Das Finale dieser so bemerkenswerten wie ungewöhnlichen Downhill World Cup-Saison hatte es noch einmal in sich. Bis zum Schluss blieb es mehr als spannend – und das mit durchaus überraschendem Ausgang! Alle Highlights, Dramen und Entscheidungen gibt es in unserer Fotostory.
Wohl kaum jemand hätte damit gerechnet, dass eine World Cup-Saison mal nach lediglich vier Rennen Anfang November im Rahmen eines Doppel-Finales in Portugal entschieden wird. Und wer vor Beginn dieses so ungewöhnlichen und kurzen Jahres Geld drauf gesetzt hätte, dass sich Matt Walker, Thibaut Daprela, Loris Vergier und Loïc Bruni einen Kampf um die Gesamtwertung liefern würden, der wäre nun wohl ziemlich reich. Oder hätte zumindest ein Wettbüro gefunden, das extrem unwahrscheinliche Wetten annimmt.
Den Auftakt des finalen Renntages machten wie immer die Juniorinnen, bei denen lediglich fünf junge Starterinnen die im Vergleich zur Entscheidung am Freitag an zwei Stellen modifizierte Strecke unter die Stollen nahmen. Leona Pierrini stand bereits als Siegerin in der Gesamtwertung fest, nachdem sie bislang alle World Cups in diesem Jahr gewinnen konnte. Nun musste sie jedoch ihren Konkurrentinnen den Vortritt lassen – am Ende war die amtierende Weltmeisterin Lauryne Chappaz siegreich. Mit dem dritten Platz konnte sich die Belgierin Siel van der Velden noch den zweiten Rang in der Gesamtwertung sichern.
Das Finale der Junioren sollte die erste faustdicke Überraschung des Tages parat halten. Die wohl größte Enttäuschung musste Oisin O’Callaghan verkraften: Als Favorit nach Portugal angereist, konnte der irische Weltmeister auch im zweiten Rennen nicht in die Punkte fahren. Ein dicker Patzer im Finale zerstörte nicht nur alle Hoffnungen auf den Tagessieg, sondern auch seine Ambitionen in der Gesamtwertung. So konnte sich der Brite Ethan Craik mit einem dritten Platz in der Tageswertung noch hauchdünn vor den YT Mob-Fahrer schieben und die Gesamtwertung für sich entscheiden. Der Tagessieg ging derweil an den US-Amerikaner Dante Silva, der vor dem portugiesischen Lokalmatador Goncalo Bandeira eine starke Zeit in den Boden brannte.
Dramatisch ging es beim Finale der Frauen weiter. Am Freitag zeigte sich Myriam Nicole als stärkste Fahrerin und auch als Favoritin auf die Gesamtwertung, doch zwei Tage später kam es anders. Die Französin ging nach ihrem Sturz in der Quali früh auf die Strecke und zeigte eine starke Leistung, die zunächst für den Hot Seat reichte. Noch schneller war jedoch Nina Hoffmann unterwegs, die mit dem Messer zwischen den Zähnen ins Tal ballerte und trotz Fahrt am Limit letztlich keinen gröberen Schnitzer einbaute. In ihrem letzten World Cup überhaupt ging Tracey Hannah kurz vor der Ziellinie zu Boden, sodass nur noch Marine Cabirou und Tahnée Segrave den zweiten World Cup-Sieg von Nina Hoffmann verhindern konnten. Und tatsächlich gelang es Marine Cabirou, noch ein Stückchen schneller unterwegs zu sein – mit einem beeindruckenden Run holte sich die Französin nicht nur den Tagessieg, sondern konnte sich in der Gesamtwertung auch noch an ihrer Landsfrau Myriam Nicole vorbeischieben. Der dritte Platz in der Tageswertung ging an Tahnée Seagrave – und Nina Hoffmann sicherte sich Rang 3 in der Gesamtwertung des Downhill World Cup 2020!
Das finale Finale der Männer wurde mit Spannung erwartet. Gelingt es Greg Minnaar, seinen Sieg vom Freitag zu wiederholen? Kommt Loris Vergier dieses Mal ohne Defekt ins Ziel? Kann Matt Walker tatsächlich seine mehr als knappe Führung in der Gesamtwertung verteidigen? Und kann Loïc Bruni, der in den vergangenen Jahren so stark war, dieses Mal ein Wörtchen mitreden? Es war alles angerichtet für ein packendes Finale. Die erste wirklich starke Zeit des Tages gelang dem Briten Phil Atwill, der es sich in Abwesenheit seines Teams früh im Hot Seat bequem machte. Mit einer mehr als beherzten Fahrt gelang es Jamie Edmondson, der seit seiner vergangenen Junioren-Saison einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat, die Führung zu übernehmen.
Fahrer um Fahrer biss sich die Zähne aus an der fantastischen Zeit des schottischen Privateers – und dann kam der Regen als kurzer Reminder, dass das Wetter auch in Portugal Anfang November hin und wieder ungemütlich sein kann. Während es unten trocken blieb, verwandelte der einsetzende Regen den oberen, eher flachen Teil der Strecke in eine Rutschbahn. Zwischendurch wirkte es gar so, als sei das Rennen hiermit bereits entschieden.
Zum Glück hatte Petrus schnell ein Einsehen. Der obere Teil blieb zwar rutschig und vor allem die lange Holzbrücke vor dem Motorway bremste die schnellsten Fahrer ordentlich aus, aber gerade zum Ende hin wurde es wieder deutlich trockener. Trotzdem wirbelte das schlechte Wetter einiges durcheinander und beeinflusste die Herangehensweise der Fahrer deutlich. So war Loris Vergier eine ganze Spur zu zurückhaltend unterwegs und kam mit einem Rückstand von fast 4 Sekunden auf Jamie Edmondson ins Ziel. Damit konnte der französische Syndicate-Fahrer alle Hoffnungen auf den Gesamt-Weltcup begraben. Bis kurz vor dem Ziel lag Troy Brosnan in Schlagdistanz zur Spitze – spätestens jetzt war klar, dass es ein packendes Tagesfinale geben würde.
Und tatsächlich ging es dann Schlag auf Schlag: Mit einer Fahrt am Limit konnte sich der Brite Matt Walker tatsächlich in den Hot Seat katapultieren. Das bedeutete gleichzeitig auch: Der Madison Saracen-Fahrer gewinnt die Gesamtwertung 2020! Damit hätte vor Beginn der Saison wohl niemand gerechnet – der Junioren-Weltmeister aus 2017 hatte sich vor der Saison selbst zum Ziel gesetzt, regelmäßig in die Top 10 und hin und wieder aufs Podium zu fahren. Direkt danach zeigte Greg Minnaar, warum er der GOAT ist. Mehr als eine Sekunde drückte der südafrikanische Oldie seinem fast 20 Jahre Konkurrenten aus Großbritannien rein. Doch am Ende hatte Loïc Bruni noch ein Wörtchen mitzureden – mit einer sagenhaft kontrollierten und schnellen Fahrt gelang es dem Specialized-Piloten noch auf den letzten Metern, sich den ersten World Cup-Sieg 2020 zu sichern. Ein packender Abschluss für eine Saison am Limit!
Juniorinnen
1 – Lauryne Chappaz – 4:52.591 min
2 – Aina Gonzalez – 4:58.284 min
3 – Siel van der Velden – 4:58.762 min
Junioren
1 – Dante Silva – 4:00.349 min
2 – Goncalo Bandeira –4:01.688 min
3 – Ethan Craik – 4:03.548 min
Frauen
1 – Marine Cabirou – 4:23.362 min
2 – Nina Hoffmann –4:25.064 min
3 – Tahnée Seagrave – 4:25.711 min
Männer
1 – Loïc Bruni – 3:54.288 min
2 – Greg Minnaar –3:54.458 min
3 – Matt Walker – 3:55.703 min
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