Moab, Utah: Mountainbike-Mekka, Sandstein-Felsen, Slickrock. Im vergangenen Jahr erhielten wir im Rahmen des umfangreichen Product-Launchs von SRAM erneut die Möglichkeit, in den Mormonen-Staat zu reisen und dort die Trails mit diversen neuen Produkten zu erfahren. Diesmal hieß es nicht Slickrock Trail und auch nicht ganz The Whole Enchilada – wir stellen euch nun teilweise gänzlich andere Trails und Routen vor, die Moab ein weiteres Mal zu einer der empfehlenswertesten Destinationen der Mountainbike-Welt machen – und nicht zuletzt sorgen neue Spot-Informationen und tolle Bilder dafür, dass wir euch diesen Artikel nicht vorenthalten möchten. Hier ist unser Spotcheck.
Hier gehts zum neuen Spotcheck Moab 2023
Video: Spotcheck Moab
MOAB Riding: Trail House 2014 von Freesoul – Mehr Mountainbike-Videos
Fotostory
Tag 1: XC-Runden in geil und staubig
23 Uhr Ortszeit. Völlig übermüdet, gestrandet in Montrose, einem Regionalflughafen in Colorado. Aber bedingt ein Regionalflughafen nicht auch eine, naja, Region? Weit und breit bis auf den vereinsamten Mini-Airport, die fast größer als der Flughafen scheinende Tankstelle, unser hastig organisiertes Motel und ein paar breite Straßen nichts, was Laune und Zustand beflügeln könnte. Aber so ist es nunmal, wenn die Kette von mehreren Flügen aus Verspätungsgründen nicht so verläuft wie geplant, alles halb so wild. Da kommt auch schon Elmar mit einem hopfenhaltigen Schlummertrunk von der Tankstelle, ganz ohne die obligatorisch-verräterische braune Tüte drumherum, danke, entspannt-liberales Colorado. Wir fallen in die Federn.
Shuttle da, Gepäck da, die 4 Stunden Überlandfahrt verlaufen planmäßig und rote, straßenumsäumende Felsen melden das nahende Trailparadies. Die anderen sind schon da und nach einer ersten Präsentation geht es direkt auf die Trails. XC-Runde, so heißt es. Je nach deutscher Region würden diese durchaus als Enduro-Runden durchgehen, sind mit 120 mm aber gut fahrbar und machen durch die staubigen, aber zumeist glatten Trails mit wenig Steigung und Gefälle Freude. Vollgas-Sprints sind angesagt, genau das Richtige für eine erste Runde nach wenig Schlaf und viel Flug.
Tag 2: Zu Besuch bei Kapitän Ahab
Saukalt ist es. Nicht zum ersten Mal bekommen wir gesagt, dass wir hier in der Wüste sind. Nachts eiskalt, mittags brütendheiß – naja, im März ist es mittags fast angenehm warm, die Nacht- und Morgentemperaturen fühlen sich allerdings an wie ein deutscher Januarmorgen, nur ohne Regen und Blitzeis. Der erste Kaffee spült den Kopf frei, macht die Glieder warm und lässt die Sinne erwachen. Heute geht´s ans richtige Mountainbiken und wir stellen uns nach den XC-Feilen vom Vortag zur Präparation an den Bikeständern auf. Nehmt ausreichend Wasser und Essen mit, es könnte heute anstrengender werden als gestern, Ahoi, Captn. Ahab!
Wir werden zeitgleich mit der Ortstemperatur langsam heiß und steigen in den Van, der wie alles in Amerika, bis auf den Geschmack im Bier, ein ganzes Stück mächtiger ist als in Deutschland. 2 Vans, 20 Bikes on top, kein Problem! Die schon am Vortag imposanten roten Sandsteinfelsen wachsen höher und höher an den Schotterstraßen empor, die Gegend ist unwirklich und wunderschön. Auf einem ebenso riesigen Parkplatz wie am Vortag werden wir abgeladen und strampeln den Amasa Back Trail hinauf. Allgemein rate ich jedem, der zum ersten Mal amerikanische Trails befährt: Hochfahren ungleich Schotterstraßen-Uphill, sondern Workout-Uphill. Enge Serpentinen, Stufen, Absätze, und das teilweise ziemlich schnell, jeder Trail-erfahrene Amerikaner ist hier unglaublich fit.
Nach sieben Kilometern, einigen Foto-Pausen und kurvenreichen Serpentinen sind wir oben. Die Aussicht verschlägt selbst den gestandenen Alpinisten die Sprache: Blitzgerade Abbruchkanten, hunderte Meter tief, dutzende Kilometer Sicht durch den Canyon, gleißende Sonne. Nun ruft Kapitän Ahab und wir segeln sowohl pfeilschnelle, flowige Trails wie auch steinige, technisch sehr anspruchsvolle Segmente gen Tal. Fast sieben Kilometer geht es auch wieder abwärts. Toller Trail!
Tag3: Porcupine Rim – 22 km abwärts
Voll des Lobes war schon mein Kollege Tobi, als er in Moab war [zum Artikel], was den Trail „The Whole Enchilada“ angeht. Dieser Übertrail bleibt uns aus Schneegründen auf dem Gipfel verwehrt, sodass wir mit dem „nur“ 22 km langen Teilstück „Porcupine Rim“ vorlieb nehmen müssen. Van packen, Klamotten an, bitte Jacke anziehen, es ist sehr frisch oben. Über eine halbe Stunde shutteln wir, bis wir am durchaus kalten Startpunkt ankommen. Was nun kommt, sollte man, sofern möglich, unbedingt selber erfahren: Sandige Highspeed-Stücke wechseln sich mit serpentinen-artigen, technischen Singletrail-Stücken zum Treten ab, im oberen Teil gesäumt von einer der prächtigsten Aussichten, die man je gesehen hat.
Obwohl es nur abwärts geht, brauchen wir für die 22 Kilometer fast anderthalb Stunden an reiner Fahrtzeit. Porcupine Rim ist ein unglaublicher Mix aus technischem Anspruch, großartigem Panorama und kilometerlangem Flow. Die fast drei Stunden bis ins Tal, bedingt durch Foto-, Flick- und sonstige Pausen, vergehen wie im Flug. Unten trinken wir amerikanische Bierbrause, klatschen uns buddy-mäßig ab und lassen es uns nicht nehmen, statt dem Shuttle den schönsten Radweg mitzunehmen, den ich bis dahin gefahren bin, bis hinein nach Moab.
Auch wenn der durch Flugverspätungen bis an die persönliche Belastungsgrenze heranreichende Rückweg ins nasskalte Deutschland über 40 Stunden dauert, vermag auch dieser das Trail-Erlebnis von „Porc Rim“ nicht zu vermiesen. Wer die Chance hat – hinfliegen. Moab, das war nicht das letzte Mal!
Reisen nach Moab: Informationen und Links
Viele der folgenden Informationen hat Tobi bereits in unserem ersten Spotcheck Moab verzeichnet – hier ergänzt durch einige Zusatz-Infos.
Reisezeit
Wer auf dem Enchilada Trail bis ganz nach oben in die La Sal Berge will, der sollte bis Mitte Juni mit seiner Reise warten, da sonst auf dieser Höhe noch Schnee liegt. Danach sollten sich die Trails bis in den Oktober hinein fahren lassen. Wer Temperaturen zwischen 35 und 43°C vermeiden will, der sollte ganz zu Anfang der Saison im März, April oder Mai oder am Ende von September bis Oktober kommen – dazwischen ist es heiß, trocken und wüst.
Unsere Routen auf Strava
Wie schon bei den vergangenen Spotchecks haben wir auch hier die gefahrenen Strecken auf Strava aufgezeichnet. Wer sie nachfahren will, Anregungen sucht oder Ausgangspunkte zum Parken sucht, ist hier genau richtig.
Anreise
Moab liegt leider nicht am Mittelpunkt der Welt – eher im Gegenteil. Der nächstgelegene Flughafen ist Grand Junction Regional Airport (GJT), dieser wird aus Denver, Salt Lake City, Phoenix, Las Vegas, Dallas und Houston angeflogen und ist von Moab aus in ca. 1.5 Stunden zu erreichen.
Unterkunft
Mit 5000 Einwohnern ist Moab nicht gerade als Großstadt zu bezeichnen – dennoch gibt es durch den hohen Tourismus-Faktor allerlei Schlafgelegenheiten. Von günstig bis teuer gibt es in den Links unten Hotels, Zimmer und Condos.
Essen und Trinken
Zugegeben: In erster Linie waren wir auf den Trails unterwegs und hatten Salat und Sandwiches eingepackt. Dennoch boten sich Gelegenheiten für ein gutes Frühstück und ebenso gutes Abendessen. Einfaches, aber gut gemachtes Frühstück gibt es im Jail House Café direkt an der Hauptstraße. Sehr zu empfehlen: Das Spinach, Feat & Mushroom Omlet. Ebenfalls viel Warmes zum morgendlichen Kraft-Tanken gibt es im Love Muffin, einem entspannten Café mit gutem Kaffee und kreativen Burritos.
Für abends: In Buck´s Grill House gibt es von überbackenen Tortilla-Platten bis hin zu leckeren Steaks und anderen BBQ-Spezialitäten viele leckere Dinge, die Karte bietet zudem sehr leckere Craft Beer-Sorten mit Schwerpunkt IPA und Pale Ale. Wie fast überall in den USA wird kostenlos Eiswasser zum Essen gereicht und pausenlos nachgeschenkt. Apropos Bier: Wir waren zwar nicht vor Ort, aber die lokale Mikro-Brauerei Moab Brewery braut fantastisches IPA und soll ebenfalls leckeres Essen bieten.
Leihbikes
In Moab gibt es verschiedene Anbieter, der Shop “Poison Spider Bikes” [LINK] hat uns allerdings rein von der Freundlichkeit, dem Sortiment und der 90-Bikes-Testflotte am meisten überzeugen können.
Moab: Must Haves
- Ein Fully ab 100 mm Federweg, für den Enchilada Trail mindestens 150 mm
- Robuste Reifen und idealerweise einen Tubeless-Aufbau mit Ersatzschläuchen
- SEHR VIEL WASSER.
- Eine Karte
- langes Trikot gegen die Sonne und amerikanische Sonnencreme – mit LSF 10 ist die Verwandlung zum roten Krustentier nicht weit
- kompakte Kamera
- Idealerweise einen Shuttle, der einen zum Start von Porcupine Rim oder Whole Enchilada bringt (siehe Links)
- gut verstaubare, aber warme Jacke für morgens und die höher gelegenen Trails
Links
Tourismus, Trails, Shuttles
- www.discovermoab.com/biking.htm
- www.utah.com/bike/trails/slickrock.htm
- www.moabcyclery.com/trails
- www.utahmountainbiking.com/trails/enchilada.htm (GPX- und Garmin-Daten für den Whole Enchilada Trail)
- www.wholeenchiladashuttles.com
Unterkunft
Essen und Trinken
Weitere Spotchecks:
- Alles neu im Bikepark Schladming: Besuch im Land der Anlieger und Sprünge
- Spotcheck Bike Kingdom Lenzerheide/Arosa: Ein Königreich für ein Fahrrad!
- Spot-Check Königsfeld – Pump or Jump Trail: In der Kürze liegt die Würze!
- Reviervorschlag – Innsbruck: Von Elfern und kettenlosen Trails
- Mountainbike-Abenteuer in Marokko: Im Land der Berber
- Spotcheck Kitzbühel von AlpineBiking: Lange Trails mit Voralpenflair
- Reisebericht aus den Pyrenäen: Natürlich technisch – Pyrenées Orientales
- Spot-Check Sospel & Triora: Traumtrails von Frankreich bis Italien
- Spotcheck Innsbruck: Unterwegs auf dem brandneuen Arzler Alm Trail
- Spot-Check: Mountainbiken rund um den Gardasee
- Alpirsbacher Schwarzwaldtrail: Trailspaß in Sasbachwalden
- Spot-Check El Hierro: Abseits ausgetretener Pfade
- IRIE RIDIN‘ JAMAICA: Reisebericht von der etwas anderen Insel [Foto-Story & Video]
- Spot-Check: Flow-Träume im Trailcenter Singltrek pod Smrkem
- Spot-Check:: Trailcenter Rabenberg im Erzgebirge
- Spot-Check: Was taugt Saalbach Hinterglemm?
- Spotcheck Åre: Oben Steine, unten Wurzeln – im Land der Elche und tausend Seen
- Serfaus-Fiss-Ladis: die neue DH-Strecke, nicht nur für Downhiller – Trail der Woche #1
- Bikepark Winterberg: Streckenplan, Video & Fotos
- Highspeed mit Aussicht: Bikepark Hafjell „das Whistler Europas“ im Spotcheck
- Ab in die Berge – wir erkunden Ischgl in Tirol [Foto-Story & Video]
- Monterey Bay – Kalifornien: staubige Trails an der Pazifikküste [Spot-Check inkl. Video]
- Trail-Abenteuer in Arizona: SRAM Trail House. Fotostory & Spotcheck
- Massa Marittima – Toskana: familienkompatibler Bike-Urlaub am Meer [Spot-Check]
- Reisebericht – Moab, Utah: Slickrock Trail und Whole Enchilada Trail
- Spot Check: Little Woodward Hoyerswerda. Initiator Daniel Ahrens im IBC-Interview
Text & Redaktion: Johannes Herden | MTB-News.de 2015
Bilder: Johannes Herden, Adrian Marcoux/SRAM
11 Kommentare