm-Bike steckt, jedoch nicht gerecht. Mit einer 200 mm-Scheibe an der Front wären wir schon eher einverstanden.
Erster Eindruck – Forbidden Druid V2
„Der Wolf im Schafspelz“ oder „Das kleine Bike fürs Grobe“ fassen den ersten Eindruck zum neuen Forbidden Druid V2 recht gut zusammen. Ein 130 mm-Bike, das mit dem Herzen eines Vollblut-Enduros und der Leichtigkeit eines Trail-Bikes durch den Wald pflügt, gibt es wahrlich nicht oft. Das neue Forbidden Druid V2 gibt sich weder bergauf noch bergab eine Blöße und hat sich auch im Vergleich zu seinem Vorgänger nochmals steigern können. Sofort spürbar ist der zugewonnene Grip, egal ob in der Kurve oder beim Anbremsen, und das verspielte Handling, das trotz angewachsenem Reach und Kettenstreben-Werten überraschte. Auch die Klettereigenschaften konnten dank steilerem Sitzwinkel und fehlender Notwendigkeit einer Kettenführung verbessert werden. Damit ist der erste Eindruck zur letzten Iterationsstufe des Forbidden Druid gänzlich überzeugend.
Wie gefällt euch das neue Forbidden Druid V2?
Testablauf
Wir haben das neue Forbidden Druid V2 im Rahmen eines kleinen Launch-Events zwei halbe Tage auf den Trails rund um die Surrey Hills bewegen können. Dabei wurden ca. 1500 Höhenmeter per Pedale überwunden.
Hier haben wir das Forbidden Druid V2 getestet
- Surrey Hills, England: Großteils natürliche Strecken und Nadelwaldböden, gespickt mit der ein oder anderen Wurzel. Auch wenige steinige Passagen waren dabei. Von gemäßigtem bis steilem Gefälle war alles dabei.
- Fahrstil
- verspielt, strammes Grundtempo, lieber eine Kurve mehr als Straightline
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Jumps und auch gern mal Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- etwas straffer, schneller Rebound, so wenig Dämpfung wie nötig
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausreichender Reach, mittellange Kettenstreben, tendenziell flacher Lenkwinkel
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