Grin One: Einen eigenen Bikerahmen zu bauen, war ein Jungendtraum von Philipp Brunn, dem Gründer von Grin Bikes. Die Wurzeln dazu wuchsen in seiner Heimat, im Bikeländ Eberbach am Neckar. Der Corona-Lockdown sollte die perfekte Gelegenheit für die Verwirklichung dieses Traums – und die Geburtsstunde des Grin One werden.
Philipp brachte mit seinen 20 Jahren Berufserfahrung in der Automobilindustrie seine grundlegenden Ideen zu „seinem“ Mountainbike zunächst auf Papier und begann dann mit der Konstruktion – zunächst am Rechner. Das Jahr 2022 sah die Geburtsstunde des ersten Grin-Prototyps, 2023 folgten dann drei Rahmengrößen, deren Testerinnen und Tester ihr Feedback an Philipp zurückspielen.
Grin One – Prototyp und Konzeptstudie
Dreimal steil: Das Grin One ist ein Mullet-Enduro mit 64,5° Lenkwinkel. Seine Geometrie ist prädestiniert für schnelle und steile Abfahrten im alpinen Gelände oder Bikepark. Jedoch hat das Bike Grin zufolge einen Sitzwinkel von sage und schreibe 78,5°. Das ist nicht nur verdammt steil – steiler als bei den meisten modernen Enduro-Bikes –, durch den fehlenden Knick im kurzen Sitzrohr (420 mm in Rahmengröße M) sollen hier Sattelstützen von bis zu 240 mm Hub Platz finden. Durch die daraus resultierende, vorlastige Sitzposition sollen auch waghalsigste Kletterpartien mit dem Grin One möglich werden. Und damit Uphill auch antriebsseitig Spaß macht, ist das Kettenblatt der Wahl bei Philipp ein 26er – so soll es nicht nur kürzere Gänge geben, sondern überdies einen maßgeblichen Zugewinn an Bodenfreiheit in technischem Gelände.
Für sein Serienbike plant Phil eine Freigabe nach ASTM Kategorie 5 und verspricht eine progressive Dämpfer-Übersetzung und Nutzbarkeit mit Luft- oder Coildämpfern nach Belieben. Das Exponat für die Craft Bike Days soll mit seiner leichten Maxxis Exo/Exo+ Bereifung lediglich 14,0 kg auf die Waage bringen – verzichtet dabei jedoch konsequent auf die Verwendung jeglicher Komponenten aus Carbon. Das Bike steht auf Newmen Evolution-Laufrädern und einem Anyrace-gepimpten Rockshox-Fahrwerk. Eine OneUp Dropper V2 mit 210 mm Hub (in Rahmengröße M) liefert den Beweis enormer Einbaulänge und geschaltet wird mit einer mechanischen GX Eagle mit UDH-Standard auf einer Garbaruk-Kassette.
Interview
MTB-News: Wir stehen jetzt hier mit Phil von Grin Bikes. Was hast du für uns mitgebracht?
Phillipp Brunn: Ihr seht hier den zweiten Prototyp von Grin Bikes. Das Bike ist das „One“ – unser erstes Bike, ein Enduro. Ich habe darauf geachtet, dass es eine moderne Enduro-Geometrie hat, damit es im Downhill gut funktioniert. Weil wir aber viel technische, alpine Trails fahren, haben wir geschaut, dass es im Uphill auch gut geht, also einen steilen Sitzwinkel hat: In das gerade Sitzrohr kannst du einen 240 mm Dropper komplett versenken. Und ich hab ein 26er-Kettenblatt dran; da lachen viele drüber, aber für steile Uphills ist das mega: Du kannst extrem steile Sachen noch gut treten. In langsamen Passagen, wo du keine Airtime hast, hast du eine vergrößerte Bodenfreiheit und bleibst wenig hängen.
Was gibt es sonst noch für Besonderheiten? Hast du noch ein paar Highlights?
Unbedingt die Uphill-Downhill-Kombi. Ich habe versucht, darauf zu achten, ein Bike zu entwerfen, das alles hat, was du brauchst, zum Spaß haben auf dem Trail, aber gleichzeitig auch auf keinen Fall mehr als dafür notwendig hineinzupacken. So hast du eine ausgezeichnete Kombi aus geringem Gewicht und enormer Robustheit. Der Rahmen ist aktuell bei 3,2–3,3 kg ohne Dämpfer. Mal sehen, wo es sich hinentwickelt, mit Betriebsfestigkeit, Robustheit und so weiter. Das werden wir in den nächsten Schritten sehen.
Momentan bist du ziemlich leicht im Komplettaufbau. Du hattest vorhin erzählt, du bist etwas über 14 kg, so wie es hier steht?
Ja, genau. Das ist aber so eher für alpine Trails ausgestattet, mit vorn einem Exo und hinten einem Exo+ Reifen von Maxxis. Wenn du am Reschen oder Bikepark fährst, musst du eine entsprechend robuste Bereifung draufpacken, bist aber damit immer noch deutlich unter 15 kg.
Wenn man sich Grin als Firma anschaut, bist du aktuell noch allein?
Stimmt. Ich mache viel von zu Hause aus und habe Support von Freunden und Menschen, die sich mit Bikes gut auskennen: Ingo Müller aus Karlsruhe hat die Rahmen geschweißt. Anyrace hilft mir mit Gabel und Dämpfer. Da haben wir an den Settings und dem Tune gearbeitet.
Grundsätzlich willst du die Fahrräder irgendwann verkaufen – wie geht’s weiter?
Ich bin im CAD schon einen guten Schritt weiter als das, was ihr hier gerade seht: Dieser Prototyp ist gefräst im Januar dieses Jahres. Die nächste Generation Prototypen will ich für Mitte 2024 haben. Dann mit Feedback von Leuten, die ich zum Beispiel hier kennenlerne. Andere Rohre, noch ein wenig weiterentwickeln, dass alles noch mehr refined wird. Und dann potenziell Serienbikes für Anfang 2025.
Und reden wir dann von Enduro- oder Trail-Aufbauten?
Enduro hauptsächlich!
Abschließende Frage: Was ist deine nächste Bike-Ausfahrt?
Meine Mutter hat Geburtstag. Ich komme aus Eberbach: Geile Trails, geiles Projekt. Ich war da fahren: viel steiles Zeug! Respekt, was sie da gebaut haben! Da bin ich nächstes Wochenende, ein bisschen Spaß haben.
Das hört sich gut an. Danke, Philipp.
Ciao, danke!
Mehr Informationen zum Grin One und den Machern gibt es hier: www.grin-bikes.de
Was sagst du zum Alu-Enduro-Prototyp Grin One?
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