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Kavenz VHP16 im Test
Nicht nur virtuell richtig schnell!

Kavenz VHP16 im Test: 160 mm Federweg, 29″-Laufräder und ein hoher Hinterbau-Drehpunkt. Mit diesen Eckdaten will das Kavenz VHP16 für Furore im Enduro-Segment sorgen. Wir haben das außergewöhnliche Mountainbike im Rahmen unserer Neuen Deutschen Welle-Testreihe ausführlich für euch getestet!

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Steckbrief: Kavenz VHP16

EinsatzbereichEnduro
Federweg160-180 mm/160 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialAluminium
Gewicht (o. Pedale)14,6 kg
RahmengrößenCustom-Geometrie
Websitekavenz.com
Preis: ab 2.495 €

Fast drei Jahre ist es mittlerweile her, seit Giacomo Großehagenbrock von 77Designz uns am Eurobike-Stand von SR-Suntour erstmals einen Enduro-Prototyp mit 29″-Laufrädern, 160 mm Federweg und einem hohen Drehpunkt präsentierte. Seitdem ist viel passiert und interessierte Leser konnten den Entwicklungs-Fortschritt im Rahmen der Artikel-Serie „Wir entwickeln einen Fahrradrahmen“ live mitverfolgen. Im August 2020 war es dann endlich soweit: Die ersten Bestellungen für das nun serienreife Kavenz VHP16 konnten aufgegeben werden. Glücklicherweise hatten auch wir die Möglichkeit, einen der beliebten Rahmen zu ergattern und konnten das interessante Bike in den letzten Monaten ausgiebig für euch testen.

6 Bikes aus Deutschland im Test: Hier gibt’s alle Infos zur Neuen Deutschen Welle auf MTB-News!

An den Eckdaten hat sich seit dem Prototyp-Stadium nicht viel verändert. Auch das Serien-Bike setzt natürlich auf einen High-Pivot-Hinterbau mit 160 mm Federweg, rollt auf 29″-Laufrädern und kann mit 160 mm bis 180 mm-Federgabeln gefahren werden. Durch eine optionale Dämpferaufnahme lässt sich das VHP16 zudem auch als Mullet-Bike mit einem 27,5″-Hinterrad fahren. Eine weitere Besonderheit stellt die individualisierbare Geometrie dar. Hier kann sich der Kunde seine gewünschte Rahmengröße selbst zusammenstellen lassen. Dies alles gibt es natürlich nicht geschenkt: Preislich geht’s bei rund 2.500 € für den Rahmen los.

# Das Kavenz VHP16 rollt auf 29"-Laufrädern und verfügt über 160 mm Virtual High Pivot-Federweg am Heck - preislich geht's bei rund 2.500 € für den Rahmen los.
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Im Detail

Giacomo und Stefan, die beiden Köpfe hinter Kavenz, sind passionierte Mountainbiker und wahrlich keine Unbekannten in der Fahrrad-Welt. So haben die beiden mit 77Designz nicht nur eine beliebte Komponenten-Marke auf die Beine gestellt, sondern auch bereits mit der Konstruktion eines Downhill-Bikes für Aufsehen gesorgt. Das Projekt High-Pivot-Enduro erwuchs aus dem einfachen Wunsch, eine der womöglich letzten größeren Schwachstellen bei aktuellen Mountainbike-Kinematiken die nach vorne gerichtete Raderhebungskurve auszumerzen. Hier sahen die beiden großes Potenzial, um die Performance auf dem Trail spürbar zu verbessern. Mittlerweile ist aus der fixen Idee Wirklichkeit geworden und das Kavenz VHP16 rollt über die Trails.

# Nach jeder Menge Entwicklungsarbeit ist das Kavenz VHP16 mittlerweile in der Serien-Reife angekommen.
# Der hohe Hinterbau-Drehpunkt ermöglicht eine nach hinten gerichtete Raderhebungskurve.
# Die wechselbare Dämpfer-Aufnahme erlaubt es das Kavenz wahlweise mit 29"- oder 27,5"-Hinterrad zu fahren.

Doch was genau hat es mit diesem High-Pivot-Begriff auf sich? Durch einen höheren Hinterbau-Drehpunkt erreicht man eine nach hinten gerichtete Raderhebungskurve. Dadurch kann das Hinterrad, wenn es auf ein Hindernis trifft, nach hinten ausweichen – man behält mehr Geschwindigkeit und der Hinterbau kann besser arbeiten. Dies ist offenkundig besser als das genaue Gegenteil: Zeigt die Raderhebungskurve nach vorne, federt das Hinterrad sozusagen in das Hindernis hinein. Das bekannte Aufhängen an Wurzeln oder Steinen ist die Folge.

Natürlich bringt ein hoher Drehpunkt auch Nachteile mit sich. So sorgt die nach hinten gerichtete Raderhebungskurve für eine große Kettenlängung beim Einfedern – was wiederum zu einem sehr hohen Pedalrückschlag führen würde. Glücklicherweise können wir hier allerdings im Konjunktiv schreiben, denn eine Kettenumlenkung löst dieses Problem. Das kleine Umlenkröllchen erlaubt darüber hinaus eine feine, Kettenblatt-unabhängige Justierung des für die Pedalier-Effizenz zuständigen Anti-Squats.

# Die nach hinten gerichtete Raderhebungskurve ist der Clou bei den High-Pivot-Bikes.

# Anti-Squat
# Anti-Rise

# Leverage-Ratio

# Kein Pedalrückschlag dank Kettenumlenkung - eine an High-Pivot-Bikes übliche Lösung.

Kein Pedal-Rückschlag, kein Wippen beim Treten – was will man mehr? Einen Hinterbau, der auch auf der Bremse aktiv bleibt vielleicht? High-Pivot-Bikes und insbesondere Eingelenker mit hohem Drehpunkt sind oft dafür bekannt, auf der Bremse zu stempeln. Vereinfacht gesagt wird der Hinterbau durch einen hohen Anti-Rise tiefer in den Federweg gezogen und kann nicht mehr ganz so viel Traktion aufbauen. Um dies zu umgehen, hat man sich bei Kavenz für einen Viergelenker-Hinterbau und eine nicht allzu extreme Raderhebungskurve entschieden. Dadurch konnte ein Anti-Rise-Wert von knapp unter 100 % realisiert werden. Aus diesem Grund sollen die Geometrie gleich und der Hinterbau aktiv bleiben, wenn man in die Bremse langt; ein sehr berechenbar fahrendes Mountainbike ist die Folge. Die Kinematik, die dies alles berücksichtigt und uns auf dem Trail schneller machen soll, hat Kavenz auf den Namen Virtual High Pivot, kurz VHP, getauft.

# VHP steht für Virtual High Pivot, während die 16 den Federweg in Zentimentern angibt.

Doch auch abseits des Hinterbaus und der Kinematik hat das Kavenz VHP 16 einiges zu bieten. Die Rahmen werden in Deutschland zusammengeschweißt und bestehen größtenteils aus geraden 7020er Aluminium-Rohren. Hydroforming und auffällige Design-Elemente sucht man vergebens. Form follows Function ist bei Kavenz die klare Devise. Dass Funktion, Haltbarkeit und Service-Freundlichkeit eine große Rolle spielen, sieht man auch an der Auswahl der verbauten Kugellager. Hier kommt über den gesamten Hinterbau hinweg dasselbe, überdimensionierte Lagermaß zum Einsatz. Dies ist spätestens dann ein Grund zur Freude, wenn mal ein Lagerwechsel fällig wird. Nicht ganz so nutzerfreundlich, aber dafür schön anzusehen sind die innenverlegten Leitungen.

# Die Kettenführung am Umlenkröllchen wird mit der Kettenstrebe verschraubt.
# Die Leitungen werden im Innernen des Rahmens geführt. Nerviges Klappern konnten wir nicht feststellen.
# Als Kettenstrebenschutz kommt das sehr effektive Slapper-Tape zum Einsatz.
# Die geraden Aluminium-Rohre werden in Deutschland zusammengeschweißt - uns können die schicken Schweißnähte überzeugen.

Selbstverständlich kommt der Rahmen mit einer Flaschenhalter-Aufnahme auf dem Unterrohr und bietet auch für große Trinkflaschen ausreichend Platz. Über einen optional montierbaren ISCG05-Adaper lässt sich eine Crash-Plate oder eine untere Kettenführung montieren. Bei der Hardware setzt Kavenz auf Grade 5 Titan, wodurch sich das Rahmengewicht bei 3,28 kg ohne Dämpfer einpendelt (Herstellerangabe, 460 mm Reach, 420 mm Sitzrohr). Die Reifenfreiheit des Kavenz VHP16 fällt mit gut 81 mm üppig aus.

# Raw heißt bei Kavenz auch wirklich Raw. Hier wurde weder geschliffen noch poliert oder lackiert.
# Der optional montierbare ISCG05-Adapter ermöglicht das Montieren eines Bashguards.
# kavenz-vhp16-9656

Geometrie

Feste Größe á la S, M, L oder XL sucht man bei Kavenz vergeblich. Stattdessen kann man die Geometrie seines zukünftigen Bikes ganz nach den eigenen Vorlieben konfigurieren: Der Reach kann in 20er-Schritten von 440 mm bis 540 mm gewählt werden. Bei der Sitzrohrlänge stehen 420 mm, 450 mm oder 480 mm zur Auswahl und das Steuerrohr ist entweder 110 mm oder 125 mm lang. Des Weiteren kann man sich entscheiden, ob man das Kavenz VHP16 komplett mit 29″-Laufrädern oder als Mullet-Bike mit 27,5″-Hinterrad fahren will.

Nicht frei wählbar sind währenddessen der Lenkwinkel mit 64°, der 77,5° steile Sitzwinkel und die Kettenstrebenlänge. Diese liegt im ausgefederten Zustand bei ziemlich kurzen 425 mm, wächst im Sag allerdings auf 436 mm an. Unser Testbike haben wir mit 480 mm Reach, einem 450 mm langen Sitzrohr und einer Steuerrohrlänge von 110 mm konfiguriert.

# Kavenz-Geo 1920x1920
# Beim kauf des Kavenz VHP16 kann man sich die Geometrie teilweise selbst konfigurieren - es gibt allerdings unveränderbare Werte, wie Lenkwinkel, Sitzwinkel und Kettenstrebenlänge.

Ausstattung

Kavenz verkauft das VHP16 aktuell nicht als Komplettbike, sondern lediglich den Rahmen. Allerdings hat der Kunde die Möglichkeit, diesen auch als Set zusammen mit ausgewählten Komponenten zu erstehen. Diese umfassen einen Acros-Steuersatz, die Bikeyoke Divine-Sattelstütze und Federelemente von EXT. Sobald es die Verfügbarkeit zulässt, werden zudem auch wieder Anbauteile anderer Hersteller angeboten.  Darüber hinaus kann die Farbe des Rahmens ganze nach den eigenen Vorlieben ausgewählt werden: Raw, schwarz anodisiert oder doch lieber eine knallige Pulverbeschichtung? Der Kunde hat hier die Qual der Wahl. Preislich geht’s bei rund 2.500 € für den blanken Raw-Rahmen los. Die Vollgas-Variante mit schwarz anodisiertem Rahmen, Steuersatz, Bikeyoke-Variostütze und komplettem EXT-Fahrwerk schlägt hingegen mit satten 4.625 € zu Buche.

Da wie bereits erwähnt keine Komplettbikes angeboten werden, handelt es sich bei unserem Kavenz VHP 16 natürlich um einen Individual-Aufbau. Dieser lässt sich ohne Frage als in die Kategorie „Volle Hütte“ einordnen und bringt ohne Pedale glatt 14,6 kg auf die Waage. Das Fahrwerk stellen die italienischen Suspension-Experten von EXT, gestoppt wird mit Magura MT7-Bremsen und das Cockpit stammt von 77Designz. Komplettiert wird der Aufbau durch Laufräder von We Are One Composites, Vee Tires Flow Snap-Reifen und die Bikeyoke Divine-Sattelstütze. Der ursprünglich verbaute SRAM X01 AXS-Antrieb wurde aus Test-Zwecken gegen den neuen SRAM GX Eagle AXS-Antrieb ausgetauscht.

# Dämpfer und Federgabel kommen von EXT.
# Am Cockpit finden sich natürlich die edlen 77Designz-Komponenten wieder.
# Die neue SRAM GX Eagle AXS-Gruppe ist für knackige Gangwechsel zustädnig.
# Das feine Surren der Industry Nine Hydra-Nabe begleitete unseren Test-Alltag.
# kavenz-vhp16-9666
# kavenz-vhp16-9638
# Die We Are One Composites Carbon-Felgen erledigten einen souveränen, unauffälligen Job.
# Der Magura MT7-Bremssattel ist gut geschützt zwischen Ketten- und Sitzstrebe platziert.

Auf dem Trail

Obwohl man als Tester natürlich immer versucht, möglichst unvoreingenommen an einen Test heranzugehen, hatte ich, als ich das Kavenz VHP16 aus dem Karton, zog drei Thesen im Hinterkopf. Erstens: Das Bike ist wahrscheinlich relativ schwer. Zweitens: bergab geht das Kavenz bestimmt wie die Hölle. Last but not least vermutete ich, dass das VHP 16 bergauf nicht ganz so leichtfüßig unterwegs sein würde. Von diesen (nicht ganz 95) Thesen hat sich nach Ablauf des Testzeitraums allerdings lediglich eine bewahrheitet.

Die erste Hypothese wurde bereits nur wenige Minuten nach dem Auspacken pulverisiert, als das Rad an der Waage hing. Der virtuelle Zeiger blieb bei glatten 14,6 kg stehen. Das ist ein wirklich guter Wert für ein voll ausgestattetes Aluminium Enduro-Bike mit Stahlfeder-Dämpfer. Also nichts wie raus auf die Trails, um die übrigen Thesen zu überprüfen!

Die Sitzposition des Kavenz fällt dank des steilen Sitzwinkels und des für mich gut passenden Reachs sehr angenehm aus. Man sitzt – wie bei vielen modernen Enduro-Bikes – relativ aufrecht, nicht zu gestreckt und sehr zentral auf dem Bike. So kann man seine Kraft gut in Vortrieb ummünzen, ohne sich bei langen Touren über den mangelnden Komfort beschweren zu müssen. Auch die Pedalier-Effizienz lässt nichts zu wünschen übrig. Trotz des feinfühligen Stahlfeder-Dämpfers verhält sich der Hinterbau bei einem halbwegs runden Tritt nahezu antriebsneutral. Wer es noch ein bisschen effizienter will, klappt den Climb-Hebel am EXT-Dämpfer nach vorne – dann bewegt sich wirklich gar nichts mehr.

# Bergauf punktet das Kavenz mit seiner sehr angenehmen Sitzposition und dem antriebsneutralen Hinterbau.

Trotzdem war ich auf den ersten Ausfahrten nicht ganz zufrieden mit der Bergauf-Performance des Kavenz. Das Bike rollte irgendwie schwerfällig und behäbig gen Gipfel. Daraufhin wechselte ich von den mir unbekannten Vee Tires Flow Snap-Reifen auf die Kombination aus Maxxis Assegai und Schwalbe Magic Mary – und siehe da: mit den neuen Reifen ist das Enduro-Bike eine ganze Ecke schneller und kraftsparender unterwegs. So reiht sich das Kavenz VHP16 von der Bergauf-Qualität absolut passend in die Riege aktueller Enduro-Bikes ein. Auch wenn der Weg nach oben steinig, steil und wurzelig wird, macht das Kavenz eine gute Figur, generiert jede Menge Grip und lässt sich gut manövrieren.

# In Kurven krallt sich das Kavenz nur so in den Boden.
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Eine Frage, die bei Bikes mit Kettenumlenkung oft gestellt wird, ist die nach dem zusätzlichen Widerstand durch das Umlenkröllchen. Hier lässt sich nicht bestreiten, dass ein Quäntchen Effizienz verloren geht. Ehrlicherweise war dies für mich aber kaum spürbar und kann daher meiner Meinung nach getrost vernachlässigt werden. Andere Faktoren wie beispielsweise die Reifen-Wahl oder die Tagesform des Fahrers spielen hier die deutlich größere Rolle. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Kette jederzeit gut geschmiert ist. Dies ist beim Kavenz noch mal eine Spur wichtiger als bei Mountainbikes ohne Kettenumlenkung. Darüber hinaus wirkt sich der seidenweiche und absolut geräuschlose Lauf des Kavenz-Umlenkröllchens sicherlich auch vorteilhaft auf die Uphill-Performance aus.

Kommen wir nun zum spaßigen Teil des Mountainbike-Sports: Zeigt der Trail bergab, blüht das Kavenz VHP16 erst so richtig auf. Kompromisslos Vollgas lautet hier die Devise. Das Kavenz verwöhnt den Fahrer mit jeder Menge Laufruhe und tonnenweise Grip. In Kurven krallt sich das Bike förmlich in den Boden und macht Richtungswechsel zur puren Freude. So will man nach kürzester Zeit auf immer gröberen Trails immer schneller Fahren. Hier geben Geometrie und Fahrwerk jede Menge Sicherheit, sodass man es richtig stehen lassen kann und auch auf steilen Abfahrten nicht in Versuchung kommt, sich hinter dem Lenker zu verstecken.

# Steiler, schneller, ruppiger: Mit dem Kavenz VHP16 kann man es mit jeden Trail aufnehmen.
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# kavenz-vhp16-2666

Wer jetzt allerdings denkt, man hat es hier mit einem trägen Panzer zu tun, der erst ab Tempo 30 so richtig auftaut, liegt falsch. Auch bei niedrigen Geschwindigkeiten und auf eher gemäßigten Trails lässt sich das Kavenz noch sehr gut manövrieren und flink durch die Kurven pushen. Allerdings merkt man natürlich, dass man es hier mit einem Vollblut-Enduro und nicht mit einem leichten Trailbike zu tun hat. Dies fällt vor allem auf, wenn man an kleinen Bodenwellen, Wurzeln oder Steinen abziehen will. Hier benötigt es etwas mehr Nachdruck, um das Kavenz VHP16 in die Luft zu schanzen. Der Hinterbau saugt sich lieber am Boden fest, anstatt sich in die Lüfte zu schwingen.

# Um das schnelle High-Pivot-Bike in die Luft zu befördern braucht es etwas mehr Nachdruck.
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Statt ruppige Sektionen zu überspringen, bietet es sich dementsprechend an, einfach draufzuhalten. Denn das kann das Kavenz VHP16 wirklich ausgezeichnet. Der Hinterbau schluckt Hindernisse souverän weg, bleibt nicht an Wurzeln hängen und gibt auch nicht zu viel Federweg frei. So muss man auch in wirklich groben Steinfeldern nicht zurückstecke, sondern kann sich auf die Stabilität seines Untersatzes verlassen. Auch die Progression ist gut gewählt und setzt gleichmäßig ein. So hatten wir trotz Stahlfeder-Dämpfer keinerlei Probleme mit Durchschlägen und konnten stattdessen vom feinfühligen Ansprechverhalten profitieren. Auf der Bremse bleibt das Kavenz wie versprochen neutral und lässt sich auch in hektischen Situationen schnell entschleunigen. Das alles macht das Kavenz VHP16 zu einem idealen Begleiter für alle, die es auf ruppigen Trails gerne krachen lassen oder bei Enduro-Rennen um die Wette fahren wollen.

# kavenz-vhp16-1739

Im Vergleich

Kavenz VHP16 vs. Forbidden Druid

Auch das kürzlich von uns getestete Forbidden Druid setzt auf einen High Pivot-Hinterbau. Im Gegensatz zum Kavenz kommt beim kurzhubigeren Trailbike allerdings ein Eingelenker zum Einsatz. Beide Bikes teilen sich ihre herausragende Hinterbau-Performance und die guten Abfahrtsqualitäten. Allerdings hat das Kavenz aufgrund des höheren Federwegs und der abfahrtsorientierteren Ausrichtung in diesem Bereich natürlich die Nase vorn. Außerdem kommt beim Kavenz lediglich eine Kettenumlenkungen zum Einsatz, während Forbidden beim Druid auch auf eine untere Führung setzt. Dadurch geht beim VHP16 spürbar weniger Antriebsenergie verloren.

# forbidden-druid-9446

Kavenz VHP16 vs. moderne Race-Enduros

Glücklicherweise hatten wir zudem die Möglichkeit, das Kavenz VHP16 im Rahmen unseres zukünftigen Enduro-Vergleichstests kurz gegen einige der aktuellen Top-Enduros zu testen. Gegenüber den Kandidaten wie dem Santa Cruz Megatower, dem Propain Tyee,  dem Rocky Mountain Altitude, dem Trek Slash oder auch dem Specialized Enduro braucht sich das Kleinserienrad keineswegs zu verstecken. Gerade auf ruppigen Strecken macht dem Kavenz keiner was vor. Hier ordnet sich das VHP16 ganz vorne im Testfeld ein und lässt sich auch auf kurvigeren Trails nicht wirklich abschütteln. Gegenüber den agileren Vertretern im Testfeld hat das VHP-Enduro in dieser Hinsicht allerdings etwas das Nachsehen. Bikes wie das Rocky Mountain Altitude oder das Trek Slash lassen sich etwas leichtfüßiger über den Trail steuern und sind deutlich springfreudiger unterwegs.

Das ist uns aufgefallen

# Leise und seidenweich, die Umlenkrolle hinterließ einen hervorragenden Eindruck.
# Beim Putzen kann Wasser in die Kettenstreben laufen, dementsprechend sollte man das Bike anschließend kurz auf den Kopf stellen.

Fazit – Kavenz VHP16

Nach einiger Entwicklungszeit mit Rückschlägen und Erfolgen ist es nun soweit: Das Kavenz VHP16 hat die Serienreife erreicht – und dies mit Bravour! Das außergewöhnliche Enduro-Bike kann mit herausragenden Downhill-Qualitäten, einem sehr gut abgestimmten Hinterbau und einer Custom-Geometrie auftrumpfen. Mit einem Preis von 2.500 € für den Rahmen ist das Kavenz zwar nicht gerade günstig, dafür gibt es allerdings auch viel Spielraum zum Individualisieren und die Fertigung in Deutschland obendrauf. Einen kleinen Wermutstropfen müssen potenzielle Kunden allerdings im Hinblick auf die Lieferzeit in Kauf nehmen: Kleinserie, Custom-Lösungen und Made in Germany braucht nun mal seine Zeit.

Pro / Contra

Pro

  • herausragende Abfahrts-Qualitäten
  • ausgezeichnete Hinterbau-Performance
  • individualisierbare Geometrie
  • auch mit 27,5"-Hinterrad als Mullet-Bike fahrbar

Contra

  • nicht ganz so lebhaft wie mancher Konkurrent
  • unter Umständen lange Wartezeiten
# kavenz-vhp16-9585

Wie gefällt euch das Kavenz VHP16?


Testablauf

Das Kavenz VHP16 wurde in den letzten Monaten auf unseren Hometrails im Taunus und in Bad Kreuznach getestet. Dabei wurden sämtliche Höhenmeter aus eigener Kraft zurückgelegt. Darüber hinaus durfte sich das Bike noch bei einer Shuttle-Session auf der Downhill-Strecke des HD-Freeride e.V. in Heidelberg beweisen.

Hier haben wir das Kavenz VHP16 getestet

Tester-Profil: Arne Koop
Körpergröße 184 cm
Schrittlänge 87 cm
Oberkörperlänge 67 cm
Armlänge 63 cm
Gewicht 74 kg
Arne ist seit 2010 auf dem Mountainbike unterwegs. Am liebsten scheucht er Enduro- oder Trailbikes auf ruppigen, natürlichen Trails bergab. Wenn sich die Gelegenheit bietet, springt er jedoch auch gerne mal aufs Downhill-Bike oder dreht eine Runde mit dem Rennrad.
Fahrstil
sauber, hohes Grundtempo
Ich fahre hauptsächlich
Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
Vorlieben bei der Geometrie
geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel


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