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Rein absolut betrachtet gehören das Ghost Lector FS und das Merida Ninety-Six in den jeweils teuersten Ausstattungen quasi in die untere Mittelklasse
Rein absolut betrachtet gehören das Ghost Lector FS und das Merida Ninety-Six in den jeweils teuersten Ausstattungen quasi in die untere Mittelklasse - das Preisniveau im Cross Country scheint erheblich verschoben
Mit seiner abfahrtsorientierten und zubehörreichen Ausstattung fällt das Ghost im Gewichtsvergleich klar zurück
Mit seiner abfahrtsorientierten und zubehörreichen Ausstattung fällt das Ghost im Gewichtsvergleich klar zurück - doch auch das Merida muss sich hinter der leichtgewichtigen Konkurrenz einreihen, zum Beispiel wegen der Teleskopsattelstütze
Priorität Leichtbau: Der Eingelenker mit mehrgelenkiger Abstützung am Merida ist Stand der Technik im XC und das leichtest-mögliche Design.
Priorität Leichtbau: Der Eingelenker mit mehrgelenkiger Abstützung am Merida ist Stand der Technik im XC und das leichtest-mögliche Design.
Priorität Funktion: Der Ghost TractionLink-Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt und zwei kurzen, gleichläufig rotierenden Hebeln soll sich durch Funktionalität abheben. Das Gewicht ist konstruktionsbedingt höher.
Priorität Funktion: Der Ghost TractionLink-Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt und zwei kurzen, gleichläufig rotierenden Hebeln soll sich durch Funktionalität abheben. Das Gewicht ist konstruktionsbedingt höher.
Zwei Flaschenhalter und eine Werkzeugaufnahme platziert Merida im Rahmendreieck...
Zwei Flaschenhalter und eine Werkzeugaufnahme platziert Merida im Rahmendreieck...
... bei Ghost muss man sich mit "nur" zwei Flaschen zufriedengeben. Dafür steckt das Werkzeug direkt im Lenker.
... bei Ghost muss man sich mit "nur" zwei Flaschen zufriedengeben. Dafür steckt das Werkzeug direkt im Lenker.
Die Shimano XTR am Merida sticht im direkten Vergleich die SRAM XX1 Eagle AXS am Ghost
Die Shimano XTR am Merida sticht im direkten Vergleich die SRAM XX1 Eagle AXS am Ghost - doch das Rennen wird hier auf höchstem Niveau ausgefochten
Wer gewinnt den Uphill auf die Priener Hütte?
Wer gewinnt den Uphill auf die Priener Hütte?
Lange Uphills sind mit keinem der Bikes ein Problem …
Lange Uphills sind mit keinem der Bikes ein Problem …
… doch das Ghost kann mit dem Merida nicht ganz mithalten
… doch das Ghost kann mit dem Merida nicht ganz mithalten
Bergauf ist das Merida Ninety-Six RC in seinem Element
Bergauf ist das Merida Ninety-Six RC in seinem Element - die tiefe Front in Verbindung mit der zentralen Sitzposition und dem niedrigen Gewicht zahlen sich aus. Lediglich der Hinterbau könnte im mittleren Federwegsbereich weniger stark durchsacken.
Downhill bei herausfordernden Bedingungen? Das ist mit dem Merida so eine Sache
Downhill bei herausfordernden Bedingungen? Das ist mit dem Merida so eine Sache - insbesondere, wenn wie an unserem Testrad die Front maximal tief montiert ist und gar nicht erst Spacer zur geringfügigen Anpassung angeboten werden
Das Ghost mag es schnell und technisch, zumindest aus der Perspektive eines XC-Bikes
Das Ghost mag es schnell und technisch, zumindest aus der Perspektive eines XC-Bikes - bei Bedingungen wie diesen kann es das Merida mit Laufruhe und Traktion klar distanzieren.
Wer setzt sich am Ende durch? Als ausgewogeneres, schnelleres XC-Bike lässt das Merida Ninety-Six RC 9000 dem Ghost Lector FS World Cup keine Chance
Wer setzt sich am Ende durch? Als ausgewogeneres, schnelleres XC-Bike lässt das Merida Ninety-Six RC 9000 dem Ghost Lector FS World Cup keine Chance - während das Lector noch etwas nach der Definition des eigenen Einsatzbereiches sucht und eine sehr leistungsfähige Basis bereitstellt, leistet sich das Merida keine echten Schwächen und macht das Rennen!
Widrige Bedingungen beim Testauftakt am Schliersee
Widrige Bedingungen beim Testauftakt am Schliersee - das Jahr 2021 ist wettertechnisch einfach nicht so richtig in Fahrt gekommen
Vergleichbare Bedingungen?
Vergleichbare Bedingungen?
Faktisch ja, doch aussagekräftig nicht wirklich
Faktisch ja, doch aussagekräftig nicht wirklich
Zugegeben: Tests mit Fahrradanhänger sind nicht unbedingt typisch
Zugegeben: Tests mit Fahrradanhänger sind nicht unbedingt typisch - doch sie sagen einiges über die Effizienz einer Sitzposition aus
So haben wir im Rahmen unseres Vergleichstests auch den Vergleichstest von neun Fahrradanhängern für Kinder abgewickelt
So haben wir im Rahmen unseres Vergleichstests auch den Vergleichstest von neun Fahrradanhängern für Kinder abgewickelt
Dabei ging es zuweilen hoch und lang hinauf wie hier bei einem Hüttenwochenende auf die Prienerhütte
Dabei ging es zuweilen hoch und lang hinauf wie hier bei einem Hüttenwochenende auf die Prienerhütte
Perfektes Marathongelände
Perfektes Marathongelände - wäre da nicht der Anhänger am Heck, der massiv aufs Tempo drückt

Für unseren XC Race Fully-Vergleichstest 2020 waren sie noch nicht bereit, doch nun treten das neue Ghost Lector FS World Cup sowie das stark überarbeitete Merida Ninety-Six RC 9000 im Test gegeneinander an. Superfit Geometry und 120 mm Federweg bei Ghost treffen auf progressive Evolution und 100 mm Federweg bei Merida. Obwohl sie sich den Einsatzbereich vom Papier her teilen, könnten diese zwei Bikes kaum unterschiedlicher sein. Im Vergleichstest arbeiten wir die Stärken und Schwächen der beiden XC-Bikes heraus.

Duell der XC Race Bikes: Ghost Lector FS World Cup vs. Merida Ninety-Six RC 9000

So unterschiedlich können Cross Country-Boliden sein! Bereits in unserem Cross Country Race-Vergleichstest im vergangenen Jahr, bei dem sich das Cannondale Scalpel, das Canyon Lux, das Trek Supercaliber und das Specialized Epic S-Works gegeneinander beweisen mussten, hat sich gezeigt, dass die Definition von Cross Country zurzeit neu geschrieben wird. In der Zwischenzeit hat auch Scott mit dem neuen Spark (zu unserem Scott Spark 2022 Test) für mächtig Furore auf und abseits der XC-Rennstrecken gesorgt. Nun schicken sich auch Merida und vor allem Ghost an, ihren Teil dazu beizutragen.

Diashow: Ghost Lector FS vs. Merida Ninety-Six: Welches XC Race Bike hat die Nase vorn?
Zwei Flaschenhalter und eine Werkzeugaufnahme platziert Merida im Rahmendreieck...
So haben wir im Rahmen unseres Vergleichstests auch den Vergleichstest von neun Fahrradanhängern für Kinder abgewickelt
Perfektes Marathongelände
Die Shimano XTR am Merida sticht im direkten Vergleich die SRAM XX1 Eagle AXS am Ghost
Lange Uphills sind mit keinem der Bikes ein Problem …
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Das Ghost Lector FS will mit seinem TractionLink-Hinterbau, vor allem aber der grundsätzlich neu gedachten SuperFit-Geometrie das Rennen machen und wird im World Cup regelmäßig in der Spitzengruppe gesichtet. Das Merida Ninety-Six RC verkörpert hingegen eher Evolution und will mit bewährten Mitteln zurück an die Spitze des Feldes. Ganz im Sinne des World Cups sind die beiden Topmodelle zum Test vorgefahren und wir haben ihnen fast ein halbes Jahr lang die Sporen gegeben. Dabei haben sich zwei doch sehr verschiedene Charaktere gezeigt. Einen ersten Vorgeschmack darauf geben die folgenden Abbildungen:

Über die Schieberegler könnt ihr das Ghost und das Merida direkt im Bild miteinander vergleichen.

Side by Side Side by Side
Side by Side Side by Side

Auf den Bildern nicht zu erkennen ist, dass im Ghost Lector FS mehr steckt als ein ausgetüftelter Hinterbau und eine besondere Geometrie. Mit Reifeneinlagen gegen Durchschläge und Werkzeugen in den Lenkerenden hat es einige Details zu bieten, die im Cross Country durchaus ungewöhnlich sind. Es will den Einsatzbereich weiter definieren und bezieht dabei direkt noch das mehr oder weniger definierte Down Country sowie das eigentliche Mountainbiken – neudenglisch auch Trail – mit ein. Neben der reinen Frage, welches der beiden Räder der bessere Renner ist, gilt es auch einzuordnen, ob dieser Spagat gelingt oder zur Zerrung führt.

In diesem Vergleichstest des Ghost Lector FS World Cup und dem Merida Ninety-Six RC 9000 fassen wir die wesentlichen Ergebnisse zusammen und stellen die Räder gegenüber. In den Einzeltests gehen wir wie gewohnt ausführlich auf die jeweiligen Charakteristika der Bikes ein. Die Tests sind unten verlinkt.

Geometrien: Lang vs. ultralang

In wohl kaum einem anderen Einsatzbereich des Mountainbikens verschieben sich die Geometrien derzeit so stark wie im Cross Country. Ghost und Merida sind Teil dieses Prozesses. Während Merida angibt, für die Neuauflage des Ninety-Six dem Trend gefolgt zu sein, geht man bei Ghost direkt einen Schritt weiter. Einen großen Schritt. In Größe M übertrifft das Lector FS das Ninety-Six beim Reach mit 489 mm um volle 36 mm. Je nach Wettbewerber könnte das auch ein L- oder sogar XL-Rahmen sein. Zusammen mit etwas längeren Kettenstreben (440 zu 435 mm) und einem minimal flacheren Lenkwinkel (68 zu 68,5 °) führt das in der Summe dazu, dass das Ghost volle 68 mm mehr Radstand mitbringt (1.214 zu 1.146 mm).

Von den klassischen und inzwischen historischen XC-Geometrien mit um 70° Lenkwinkel und nur knapp über 1.050 mm Radstand in Größe M sind die beiden Räder damit deutlich entfernt. Im Test muss sich zeigen, wie leistungsfähig die Geometrien in der Praxis sind. Schließlich geht es im Cross Country auch im Jahr 2021 darum, die Kraft der Fahrer*in möglichst effizient auf die Strecke zu bringen. Beim ersten Aufsitzen stellt sich direkt die Frage, ob Ghost nicht (für den Moment?) einen Schritt zu weit gegangen sein könnte.

Die detaillierten Geometrie-Daten der beiden Kontrahenten zeigt die folgenden Tabelle:

ModellGhost Lector FS (2021)Merida Ninety-Six RC (2021) 
Laufradgröße29″29″ 
RahmengrößeM
Reach489 mm453 mm -36 mm
Stack601 mm585 mm -16 mm
STR1,231,29 +0,06
Lenkwinkel68,0 °68,5 ° +0,5°
Sitzwinkel, effektiv75,5 °76,5 ° +1°
Oberrohrlänge650 mm696 mm +46 mm
Steuerrohrlänge100 mm95 mm -5 mm
Sitzrohrlänge465 mm440 mm -25 mm
Überstandshöhe760 mm731 mm -29 mm
Kettenstrebenlänge440 mm435 mm -5 mm
Radstand1.214 mm1.146 mm -68 mm
Tretlagerabsenkung32,6 mm45 mm +12,4 mm
Federweg (hinten)120 mm100 mm -20 mm
Federweg (vorn)120 mm100 mm -20 mm

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Ausstattungen: Edle Komponenten und feine Unterschiede

Für unseren Vergleichstest haben sowohl Ghost als auch Merida die jeweiligen Topmodelle ins Rennen geschickt. Die Preise belaufen sich auf 8.849 € (Merida) und 7.999 € (Ghost) und sind damit beträchtlich. Schaut man jedoch zur Konkurrenz mit den Eckpunkten Specialized Epic S-Works und Canyon Lux, so liegen beide Räder in der „unteren Mittelklasse“. Verrückt – und kaum mehr nachvollziehbar. Aber rein von den Zahlen her ein Fakt.

Rein absolut betrachtet gehören das Ghost Lector FS und das Merida Ninety-Six in den jeweils teuersten Ausstattungen quasi in die untere Mittelklasse
# Rein absolut betrachtet gehören das Ghost Lector FS und das Merida Ninety-Six in den jeweils teuersten Ausstattungen quasi in die untere Mittelklasse - das Preisniveau im Cross Country scheint erheblich verschoben

Was gibt es für so viel Geld? Carbon an allen Ecken und Enden, aber auch vom Lenker aus verstellbare Vario-Sattelstützen – hier haben wir es mit zwei Vertretern des modernen Cross Country zu tun. Das zeigt sich zunächst auf der Waage: gut 10,6 kg wiegt das Merida, das Ghost bringt ca. 600 g mehr auf die Waage und kommt auf 11,2 kg. Beide Werte sind nicht wirklich leicht für XC-Topmodelle, aber eben auch Produkt des Zeitgeistes. Es geht heute nicht mehr nur um Leichtbau, sondern auch um Funktion.

Mit seiner abfahrtsorientierten und zubehörreichen Ausstattung fällt das Ghost im Gewichtsvergleich klar zurück
# Mit seiner abfahrtsorientierten und zubehörreichen Ausstattung fällt das Ghost im Gewichtsvergleich klar zurück - doch auch das Merida muss sich hinter der leichtgewichtigen Konkurrenz einreihen, zum Beispiel wegen der Teleskopsattelstütze

Zeit, sich die Ausstattungen genauer anzuschauen. Bei den wesentlichen Komponenten lassen sich sowohl das Merida Ninety-Six RC 9000 als auch das Ghost Lector FS World Cup klar den beiden großen Lagern zuordnen. Merida schaltet mit Shimano (und aus Gewichtsgründen einer RaceFace Kurbel) und federt mit Fox, während bei Ghost SRAM und RockShox zum Zug kommen. Inhaltlich gibt es an diesen Entscheidungen weniger zu kritisieren als emotional, denn die Fans der jeweiligen Lager sind hinlänglich bekannt. In jedem Fall gibt sich hier niemand eine Blöße. Und da Merida die XTR Kurbel durch die Race Face Next SL ersetzt, hat die SRAM XX1 Eagle AXS am Ghost keinen Gewichtsvorteil.

Die Auswahl der Bremsen erfolgt entlang der Schaltungen. Erfreulich ist, dass sowohl Ghost als auch Merida am Vorderrad auf größere 180 mm-Scheiben setzen. Einigkeit herrscht auch insofern, als das beide mit einer Teleskop-Sattelstütze (Merida: Fox Transfer, Ghost: Eightpins) ausgerüstet sind. Erfreulich gering ist der Anteil gelabelter Hausteile. So rollt das Ghost auf hauseigenen Laufrädern (Merida: DT Swiss), während beim Konkurrenten im Duell ein Merida-Cockpit zum Einsatz kommt (Ghost: Syntace). An allen weiteren Komponenten setzen beide Hersteller durchgängig auf hochwertige und etablierte Marken.

Priorität Leichtbau: Der Eingelenker mit mehrgelenkiger Abstützung am Merida ist Stand der Technik im XC und das leichtest-mögliche Design.
# Priorität Leichtbau: Der Eingelenker mit mehrgelenkiger Abstützung am Merida ist Stand der Technik im XC und das leichtest-mögliche Design.
Priorität Funktion: Der Ghost TractionLink-Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt und zwei kurzen, gleichläufig rotierenden Hebeln soll sich durch Funktionalität abheben. Das Gewicht ist konstruktionsbedingt höher.
# Priorität Funktion: Der Ghost TractionLink-Hinterbau mit virtuellem Drehpunkt und zwei kurzen, gleichläufig rotierenden Hebeln soll sich durch Funktionalität abheben. Das Gewicht ist konstruktionsbedingt höher.

Woher kommt also der Gewichtsunterschied? Ghost verrät zwar das Gewicht des eigenen Rahmens hartnäckig nicht (und wir haben ihn auch nicht demontiert, um alles zu wiegen), doch daran wird das Mehrgewicht von gut 600 g gegenüber dem Merida und über 1,3 kg gegenüber Trek Supercaliber und Specialized Epic kaum liegen. Zwar ist der Hinterbau konstruktionsbedingt schwerer als der des Merida. Doch die eigentliche Differenz begründet sich in den Details der Ausstattung. Ghost verfolgt beim Lector FS auch in der World Cup-Ausstattung einen etwas anderen Ansatz.

Zwei Flaschenhalter und eine Werkzeugaufnahme platziert Merida im Rahmendreieck...
# Zwei Flaschenhalter und eine Werkzeugaufnahme platziert Merida im Rahmendreieck...
... bei Ghost muss man sich mit "nur" zwei Flaschen zufriedengeben. Dafür steckt das Werkzeug direkt im Lenker.
# ... bei Ghost muss man sich mit "nur" zwei Flaschen zufriedengeben. Dafür steckt das Werkzeug direkt im Lenker.

Das beginnt bei den 120 mm Federweg, die es ab Größe M mitbringt. Das alleine wiegt zwar nichts, doch zeigt es, wo es hingehen soll. Gewichtstechnisch drücken nämlich die im Lenker versteckten SmartTube-Werkzeuge sowie die Reifeneinlagen gegen Durchschläge empfindlich auf die Waage. In Verbindung mit dem schwereren Hinterbau und nicht zuletzt auch dem einfach längeren und höheren Rahmen an sich kommt so das Mehrgewicht zustande.

Die Shimano XTR am Merida sticht im direkten Vergleich die SRAM XX1 Eagle AXS am Ghost
# Die Shimano XTR am Merida sticht im direkten Vergleich die SRAM XX1 Eagle AXS am Ghost - doch das Rennen wird hier auf höchstem Niveau ausgefochten

Doch ist es das wert? Hierzu geht es ab auf den Trail, wobei wir bei den wichtigsten Ausfahrten dieses Tests die Räder jeweils hintereinander auf identischer Strecke gefahren sind.

Auf dem Trail

Bergauf, bergauf – immer weiter und immer schneller. Wenn es eine Fahrtrichtung gibt, für die XC-Bikes gemacht sind, dann ist es der Uphill. Im Vergleich lässt das Merida dem Ghost hier keine Chance. Mit seiner sehr tiefen Front und der leicht gestreckten Sitzposition (vorausgesetzt der Sattel ist ganz nach vorne geschoben) sowie dem geringen Gewicht stürmt es ab der ersten Pedalumdrehung gierig voran. Kurze Anstiege verschwinden so komplett, längere verlieren ihren Schrecken. Technische Kletterei unterstützt der Hinterbau mit viel Traktion, könnte jedoch zugunsten des Sitzwinkels und der Tretlagerhöhe noch etwas linearer arbeiten. Ein leichter Durchhänger im mittleren Federwegsbereich kostet die Bestnote.

Ganz anders zeigt sich das Ghost. Mit positiv steigendem, kurzen Vorbau sowie ohnehin schon hohem Stack sitze ich hier trotz sehr langem Reach aufrechter. Das Setback der Eightpins-Sattelstütze verlagert den Schwerpunkt ungünstig nach hinten. Da hilft es nicht, dass der Hinterbau ausgesprochen antriebsneutral arbeitet. Im wahrsten Sinne des Wortes kommt dann noch das höhere Gewicht erschwerend hinzu. Und in engen, verwinkelten Streckenabschnitten ist das Rad gefühlt eine Nummer zu lang und fühlt sich sperrig an. Kurzum: keine Chance für das Ghost im Uphill-Duell.

Wer gewinnt den Uphill auf die Priener Hütte?
# Wer gewinnt den Uphill auf die Priener Hütte?
Lange Uphills sind mit keinem der Bikes ein Problem …
# Lange Uphills sind mit keinem der Bikes ein Problem …
… doch das Ghost kann mit dem Merida nicht ganz mithalten
# … doch das Ghost kann mit dem Merida nicht ganz mithalten
Bergauf ist das Merida Ninety-Six RC in seinem Element
# Bergauf ist das Merida Ninety-Six RC in seinem Element - die tiefe Front in Verbindung mit der zentralen Sitzposition und dem niedrigen Gewicht zahlen sich aus. Lediglich der Hinterbau könnte im mittleren Federwegsbereich weniger stark durchsacken.

Bergab wendet sich das Blatt. Während das Merida sich mit besonders tiefer Front auch trotz abgeflachtem Lenkwinkel und gewachsenen Reach als konventionelles XC-Rad offenbart, geht das Ghost in die Vollen und zieht die Vorzüge seiner Ausstattung. Es verträgt mit seinen Reifen-Inserts weniger Reifendruck und federt an Front und Heck souveräner. So bietet es mehr Traktion und Fahrstabilität, was unmittelbar zu einem höheren Tempo führt.

Die Grenze setzen dabei trotz Einlagen wie so oft die Reifen. Voraussetzung ist jedoch, dass man mit viel Last auf dem Vorderrad fährt und das Rad aktiv und mit Nachdruck bewegt. Sonst geht einem schneller die Traktion aus, als einem lieb ist. Kurzum: ein doch spürbarer Vorteil für das Ghost im Downhill.

Und in der Ebene? Da fühlen sich beide Räder gut an, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Das Ghost kann bei aktiver (und kraftintensiver) Fahrweise sehr dynamisch bewegt werden. Das Merida ist von sich aus agiler unterwegs. Welches Rad macht dabei mehr Spaß? Es ist schon beeindruckend, was der Hinterbau des Ghost leisten kann. Doch es ist für mich etwas zu lang und auch zu hoch, wodurch es relativ sperrig zu bewegen ist – oder weit überdurchschnittlich viel Körpereinsatz erfordert. Ganz anders das Merida. Hat man sich einmal an die tiefe Front gewöhnt, ist es denkbar einfach, mit diesem Bike schnell zu fahren. Das macht Spaß.

Downhill bei herausfordernden Bedingungen? Das ist mit dem Merida so eine Sache
# Downhill bei herausfordernden Bedingungen? Das ist mit dem Merida so eine Sache - insbesondere, wenn wie an unserem Testrad die Front maximal tief montiert ist und gar nicht erst Spacer zur geringfügigen Anpassung angeboten werden
Das Ghost mag es schnell und technisch, zumindest aus der Perspektive eines XC-Bikes
# Das Ghost mag es schnell und technisch, zumindest aus der Perspektive eines XC-Bikes - bei Bedingungen wie diesen kann es das Merida mit Laufruhe und Traktion klar distanzieren.

Tops & Flops

  • Shimano XTR Schaltung und Bremse Ob nun die XTR oder aber eine XX1 Eagle AXS besser schaltet sei dahingestellt und ist vermutlich am Ende des Tages wirklich Geschmacksache. Doch die aktuelle Shimano XTR-Schaltung sowie die zugehörige Bremse haben auch in diesem Test einmal mehr überzeugen können. Gerade von der SRAM Level Ultimate als direkter Wettbewerberin können wir das nicht behaupten.
  • Eightpins Sattelstütze Dass eine mechanisch verriegelte Stütze unter Last schwer zu entriegeln ist, kann man nachvollziehen. Das bedeutet: Die Stütze muss auch zum Versenken entlastet werden – ansonsten steigt die Bedienkraft ins Unermessliche.
  • Ghost Hinterbau Der Ghost TractionLink funktioniert richtig gut. Antriebsneutral und effizient, mit guter Traktion bergauf und ebenso bergab. Der Aufwand lohnt sich und ist das theoretische Mehrgewicht in meinen Augen wert.
  • Merida Geometrie Behutsam weiterentwickelt, ohne in die Extreme zu gehen. Die Geometrie am Merida ist gelungen, denn es fühlt sich noch schnell und spritzig wie ein XC-Rad an und versucht gar nicht erst, Enduro zu spielen. Kann es mit den Reifen und Federelementen ohnehin nicht.
  • Ghost SuperFit-Geometrie Ghost verspricht mit der SuperFit-Geometrie für jede Körpergröße das gleich gut aufgehende Fahrgefühl. Ich kenne nur meine eine Größe, und in der war mir das Ghost gefühlt zu groß. Zumindest verglichen mit meinen Gewohnheiten. Daran hat sich auch im Laufe des Tests nichts verändert, zumal der Größenratgeber bei Ghost mir sogar fast ein L nahelegen würde. Ich hätte eher Lust, das S auszuprobieren.
  • Kettenstrebenschutz Eigentlich ein Thema, das längst gelöst sein sollte. Doch sowohl bei Ghost als auch bei Merida löste sich bereits nach wenigen Wochen und noch weniger Reinigungen der Kettenstrebenschutz. Knapp 8.000 oder sogar in Richtung 9.000 € sollen die Räder kosten, doch an diesem Cent-Artikel stört sich der Endkunde.
  • Merida Leitungsführung am Steuerrohr Gut gedacht ist nicht immer gut gemacht. Die Integration am Cockpit ist derzeit ein ganz eigener Trend. Merida führt die Leitungen am Steuerrohr unter dem Vorbau in den Steuersatz. Das sieht an sich gut aus, hat jedoch zwei nicht unerhebliche Nachteile. Einerseits zerkratzen die Leitungen, was langfristig zu Ausfällen und Defekten führen kann. Viel störender und ab dem ersten Moment spürbar ist jedoch, dass die Kraft zur Verformung der Leitungen in der Lenkung spürbar ist. Das hat es früher nicht gegeben und ist definitiv kein Feature, sondern eher ein Fail.

Fazit: Ghost Lector FS World Cup vs. Merida Ninety-Six RC 9000

Sowohl das Ghost Lector FS als auch das Merida Ninety-Six RC sind in der jüngsten Überarbeitung wettbewerbsfähige Cross Country-Bikes im oberen Preissegment. Die Evolution bei Merida hat dazu geführt, dass das Ninety-Six ein hervorragender Allrounder für schnelle Sprints und lange Marathons ist. Es lässt sich einfach schnell fahren und zeigt sich gut durchdacht. Lediglich sein Hinterbau könnte noch etwas linearer arbeiten und alle Nicht-Rennfahrer freuen sich über ein bis zwei kleine Spacer unter dem Vorbau.

Im Vergleich dazu bläst Ghost zur Revolution. Das Lector FS hat in der getesteten Ausstattung beeindruckendes Abfahrtspotential, zahlt dafür jedoch mit hoher Front und hohem Gewicht im Uphill. Die Geometrie muss man mögen und daher vor allem testen - für mich hat Ghost es beim Thema SuperFit im Moment einen Schritt zu weit getrieben. So geht am Ende das Merida Ninety-Six RC als Sieger aus diesem XC-Duell hervor.

Wer setzt sich am Ende durch? Als ausgewogeneres, schnelleres XC-Bike lässt das Merida Ninety-Six RC 9000 dem Ghost Lector FS World Cup keine Chance
# Wer setzt sich am Ende durch? Als ausgewogeneres, schnelleres XC-Bike lässt das Merida Ninety-Six RC 9000 dem Ghost Lector FS World Cup keine Chance - während das Lector noch etwas nach der Definition des eigenen Einsatzbereiches sucht und eine sehr leistungsfähige Basis bereitstellt, leistet sich das Merida keine echten Schwächen und macht das Rennen!

Zum Test: Merida Ninety-Six RC 9000

Das Merida Ninety-Six RC 9000 fühlt sich beim ersten Aufsitzen direkt nach einem klassischen Renngerät an. Die Sitzposition stimmt und ist der Ausgangspunkt, um mit der zeitgemäßen Geometrie Tempo zu machen. Bergauf klettert es mit sehr tiefer Front und traktionsstarkem Hinterbau willig. Leider wippt der Hinterbau etwas zu sehr und leistet sich einen kleinen Durchsacker im mittleren Federwegsbereich. Bergab können Geometrie und Fahrwerk überzeugen, solange es nicht zu technisch wird. Wird es wilder und schneller, erfordern die tiefe Front und der knappe Federweg eine kundige Hand am Lenker. Die Ausstattung am Topmodell ist wie zu erwarten durchweg hochwertig und leicht, wird jedoch auch mit einem stolzen Preis erkauft.

Artikelbild

Pro / Contra

zum Test

Pro

  • rennorientierte Geometrie mit ausgewogener Sitzposition und sehr guter Balance
  • traktionsstarker Hinterbau
  • hochwertige Ausstattung

Contra

  • leicht wippender Hinterbau mit kleinem Durchhänger im mittleren Federwegsbereich
  • integrierte Leitungsführung scheuert am Steuersatz
  • hoher Preis

Zum vollständigen Artikel: Merida Ninety-Six Test

Zum Test: Ghost Lector FS World Cup

XC-World Cup, Down Country oder leichtes Trail-Bike? Das Ghost Lector FS springt je nach Ausstattung und Setup zwischen den Kategorien. Seine außergewöhnlich lange Geometrie sucht im Wettbewerb seinesgleichen und mit dem leistungsfähigen TractionLink-Hinterbau mit 120 mm Federweg und abfahrtsorientierten Ausstattungsdetails zeigt es den Weg hin zu einer neuen, technisch anspruchsvolleren Definition von Cross Country. Das alles schlägt jedoch aufs Gewicht, die Agilität und die Kletterfreudigkeit. Der Hinterbau hingegen weiß in jeder Situation zu überzeugen – ganz zu schweigen von der ansprechenden Optik. Der Preis ist ähnlich selbstbewusst wie die Geometrie, kann sich im Vergleich zur Konkurrenz jedoch sehen lassen.

Je nach angepeiltem Einsatzbereich sollte man sich überlegen, ob man nicht die ein oder andere Anpassung an der Ausstattung vornimmt. Die Bikes des World Cup-Teams zeigen, wie vielfältig das Ghost Lector FS aufgebaut werden kann. Mit schwereren Reifen und einem etwas dickeren Dämpfer hätte es definitiv das Zeug zu einem schnellen, langen Trail-Bike. Mit richtig tiefem Cockpit und konsequent auf Gewicht optimiertem Aufbau kann es, wie bewiesen, im World Cup mitfahren. So bleibt am Ende die Frage, was das Ghost Lector FS eigentlich sein will. Und ob einem seine Geometrie unter Umständen nicht doch eine Spur zu extrem ist. Probefahren wärmstens empfohlen!

Artikelbild

Pro / Contra

zum Test

Pro

  • XC-Race-Bike mit starkem Abfahrtsprofil
  • gelungene Balance bei hoher Geschwindigkeit
  • toller Hinterbau mit bestechender Effizienz bergauf und bergab

Contra

  • wenig Druck auf dem Vorderrad bei niedriger Geschwindigkeit und steilen Anstiegen
  • relativ gestreckte Sitzposition in Verbindung mit Eightpins-Sattelstütze
  • stolzer Aufpreis für die World Cup-Ausführung

Zum vollständigen Artikel: Ghost Lector Test

Progressiv oder radikal: Welchen Ansatz bevorzugst du im Cross Country?


So haben wir das Ghost Lector FS World Cup und das Merida Ninety-Six RC 9000 getestet:

Widrige Bedingungen beim Testauftakt am Schliersee
# Widrige Bedingungen beim Testauftakt am Schliersee - das Jahr 2021 ist wettertechnisch einfach nicht so richtig in Fahrt gekommen
Vergleichbare Bedingungen?
# Vergleichbare Bedingungen?
Faktisch ja, doch aussagekräftig nicht wirklich
# Faktisch ja, doch aussagekräftig nicht wirklich
Side-by-side Side-by-side
Zugegeben: Tests mit Fahrradanhänger sind nicht unbedingt typisch
# Zugegeben: Tests mit Fahrradanhänger sind nicht unbedingt typisch - doch sie sagen einiges über die Effizienz einer Sitzposition aus
So haben wir im Rahmen unseres Vergleichstests auch den Vergleichstest von neun Fahrradanhängern für Kinder abgewickelt
# So haben wir im Rahmen unseres Vergleichstests auch den Vergleichstest von neun Fahrradanhängern für Kinder abgewickelt
Dabei ging es zuweilen hoch und lang hinauf wie hier bei einem Hüttenwochenende auf die Prienerhütte
# Dabei ging es zuweilen hoch und lang hinauf wie hier bei einem Hüttenwochenende auf die Prienerhütte
Perfektes Marathongelände
# Perfektes Marathongelände - wäre da nicht der Anhänger am Heck, der massiv aufs Tempo drückt

Tester-Profil: Tobias Stahl
52 cm70 kg83 cm58 cm177 cm
Betriebswirt mit Hang zum Maschinenbau. Seit 2002 auf dem Mountainbike unterwegs ist er ein begeisterter Bergsportler, der von XC bis Enduro Spaß an allem hat, was sich aus Muskelkraft auf zwei Rädern anstellen lässt.
Fahrstil
Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
Ich fahre hauptsächlich
Trail, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
Gabel straff, Hinterbau effizient
Vorlieben bei der Geometrie
Mittellang und flach


Alle Artikel diese Vergleichstests zum Nachlesen:

  1. benutzerbild

    Deleted 283425

    dabei seit 12/2015

    Interessant wäre, in welchem modifizierten Zustand das Ghost in Anbetracht der deutlichen Bergabneigung jeweils im World Cup antritt.
    https://www.pinkbike.com/news/bike-...fs-race-bikes-albstadt-xc-world-cup-2021.html

    Fork RockShox Sid Ultimate (100mm of travel, 75psi and 9 clicks for closed)
    Shock: RockShox Sid Luxe Ultimate (180psi and 7 clicks from closed)
    Drivetrain: SRAM XX1 AXS
    Brakes: SRAM Level Ultimate (160/160mm rotors)
    Cockpit Bike Ahead Composites integrated bar and stem
    Wheels: Bike Ahead Composites Biturbo RS
    Tires: Maxxis Aspen ST 2.25 (1.1 & 1.3 bar with tire inserts)



    Fork: RockShox Sid Ultimate (35mm stanchions, 120mm of travel, 72psi and 9 clicks for closed)
    Shock: RockShox Sid Luxe Ultimate (185psi and 10 clicks from closed)
    Drivetrain: SRAM XX1 AXS
    Brakes: SRAM Level Ultimate (180/160mm rotors)
    Cockpit: Bike Ahead Composites bar and Tune Geiles Teil 4.0 stem
    Wheels: Bike Ahead Composites Biturbo RS
    Tires: Maxxis Aspen 2.25 (1.3 & 1.5 bar with tire inserts)
  2. benutzerbild

    matsch

    dabei seit 07/2003

    VPP muss nicht schwerer sein. 67° Lenkwinkel auch nicht. Steigende Front mit 67° auch nicht. Kombination von beiden auch nicht.
    Gibt entsprechend Material zu kaufen, ganz ohne spacer Turm.

    Und kannst du mir ein paar Modelle nennen, Danke
  3. benutzerbild

    Deleted 90623

    dabei seit 12/2015

    Intense oder Stoll oder Unno bspw

  4. benutzerbild

    matsch

    dabei seit 07/2003

    Ok, die günstigen Marken habe ich mir garnicht angesehen ;-)

  5. benutzerbild

    Deleted 90623

    dabei seit 12/2015

    Günstig ist immer relativ smilie das Intense ist sicher verhältnismäßig günstig

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